Renner | Der Müllner-Peter von Sachrang | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 528 Seiten

Reihe: Historische Romane

Renner Der Müllner-Peter von Sachrang


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-475-54239-8
Verlag: Rosenheimer Verlagshaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1, 528 Seiten

Reihe: Historische Romane

ISBN: 978-3-475-54239-8
Verlag: Rosenheimer Verlagshaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Müllner-Peter von Sachrang ist eine Legende. Er war Arzt, Apotheker und ein ausgezeichneter Musiker, dessen Werke heute noch gespielt werden. In dem kleinen Dorf im Aschauer Tal an der Grenze zwischen Bayern und Tirol erlebt er die napoleonische Besatzung. Als junger Mann soll er Priester werden. Er entschließt sich gegen diesen Weg und bringt damit die ganze Gemeinde gegen sich auf. Aber stets hilft ihm seine Begabung einen Weg in die Herzen der Menschen zu finden. Ebenso schwer hat er es mit der Frau an seiner Seite. Die dickköpfige Maria Hell weigert sich jemals zu heiraten, da sie den Männern nicht traut. Sie wird Schreinerin, verkleidet sich als Mann und arbeitet jahrelang unerkannt in einem Kloster. Doch immer wieder kreuzen sich ihre und Peters Wege ...

Der in Eichwald im böhmischen Erzgebirge geborene Carl Oskar Renner absolvierte das humanistische Gymnasium bei den Jesuiten in Mariaschein. Anschließend studierte er an verschiedenen Universitäten Philosophie und Theologie. Nach dem Krieg kam er nach Bayern, wo er verschiedenen Beschäftigungen nachging, bevor er schließlich als Gymnasiallehrer seinen endgültigen Beruf fand. Er wurde unter anderem mit dem Sudetendeutschen Literaturpreis, dem Poetentaler der Münchner Turmschreiber und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

