Reifenberg | Stay Alive | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reifenberg Stay Alive

Das ist kein Spiel
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96129-341-4
Verlag: Karibu – ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Das ist kein Spiel

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-96129-341-4
Verlag: Karibu – ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Spiel ohne LimitMit mehr als einer Milliarde Spielerinnen und Spielern weltweit ist Seven Souls mehr als nur ein Spiel. Wer mitmacht, wird rund um den Globus zum Star. Wer gewinnt, wird sagenhaft reich. Voraussetzung ist, dass man überlebt. Hunter, Jaden, Joey, Rebel und Maggie haben es geschafft: Sie zählen zu den wenigen Gamern, die Seven Souls bis zum Ende durchgespielt haben. Nun soll das Spiel in der Realität weitergehen – auf einer einsamen Insel. Doch dann gerät plötzlich alles außer Kontrolle ...„Herr der Fliegen“ meets „Lost“ – der Erfolgsautor Frank Maria Reifenberg stellt die Teilnehmenden vor eine schwierige Entscheidung: Werden sie zusammenarbeiten, um die Herausforderungen der Insel zu meistern, oder kämpft jeder für sich selbst?
Reifenberg Stay Alive jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Maggie


Der Stress mit der Punkerin setzt Maggie zu. Sie ist am Abend einfach kurz nach der Punkerin gegangen. Das Spiel ist eigentlich nicht ihre Sache, das merkt sie immer mehr. Aber sie müssen rund um die Uhr am Ball bleiben. Jede Pause wirft einen zurück, weil die künstliche Intelligenz, die hinter dem Ganzen steckt, jede Spielfigur einfach im Auto-Modus weiterlaufen lässt, mit reduzierten Fähigkeiten, aber ständig in Gefahr, von anderen rausgekickt zu werden. Wenn man dann nach einer längeren Pause zurückkehrt, findet man sich vielleicht in einem völlig anderen Set wieder und muss sich aus irgendeiner Sklaverei oder einer Gefangenschaft herausarbeiten.

Hunter hat sie ziemlich angepflaumt, aber sie brauchte die Pause.

Maggie weiß, dass die anderen sie für eine verwöhnte Tussi halten. Und sie weiß auch, dass sie nur dabei sein darf, weil ihre Eltern Geld haben. Ziemlich viel Geld. Die Laptops hat Maggie besorgt, dafür ist sie ihnen gut, auch wenn jetzt alle über die Geräte herziehen. Sie hat ein Gespräch zwischen Joey und Hunter belauscht, in dem es genau darum ging.

»Wir müssen ein paar Sachen vorfinanzieren«, hatte Hunter gesagt. »Da ist es besser, wenn nicht alle aus dem letzten Loch pfeifen.«

Das tun die anderen vier tatsächlich. Sie sind dauerpleite.

Hunter hat gar keine Familie, außer diesen Onkel, von dem niemand weiß, ob er wirklich sein Onkel ist. Die Leute in seiner Wohngruppe vom Jugendamt betrachtet er auch nicht als Familie, obwohl sie ihm das dort immer einreden wollen. Rebels Eltern schuften sich seit ihrer Flucht aus Vietnam in ihrem Imbiss ab und kommen trotzdem nie auf einen grünen Zweig. Joeys Mutter arbeitet zwar beim Finanzamt, aber nach der Scheidung bleibt am Ende des Monats kaum etwas übrig. Und Jadens Vater schickt das meiste Geld, das er mit seinen vielen Jobs verdient, in die Heimat nach Bosnien, während Jaden das, was ihm bleibt, eisern spart.

Maggie darf nicht darüber reden, für was er spart. Er hat es ihr einmal anvertraut, weil sie ihn gesehen hat, als er aus der Beratungsstelle kam. Er hat versucht, sich rauszureden, von einem Referat für die Schule geschwafelt und dass er dafür recherchiert habe.

Wenn Jaden etwas nicht kann, dann ist das lügen. Und wenn Maggie etwas kann, dann ist es hartnäckig sein. Außerdem hatte sie schon länger so eine Vermutung.

Was die Punkerin ihnen anbietet, ist kein Spielchen, das ist Maggie sofort klar. Natürlich poltern ihr augenblicklich Bedenken durch den Kopf, wie immer. Maggie ist die absolute Bedenkenträgerin. Man könnte ihr ein Schild mit dieser Bezeichnung anstecken, wenn man sie mit einem einzigen Wort beschreiben müsste. Damit ist sie der Gegenpol zu Hunter, der nie um irgendetwas besorgt ist.

Als die Punkerin wieder vor der Tür steht, schaut sie ihnen ein paar Minuten beim Spielen zu, was alle nervös macht.

»Was nun?«, fragt Hunter.

