Reichelt | Der Erlebnisraum Lutherstadt Wittenberg | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band Band 011, 448 Seiten

Reihe: Refo500 Academic Studies (R5AS)

Reichelt Der Erlebnisraum Lutherstadt Wittenberg

Genese, Entwicklung und Bestand eines protestantischen Erinnerungsortes

E-Book, Deutsch, Band Band 011, 448 Seiten

Reihe: Refo500 Academic Studies (R5AS)

ISBN: 978-3-647-55054-1
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Silvio Reichelts Arbeit untersucht den in Wittenberg gepflegten Umgang mit dem reformationsgeschichtlichen Erbe der Stadt unter den Bedingungen von fünf verschiedenen politischen Systemen. Die analytische Tiefenbohrung im 'historisch langen Bogen' von 1883 bis 2011 zeigt, wie der Erlebnisraum Lutherstadt Wittenberg als historischer Raum des Wissens, politischer Raum der Ideologie und sakraler Raum des Glaubens Erinnerung leiten, kanalisieren und kodieren konnte. Deutlich wird dabei, dass historische Erinnerung die Vergangenheit nicht einfach rekonstruiert, sondern sich vielmehr als permanenter Überschreibungsprozess charakterisieren lässt. Bewohner und Besucher machen sich mittels Erinnerung ein 'Bild' von der Vergangenheit, ein Prozess, der stets an den Raum gebunden ist. Deshalb ist die Geschichte der in Wittenberg betriebenen Reformationserinnerung nicht nur eine des Schutzes und der Erhaltung eines historischen Stadtraums, sondern sie ist auch eine Folge von räumlichen Operationen, die der Formierung eines gewünschten Vorstellungshorizonts dienten. Wittenberg war seit dem 19. Jahrhundert einem ständigen Formenwandel unterworfen, der sich zwischen den Polen Authentizitätsanspruch, Geschichtswert und Vergegenwärtigungszweck bewegt hat. Dieser Prozess war mit einer grundsätzlichen Bedeutungsverschiebung der Reformation verbunden: Während ihre sinnstiftende Bedeutung als religiöses Moment tendenziell schwand, nahm ihre erlebnisorientierte Wahrnehmung als beschauliches historisches Ambiente zu. Reichelts historischer Rückblick liefert wichtige Erkenntnisse für die gegenwärtig praktizierte Reformationserinnerung. Dies gilt sowohl für den Umgang mit den materiellen Zeugnissen der Vergangenheit als auch für die Kommemoration im Fest und die Ausgestaltung des Luthertourismus.
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Weitere Infos & Material


