Regenbogen | Philosophische Werke des 18. Jahrhunderts | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 178 Seiten

Reihe: Chronik der Philosophischen Werke

Regenbogen Philosophische Werke des 18. Jahrhunderts

Eine Chronik
unverändertes eBook der 1. Auflage von 2025
ISBN: 978-3-7873-4700-1
Verlag: Felix Meiner
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Chronik

E-Book, Deutsch, 178 Seiten

Reihe: Chronik der Philosophischen Werke

ISBN: 978-3-7873-4700-1
Verlag: Felix Meiner
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die »Chronik der philosophischen Werke« ist ein Lexikon von ganz besonderer Art: Sie gibt annotierte Übersicht über die zeitliche Nähe (oder auch Ferne) der Erstveröffentlichungen bedeutender philosophischer Schriften und Werke seit Gutenbergohne eine vorlaufende Einordnung und Sortierung der einzelnen Titel nach Schulen, Richtungen oder anderen Kriterien.. Die »Chronik« gibt für jedes aufgeführte Werk eine kurze Inhaltsangabe und gliedert sich - anders als andere Lexika, die die Werke entweder nach Autorennamen oder nach dem Titel in alphabethischer Folge auflisten - nach dem Jahr der Erstveröffentlichung im Druck. Damit wird zugleich der Blick auf das Umfeld aller bedeutenden philosophischen Publikationen eröffnet, die zeitnah oder zeitgleich oder kurz darauf hier oder dort erschienen waren und so allgemein zugänglich wurden. Dies ermöglicht überraschende Erkenntnisse über die philosophische Publikationslandschaft eines bestimmten Zeitabschnitts und den Nachvollzug neuer, bisher unbeachtet gebliebener Querverbindungen oder wechselseitiger Einflüsse, die seit der Einführung des Buchdrucks den Diskurs sehr viel offener und umtriebiger bestimmten und belebten als in den alten Zeiten der Klosterhandschriften. Der Band umfasst neben einer Einführung in die Epoche Hinweise auf und Kurzbeschreibungen der wichtigsten philosophischen Werke des 18. Jahrhunderts.

Arnim Regenbogen ist außerplanmäßiger Professor im Ruhestand an der Universität Osnabrück. Er ist u.a. Mitherausgeber des »Wörterbuchs der philosophischen Begriffe (PhB 500) und der »Enzyklopädie Philosophie«.
Regenbogen Philosophische Werke des 18. Jahrhunderts jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1.Empirismus, Rationalismus und Kritizismus (Berkeley, Hume, Reid, Leibniz, Wolff, Kant und seine Nachfolger)


Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatte John Locke (1632–1704) versucht, in einer umfassenden Theorie Erklärungen für sämtliche Erkenntnisprozesse über die äußere Welt und die inneren Daten des Bewusstseins zu vereinheitlichen in seinem »Versuch über den menschlichen Verstand«. Bei der Naturerkenntnis der »äußeren« Welt unterschied er deutlich zwischen den »primären« Qualitäten der Dinge und den »sekundären« der bloßen Sinneswahrnehmung. Beide Perspektiven unterstellten somit vorab eine Welt der »Dinge«, unabhängig vom Bewusstsein, und eine zweite Welt der »Erscheinungen«, wie sie in der Ordnung der Wahrnehmung strukturiert sind.

Ob es überhaupt eine bewusstseinsunabhängige Dingwelt gibt, diese Frage hielt George Berkeley (1685–1753) für noch grundsätzlicher als das Problem, ob das vom menschlichen Erkenntnisvermögen gar nicht Erfassbare auf andere Weise zu konstruieren ist. In seinen Schriften radikalisiert er den »Empirismus«, indem er das Sein des zu Erkennenden ontologisch fixiert auf die These »Sein ist Wahrgenommenwerden« – und nichts davon Unterscheidbares (1710 Berkeley): Nur durch die Wahrnehmung von verschiedenen Qualitäten haben Subjekte einen empirischen Zugang zu den Dingen. Aus dieser These von Berkeley zogen einige seiner Leser die solipsistische Konsequenz, dass damit nur der Geist des Erkennenden und seine ihm eigene Welt – und keine davon unabhängige – erkennbar sei. Die materielle Welt als Ganze ist in der Tat nach Berkeley nur durch den göttlichen Geist wahrnehmbar, der zugleich der Schöpfer alles Seienden ist. Die Einheit in der Vielfalt der Welt wird damit von Berkeley durch die metaphysische Annahme gerettet, dass wir als Erkennende Teilhabende am Verhältnis des göttlichen Geistes zu seinen Vorstellungen sind (vgl. auch den 2. Dialog in 1713 Berkeley).

