Reid | The Logic of Kissing | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 460 Seiten

Reihe: Knitting in the City

Reid The Logic of Kissing

Roman
20001. Auflage 2020
ISBN: 978-3-95818-526-5
Verlag: Ullstein Forever
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 4, 460 Seiten

Reihe: Knitting in the City

ISBN: 978-3-95818-526-5
Verlag: Ullstein Forever
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sandra ist erfolgreiche Psychotherapeutin. Leider auch nach Feierabend: Von ihren letzten 30 Dates endeten 29 damit, dass der Mann am Ende hemmungslos heulte. Nach einem weiteren Desasters, lässt sich Sandra auf einen vermeintlich harmlosen Flirt mit dem Kellner ein, der regelmäßig Zeuge ihrer schrecklichen Verabredungen ist: Alex. Er ist geheimnisvoll, schlagfertig und irgendwie auch unfreundlich, also gar nicht ihr Typ. Aber plötzlich muss die Frau, die seit Jahren anderen bei Lebensveränderungen zur Seite steht, aufpassen, dass sie sich nicht ausgerechnet in den Mann verliebt, der sich absolut nicht ändern will.

Penny Reid ist USA Today Bestseller-Autorin der Winston-Brothers-Serie und der Knitting-in-the-city-Serie. Früher hat sie als Biochemikerin hauptsächlich Anträge für Stipendien geschrieben, heute schreibt sie nur noch Bücher. Sie ist Vollzeitmutter von drei Fasterwachsenen, Ehefrau, Strickfan, Bastelqueen und Wortninja.
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Kapitel 1


Er hatte eine Glatze, bei deren Anblick ich unwillkürlich an Melonen und Sex denken musste. Hellbrauner Anzug, grüne Krawatte, weißes Hemd – Chuck war eine Honigmelone.

Wir waren uns in der Schlange vor dem Imbissstand bei einem Spiel der Chicago Cubs begegnet. Ich hatte ihn gesehen und sofort gewusst: . Dies war der Mann, von dem in meinem Sonntagshoroskop die Rede gewesen war. Wie alle hochintelligenten Frauen, die etwas auf sich halten, lese auch ich allmorgendlich das Horoskop in der Zeitung – gleich nach den Todesanzeigen und noch vor den Comics.

An diesem Morgen hatte mein Horoskop folgendermaßen gelautet:

Als ich ihn in der Warteschlange angesprochen – soll heißen: ihm eine Konversation aufgezwungen – hatte, war sein kahler Schädel unter einer Baseballkappe verborgen gewesen. Sein Gesicht und sein freundliches Lächeln hatten mir auf Anhieb gefallen. Ich hatte gespürt, dass er sich über meine Aufmerksamkeit wunderte und mit der Situation ein bisschen überfordert war, nichtsdestotrotz hatte er bereitwillig einem Date zugestimmt.

Doch nun, ohne Baseballkappe und erhellt vom Schein der Kerze, die zwischen uns auf dem Tisch stand, wirkte die untere Hälfte seines Kopfes wie ein Spiegelbild der oberen, und beide Hälften zusammen ergaben eine runde, glänzende, ziemlich undefinierbare Kugel aus melonengelber Haut.

»Der Bella Costa ist ein ausgezeichneter Jahrgang. Zartes Bukett, aber kräftig am Gaumen mit Noten von Brombeere und zerstoßenem Pfeffer.« Er lächelte mich um Anerkennung heischend an.

Meine linke Augenbraue wanderte ganz von selbst in die Höhe.

»Zerstoßener Pfeffer? Im Wein?«

»Ja.« Er gluckste. »Entschuldige. Ich bin so etwas wie ein Connaisseur. Ein Schüler der Rebe, wenn man so will. Letzten Sommer habe ich an einem einwöchigen Sommelier-Workshop bei Louis Martini in Napa teilgenommen.«

»Ist das so, Chuck?«

Wieder gluckste er, und sein großer, runder Kopf wippte auf und ab.

Chuck, die glucksende Honigmelone.