Die Punkerin nimmt die Füße von dem Beistelltischchen, setzt sich auf und kippt das Tischchen zur Seite, sodass alles auf den zerschlissenen Perserteppich fällt: eine leere Chips-Tüte, Kronkorken, ein kaputter Kopfhörer und ein paar Schmackos, die der Hund nicht mochte. Die Punkerin wischt einmal mit dem Ärmel über das Glas der Platte, erreicht damit aber nichts. Die Schmiere aus verschütteter Limonade, Pizzafett und Knabberzeug ist bereits angetrocknet.

»Wie könnt ihr in so einem Saustall leben?«, knurrt sie.

»Wir leben hier nicht, wir zocken«, sagt Joey.

Er breitet ein halbwegs sauberes Tuch, mit dem er die Monitore morgens abgewischt hat, über das Tischchen. Die Punkerin legt eine hölzerne Schatulle darauf und klappt sie auf. In den Innendeckel ist ein goldfarbenes Logo eingeprägt: das Symbol von Seven Souls. Zwei kleine durchsichtige Scheiben liegen darin. Sie haben einen Durchmesser von einem knappen Zentimeter. Allem Anschein nach sind es Kontaktlinsen.

»Ich sage es euch gleich: Mich interessiert die Kohle nicht. Den Gewinn, sofern ihr es wirklich schafft, könnt ihr behalten. Setzt euch irgendwo hin, mich macht das nervös, wenn ihr rumsteht und von einem Bein aufs andere tippelt wie Grundschüler, die mal müssen.«

Rebel und Hunter nehmen den zum Sofa passenden Sessel. Hunter setzt sich auf die Lehne und legt einen Arm um Rebel. Sie stößt ihn weg. »Lass das«, zischt sie.

Jaden und Joey bleiben auf ihren Plätzen an den Monitoren. Maggie ist die Einzige, die stehen bleibt. Sie lässt sich nicht gerne sagen, wo und wie sie rumhängen oder rumstehen soll. Die Punkerin wirft ihr einen Blick zu und zieht eine Augenbraue hoch. Maggie hält dem Blick stand.

»Hört mir genau zu. Ich habe keine Lust, alles zweimal zu erklären. Wenn auch nur ein Wörtchen von dem, was ich euch sage, nach draußen dringt, seid ihr dran. Das muss euch klar sein.«

Hunter holt Luft, aber Rebel legt die Hand auf sein Knie. Er schweigt.

»Also, die Auserwählten der ersten Challenge werden an einen unbekannten, völlig abgeschiedenen Ort gebracht und spielen dort weiter. So einfach ist das. Das, was ihr hier virtuell spielt, wird dort Wirklichkeit.«

Joey runzelt die Stirn. »Dann muss es eine Insel sein! Klar, oder?«

Jaden wird plötzlich hektisch. Er wühlt in den Schubladen eines Wandschranks herum, bis er einen zerfledderten Block und einen Stift findet. Eilig kritzelt er Buchstaben und Zeichen und kleine Skizzen darauf. In unglaublichem Tempo füllt er mehrere Seiten.

»Was machst du da?«, flüstert Maggie.

»Die Kammer … der Code … Wenn es eine Insel ist, spielt natürlich Wasser eine Rolle, ich Idiot! Die Elemente müssen …« Er beißt sich auf die Lippen und kritzelt immer schneller.

Joey beachtet Jadens Gekritzel nicht, sieht die Punkerin aber immer noch erwartungsvoll an.

Die Punkerin winkt ab. »Klar ist gar nichts, aber da alle mit einem Schiff hingebracht werden, könnte dieses Gerücht stimmen. Eines allerdings ist sicher: Dort geht es ums Ganze. Und falls ihr euch noch ans echte Leben erinnert, wisst ihr, dass man da keine Zusatz-Leben und keinen Bonus hierfür und dafür hat. Wenn du von einer Klippe stürzt und dir das Genick brichst – Exitus. Wenn du eine Giftschlange mit einer Blindschleiche verwechselst – Exitus.«

»Woher weiß sie das?«, flüstert Joey Rebel zu.

Maggie kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn sie hat begriffen, warum Joey nun so fassungslos aus der Wäsche guckt. Er hat in der zweiten Woche der Challenge eine von den sieben Seelen, die jeder im Spiel hat, verloren und wollte keinem erzählen, wie es passiert ist. Flora und Fauna waren noch nie sein Ding, und wahrscheinlich hatte es mit einer Schlange zu tun.

Aber wie kommt die Frau oder das Mädchen – Maggie ist sich unsicher, was ihr Alter angeht – an die Informationen? Woher hat sie die Kontaktlinsen und den restlichen Kram, den sie ihnen zeigt? Welche Ziele verfolgt sie? Was hat sie von der ganzen Sache, wenn es ihr nicht ums Geld geht?