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Die von Lilien
Das Haus mit der schweren eichenen Wappentür und dem kupfernen Türklopfer am Viktualienmarkt in München steht heute nicht mehr. Damals, als es noch stand – im Jahr 1785 –, zählte es mit zu den schönsten der Stadt. Kein Wunder: Es gehörte dem Baronengeschlecht von Lilien. In jenem Jahr nun, einen Tag nach dem Todessprung der Fanny von Ickstatt aus dem obersten Fenster des Nordturmes der Frauenkirche, betraten ein Jesuit und ein neunzehnjähriger Student das beschriebene Haus mit der Wappentür. Während sie sachte auf der breiten knarrenden Treppe empor stiegen, sagte der Pater: »Ich möchte dir noch raten, nicht gar so maulfaul zu sein, wenn dich die Baronin rufen wird; es macht sonst une mauvaise impression.« »Ich will mich bemühen, Pater!«, entgegnete der junge Mann. »Na aber selbstverständlich! Du wartest im Vorzimmer, derweil werde ich die Sache mit der Herrschaft vorbesprechen.« So betraten sie das Vorzimmer. Auf den Zeigern der marmornen Kaminuhr spiegelte sich die hereinstrahlende Morgensonne. Aus der gegenüberliegenden Tür trat ein Mädchen heraus: »Ah, bonjour, Père Massart!« »Bonjour, Demoiselle!«, antwortete der Jesuit. »Sind die Herrschaften schon wach?« »Exzellenz sind von der gestrigen Jagd noch nicht zurückgekehrt.« »Schade!« »Herr Pater werden von der gnädigen Frau Baronin erwartet. Darf ich melden?« »Bitte!« Das Mädchen, gekleidet wie ein Ritterfräulein, huschte zurück. Pater Massart legte seinem Schützling die Hand auf den Arm: »Also, Peter, etwas mehr Esprit, hm?« »Ja, Pater!« »Ja, Pater!«, wiederholte der andere mit fast vorwurfsvollem Ton in der Stimme und fuhr fort: »Warum denn alles so hölzern? Bist wie einer von des Preußen-Friedrichs Langen Kerlen. Fehlte nur noch, dass du strammstehst …« »Die gnädigste Frau Baronin lässt bitten!« Das Mädchen sprach’s und wandte sich mit artiger Verbeugung zur Seite. Dann schloss sich die Tür. Der junge Mann stand allein im Vorzimmer. Drinnen aber begann ein Gespräch, das der damaligen Zeit entsprechend in den hohen Gesellschaftskreisen halb französisch geführt wurde. Zudem besaß Frau Baronin von Lilien das oft beneidete Talent, über Nichtigkeiten mit der verschwenderischen Wichtigkeit von Staatsaktionen zu sprechen. »Oh la la, quelle surprise, mon reverend Père Massart!« »Je vous salue très affectueusement, gnädigste Frau Baronin! Darf ich nach dem werten Befinden fragen?« »Ça va, mon reverend, man ist zufrieden! Die leidigen Umständ’ rechnet man eben nicht mit!« »Leidige Umständ’? Ich habe doch recht gehört?« »Ja, stellen Sie sich vor, der Skandal, die Schande!« »Oh!« »Dass uns die Ickstatt so was antun konnte! Non, non, non, c’est abominable!« »Gnädigste Frau Baronin reden in Enigmen; die Ickstatt? Mademoiselle Fanny von Ickstatt?« »Mais oui, die Fanny! Stürzt sie sich doch gestern von der Frauenkirche herunter. Natürlich tot! Und dabei steht ihre Familie unserem Hause nahe. Oh mon dieu! Welche Schande! Non, non, non!« »Selbstmord? Weiß man die Ursache?« »Besser, man erführe sie nicht! Oh, die Schande würde nur noch schändlicher! Aber entre nous …« Dem Jesuiten wurde dieser Diskurs ungemütlich. Darum setzte er der eben begonnenen Lüftung des Geheimnisses mit hartem Ausdruck einen Schlusspunkt: »Ich verstehe – Also, Frau Baronin, ich bin gekommen …« Die redefreudige Dame begriff – zum Teil, denn sie fiel dem Pater ins Wort: »Oh mille fois pardon, mon Père, ich ließ Sie zu uns bitten und nun belästige ich Sie mit solchen Dingen! Aber die Ickstatt hat mich vollkommen derangiert, vollkommen, vollkommen! Imaginez-vous die Schande, wenn unter den Trauerschleifen auch das Wappen des Barons von Lilien, unser Wappen, erscheint! Unausdenkbar, mon tres reverend Père, unausdenkbar!« Mit würdevoll kalter Miene erwiderte der Jesuit: »Das arme Fräulein! Möge ihr der Herr ein milder Richter sein!« Die Baronin fühlte sich durch diese abermalige Abweisung verletzt: »Ja, lassen wir das!« Dann holte sie tief Atem. Nun begann der Jesuit mit sachlicher Ruhe: »Baronin, ich habe also unter unseren Rhetorikern herumgeschaut. Ich glaube, den besten Korrepetitor für den jungen Herrn Sohn gefunden zu haben. Er ist neunzehn Jahre alt, möchte vielleicht Priester werden, heißt Peter Huber.« »Doch wohl nicht ein Bürgerlicher!« »Madame, ich habe diesen Einwand erwartet.