Rees | China Strike | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 319 Seiten

Rees China Strike

Thriller
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-406-73524-0
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 319 Seiten

ISBN: 978-3-406-73524-0
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



An einem gewöhnlichen Sommertag kommt es weltweit zu Massenkarambolagen von unzähligen Autos, in deren Bordelektronik offenbar gezielt eingegriffen worden ist. Die Zahl der Toten und Verletzten ist enorm. Federal Agent Dominic Verrazzano wird nicht nur Zeuge der Ereignisse - bald wird er herausfinden, dass hinter der Attacke eine finstere Verschwörung steckt.
Auf der Suche nach den Hackern stößt Verrazzano auf Programmierer, die alle eins gemeinsam haben: Sie wurden brutal ermordet und skalpiert. Was soll das Entfernen der Kopfhaut bedeuten? Die Spur führt Verrazzano nach Europa, nach Deutschland, nach Rüsselsheim. Und zugleich ins Zentrum eines gefährlichen Handelskriegs, ins dunkle Herz Amerikas. Auf Mallorca schließlich kommt es zum furiosen Showdown… Rasant und spannend, atemlos und mit faszinierenden Einblicken in die Welt der Hacker bietet Matt Rees in seinem neuen Thriller beste Unterhaltung.
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Kapitel 1
Die Dreckskerle feuerten ihn am Ende der Nachtschicht, nachdem er die letzte Palette Papier und Druckerpatronen auf den Lastwagen geladen und ihm in die Nacht hinterhergewinkt hatte. Gibson zog seine Knicks-Jacke an und lief frierend auf den Parkplatz hinaus. Auf dem Hochgleis brachte der A-Train die ersten noch schlaftrunkenen Büromenschen in einen angespannten, neuen Tag voller Tratsch am Wasserspender und schwachsinniger Anrufe von Leuten, die noch irrer waren als sie selbst. Er legte die Hände aufs kalte Dach seines Wagens und stieß mit zusammengekniffenen Lippen ein frustriertes Geheul aus, das zum Kreischen der Subway auf ihren Gleisen hoch über ihm zu passen schien. Die Leute da oben fuhren in einen neuen Tag, doch der kam noch nicht. Gibson ließ sich auf den Fahrersitz seines Darien Focal sinken und versuchte die Tür zuzuknallen. Sie schloss sich fast geräuschlos, als wüsste sie mit dem Druck umzugehen, mit dem er nicht zurechtkam. Er bog aus dem Tor im Maschendrahtzaun auf die Atlantic Avenue und schaltete den Scheibenwischer ein. Es nieselte. Die Plastikfrische der Fußmatten in seinem Wagen verhöhnte ihn mit dem sauberen Geruch eines gepflegten Lebens, das er nie führen würde. Er hielt an einer roten Ampel. Hätte er diesen Wagen nicht gekauft, wäre er nur halb so am Arsch, jetzt, wo er seinen Job verloren hatte. Er hatte einen Kredit aufgenommen, um ein neues Auto zu kaufen, statt ein gebrauchtes zu nehmen, das er sich leisten konnte. Aber es hatte ein neues sein müssen, weil er es verdiente. Er verdiente es, in einem Auto zu sitzen, das nach Erfolg roch. Nicht so verstaubt wie der alte Saturn, den sein Vater gefahren hatte, als er noch ein Kind gewesen war. Er konnte sich gut daran erinnern. Der makellose Geruch seines neuen Darien war Teil des Bildes, das er von sich hatte. Es zeigte ihn, wie er nach der Arbeit damit heimkehrte, in ein ebenso schönes Haus mit ebenso makellosen, nach frischer Farbe duftenden Zimmern draußen auf Long Island. Wie er durch die Tür trat und seine Frau und ihr neues Kind begrüßte. Ja, so hatte er es sich vorgestellt. Jetzt wusste er, wie es wirklich aussah. Er war am Arsch. Und, ja, das war es, was er verdiente. Er zog sein Telefon heraus und scrollte sich zur Nummer seiner Frau durch. «Hey, Arschloch.» Ein Mann in einem Regenmantel schlug auf die Haube seines Darien, breitete die Arme entrüstet aus und starrte ihn an. Gibson trat auf die Bremse und sah wieder auf sein Telefon. Er war auf den Fußgängerüberweg gerollt. Mach dir nichts vor, sagte er sich. Du kommst nicht voran, nie und nimmer. Wohin dein Auto auch rollt. Der Mann kam ans Seitenfenster und schlug dagegen. Sein frisch rasiertes Gesicht war in der morgendlichen Kälte rot angelaufen, und der Gürtel seines Regenmantels spannte sich über der Leibesfülle eines Athleten, der inzwischen auf die mittleren Jahre zusteuerte. Gibson war diesen Mist gewohnt. Auf dem Nachhauseweg von der Nachtschicht begegnete man lauter schlecht gelaunten Leuten, die müde und aggressiv unterwegs zur Arbeit waren, und den meisten schien es egal zu sein, ob sie sich mit einem schwarzen Knapp-zwei-Meter-Mann in seinen Zwanzigern anlegten. Dabei sollten sie Angst vor ihm haben. Aber wenn ein New Yorker angepisst war, blieben Vernunft oder Angst außen vor. Gibson ließ das Fenster herunter. «Es tut mir leid, Sir. Entschuldigen Sie.» Der Mann hatte den Scheibenrand gepackt und die Knöchel waren weiß, so sehr krallte er sich fest. «Sie hätten mich verdammt noch mal umbringen können.» Nur, wenn