Maggie weiß, dass Menschen, die sich nicht für Geld interessieren, gefährlicher sind als andere. Für Geld würde so mancher alles tun. Aber Geld ist immer nur das Mittel zum Zweck. Wem das Geld schnurzegal ist, der ist einen Schritt weiter. Der hat nur noch den Zweck im Auge, und dann geht es meistens um die wirklich fiesen Dinge.

Die Punkerin zwinkert Maggie zu, spricht dann aber schnell weiter. »Niemand weiß, wo dieser Ort ist, alles ist abgeschirmt, aber trotzdem ist die ganze Welt dabei.«

»Reality-TV«, sagt Rebel. »Kameras überall, und alle gucken zu, wie sich die Gamer zum Affen machen. Love Island und so.«

»Woher kennst du Love Island?«, fragt Jaden. »Ich denke, du verachtest Leute, die so etwas gucken?«

»Boah, ihr seid echt anstrengend«, sagt die Punkerin. »Ich wundere mich, dass ihr im Spiel so gut miteinander vorankommt. – Nein, es gibt keine Kameras und auch keine TV-Producer oder Redakteurinnen, nicht einmal jemanden, der euch euer Porridge anrührt.«

Jaden ernährt sich fast nur von solchem Haferschleim. Sie weiß wirklich alles, denkt Maggie.

»Die Spielerinnen und Spieler selbst sind die Kamera oder, besser gesagt, ihre Augen. Oder noch genauer: diese Kontaktlinsen in ihren Augen.« Sie zeigt auf die etwas größere der beiden runden Dinger in dem Kistchen. »Die linke Linse hat ein Mikrofon und einen Sender. Sehr leistungsstark, wenn ein Satellit von Milton Defense Industries es anpeilen kann. Da Milton drei davon besitzt, also immer.«

»Von MDI? Cool, die stellen den ganz heißen Scheiß her«, entfährt es Hunter. »Kann ich das ausprobieren?«

»Klar«, sagt die Punkerin.

Mit so etwas kriegt man Hunter, denkt Maggie. MDI ist einer der übelsten Rüstungskonzerne, so viel weiß sie. Vielleicht sollte sie doch noch aus diesem Spiel aussteigen.

Nach einigem Gewurstel ist die Linse endlich in Hunters rechtem Auge.

Die Punkerin zückt ihr Smartphone und tippt einen Code ein. »Der Empfang reicht so gerade eben.« Sie hält Hunter das Gerät vor die Nase.

»Das könnte ja auch die Kamera im Smartphone sein«, sagt Hunter.

Die Punkerin verdreht die Augen. Sie reicht es Maggie.

»Und?«, fragte sie.

»Wow«, flüstert Maggie.

Auf dem Display erscheint alles, was Hunter sieht. Hunter geht aus dem Zimmer, in die Küche, öffnet die Kühlschranktür.

»Was habe ich in der Hand?«, ruft er herüber.

Eine der Bockwürste, die am Vortag übrig geblieben sind.

Maggie hat so etwas bisher nur in Filmen...


Vogt, Helge
Helge Vogt wollte als Kind Paläontologe werden. Irgendwann wurde ihm klar, dass er die Dinosaurier und Monster lieber zeichnet. Jetzt macht er das beruflich. Seine Comicserie Alisik ist in Deutschland, Frankreich, den USA, Japan und Tschechien erschienen: www.trickwelt.com.

Reifenberg, Frank Maria
Frank Maria Reifenberg, geboren 1962, schreibt vor allem Kinder- und Jugend- sowie Drehbücher für Film und Fernsehen. Er hat bereits über 50 Romane veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Frank Maria Reifenberg wurde mehrmals mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet sowie für den deutsch-französischen Kinderbuchpreis und den Katholischen Kinderbuchpreis nominiert. Er engagiert sich besonders für die Leseförderung von Jungen. Seine Arbeit wurde u. a. durch die Filmstiftung NRW, den FilmFernsehFond Bayern, die Kunststiftung NRW, das Land NRW und das Luxemburgische Kulturministerium über Stipendien gefördert.

Frank Maria Reifenberg, geboren 1962, schreibt vor allem Kinder- und Jugend- sowie Drehbücher für Film und Fernsehen. Er hat bereits über 50 Romane veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Frank Maria Reifenberg wurde mehrmals mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet sowie für den deutsch-französischen Kinderbuchpreis und den Katholischen Kinderbuchpreis nominiert. Er engagiert sich besonders für die Leseförderung von Jungen. Seine Arbeit wurde u. a. durch die Filmstiftung NRW, den FilmFernsehFond Bayern, die Kunststiftung NRW, das Land NRW und das Luxemburgische Kulturministerium über Stipendien gefördert.Helge Vogt wollte als Kind Paläontologe werden. Irgendwann wurde ihm klar, dass er die Dinosaurier und Monster lieber zeichnet. Jetzt macht er das beruflich. Seine Comicserie Alisik ist in Deutschland, Frankreich, den USA, Japan und Tschechien erschienen: www.trickwelt.com.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.