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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 67, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

Rauenstein Lore-Roman 67

Niemand kannte ihre Herkunft
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8968-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Niemand kannte ihre Herkunft

E-Book, Deutsch, Band 67, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

ISBN: 978-3-7325-8968-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Niemand kannte ihre Herkunft

Der große Schicksalsroman um Liebe und Leid

Von Regina Rauenstein

Der Bauer Tronstein, angesehen und wohlhabend, hat den schönsten Hof im weiten Umkreis. Aber das Schicksal hat es nicht gut mit ihm gemeint. Seine geliebte Frau und sein wenige Tage alter Sohn sind gestorben.
Als eines Morgens ein Findelkind auf seiner Türschwelle liegt, weigert er sich zunächst, den Säugling - es ist ein Mädchen - aufzunehmen. Doch dann wird ihm das Herz weich unter dem Blick des winzigen Kindes.
Jahre vergehen. Blanche vom Tronsteinhof, das Findelkind, wächst als Tochter des Bauern auf. Sie ist ein beglückend frohes und bildschönes Mädchen geworden. Dass sie sich für den großen Hof interessiert und eine gute Bäuerin zu werden verspricht, erfüllt den Mann mit Stolz. Doch Tronsteins Liebe zu der Adoptivtochter wird hart geprüft, denn eines Tages kommt ein Fremder in die Gegend und bringt Verwirrung und Herzeleid ...

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Niemand kannte ihre Herkunft

Der große Schicksalsroman um Liebe und Leid

Von Regina Rauenstein

Der Bauer Tronstein, angesehen und wohlhabend, hat den schönsten Hof im weiten Umkreis. Aber das Schicksal hat es nicht gut mit ihm gemeint. Seine geliebte Frau und sein wenige Tage alter Sohn sind gestorben.

Als eines Morgens ein Findelkind auf seiner Türschwelle liegt, weigert er sich zunächst, den Säugling – es ist ein Mädchen – aufzunehmen. Doch dann wird ihm das Herz weich unter dem Blick des winzigen Kindes.

Jahre vergehen. Blanche vom Tronsteinhof, das Findelkind, wächst als Tochter des Bauern auf. Sie ist ein beglückend frohes und bildschönes Mädchen geworden. Dass sie sich für den großen Hof interessiert und eine gute Bäuerin zu werden verspricht, erfüllt den Mann mit Stolz. Doch Tronsteins Liebe zu der Adoptivtochter wird hart geprüft, denn eines Tages kommt ein Fremder in die Gegend und bringt Verwirrung und Herzeleid …

Abseits von allem weltlichen Getriebe lag der prachtvolle Heidehof des Bauern Tronstein, der wie seine Vorfahren einem kleinen König vergleichbar in seinem Land regierte.

Umgeben von fruchtbaren Feldern und sattem grünen Weideland, auf dem das Vieh prachtvoll gedieh, lag das weiße Fachwerkhaus mit seinen schwarzen Balken und dem tief herabhängenden Dach.

Wildrosen und Beeren rankten sich wildwachsend um die hohe, klobige Mauer, die aus groben Felsbrocken zusammengesetzt war und das Anwesen umgab. Jeder Fremde, der zum ersten Mal hier stand und die ganze wilde Schönheit dieser Landschaft in sich aufnahm, war begeistert von dem märchenhaften Anblick.

In der großen gemütlichen Wohnstube saß der Bauer, breitbeinig, die schweren Hände vor sich auf den schweren Eichentisch gestützt. Der Mann ihm gegenüber war etwas kleiner und gedrungener als der Bauer. Vor ihnen standen zwei Krüge, bis zum Rand mit Selbstgebrautem angefüllt.

Bedächtig hoben sie die Krüge, prosteten sich zu und tranken. Dann griffen sie nach ihren Pfeifen und stießen dicke, weiße Wolken aus.

„Soso“, brach Bauer Tronstein nun endlich das Schweigen.

Seine Stimme klang kernig, und wer ihn nicht kannte, zuckte erschrocken vor dieser harten Stimme zurück und traute dem vierschrötigen Bauern keine Weichheit zu.