1;Cover
;1
2;Title Page
;4
3;Copyright
;5
4;Table of Contents
;6
5;Body
;10
6;Vorwort;10
7;Einleitung: Erinnerung und Erinnerungskultur im Protestantismus;12
7.1;1. Methodischer Zugriff;16
7.2;2. Stand der Forschung und Quellenlage;23
8;I. Einheit von Thron und Altar: Wittenberg 1883– 1918;29
8.1;1. Zwischen sächsischer Vergangenheit und preußischer Identität;29
8.1.1;1.1 Das Interesse der Hohenzollern;29
8.1.2;1.2 Wittenbergs Ausbau zur Denkmallandschaft;33
8.2;2. Das Lutherjubiläum 1883;36
8.2.1;2.1 Die kirchliche Lutherfeier im September;36
8.2.2;2.2 Die Einweihung der Lutherhalle;41
8.2.3;2.3 Von der Kirchen- zur Kommunalfeier;44
8.2.4;2.4 Luther feiern ohne Luther – Der Festumzug;49
8.3;3. Die Reformatorenhäuser;53
8.3.1;3.1 Musealer Tiefschlaf des Lutherhauses;53
8.3.2;3.2 Vom Sammlungsdepot zum Museum;56
8.3.3;3.3 Mythos Evangelisches Pfarrhaus;59
8.3.4;3.4 Die Ausweitung der Heldengalerie: Melanchthon und Bugenhagen;62
8.4;4. Die Schlosskirche – Ein Großprojekt preußisch-deutscher Geschichtspolitik;68
8.4.1;4.1 Konzeption als Protestantisches Pantheon;68
8.4.2;4.2 Ein Nationaldenkmal gegen Katholiken und Sozialisten;71
8.4.3;4.3 Die Einweihungsfeier als Herrschaftsinszenierung;74
8.4.4;4.4 Der Fürstenzug – Eine Heerschau des protestantischen Adels;79
8.4.5;4.5 Das Wittenberger Bekenntnis: Gründungsakt einer idealpolitischen Ordnung;84
8.5;5. Stadtraum und Natur;89
8.5.1;5.1 Denkmallandschaft im Landschaftsgarten;89
8.5.2;5.2 Die Luthereiche;95
8.6;6. Ein Ausdruck bürgerlicher Selbstschau: Das Lutherfestspiel;98
8.7;7. Besuch der Wittenberger Lutherstätten;104
8.7.1;7.1 Imagination und Realität;104
8.7.2;7.2 Das Jubiläum als touristische Initialzündung;108
8.7.3;7.3 Formen des touristischen Besuchs ;112
8.8;8. Vom Glaubens- zum Nationalhelden;115
8.8.1;8.1 Die Erweiterung des Lutherhauses;115
8.8.2;8.2 Enttäuschte Hoffnung: Das Reformationsjubiläum 1917;118
9;II. Mehr Tradition als Aufbruch: Die Zeit der Weimarer Republik;123
9.1;1. Reformationserinnerung unter neuen Bedingungen;123
9.1.1;1.1 Das Ende der Einheit von Thron und Altar – Die Identitätskrise nach 1918;123
9.1.2;1.2 Luther als zentrale Selbstbildressource;125
9.1.3;1.3 Luther als Alleinstellungsmerkmal – Die Konkurrenz zu anderen Lutherstätten;129
9.1.4;1.4 Ein anerkannter Mittelpunkt evangelischen Lebens;133
9.1.5;1.5 Wittenberg und der politische Protestantismus im Reich;136
9.1.6;1.6 Die internationale Ausstrahlung der Lutherstadt;140
9.2;2. Um- und Ausbau der Denkmallandschaft;143
9.2.1;2.1 Ein authentischer Erinnerungsort?;143
9.2.2;2.2 Die Stadtkirche: Von der Gebrauchskirche zum Denkmal;153
9.2.3;2.3 Die Schlosskirche: Denkmal oder Gotteshaus?;159
9.2.4;2.4 Die Lutherhalle: Professionalisierung der Museumsarbeit;161
9.2.5;2.5 Das wissenschaftliche Prinzip der Anschauung;163
9.3;3. Die Jubiläumsfeiern als Ausdruck gesellschaftlicher Konflikte;166
9.3.1;3.1 Das Fest als Mittel der Standortbestimmung und Selbstvergewisserung;166
9.3.2;3.2 Das Reformationsjubiläum als Integrationsmechanismus;169
9.3.3;3.3 Arbeiter außenvor;174
9.3.4;3.4 Lutherfestspiel und Volkskultur;177
9.4;4. Aufbruch in den modernen Fremdenverkehr;182
9.4.1;4.1 Moderne Fremdenverkehrsstrukturen;182
9.4.2;4.2 Protestantische Pilger? Die Wallfahrt nach Wittenberg;188
9.4.3;4.3 Pathos der Erklärung und Verkündung;193
10;III. Führerkult und Lutherinszenierung – Die Zeit des Nationalsozialismus;197
10.1;1. Die Beschwörung eines Mythos;197
10.1.1;1.1 Der gegenwärtige Luther – die geistige Linie von Braunau nach Wittenberg;197
10.1.2;1.2 Wittenberg als exponierte Bühne eines nationalsozialistischen Luthermythos?;199
10.2;2. Reformationsjubiläen im NS-Staat;202
10.2.1;2.1 Staatspolitisches Desinteresse;202
10.2.2;2.2 Das Lutherjubiläum als Besuchermagnet;204
10.2.3;2.3 Die Volksgemeinschaft feiert;207
10.2.4;2.4 Der Erlebnisraum im Nationalsozialismus;211
10.2.5;2.5 Lutherfestspiele und NS-Thingstättenbewegung ;216