« Die Baronin verschränkte die Arme über der Brust und neigte den Kopf nieder, sodass ihr Doppelkinn glänzend über der Halskrause erschien: »Aber, Pater, ich kann doch unseren Sohn, einen von Lilien, nicht in die Hände eines Bürgerlichen geben! Das können wir doch nicht! Was würde man von dem Hause Lilien halten! Ein Bürgerlicher, oh non, non, non!« Der Jesuit ließ sich in seiner Ruhe nicht stören: »Der junge Mann vereinigt in sich die Vorzüge eines feinen Charakters mit denen eines genialen Geistes. Außerdem spricht er Französisch, Englisch und Italienisch, und seine Manieren sind ohne Tadel.« Gequält erwiderte die Frau: »Das Letztere versöhnt.« »Eh bien, ich habe mir erlaubt ihn vorzustellen. Wenn Madame gütigst befehlen wollen?« Die Baronin rief dem Mädchen ins Nebenzimmer zu, dass Monsieur kommen möge und fragte den Jesuiten: »Wie heißt er gleich?« »Huber, Madame, Peter Huber.« Spöttisch verzog sie den Mund: »Ah mon dieu, Huber, Huber, jeder zweite Domestique heißt Huber!« Weiter kam sie nicht, denn dieser trat jetzt ein, neigte sich über die dargebotene Hand, wobei ihm das dunkle Haar an den Schläfen hereinfiel, und sagte mit klarem Ausdruck: »Ich küsse die Hand, gnädigste Frau Baronin!«, indem er einen Handkuss andeutete. Madame war vom ersten Eindruck nicht unbefriedigt. Peter Huber fuhr fort: »Pater Massart führte mich in das Haus derer von Lilien; er wird für mich sprechen, Frau Baronin!« Spitzig und mit etwas hochgezogener Nase meinte die Frau: »Ist Er ein Bürgerlicher?« »Ja, Madame! Peter Huber.« »Hat Er vielleicht in seiner Bekanntschaft oder Verwandtschaft einen Adligen?« »Nein, Madame!« »C’est domage, das ist schade!« Peter Huber empfand diese Bemerkung wie einen Schlag ins Gesicht. Er biss die Zähne aufeinander, dass man auf seinen Wangen die Kaumuskeln spielen sah, und schwieg. »Warum antwortet Er nicht?« »Ich danke, Madame!« Fistelnd und die Beleidigte markierend, rief die Baronin: »Wieso dankt Er?« Ruhig und aufrecht stand der junge Mann da, kniff die Augen ein wenig zusammen und erwiderte: »Der Mann, den eine Dame grundlos beleidigt, dankt und geht!« Er verneigte sich wieder und wandte sich der Tür zu. »Oh la la, das ist sogar eingebildet!«, keifte ihm die Baronin nach, während der Jesuit, bloßgestellt, ihm nachging und auf ihn einredete: »Peter, du wirst doch einen Spaß verstehen! Bedenke …« Da tat sich die Tür auf. Lautes Männerlachen und Mädchengekicher und schwere Schritte drangen aus dem Vorzimmer. Der Baron trat ein. »Guten Morgen, meine Herrschaften! Ja zum Kuckuck! Hat sich die Baronin einen jungen Mann bestellt? Und den Beichtvater gleich dazu? Hahaha!« Während sich der Jesuit und Peter Huber tief verbeugten, antwortete die Frau: »Wie kann man so reden, Baron von Lilien! So gewöhnlich, Baron von Lilien!« Nun betrat die ganze Jagdgesellschaft das Zimmer, der Junker und das Fräulein mit lachenden Gesichtern, die der kühle Morgen und der gute Frühtrunk frisch gerötet hatten. »Setzt euch nieder. Kinder, setzt euch nieder!«, sagte der Baron. »Catharine, lass Wein bringen! Meine Kehle, pfui Teufel, ist wie eine rostige Säbelscheide!« Während das Zimmermädchen diesem Auftrag nachkam, drängte sich die Baronin an ihren Gemahl und flüsterte: »Baron von Lilien, ich bitte! Wir haben Leute!« »Aber was, teure Gesponsin, der Jesuit ist gewiss kein Kostverächter. Und Er, junger Mann, komm Er her, Er gefällt mir! Was will Er?« Peter trat näher; alle sahen ihn an und schwiegen. »Exzellenz, ich war als Korrepetitor für Ihren Herrn Sohn vorgesehen.« »Ausgezeichnet! Stramme Kerle mag ich gern um mich haben. Er bleibt! Kann Er schießen?« – »Ja, Exzellenz!« – »Wieso? Woher ist Er?« – »Von Sachrang im Gebirg, Exzellenz!« – »Ja, dort sind die Wilddiebe daheim. Ganz ausgezeichnet! Baronin, der einzig richtige Korrepetitor! Hat ihn unser Borgias schon gesehen?« »Aber, lieber Baron …« »Kein Aber! Weiß schon, was dein Hemmschuh ist. – Junger Mann, wie heißt Er? Heißt Er vielleicht Oberhuber oder Hinterhuber?« »Mit Verlaub, Exzellenz: Peter Huber.« »Na, da haben wir’s ja! – Pater Massart, kann er was, dieser Peter Huber?« »Halten zu Gnaden, Exzellenz, Huber rechtfertigt unsere schönsten Hoffnungen.« »Also, teure Baronin, er kann was! Schießen kann er, Latein und Griechisch kann er; versteht Er vielleicht auch was von Musik, Peter Huber aus...



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