Dabei täuschte der erste Eindruck. Bauer Tronstein war im Grunde seines Herzens ein gutmütiger Bär, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. In seinem kraftvollen Körper steckte ein weiches Herz. Aber wenn er dahinterkam, dass man seine Gutmütigkeit schändlich ausnützte, dann konnte er fuchsteufelswild werden.

Außer dem „so, so“ sagte er nichts mehr, sondern begann, seine Pfeife auszuklopfen. Erst nachdem Bauer Tronstein seine Pfeife wieder gestopft und angezündet hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit erneut seinem Besucher zu.

„Also heiraten will sie, deine Gerlinde“, begann er. „Hat sich lange Zeit gelassen, deine Deern. Geht doch schon auf die dreißig zu, wenn ich mich nicht irre?“

„Stimmt, wird nächsten Monat dreißig.“ Der andere seufzte tief. „Ja, hat sich lange Zeit gelassen, die Gerli. Hab schon nicht mehr daran geglaubt, dass sie mir doch noch einen Eidam auf den Hof bringt. Hat ihn einfach nicht vergessen können, diesen Hans Dampf in allen Gassen, der sie einfach sitzen ließ und auf und davon ging.“

„Hm — sie hat ihn eben geliebt, Hinner — und gegen die Liebe ist nun mal kein Kraut gewachsen. Das Herz hat seine eigenen Gesetze, und mit Vernunft ist da wenig auszurichten.“

„Ja, ja — das habe ich mir auch immer wieder gesagt, wenn ich nahe daran war die Geduld zu verlieren. Aber nun ist ja alles vorbei. Hannes Stelzer ist ein arbeitsamer Mann, der wohl ein ordentlicher Bauer wird. Bei ihm wird sie es gut haben, dessen bin ich gewiss. Natürlich ist es nicht die himmelhoch-jauchzende Liebe, aber sie mag ihn, und wenn erst einmal Kinder da sind, dann kommt die Liebe auch von selbst.“

Nachdenklich sah Bauer Tronstein aus dem Fenster.

„Gebe es Gott, Hinner“, meinte er dann mit einer Stimme in der dunkle Traurigkeit mitschwang. „Es ist nicht gut, wenn die Liebe nicht gegenseitig ist in einer Ehe. Einer wird immer leiden und sich quälen.“

Als wollte er etwas wegwischen, fuhr er sich mit der Rechten über seine hohe Stirn und strich das noch immer sehr dichte Haar zurück. Als er sich dann seinem Gast wieder zuwandte, trug sein Gesicht jedoch den ruhigen Ausdruck, den man an ihm kannte.

„Natürlich werden Blanche und ich an der Feier teilnehmen. Ist doch selbstverständlich. Aber“, er zögerte einen Moment und fuhr dann unsicher fort. „Blanche als Brautjungfrau, entschuldige, das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Du kennst doch diesen Irrwisch. Sie hat Mühe, auch nur eine Minute ruhig zu sitzen. Ich fürchte, sie wird die nötige Geduld einfach nicht aufbringen, um über eine Stünde lang reglos auf einer Stelle auszuhalten. Sie würde die ganze Handlung stören durch ihre Zappeligkeit.“

„Das habe ich Gerli auch schon gesagt, aber sie besteht einfach darauf, dass Blanche ihre Brautjungfer wird. Du weißt doch, die beiden lieben sich wie Schwestern, und Gerli hat sich schon immer für deine Kleine verantwortlich gefühlt. Sie ist davon überzeugt, dass Blanche ihr zuliebe die nötige Geduld aufbringt und verletzt sein würde, wenn sie bei der Wahl der Brautjungfern übergangen würde.“

Wieder trat Schweigen ein.

Nach kurzem Klopfen trat die Altmagd ein. Sie trug ein Tablett auf dem ein deftiger Imbiss stand. Hausgebackenes, duftendes Brot, ein angeschnittener Hinterschinken und selbstgemachte Butter.