Auch David Hume (1711–1776) orientierte sich in seiner eigenen Verstandestheorie an dem empiristischen Ausgangspunkt, dass jede Erkenntnis nur im erkennenden Subjekt selbst verifiziert werden kann. Er verzichtet in seinem erkenntnistheoretischen Hauptwerk (1748 Hume) auf jegliche metaphysische Rekonstruktion des Verhältnisses von erkennenden Subjekten zu den Gegenständen einer »Außenwelt«: Der Grad der Gewissheit, die wir von ihr gewinnen können, ist ausschließlich abhängig von dem begrenzten Erkenntnisvermögen des Menschen. Er hatte bereits früher (1739/40 Hume) eine Analyse von reinen Bewusstseinsvorgängen () vorgelegt und dabei Vergleichskriterien der Erkenntnis nach dem »Gesetz der Assoziation von Vorstellungen« (Ähnlichkeit, Kontiguität, Kausalität) beschrieben. Mit einer solchen Typologie der Erkenntnisvermögen, der Affekte und der moralischen Gefühle begründete er zunächst eine eigenständige Tugendlehre (vgl. 3). Erst ein Jahrzehnt später wandte er diese anthropologischen Voraussetzungen auf seine empiristische Methodologie der Erkenntnis an (1748 Hume). Seine Generalthese, dass jede verknüpfende Erkenntnis nur auf Gewohnheiten beruht und nur zu wahrscheinlichen, nicht aber zu – rational gesehen – notwendigen Resultaten führt, brachte ihm den Ruf eines Skeptizisten ein.

Weder Berkeleys christlicher »Idealismus« über die Erscheinungswelt eines göttlichen Geistes noch Humes partieller Skeptizismus über die Er- kenntnisgewissheit wurden dauerhaft als Lösungen akzeptiert. Es blieb die Frage offen, wie wir uns über die bewusstseinsunabhängige »Außenwelt« Gewissheit verschaffen können. Antworten darauf suchten die unterschiedlichen Empiristen durch Analyse der Wahrnehmungs- und Denkfähigkeit des erkennenden Subjekts. Sie stehen damit sowohl in der empiristischen Tradition von Bacon und Locke als auch in der der rationalistischen Metaphysik der Cartesianer. Gegen beide Richtungen trat als Vertreter einer reinen Thomas Reid (1710–1796) in seiner Analyse der Leistungsfähigkeit der menschlichen Sinne auf (zuerst 1764 ders.): Es bestehe kein Grund, daran zu zweifeln, dass uns die Sinne – auch in ihren geistigen Leistungen – zu evidenten Einsichten über die Realität führen.

Auch rationalistische Autoren des 18. Jahrhunderts (so z. B. 1712, 1720a Wolff) gehen in der Regel von der Selbstgewissheit der erkennenden Subjekte als Quelle für die Begründung allen Wissens von der cartesianischen Tradition aus. Sie können sich damit – in stärkerem Maße als die Empiristen – auf ein Welt- und Menschenbild berufen, das vom Primat des göttlichen und des menschlichen Geistes gegenüber der Materie bzw. der Körperwelt ausgeht. Christian Wolff (1679–1754) erweiterte die Methodologie des denkenden Erkennens um ein rationales Weltbild, das – wie schon in den Nachlasswerken von Leibniz (1718 ED, 1720 EA, 1765 ED ders.) – sowohl Gott als auch dessen Schöpfung bis hin zur weltapperzipierenden Seele des Menschen als in sich notwendig und vernünftig ableitet (1720a Wolff). Das Universum der zu erkennenden Objekte umfasst für Rationalisten des 18. Jahrhunderts nicht nur – wie bei Empiristen – die Welt der realen Gegenstände, sondern auch die »möglichen Welten«. Damit sind Konzepte gemeint, die ein göttlicher Geist als Alternative bei der Erschaffung seiner Schöpfung nach rationalen Kriterien gehabt hätte. Diese sind durch Vernunft erfassbar, wenn man sie nach dem Grad der Vollkommenheit und der Zweckadäquatheit aus der Perspektive eines Welturhebers beurteilt. Für Wolff ist Philosophie in diesem Sinne »Möglichkeitswissenschaft«. Damit wird das Universum als Unikat nach dem Plan eines einzigen göttlichen Schöpfers rational rekonstruierbar. Gott wird damit selbst zu einem rational agierenden Subjekt: Die vernünftige Weltordnung wäre danach ein Resultat des göttlichen Willens. Wolff konnte daher auf die Erklärung der Welträtsel durch Wunderwerke ausdrücklich verzichten (vgl. 1720a ders.). Dies wurde von Vertretern einer Glaubensorthodoxie allerdings als Absage an einige überlieferte Standards in Glaubenslehren verstanden. Wolff wurde 1721 auf Weisung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. von der Universität Halle vertrieben und musste – bis zum Beginn der Regentschaft Friedrichs II. (ab 1740) – das Königreich verlassen.