du einer von denen bist, die wegen eines Kratzers gleich verbluten, dachte Gibson. Aber der Mann im Regenmantel sah ganz und gar nicht aus wie ein Bluter, und Gibson war langsamer gerollt, als der Kerl ging. Die Ampel schaltete auf Grün, und halb New York hinter Gibson stieg auf die Hupe. «Ja, Sir. Es tut mir leid.» Der Mann wich einen Schritt zurück und trat gegen die hintere Tür des Darien. Gibson hörte, wie das Blech nachgab, worauf der Mann eilig in Richtung der Ralph Avenue Station lief. Der Schaden würde Gibson locker zweihundert Dollar kosten, was er normalerweise in zwei Tagen wieder reinverdient hätte – aber seit Ende der Schicht war er ohne Job. Einen Augenblick lang stellte er sich vor, wie er alle auf der Straße umbrachte, doch dann dachte er an Miranda und schloss das Fenster. Er ging langsam aufs Gas und rief sie über die Freisprechanlage an. «Hallo, Schatz. Bist du unterwegs?» Sie klang verschlafen, aber er hatte es noch nie erlebt, dass sie noch im Bett lag, wenn er nach Hause kam. Das ließ sie nicht zu. Sie wachte auf, putzte sich die Zähne, duschte und zog sich für die Arbeit an. Kam er durch die Tür, umarmte sie ihn, gab ihm zu essen und brachte ihn ins Bett, bevor sie zum Pioneer-Supermarkt fuhr, wo sie für acht Dollar die Stunde zehn Stunden hinter der Fleischtheke stand. «Sie haben mich rausgeworfen.» Er sah zu, wie ihn Personenwagen und Lastwagen links und rechts überholten und durch den Verkehr schlüpften. Er fuhr vorsichtig in seinem neuen Wagen. «Oh, verdammt, Baby.» «Ich hab nichts falsch gemacht. Sie bauen einfach Personal ab, weißt du.» «Sicher, Liebling.» Er lauschte dem Schweigen. Er war ein Mann, und ein Mann sollte eine Lösung haben. Aber er hatte nichts zu sagen. Wie wäre es also damit: «Mach dir keine Sorgen. Ich besorge mir einen neuen Job, und wir schaffen das mit der Anzahlung auf das Haus in Freeport schon.» Ja, wie wäre es damit? Er wusste das Schweigen genauso wenig zu füllen, noch wie er das Haus in Freeport kaufen konnte. «Wir schaffen das.» Die Laternen gingen aus. Sieh an, es war nicht das Ende der Welt. Es wurde Tag. «Ich glaube schon.» «Da gibt’s nichts zu glauben. Wir schaffen es. Der kleine Anthony wird nicht in dieser Mietwohnung mit der Kläranlage und dem Flughafen gleich nebenan aufwachsen.» «Vergiss die Schnellstraße nicht.» Er lächelte. «Auch nicht neben der. Der Weg führt nach oben. Hey, du hast gar nichts gegen den Namen gesagt. Ich habe ihn den kleinen Anthony genannt, ohne dass du dich beschwert hast.» «Du kannst ihn Anthony nennen. Das ist okay. Ich gebe nach.» Sie lachte leise. «Deshawn ist ein Idiotenname. Glaubst du, ich lasse zu, dass du unserem Sohn einen Idiotennamen gibst?» Er lächelte. «In Ordnung. Ich sage doch, ich gebe nach. Ich mag deinen Namen. Anthony. Ich will auch, dass unser Baby so heißt.» Er bekam feuchte Augen. Bei jeder Enttäuschung erinnerte sie ihn daran, dass er sie nicht enttäuschte. Er bog nach Süden auf den Rockaway Boulevard. Eine Lufthansa-Maschine startete vom JFK und schien kurzzeitig direkt auf ihn zuzuhalten, bevor sie die Flügel schräg in Richtung Ozean stellte. «Wir haben noch die Raten für das Auto», sagte er. «Verkaufe es. Es ist egal. Es ist nur ein Auto.» «Aber in Freeport …» «In Freeport gibt es Busse und die Long Island Rail Road. Ich weiß, du magst das Auto, aber wir kommen auch ohne zurecht.» «Wenn wir es überhaupt nach Freeport schaffen.» «Wir ziehen nach Freeport.» Er überquerte den Woodhaven Boulevard. «Weißt du was? Ich verkaufe den Wagen auf der Stelle.» «Anthony, komm nach Hause und frühstücke erst einmal.» Er wusste, sie hörte die Übertreibung in seiner Stimme, den brüchigen Enthusiasmus, um seine Verzweiflung zu übertünchen, die nur in einer Katastrophe enden konnte. «Ich fahre zum Händler, in dieser Minute, und lasse ihn da, egal, was sie mir dafür geben.» «Es ist sechs Uhr morgens. Die haben noch nicht mal auf.» «Dann warte ich eben, bis sie aufmachen, verkaufe den Wagen und suche mir einen neuen Job. Aber keine Nachtschicht mehr.» «Komm einfach nach Hause.» «Geh du zur Arbeit. Ich krieg das wieder hin.» «Anthony …» «Ich sagte, geh arbeiten.» Er fuhr zu schnell. Er nahm den Fuß vom Gas. Er gab seiner Stimme einen besänftigenden Ton. «Miranda, Himmel, ich will doch nur …» «Ist schon okay. Tu, was getan werden muss, Anthony, und tu es auf deine Weise....


Matt Rees, 1967 in South Wales geboren, war Jerusalemer Bürochef der Time und schrieb u.a. vier Omar-Jussuf-Krimis, die auf Deutsch bei C.H.Beck und Heyne erschienen sind und für die er u.a. den John Creasey Dagger der CWA erhielt. Matt Rees lebt und arbeitet in Luxemburg. "Die Damaskus-Connection", der erste Band seiner neuen Thrillerreihe um den ICE-Agenten Dominic Verrazzano, erschien 2018 bei C.H.Beck.



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