Reichs | Wasser des Todes (2) | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2

Reihe: Die Tempe-Brennan-Storys

Reichs Wasser des Todes (2)


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-18902-0
Verlag: Blessing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2

Reihe: Die Tempe-Brennan-Storys

ISBN: 978-3-641-18902-0
Verlag: Blessing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Einfach mal rauskommen wollte Forensikerin Tempe Brennan, und buchte kurz entschlossen einen Trip nach Florida. Als sie moskitoumschwirrt in der Bruthitze der Everglades steht, bereut sie diesen Last-Minute-Einfall.

In den Sümpfen eines Nationalparks werden in rascher Folge die Teile einer weiblichen Leiche gefunden. Sie werden Kiley James zugeordnet, einer jungen Frau, die offenbar brutal ermordet und mit einer Kettensäge zerteilt wurde. Mittelfußknochen tauchen im Magen einer Schlange auf, ein Teil des Torsos wurde Beute eines Alligators. Die Behörden vor Ort ziehen Tempe zu Rate, um dieses grauenhafte Puzzle vervollständigen zu können. Kiley James machte als erfolgreiche Hobbyjägerin von sich reden, die dabei half, die außer Kontrolle geratene Population von Tigerpythons in den Sümpfen einzudämmen. Geht ihr Tod also auf das Konto neidischer Konkurrenten? Oder war es Kileys Kampf gegen Wilderer, der sie das Leben kostete? Als Tempe ihre Ermittlungen in den Everglades aufnimmt, ahnt sie nicht, dass sich in den Sümpfen von Florida etwas versteckt, das noch gefährlicher ist als die beeindruckende Zahl zähne- und klauenbewehrter Raubtiere …

Dieser Kurzroman erscheint exklusiv als eBook Only.

Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensic Anthropology zertifizierten forensischen Anthropolog*innen und war unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie »BONES - Die Knochenjägerin« wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.

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2

So begann der Urlaub, der nie einer werden sollte. Ich sagte mir, dass ich schon bald in der Biscayne Bay schnorcheln würde. Aber als Lisa hörte, was ich gefunden hatte, nahm sie mir das Versprechen ab, bei ihr zu bleiben, bis sie die Sache den Behörden übergeben hatte.

In dem von Lisa geborgten Labormantel sah ich aus wie eine übergroße Vogelscheuche. Das Ding reichte mir gerade bis zur Mitte der Oberschenkel und Unterarme. Die Rollbahre war jetzt leer bis auf #4175-59 HARDWOOD HAMMOCK. Der Vogelkadaver lag an einem Ende, meine grausige Entdeckung am anderen.

Wieder einmal standen Lisa und ich auf entgegengesetzten Seiten unseres Untersuchungsobjekts und gaben Knochen an die jeweilige Expertin weiter. Vor mir nahm ein kleiner menschlicher Fuß Gestalt an. Acht Zehenglieder, drei Mittelfußknochen, das Fragment eines Fersenbeins und ein partielles Keilbein. Ich schätzte, dass wir ungefähr ein Drittel geborgen hatten.

»Hier ist der letzte.« Lisa gab mir noch einen Gegenstand, den sie aus dem Schlund des Truthahngeiers gezogen hatte. »Erstaunlich, wie sehr ein menschlicher Mittelfußknochen dem Laufknochen eines Cathartes aura ähnelt.«

»Und dass diese bösen Jungs den Appetit von Hannibal Lecter haben«, sagte ich.

»Und den Geruch eines Teenagerturnschuhs.«

Ich verkniff mir eine ironische Replik. Jetzt kam auch noch Hungerkopfweh zur Liste meiner Beschwerden. Es war unfair, aber ich gab den Everglades an allem die Schuld.

Ich richtete eben die Fußknochen anatomisch korrekt aus, als die Tür aufging und drei Männer in den Saal kamen. Die Verstärkung, die wir gerufen hatten, war eingetroffen. Die Schwaden Männerschweiß wetteiferten mit dem Geruch von Verwesung.

Der größte des Trios trug eine braune Uniform mit dem Logo des Miami-Dade Police Department. Ein Schild auf seinem Hemd identifizierte ihn als T. Yellen. Eine goldene Marke des Sheriffs Department legte nahe, dass er mindestens Sergeant war. Ein schlechter Schnurrbart erinnerte an die Siebziger. Ein beträchtlicher Bauch deutete auf eine Vorliebe für Fast Food hin.