Im 18. Jahrhundert setzten sich weitgehend einheitlich anerkannte Maßstäbe des aufgeklärten Philosophierens durch. Dazu gehörte das »rationalistische« Prinzip, nur das durch menschliche Vernunft Rekonstruierbare als »wahr« zu bestätigen. Aber auch die »empiristische« Regel, alles Erkennbare – wo möglich – durch Erfahrung zu überprüfen, wurde als gemeinsamer Maßstab verschiedener philosophischer Schulen anerkannt. Die Unterschiede zwischen beiden Richtungen wurden nach Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) in der Spätphase seines Denkens in seinen dialogisch vorgeführt – mit unterschiedlichen Varianten in der Begründung der Erkenntnis durch aufgeklärte Subjekte. Dieses Werk erschien erst ein halbes Jahrhundert nach dem Tod von Leibniz (1765 EA ders.) und griff faktisch nicht mehr in die ursprüngliche Kontroverse um Rationalismus und Empirismus ein. Es beeinflusste dann jedoch stark die deutschsprachige Spätaufklärung um Lessing, Herder und Kant.

Die erste der »Kritiken« von Immanuel Kant (1724–1804) von 1781 trug auf unterschiedliche Weise dem Erkenntnisanspruch des Rationalismus und des Empirismus Rechnung. Die »Kritik der reinen Vernunft« sollte nicht grundsätzlich Wahrheitsansprüche bestreiten, sondern nur Umfang und Grenzen der Gewissheit sowohl in der (empirischen) Anschauung als auch im (rationalen) Denken neu bestimmen (vgl. 1781 Kant). Auch die Frage nach der Realität von Dingen in einer bewusstseinsunabhängigen »Außenwelt« wird durch Eingrenzung präzisiert: Dass das »Ding an sich« nicht zugleich der Gegenstand in der Erscheinung sein kann, wird vorausgesetzt. Auch hier ging Kant die Frage nach der Erkenntnis so an, dass er die menschlichen Vermögen der sinnlichen Anschauung, der »reinen« Anschauung und des reproduktiven Denkens zunächst je für sich analysierte. Er bezog sich dabei auf die begrenzte Leistungsfähigkeit des erkennenden (»empirischen« und »transzendentalen«) Subjekts. Für die Erfassung der Gegenstände der Erkenntnis mussten sich die »kritischen« Theoretiker nicht mehr nur auf die Vollkommenheitsmaßstäbe einer übermenschlichen Vernunft berufen: Nicht die – spekulativ gesehen – »möglichen« Seinsformen der Dinge – wie noch im strengen Rationalismus –, sondern die Wirklichkeit der erkennbaren Welt bezeichnete Kant als Aufgabe der theoretischen Philosophie. Diesem Grundsatz sind auch seine zeitgenössischen Kritiker gefolgt (1790 Maimon; 1792 Schulze).

Nach...


Regenbogen, Arnim
Arnim Regenbogen (* 2. Februar 1939 in Berlin) ist ein deutscher Philosoph und außerplanmäßiger Professor im Ruhestand an der Universität Osnabrück. Regenbogen studierte von 1958 bis 1966 Philosophie, Soziologie und Geschichte in Berlin und Tübingen. Er promovierte 1968 an der Freien Universität Berlin und war anschließend Assistent im Fach Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Osnabrück. Als die Hochschule in die Universität Osnabrück überging, wurde Regenbogen 1974 Akademischer Rat, 1978 Akademischer Oberrat. Nach der Habilitation 1993 in Osnabrück erhielt er dort im Folgejahr eine Hochschuldozentur und wurde 1995 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Die Universität Osnabrück wählte ihn 1997 zum Vizepräsidenten. Regenbogen hat unter anderem über philosophische Gerechtigkeit, sozialwissenschaftliche Werte und Didaktik des Ethikunterrichts geforscht. Er gehört der Interdisziplinären Forschungsstelle Werte-Bildung an. Regenbogen war langjähriges Mitglied der Redaktion der Europäischen Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften. Auch nach der Pensionierung ist er in Lehre und Forschung an der Universität Osnabrück aktiv.

Regenbogen, Arnim
Arnim Regenbogen (* 2. Februar 1939 in Berlin) ist ein deutscher Philosoph und außerplanmäßiger Professor im Ruhestand an der Universität Osnabrück. Regenbogen studierte von 1958 bis 1966 Philosophie, Soziologie und Geschichte in Berlin und Tübingen. Er promovierte 1968 an der Freien Universität Berlin und war anschließend Assistent im Fach Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Osnabrück. Als die Hochschule in die Universität Osnabrück überging, wurde Regenbogen 1974 Akademischer Rat, 1978 Akademischer Oberrat. Nach der Habilitation 1993 in Osnabrück erhielt er dort im Folgejahr eine Hochschuldozentur und wurde 1995 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Die Universität Osnabrück wählte ihn 1997 zum Vizepräsidenten. Regenbogen hat unter anderem über philosophische Gerechtigkeit, sozialwissenschaftliche Werte und Didaktik des Ethikunterrichts geforscht. Er gehört der Interdisziplinären Forschungsstelle Werte-Bildung an. Regenbogen war langjähriges Mitglied der Redaktion der Europäischen Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften. Auch nach der Pensionierung ist er in Lehre und Forschung an der Universität Osnabrück aktiv.

Arnim Regenbogen ist außerplanmäßiger Professor im Ruhestand an der Universität Osnabrück. Er ist u.a. Mitherausgeber des 'Wörterbuchs der philosophischen Begriffe (PhB 500) und der 'Enzyklopädie Philosophie'.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.