Reichs | Durch Mark und Bein | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 432 Seiten

Reihe: Die Tempe-Brennan-Romane

Reichs Durch Mark und Bein

Roman
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-641-12746-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 4, 432 Seiten

Reihe: Die Tempe-Brennan-Romane

ISBN: 978-3-641-12746-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Hochspannung garantiert!
Flug 228 der TransSouth Air ist über Swain County, North Carolina, abgestürzt, und die forensische Anthropologin Tempe Brennan wird mit der Identifikation der Opfer betraut. Ein grausiger Fund in der Nähe des Unglücksorts bringt sie auf die Fährte eines schrecklichen Verbrechens ... Auch in ihrem vierten Roman garantiert Kathy Reichs ihren Fans Nervenkitzel und Hochspannung - und eine Geschichte, die im wahrsten Sinne des Wortes durch Mark und Bein geht.

Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensic Anthropology zertifizierten forensischen Anthropolog*innen und war unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie 'BONES - Die Knochenjägerin' wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.
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2


»Die Fußballteams der University of Georgia?«

Crowe nickte. »Hanover sagte, dass sowohl die Männer wie die Frauen zu Spielen irgendwo in der Nähe von Washington fliegen wollten.«

»Mein Gott.« Bilder blitzten vor mir auf. Ein abgetrenntes Bein. Ein Gebiss mit Zahnspange. Eine junge Frau in einem Baum.

Plötzlich packte mich die Angst.

Meine Tochter Katy studierte in Virginia, besuchte aber oft ihre Freundin in Athens, der Heimatstadt der University of Georgia. Lija hatte ein Sportstipendium. War es Fußball?

O Gott. Meine Gedanken rasten. Hatte Katy etwas von einer Reise gesagt? Wann waren ihre Semesterferien? Ich widerstand dem Drang, nach meinem Handy zu greifen.

»Wie viele Studenten?«

»Zweiundvierzig Passagiere buchten über die Universität. Hanover glaubt, dass die meisten davon Studenten waren. Neben den Sportlern waren wohl noch Betreuer, Trainer, Freunde und Freundinnen an Bord. Vielleicht ein paar Fans.« Crowe fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Das Übliche.«

Das Übliche. Das Herz tat mir weh angesichts so vieler so junger Leute, die den Tod gefunden hatten. Dann kam mir ein anderer Gedanke.

»Die Medien werden sich darauf stürzen wie die Geier.«

»Das war auch Hanovers größte Sorge.« Crowes Stimme triefte vor Sarkasmus.

»Wenn die NTSB übernimmt, wird die sich um die Presse kümmern.«

Und um die Familien, fügte ich nicht hinzu. Auch die würden hier sein, würden jammern und sich in die Arme fallen, und während die einen mit entsetzten Augen einfach nur starren würden, würden andere sofortige Antworten verlangen, ihren unerträglichen Kummer hinter Aggressivität verbergen.

In diesem Augenblick knatterten Rotoren, und wir sahen einen Helikopter, der im Tiefflug über die Bäume herankam. Neben dem Piloten entdeckte ich eine vertraute Gestalt, hinten saß noch eine weitere Silhouette. Der Hubschrauber kreiste zweimal und flog dann in die entgegengesetzte Richtung zu der Stelle, wo ich die Straße vermutete, davon.

»Wo wollen die hin?«

»Wenn ich das wüsste. Wir sind hier oben mit Landeplätzen nicht gerade gesegnet.« Crowe senkte den Blick, setzte den Hut wieder auf und schob sich dabei fast verlegen ihre krausen Haare zurecht.

»Kaffee?«

Dreißig Minuten später betrat der Chief ME, der Oberste Leichenbeschauer des Staates North Carolina, gefolgt vom Vizegouverneur, das abgesperrte Areal. Ersterer trug die übliche Einsatzuniform, bestehend aus Stiefeln und Khakis, Letzterer einen Geschäftsanzug. Ich sah ihnen zu, wie sie sich einen Weg durch die Trümmer bahnten, wobei der Pathologe sich bereits einschätzend umsah, der Politiker jedoch den Kopf gesenkt hielt und sich so dünn wie möglich machte, als würde jeder Kontakt mit seiner Umgebung ihn zum Beteiligten machen und nicht nur zum Beobachter. Sie blieben stehen, der ME sprach mit einem Deputy. Der Mann zeigte in unsere Richtung, und die beiden kamen auf uns zu.