10.2.6;2.6 Weitere Jubiläumsfeiern im NS-Staat;220
10.3;3. Die Wittenberger Kirche im Dritten Reich;222
10.3.1;3.1 Wittenberg als zentraler Ort des deutschen Protestantismus;222
10.3.2;3.2 Die Wahl des Reichsbischofs Müller;225
10.3.3;3.3 ,Kirchenkampf‘ in Wittenberg;228
10.4;4. Oskar Thulin und die Lutherhalle;230
10.4.1;4.1 Der lebendige Luther – Ein Personalmuseum entsteht;230
10.4.2;4.2 „Vom wertlosen Überbau vergangener Generation befreit“ – Die Baupolitik;234
10.4.3;4.3 Museale Innovationen;243
10.4.4;4.4 Museumsarbeit jenseits der Stadtgrenzen;246
10.4.5;4.5 Die neuen Wittenberg-Fahrer;249
10.4.6;4.6 Wider Kitsch und Tand: Erinnerungszeichen;253
11;Exkurs: Die Lutherstadt Wittenberg ,zwischen den Zeiten‘ 1945– 1949;257
11.1;1. Kontinuität nach der Katastrophe?;257
11.2;2. Das Luthergedenken am 18. Februar 1946;259
11.3;3. Ein Neubeginn nach alten Mustern;262
12;IV. Geschichtspolitik und Erinnerungskultur in der DDR;265
12.1;1. Wandlungen städtischer Geschichtsbilder in den 1950er und 1960er Jahren;265
12.1.1;1.1 Von der Luther- zur Chemiestadt;265
12.1.2;1.2 Wittenberg als gesamtdeutscher Erinnerungsort;268
12.1.3;1.3 Das evangelische Wittenberg;273
12.2;2. Die Denkmallandschaft zwischen Wandel und Kontinuität;279
12.2.1;2.1 Industriestadt im Sozialismus;279
12.2.2;2.2 Das Lutherhaus als Hort der Traditionspflege;283
12.2.3;2.3 Das Melanchthonhaus als Korrektiv;289
12.3;3. Die Enkel fechten’s besser aus: Die Reformationsjubiläen 1960 und 1967;293
12.3.1;3.1 Die Melanchthon-Würdigung 1960;293
12.3.2;3.2 450 Jahre Reformation – DDR-Geschichtspolitik in Wittenberg;298
12.3.3;3.3 Der Festumzug als Ausdruck einer sozialistischen Metaerzählung;302
12.3.4;3.4 Die kirchliche Feier und die nationale Frage;309
12.3.5;3.5 Stadttradition und Leistungsschau;313
12.4;4. Erbe und Tradition – Eine differenzierte Sicht in den 1970er und 1980er Jahren;317
12.4.1;4.1 Heimat- und Regionalgeschichte;317
12.4.2;4.2 Der Gang durch das ,revolutionäre Wittenberg‘;322
12.4.3;4.3 Die inhärente Widerständigkeit der Lutherstadt ;326
12.5;5. Die Würdigung eines großen Sohnes – Luther 1983;334
12.5.1;5.1 Die Stadt als Bühne des Staates: Das Jubiläum 1983;334
12.5.2;5.2 Das Festprogramm;337
12.5.3;5.3 Innovation und Restauration: Die Umgestaltung des Lutherhauses;339
12.5.4;5.4 Überforderung oder Initialzündung? Das Jubiläum als Touristenmagnet;342
12.5.5;5.5 Wittenberg als Schaufenster zum Westen;345
12.6;6. Vertrauen wagen – Das evangelische Wittenberg;347
12.6.1;6.1 Die kirchliche Ausgestaltung des Jubiläums 1983;347
12.6.2;6.2 Vom Kirchentag zur Protestantischen Revolution;350
13;V. Der Erlebnisraum Lutherstadt Wittenberg in der Gegenwart;357
13.1;1. Die Lutherstadt im vereinigten Deutschland;358
13.1.1;1.1 Städtische Identität;358
13.1.2;1.2 Luther als Bezugsgröße;361
13.1.3;1.3 Die Akteure städtischer Geschichtspolitik;363
13.2;2. Wittenberg baut – Die Denkmallandschaft;366
13.2.1;2.1 Primat der Lutherstadt;366
13.2.2;2.2 Die Reformationsmusealisierung des Stadtraums;368
13.2.3;2.3 Stadtbild und Stadtidentität;372
13.2.4;2.4 Ein neuer Stadteingang;375
13.3;3. Weltgeschichte erleben;377
13.3.1;3.1 Thematische Kontinuität imFest;377
13.3.2;3.2 Die Erlebnisgesellschaft im Fest;380
13.3.3;3.3 Formen der Inszenierung;383
13.3.4;3.4 Luther-Tourismus und heritage industry;387
13.3.5;3.5 Alltagskultur als Mittel der Identitätskonstruktion;390
13.4;4. Wittenberg als Protestantischer Erinnerungsort der Gegenwart;394
14;Schlussbetrachtung;400
15;Quellen- und Literaturverzeichnis;408
15.1;Archivalien;408
15.2;Gedruckte Quellen in chronologischer Reihenfolge;411
15.3;Zeitungen und Zeitschriften;411
15.4;Bildnachweise;412
15.5;Sekundärliteratur ;412
16;Back Cover
;450


Reichelt, Silvio
Dr. phil. Silvio Reichelt ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) Heidelberg.


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