»Du bist sehr witzig, Sandra.«

»Ach ja? Ich hatte gar nicht den Eindruck, etwas Witziges gesagt zu haben.« Ich zog die Nase kraus und lachte mit ihm, obwohl ich keine Ahnung hatte, weshalb wir eigentlich lachten. Das passierte mir oft – dass die Leute mich ohne erkennbaren Grund lustig fanden. Deshalb hatte ich mir schon vor langer Zeit angewöhnt, einfach zu lächeln und zu nicken und dann mit ernster Stimme weiterzureden. Davon musste mein Gegenüber in der Regel nur noch mehr lachen.

Die meisten Menschen sind geradezu deprimierend berechenbar in ihrer Gewöhnlichkeit.

Doch ich wollte mir von Chucks potenzieller Berechenbarkeit nicht die Laune verderben lassen. Ich hatte mir für das Date extra ein neues Kleid gekauft – feuerrot, trägerlos und knalleng. Außerdem hob es meine von Natur aus eher bescheidenen Brüste an, sodass man sie wirklich nicht übersehen konnte. Von freudiger Erwartung erfüllt, hatte ich mir große Mühe mit meinem Äußeren gegeben. Die Zebraprint-Stilettos, die ich von meiner Freundin Janie geborgt hatte, waren vielleicht etwas zu viel des Guten. Aber ich setzte große Hoffnungen in Chuck.

In meinem Horoskop hatte gestanden, dass er für mein zukünftiges Leben eine bedeutsame Rolle spielen würde, und ich konnte es gar nicht erwarten, dieses zukünftige Leben endlich zu beginnen.

Ich versuchte, mich nicht in rosaroten Tagträumen zu verlieren, aber es fiel mir schwer. Schon während ich mich für das Date hübsch gemacht hatte, war in meinem Kopf die Produktion Instagram-tauglicher Fotos aus unserem gemeinsamen Leben angelaufen: Saisonkarten für die Cubs. Wir beide, wie wir den Cardinal-Fans obszöne Beleidigungen zurufen. Wie wir uns bei ein Hotdog teilen. Nackt auf der Couch beim freitäglichen Horrorfilmabend oder sonntags beim gemeinsamen Zeitunglesen. Und natürlich eine beeindruckende Fülle an Schlafzimmer-Akrobatik.

Aber erst mal musste ich die Tatsache verdauen, dass er bislang zutiefst durchschnittlich wirkte.

Sein Gelächter verstummte, doch sein Mund lächelte weiter. »Keiner nennt mich noch Chuck«, sagte er. »Normalerweise bevorzuge ich Charles.«

»Oh.« Auch ich hörte auf zu lachen. »Das tut mir leid, Charles. Ich wusste nicht …«

»Nein, nein, ist schon gut.« Er legte die Hand zwischen uns auf den Tisch. »Bei dir macht mir das irgendwie gar nichts aus.«

Mein Magen krampfte sich in einem Anflug von Verzweiflung zusammen.

Ich erwiderte sein warmherziges Melonenlächeln, so gut ich konnte. Seine Aussage hatte mir einen herben Dämpfer verpasst, doch ich bemühte mich nach Kräften, mir nichts anmerken zu lassen. Es war zu früh, um die Flinte ins Korn zu werfen. »Aber du kennst mich doch kaum. Ich könnte eine gemeingefährliche Irre sein.«

Er gluckste. »Du bist wirklich hinreißend.«

Das Kompliment verbesserte meine Stimmung ein wenig. »Warst du deshalb mit der späten Uhrzeit einverstanden? Weil ich so hinreißend bin? Das tut mir übrigens leid, meine Schicht ist erst um neun zu Ende. Nicht jeder Mann wäre bereit gewesen, um zweiundzwanzig Uhr auf ein erstes Date zu gehen.«

Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist kein Problem. Schließlich lernt man nicht jeden Tag eine umwerfend schöne rothaarige Frau mit grünen Augen kennen, mit der man so gute Gespräche führen kann.«

Ich lächelte, um meine wachsende Mutlosigkeit zu überspielen, dann widmete ich mich der Speisekarte auf meinem Schoß. Ich unterdrückte einen Seufzer. Unser Date hatte gerade erst begonnen, und schon jetzt musste ich mich gegen die schleichende Erkenntnis wehren, dass eventuell bereits alles vorbei war.