»O Mann. Was für eine fotogene Szenerie.« Crowe sagte das mit demselben Sarkasmus, den sie schon gegen Hanover, den Vorstandsvorsitzenden von TransSouth Air, gerichtet hatte.

Crowe zerdrückte ihren Styroporbecher und knallte ihn in eine Isoliertasche. Ich gab ihr meinen und wunderte mich dabei über die Heftigkeit ihrer Ablehnung. Hatte sie etwas gegen die Politik des Vizegouverneurs, oder gab es einen persönlichen Zwist zwischen Lucy Crowe und Parker Davenport?

Als die Männer dann bei uns waren, zeigte der ME seinen Ausweis. Crowe winkte ab.

»Nicht nötig, Doc. Ich weiß, wer Sie sind.«

Ich wusste es ebenfalls, denn ich hatte mit Larke Tyrell seit seiner Ernennung zum Obersten Leichenbeschauer von North Carolina zusammengearbeitet. Larke war herrschsüchtig und ein Zyniker, aber einer der besten Pathologen des Landes. Obwohl er mit einem unzureichenden Budget und desinteressierten Politikern arbeiten musste, hatte er sein Institut in einem chaotischen Zustand übernommen und daraus eine der besten forensischen Einrichtungen Amerikas gemacht.

Meine eigene Karriere hatte zur Zeit von Larkes Ernennung noch in den Kinderschuhen gesteckt, und ich hatte eben erst meine Zulassung durch das American Board of Forensic Anthropology erhalten. Wir lernten uns durch eine Arbeit kennen, die ich für das North Carolina State Bureau of Investigation übernommen hatte und bei der ich die Leichen von zwei Drogendealern, die von kriminellen Bikern ermordet und zerstückelt worden waren, wieder zusammensetzen und identifizieren musste. Ich war eine der Ersten gewesen, die Larke als konsultierende Spezialistin engagiert hatte, und seitdem kümmerte ich mich um die skelettierten, verwesten, mumifizierten, verbrannten und verstümmelten Toten von North Carolina.

Der Vizegouverneur streckte eine Hand aus und hielt sich mit der anderen ein Tuch vors Gesicht. Sein Gesicht hatte die Farbe eines Froschbauchs. Er sagte nichts, als wir uns die Hände schüttelten.

»Schön, dass Sie wieder im Lande sind, Tempe«, sagte Larke, der wie zuvor Crowe mit seinem Händedruck meine Finger schier zermalmte. Langsam beschlichen mich Zweifel am Sinn dieses Händeschüttelns.

Larkes »Im Lande«-Jargon war ein militärischer aus der Vietnam-Zeit, und sein Dialekt war reinstes Carolina. Geboren im Süden, war Larke in einer Familie mit langer Tradition in der Marineinfanterie aufgewachsen, und er selbst hatte zwei Dienstzeiten absolviert, bevor er sich dem Medizinstudium zuwandte. Er sprach und sah aus wie eine Hochglanzversion von Andy Griffith.

»Wann geht’s wieder nach Norden?«

»Die Herbstferien beginnen nächste Woche«, erwiderte ich.

Larke kniff die Augen zusammen und ließ den Blick noch einmal über das Areal schweifen.

»Ich fürchte, Quebec muss diesen Herbst ohne seine Anthropologin auskommen.«

Vor einem Jahrzehnt hatte ich an einem Fakultätsaustausch mit der McGill University teilgenommen. Während meiner Zeit in Montreal fing ich an, als Beraterin für das Laboratoire de Sciences Judiciaires et de Médecine Légale, Quebecs zentrales kriminologisches und gerichtsmedizinisches Institut, zu arbeiten. Am Ende meines Austauschjahrs hatte die Provinzverwaltung die Notwendigkeit eines dauerhaft für sie arbeitenden forensischen Anthropologen erkannt und deshalb eine Planstelle geschaffen, ein Labor eingerichtet und mich als feste Beraterin engagiert.