Die anderen beiden trugen die grünen Uniformen der Park Ranger. Einer war kurz, mit Earl-Grey-Augen hinter einer rechteckigen, silbrig gerahmten Brille und einer ernsthaft schiefen Frisur. Ich stellte ihn mir in Birkenstocks und Batikhemd auf einem Bauernmarkt vor, einen NPR-Stoffbeutel an einem Arm. Ich vermutete, dass es der Wildbiologe Dr. Aaron Lundberg war.

Der dritte war zu gebräunt und zu gepflegt und definitiv zu sehr von sich als Hengst überzeugt. Schwarze Haare. Blaue Augen. Ein Körperbau, der seine Uniform gut ausfüllte. Auf seiner Brust klemmte eine Marke des Innenministeriums, die ihn als Scott Pierce vom Everglades National Park Law Enforcement, also der für den Park zuständigen Ermittlungsbehörde, auswies.

Lundberg der Biologe und Yellen der Sheriff stritten sich und schienen das schon eine ganze Weile zu tun.

»Pythons greifen keine Menschen an«, sagte Lundberg frustriert, als würde er es nicht zum ersten Mal sagen.

»Verdammt, Aaron. Ihre Freundin sagt, sie hat hier eine sechs Meter lange Schlange mit menschlichen Überresten im Bauch.« Yellen hatte ein rotes Gesicht und schaute grimmig. »Ich verfluche den Tag, an dem diese verdammten Dinger im Park aufgetaucht sind.«

»Das ist sicher nicht passiert«, beharrte Lundberg.

»Ich habe diese Mistkerle Alligatoren von fünfzig Kilo und Rehe verschlingen sehen. Mit einem von uns nehmen die es doch locker auf.« Yellen schien ebenfalls genug von der Debatte zu haben.

»Dass so etwas passiert, ist unwahrscheinlicher, als dass Sie vom Blitz getroffen werden, während Sie gerade im Powerball gewinnen.« Lundberg schob sich die Brille auf der Nase nach oben. Sie rutschte sofort wieder auf die Mitte des Nasenrückens zurück.

»Die Medien berichten liebend gern von all den Kindern, die im Schlaf erwürgt werden«, blaffte Yellen.

Lundberg erwiderte langsam, wie ein Lehrer zu einem Schüler. »Das sind Fälle von entflohenen Hausschlangen, die das erste kleine Opfer angreifen, das sie sehen. Es gibt nur fünf oder sechs Berichte von unprovozierten Pythonangriffen auf Menschen in freier Wildbahn. Nur bei einem kam es zu einem Biss. Bei keinem kam es zu einem Würgeversuch.«

»Wenn eins dieser Scheißviecher versucht, mich zu würgen, ramme ich ihm seinen Kopf in den Arsch.«

Bis jetzt hatte Pierce noch nichts zu sagen gehabt. Wie die Augen eines Zuschauers bei einem Tennisspiel schwangen seine zwischen Lundberg und Yellen hin und her. Er lehnte mit verschränkten Armen an der Wand, eher posierend als entspannt.

Yellen deutete auf Lisa. »Sie da, kleine Lady. Sie haben das doch gemeldet. Hat dieser Python jemanden gefressen?«

»Die Fußknochen stammten aus dem Geier.«

Drei Augenbrauenpaare schossen in die Höhe.

»Der Truthahngeier hatte die menschlichen Überreste gefressen. Die Python fraß dann den Truthahngeier«, erläuterte Lisa.

»Ein Vogel hat diesen Kerl getötet?« Der Sheriff klang mehr als skeptisch.

»Oder Mädchen«, warf ich dazwischen. Alle ignorierten mich.

»Wie konnte ein Vogel eine Leiche in einem so riesigen Sumpfgebiet finden?«

»Sie stank.« Lisa stellte das Offensichtliche fest.

Yellen reagiert darauf, indem er die Hände in die Hüfte stemmte und finster dreinblickte. »Der Vogel frisst das Opfer, die Schlange frisst den Vogel. Wo ist die verdammte Katze, die den Kanarienvogel verschluckt hat?«

Ist vielleicht grinsend verschwunden, kam mir in den Sinn. Nicht schlecht, Sheriff.

»Verdammt, das ist der reinste Albtraum der Zuständigkeiten. Da wird geflogen und gekrochen, und keiner weiß, wo dieser ganze Schlamassel angefangen hat! Könnte in Dae, Collier, Broward oder Monroe gewesen sein. Könnte auch eine Sache für die Parkjungs sein.«

Jetzt meldete sich Pierce zum ersten Mal. »Die Schlange wurde in der Nähe der Hardwood Hammock gefangen. Das liegt außerhalb des Parks, südlich von Broward, in Metro.« Er benutzte den Slang-Ausdruck für das Miami-Dade County.