Falls Chuck innerhalb der nächsten fünf Minuten nicht etwas Außergewöhnliches sagte, war er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Person, durch die irgendetwas in meinem Leben eine wie auch immer geartete Wendung erfuhr – außer vielleicht, dass ich zum neunundzwanzigsten Mal in einem Restaurant sitzen gelassen werden würde.

Ich sah den Abend genau vor mir, so als wäre er bereits passiert. Irgendwie war er das auch. Dieses Date hier lief haargenau so ab wie jedes andere erste Date, das ich bisher gehabt hatte.

Es fängt immer gleich an: Der Mann sagt mir, wie wohl er sich in meiner Gegenwart fühlt, obwohl wir uns überhaupt nicht kennen. Er überlegt hin und her, was der Grund dafür sein könnte, und irgendwann gesteht er mir dann, dass ich ihn an jemanden erinnere – an seine erste Freundin, eine Nachbarin, an die Frau, die er immer wollte, aber nie bekommen hat. Auf mein Nachbohren hin räumt er ein, dass es eine ältere Frau war: eine nette Lehrerin, eine Tante oder – noch schlimmer! – seine Mutter. Als Nächstes erzählt er mir dann, wie stark ihn die Beziehung zu besagter Frau geprägt hat, und irgendwann ist er gar nicht mehr zu bremsen, und ich erfahre mehr, als ich jemals wissen wollte: über sein Leben, seine Träume, seine Erwartungen, dass er seine Eltern, seine Geschwister oder seine Freunde bitter enttäuscht hat oder von ihnen bitter enttäuscht wurde.

Und am Ende fängt er an zu weinen.

Wenn ich Glück habe, tut er das wenigstens nicht im Restaurant.

Irgendwann bedankt er sich bei mir, sagt mir, wie wundervoll ich bin, und schüttelte mir zum Abschied die Hand.

Dann fragt er mich noch, ob er mich anrufen kann – zum Reden. Ich gebe ihm die Visitenkarte meines Freundes Thomas, einem anerkannten Psychiater mit Spezialgebiet Familientherapie. Wir gehen in Freundschaft auseinander, und ich habe einen neuen Kumpel in meiner Sammlung – noch einen Mann, der bei mir zu Hause Bilder aufhängt oder mir beim Umzug hilft.

Er wiederum hat eine neue , die er seiner Frau vorstellen kann, wenn er irgendwann mal heiratet.

Doch ich wollte mich nicht vorschnell in mein Schicksal ergeben, also schaute ich wieder in die Speisekarte, allerdings ohne sie wirklich zu lesen. Ich wusste bereits, was ich bestellen wollte. Das war einer der zwei Gründe, weshalb ich als Ort für meine – durchaus zahlreichen – ersten Dates immer das auswählte. Das Butter Chicken hier war nämlich apokalyptisch gut. Wenn ich mir aussuchen müsste, was meine letzte Mahlzeit auf Erden sein soll, würde ich mich für das Butter Chicken aus dem entscheiden.

Der zweite Grund würde jeden Moment an unserem Tisch erscheinen – eine Aussicht, die mich ein wenig aufzuheitern vermochte.

»Weißt du was? Irgendwie erinnerst du mich an jemanden.« Chucks Bemerkung kam wie aufs Stichwort, und als er fortfuhr, hätte ich seinen Text praktisch mitsprechen können. »Du siehst einer Frau ähnlich, die ich früher mal gekannt...


Uplegger, Sybille
Sybille Uplegger studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Bamberg und Seattle. Seit 2003 lebt und arbeitet sie in Berlin.

Reid, Penny
Penny Reid ist USA Today Bestseller-Autorin der Winston-Brothers-Serie und der Knitting-in-the-city-Serie. Früher hat sie als Biochemikerin hauptsächlich Anträge für Stipendien geschrieben, heute schreibt sie nur noch Bücher. Sie ist Vollzeitmutter von drei Fasterwachsenen, Ehefrau, Strickfan, Bastelqueen und Wortninja.



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