Wortlos stellte sie alles auf den Tisch, wollte schweigend wieder die Stube verlassen.

„Schick mir die Deern, Bärbel, wenn sie dir über den Weg läuft“, sagte der Bauer, ehe die Magd das Zimmer verließ.

„Wenn ich sie seh, Bauer. Ist schon früh aus dem Haus. Wird wohl wieder bei den Pferden sein.“

Aber Bauer Tronstein winkte nur ab.

„Ist schon gut, Bärbel. Wird schon kommen wenn sie Hunger verspürt.“

„Greif zu, Hinner! Hast einen langen Weg hinter dir!“, forderte der Bauer seinen Gast auf.

Der ließ sich nicht lange nötigen.

„Weißt du“, begann er, nachdem er den ersten Bissen mit einem Schluck aus dem Krug hinuntergespült hatte. „Ich …“, weiter kam er nicht.

Donnernde Hufschläge, die schnell näher kamen, ließen ihn seine Rede vergessen. Durch das geöffnete Fenster klang lautes Stimmengewirr, in die sich nun eine helle, durchdringende Stimme mischte, die alle anderen übertönte.

Die beiden Männer waren schnell aufgestanden und ans Fenster getreten. Während die Augen des Bauern in väterlichem Stolz leuchteten, sah Bauer Hinner verdutzt auf das Bild das sich seinen Augen nun bot.

Das Mädchen hatte den Vater am Fenster erkannt. Es winkte zu ihm herauf und parierte den schneeweißen Hengst unter seinem Fenster, so dass dieser wie eine Statue stand.

Dann beugte sich die knabenhafte schlanke Gestalt in der enganliegenden verwaschenen Cordhose herunter und flüsterte dem reglos stehenden Tier etwas ins Ohr.

Sofort begann der Hengst, anmutig zu tänzeln, zeigte einige Kunststücke, die einem Zirkuspferd alle Ehre gemacht hätte und ließ sich plötzlich zu Boden fallen. Seine Reiterin glitt geschmeidig aus dem Sattel. Der Hengst blieb reglos liegen und rührte sich erst, als ein halblauter Befehl erklang. Da schnellte er hoch, und seine Reiterin saß blitzschnell auf seinem Rücken.

„Donnerwetter, das ist ja schon fast Zauberei was sie mit dem Gaul anstellt“, entfuhr es Bauer Hinner entgeistert.

„Ja, sie ist vernarrt in den Hengst, den ich ihr zum Geburtstag geschenkt habe. Sie war schon immer eine Pferdenärrin. Leider bringt sie dem Hengst jeden Tag neue Kunststücke bei und vergisst darüber alles andere“, seufzte der Bauer, und doch lag Stolz auf seinen Zügen.

Blanche war ein sehr hübsches Mädchen — die wilde Blanche vom Tronsteinhof. Rank und schlank gewachsen, mit weichen anmutigen Bewegungen. Sehr große grüne Augen beherrschten ein oval geschnittenes Gesicht, das von einem Schwall rotblonder Haare eingerahmt wurde, das ihr lose bis auf die Schultern fiel. Der blutrote volle Mund zeigte beim Lachen schneeweiße gesunde Zähne, die wie Perlen schimmerten. Und sie lachte gerne, die junge Blanche, deren Leben bisher so unbeschwert gewesen war.

Vom Vater maßlos verwöhnt, wuchs sie in ungebundener Freiheit auf. Jeder Wunsch wurde ihr erfüllt, und es war eigentlich ein Wunder, dass sie trotzdem ein so liebenswertes Menschenkind geblieben war, dem einfach jeder gut sein musste.

Unterdessen hatte der Bauer sich wieder zu seinem Besucher gesetzt.

„Ich weiß nicht, Will, ob es richtig ist, das Mädchen so wild aufwachsen zu lassen. Du hast es zu einem Buben erzogen, und ich fürchte, das wird sich eines Tages rächen. Welcher Bursch hat schon den Mut um ihre Hand anzuhalten? Welcher Mann holt sich schon gerne eine solche Wildkatze in sein Haus?...



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