Seitdem pendle ich zwischen Quebec und North Carolina hin und her, unterrichte biologische Anthropologie an der UNC-Charlotte und fungiere als Beraterin für zwei Verwaltungsbezirke. Da meine Fälle meistens mit Leichen zu tun haben, die nicht mehr gerade taufrisch sind, hat dieses Arrangement bis jetzt gut funktioniert. Aber es besteht Übereinkunft zwischen beiden Seiten, dass ich für Aussagen vor Gericht oder in Krisensituationen sofort zur Verfügung stehe.

Eine Flugzeugkatastrophe war eindeutig eine solche Krisensituation. Ich versicherte Larke, dass ich meine Oktoberreise nach Montreal absagen würde.

»Wie sind Sie so schnell hierher gekommen?«

Wieder schilderte ich meine Fahrt nach Knoxville und das Telefonat mit dem Leiter des DMORT.

»Ich habe bereits mit Earl gesprochen. Morgen früh wird ein Team von ihm hier sein.« Larke sah Crowe an. »Die Jungs von der NTSB kommen heute Abend an. Bis dahin bleibt alles so, wie es ist.«

»Ich habe diesen Befehl bereits ausgegeben«, sagte Crowe. »Die Gegend ist ziemlich unzugänglich, aber ich stelle noch zusätzliche Wachen auf. Das größte Problem dürften Tiere sein. Vor allem, wenn diese Leichen anfangen zu verwesen.«

Der Vizegouverneur machte ein komisches Geräusch, drehte sich um und taumelte davon. Ich sah, wie er sich gegen einen Berglorbeer stützte und sich übergab.

Larke fixierte uns mit einem ernsten Blick und schaute dabei von Crowe zu mir.

»Ladys, Sie machen einen sehr schwierigen Job unendlich viel einfacher. Worte können gar nicht ausdrücken, wie froh ich über Ihre professionelle Einstellung bin.«

Blickwechsel.

»Sheriff, Sie schauen hier oben nach dem Rechten.«

Blickwechsel.

»Tempe, Sie fahren los und halten ihre Vorlesung in Knoxville. Dann suchen Sie sich zusammen, was Sie an Material brauchen, und melden sich morgen wieder bei mir. Sie werden eine Weile hier sein, also informieren Sie die Universität. Wir kümmern uns um eine Unterkunft für Sie.«

Fünfzehn Minuten später setzte ein Deputy mich bei meinem Auto ab. Ich hatte Recht gehabt, was eine bessere Zufahrtsroute anging. Fünfhundert Meter hinter der Stelle, wo ich geparkt hatte, zweigte ein Wirtschaftsweg von der Forest-Service-Straße ab. Der winzige Weg, der früher für den Holztransport benutzt wurde, schlängelte sich um den Berg herum und führte bis auf etwa hundert Meter an die Hauptabsturzstelle heran.

Jetzt säumten Fahrzeuge beide Seiten des Wirtschaftswegs, und auf unserer Fahrt bergabwärts kamen uns Neuankömmlinge entgegen. Bis zum Sonnenaufgang würden Straßen und Wege in der näheren Umgebung verstopft sein.

Kaum saß ich hinter dem Steuer, griff ich zu meinem Handy. Kein Signal.

Ich machte kehrt und fuhr in Richtung Bezirksstraße. Auf dem Highway 74 versuchte ich es dann noch einmal. Das Signal war wieder da, und ich drückte Katys Nummer. Nach viermaligem Läuten sprang der Anrufbeantworter an.

Jetzt hatte ich erst recht ein ungutes Gefühl. Ich hinterließ ihr eine Nachricht und schaltete dann in meinem Kopf das Band mit der Predigt »Spiel jetzt bloß nicht die Idiotenmutter« ein. In der folgenden Stunde versuchte ich mich auf die bevorstehende Präsentation einzustimmen, und das Schlachtfeld, das ich...


Berr, Klaus
Klaus Berr, geb. 1957 in Schongau, Studium der Germanistik und Anglistik in München, einjähriger Aufenthalt in Wales als "Assistant Teacher", ist der Übersetzer von u.a. Lawrence Ferlinghetti, Tony Parsons, William Owen Roberts, Will Self.

Reichs, Kathy
Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensic Anthropology zertifizierten forensischen Anthropolog*innen und war unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie »BONES - Die Knochenjägerin« wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.



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