E-Book, Deutsch, 245 Seiten
Rauner Der Berg der Kelten. Die Erben des Glaubergs
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86282-168-6
Verlag: Acabus Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Teil 2
E-Book, Deutsch, 245 Seiten
ISBN: 978-3-86282-168-6
Verlag: Acabus Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die hessische Wetterau im Jahr 400 v. Chr.: Über dem Glauberg hängt der Schatten eines neuen Krieges. Der Tod ihres Vaters zwingt Dunaan, die Nichte des Keltenfürsten, sich endlich dem Urteil der Krieger zu stellen und den Titel des Heerführers gegen ihren verräterischen Konkurrenten zu verteidigen. Währenddessen stößt Hahles mit dem Fürstenbruder Borigennos ungewollt auf ein Geheimnis, das der Fürst seit Jahren zu verheimlichen versucht. Aus der Hand eines Fremden erhält er ein altes Erbstück der Fürstenfamilie, das als verschwunden galt und vom Fürsten selbst verleugnet wird. Im Zenit ihres Konfliktes kommt es schließlich zur ersten Schlacht. Wer aber ist der Fremde, der plötzlich die Macht über den verbündeten Stamm der Widderleute übernommen hat? Und wird es ihm gelingen, das Schlachtenglück für sich zu gewinnen? In den Wirren des Krieges offenbart sich ein uralter Handel, der das Gleichgewicht zwischen den Stämmen ins Wanken bringt und schließlich über das Schicksal eines ganzen Landes entscheiden soll.
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Prolog: Das Lied des Flötenspielers hatte sich in den Baumwipfeln gefangen. Die Versuchung, immer lauter und lauter zu spielen, nur damit die feine Melodie mit zehnfacher Kraft von den hohen Wänden des Steinbruches zurückgeworfen wurde, war groß. Die Stille, die hier mancher Tage herrschte, war so drückend, dass selbst das Konzert der Vögel sie nicht vertreiben konnte. [...] Der Tag war noch jung. Die Morgensonne spähte gerade über die Hügelkette am Horizont und färbte den grauen Dunst, der sich über die Baumwipfel gelegt hatte, in blasses Rot. Es war jene Tageszeit, da die Welt zwischen Träumen und Wachen schwebte, die Zeit lichtscheuer Geister, die noch ein letztes Opfer suchten, bevor die Morgensonne sie gänzlich bis zum Abend vertreiben würde. Der junge Hirte kannte die Geschichten darüber ganz genau! Sein Vater erzählte sie ja immer abends am Feuer, dass manch eines seiner Geschwister nachts kein Auge zutat. Der Hirte selbst sollte eigentlich alt genug sein, um sich vor solchen Schatten nicht mehr zu ängstigen. Zog er doch schon seit Jahren kurz vor dem Sonnenaufgang mit seiner Herde von der Siedlung zum Steinbruch hinab, die auf einer leichten Anhöhe durch die Baumwipfel kaum noch zu sehen war. Mächtige Eichen hatten hier am Rande des Waldes überdauert. Sie waren nicht wie die vielen Buchen und Holunderbüsche dem Ehrgeiz der Menschen zum Opfer gefallen, die vor kurzer Zeit bemerkt hatten, welch gute Preise der rot schimmernde Sandstein erzielte, der hier von Götterhand aus dem Boden gewachsen war. [...] An diesem Morgen aber waren seine Sorgen anderer Natur. Wozu sollte er sich schwarze Gedanken über die Zukunft machen, wenn seine einzigen Gegner dieser Tage nur die Geister waren, die im Steinbruch wohnten und mit jedem Windhauch einen leisen Gesang anstimmten, der aus den Felsnischen pfiff? 'Du musst die Flöte spielen', hatte sein Vater ihm geraten. 'Sie lieben ihre Lieder und werden nur schweigend lauschen und dir nichts tun, bis die Sonne aufgeht!' Also spielte er, die Augen geschlossen, mit der größten Inbrunst, die er aufbringen konnte. Der junge Hirte hoffte dabei inständig, dass die Geister nicht, wie manche Geschichten erzählten, in seinen Kopf blickten, um den Gedanken zu lesen, dass er sich nichts sehnlicher herbeiwünschte als das Morgenlicht, das die unerwünschten Gefährten in ihre Höhlen vertreiben würde. [...] Der Junge wagte nicht zu atmen. Das Lied der Geister schien plötzlich ungeheuer laut zwischen den Felsen widerzuhallen, einträchtig mit dem Gesang der Raben, der immer mehr einem Lachen zu gleichen schien. Sie lachen mich aus für meine Angst. Der Hirte schluckte hart. Ihr Geschrei war so laut, dass es in den Ohren zu schmerzen begann. Der junge Hirte schrak auf, als eines der Schweine grunzend an dem umgefallenen Baumstamm vorbeilief, auf dem er sich niedergelassen hatte, und ihn damit auf die Beine scheuchte. Nein, so ging das nicht weiter! Seine Hand krampfte sich um die Flöte, als er einen Schritt auf den Waldrand zu machte und sich fragte, woher er den Mut nahm. Es ließ sich doch ausfindig machen, was die Raben anzog! Dort hinter den Bäumen lag nur ein totes Tier, wie man sie zu Dutzenden in den Wäldern finden konnte. Keinerlei Gefahr ging von den toten Körpern aus, deren Geister längst in die Andere Welt eingezogen waren! [...] Eine gewaltige Gruppe Vögel saß zwischen den Sträuchern. Die Morgensonne benetzte den freien Platz unweit des Waldrandes bereits mit ihren ersten Strahlen, die sich einen Weg durch den Nebel gekämpft hatten. Der Gestank nach Tod und Verwesung aber lag in der Luft - nichts, was dem jungen Hirten neu war. Trotzdem weckte es in ihm eine Übelkeit, dass er am liebsten zurückgewichen wäre. [...]