»Dann habe ich also die Arschkarte gezogen«, sagte Yellen.

»Sie sind zuständig, Tom, aber da es sich hier um einen mobilen Tatort handelt, wird der NPS voll kooperieren.«

Yellen straffte das Kinn. »Wer sagt, dass wir es überhaupt mit einem Verbrechen zu tun haben? Der verdammte Fuß könnte ja auch von einem Friedhof stammen.«

»Nein«, sagte Lisa. »Truthahngeier bevorzugen frische Leichen. Auch wenn sie warten, bis die Haut weicher geworden ist, damit sie leichter ans Fleisch herankommen, meiden sie verwestes Fleisch. Das Opfer war noch nicht lange tot, als der Geier den Fuß fraß.«

Lundbergs Gesicht wurde ein wenig blasser. Er schluckte. »Und als der Python gefangen wurde, konnte er erst vor einem oder zwei Tagen gefressen haben. Der Truthahn ist noch kaum verdaut.«

»Jetzt mal langsam.« Yellen hob beide Hände. »Das ist immer noch kein Grund, von einem Gewaltverbrechen auszugehen. Irgendjemand könnte gestürzt, versunken oder einem Herzanfall erlegen sein. Da draußen sterben die Leute auf die unterschiedlichste Art.«

»Das war ein Verbrechen«, sagte ich bestimmt. »Und zwar Mord.«

Diesmal wandten sich alle Gesichter mir zu.

»Und Sie sind?« Yellen musterte mich von oben bis unten und übersah sicher auch nicht meine schlaffen Haare und den schlecht sitzenden Labormantel.

»Dr. Temperance Brennan.«

»Dr. Brennan ist forensische Anthropologin in North Carolina«, ergänzte Lisa. »Sie hat die menschlichen Knochen entdeckt.«

»Ich bin ein Kollege von Phil Evans.« Ich meinte den forensischen Anthropologen des Miami-Dade, den ich über die American Academy of Forensic Sciences kannte.

»Waren Sie«, sagte Yellen. »Evans ist letzten Monat gestorben. Herzinfarkt.«

Himmel. Unverblümt zu reden war eine Sache, aber dieser Kerl spielte wirklich in seiner eigenen Liga. Da ich nicht wusste, was ich sagen wollte, und mich schlecht fühlte wegen Evans, schwieg ich.

Yellen schaute Lisa an. »Und Sie sind?«

»Dr. Lisa Robbin, Ornithologin des Smithsonian. Ich assistiere Dr. Lundberg bei seiner Pythonrecherche.«

»Aha«, sagte Yellen. »Konzentrieren wir uns wieder auf den Fuß. Wie kommen Sie drauf, dass wir es mit einem Mord zu tun haben?«

Mit meiner Sonde trennte ich das Fersenbein und das Keilbein von den anderen Knochen. »Das sind Fußwurzelknochen. Wenn sie miteinander verbunden sind, befinden sie sich nah an der Stelle, wo die Fußknochen und die unteren Beinknochen zusammenstoßen.« Das war sehr vereinfacht, aber für diese Truppe reichte es.

»Der Knöchel?«

»Wenn Sie so wollen.« Mit der Spitze der Sonde deutete ich auf eine Reihe von Furchen und Kerben an der Oberkante der Fußwurzelknochen. »Diese Spuren stammen von einer Kettensäge.«

Ein langes Schweigen entstand. Yellen beendete es.

»Sie wollen damit sagen, dass der Fuß abgesägt wurde?«

»Ja.«

»Warum?«

»Das kann ich nicht beantworten.«

»Sind Sie sicher?«

»Dass ich das nicht beantworten kann?«

»Dass er abgesägt wurde«, kam die empörte Klarstellung.

»Das bin ich.«

»Ach du heilige Scheiße. Ich habe einen abgesägten Fuß, der von einem Vogel gefressen wurde, der von einer Schlange gefressen wurde, und keinen Schimmer, wo das Verbrechen stattfand oder wer das Opfer ist.«

»War«, sagte Lisa.

Wieder...


Reichs, Kathy
Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensic Anthropology zertifizierten forensischen Anthropolog*innen und war unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie »BONES - Die Knochenjägerin« wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.

Berr, Klaus
Klaus Berr, geb. 1957 in Schongau, gest. 2024 in München, Studium der Germanistik und Anglistik in München, einjähriger Aufenthalt in Wales als "Assistant Teacher", war der Übersetzer von u.a. Lawrence Ferlinghetti, Tony Parsons, William Owen Roberts, Will Self.



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