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E-Book

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Rangnick Falkenjagd

Ein Fall für Robert Walcher
12001. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8437-0286-7
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Fall für Robert Walcher

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-0286-7
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Für Recherchen zu einem Artikel begibt sich Robert Walcher verdeckt in üble Kreise - undin höchste Gefahr. Kurz entschlossen rettet er zwei junge Mädchen vor Menschenhändlern,doch nun steht er ganz oben auf der Abschussliste eines skrupellosen Verbrecherrings. Kommissar Brunner unternimmt alles, um Walcher und seine Familie zu schützen, doch die Kontaktedes in ganz Europa agierenden Kartells reichen bis in die heile Welt des Allgäus undhinauf in höchste Kreise.

Joachim Rangnick, geboren 1947, ist studierter Grafiker und lebt in Weingarten. Heute widmet er sich ganz dem Schreiben. In seinen Kriminalromanen bringt sich Journalist Robert Walcher im beschaulichen Allgäu immer wieder in höchste Gefahr.
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Von Zürich aus über Genf und Mâcon führte laut Johannes der landschaftlich attraktivste, wenn auch nicht der kürzeste Weg ins Burgund. Die Suche nach dem Schloss gestaltete sich dann etwas problematisch, da die Straßenlinien auf der flüchtigen Skizze, die Walcher erhalten und ausgedruckt hatte, mit der realen Straßenkarte nicht übereinstimmten. Irgendwo westlich der Dörfer Fuissé und Loché fanden sie schließlich das Schloss und Weingut des Comte de Loupin.

Walchers Kenntnisse über das südliche Burgund beschränkten sich auf eine geführte Wein-Exkursion vor etlichen Jahren, die auf das Beaujolais konzentriert war und in Villefranche endete. Er hatte diese Exkursion aus seinem Gedächtnis gestrichen, weil die zehn Teilnehmer derart besserwisserische Spezialisten waren, die sich den ganzen Tag ununterbrochen mit Weinwissen zu übertrumpfen versuchten, das sie sich nächtens angelesen hatten, wie er am Ende der Fahrt herausfand.

Er kannte sich also nicht aus im Burgund, und auch seine Recherchen im Internet über den Comte de Loupin hatten keine neuen Erkenntnisse gebracht. Auch Brunner hatte nichts herausgefunden, selbst Hinteregger, dem er das Ziel seiner »Einkaufstour« wie versprochen gemailt hatte, machte nur ein paar historische Daten über die Geschichte des Schlosses ausfindig, ein Comte de Loupin aber wurde darin nicht erwähnt.

Wie eine mittelalterliche Festung thronte das Schloss auf einer Hügelkuppe, eingerahmt von Weinbergen, die sich bis zu den felsigen Ausläufern der Cevennen erstreckten. Die Auffahrt, von schattenspendenden Bäumen gesäumt, schlängelte sich den Hügel hinauf. Walcher und Johannes passierten das offenstehende Tor in der Schutzmauer und stellten den Wagen im Vorhof ab, der bereits mit zwölf Edelkarossen so gut wie vollgeparkt war. Walcher hatte gut daran getan, sich einen Mercedes der S-Klasse zu leihen, und dass Johannes am Steuer wie sein persönlicher Chauffeur wirkte, konnte in Anbetracht dieser hochkarätigen Autoflotte auch nicht schaden.

»Notiere bitte die Kennzeichen und die Wagentypen oder was dir sonst auffällt, aber lass dich dabei nicht erwischen. So schön das Schloss auch ist, ich möchte nicht im Verlies vermodern«, bat Walcher seinen Freund.

»Meinst wohl, mir würd’s noch nicht reichen, mit nur einer Niere herumzulaufen?«, spielte Johannes auf seine Entführung vor einigen Monaten an. Er war irrtümlich mit Walcher verwechselt worden und in die Fänge von Organhändlern geraten. Johannes hatte zwar diese lebensbedrohliche Situation überstanden, war aber als Organspender missbraucht worden. Seither stichelte er bei jeder Gelegenheit mit seinem schrecklichen Erlebnis, wohl wissend, dass er damit Walchers schwachen Punkt traf.

Die späte Sonne schien auf das herrschaftliche Anwesen, als würden Scheinwerfer bei Filmaufnahmen eine romantische Szene ausleuchten. Der Blick auf die Weinberge, die durch die quer hineinscheinenden Sonnenstrahlen besonders scharfe Schatten warfen, wäre zu einem anderen Anlass Grund genug für eine ausgiebige Weinprobe gewesen, aber Walcher und Johannes wurden in ihrer Betrachtung gestört. Sie drehten sich zu der Stimme, die fragte: »Wen bitte darf ich dem Comte melden?«

Walcher hatte damit gerechnet, in diesem Ambiente einen unterwürfigen Domestiken anzutreffen, gekleidet in einer barocken Uniform, stattdessen stand ihnen ein junger Mann gegenüber, gepflegt und in einem dunklen Anzug, dem die sündhaft teure Designerhand anzusehen war. Walcher erwiderte das Lächeln des Mannes und nannte seinen Decknamen, Wolfgang Hoffmann. Auch einen Ausweis auf diesen Namen, von Brunner verordnet und beschafft, trug er im Jackett. Die italienische Mailadresse rundete seine Recherche-Identität ab, sie lautete mit wolfhoffmann@yahoo.it ebenfalls auf diesen Namen.

Als hätte er in ihm einen alten Freund wiedererkannt, strahlte daraufhin der junge Mann Walcher an und stellte sich als Maurice Delwar und rechte Hand des Comte vor. Abgesehen von einem leichten Elsässer Akzent sprach er fabelhaft Deutsch.

»Kommen Sie, ich darf Sie in den Saal führen, in dem die Verkostung stattfindet. Um Ihren Fahrer wird sich gleich Bertram kümmern, er ist die gute Seele unseres Hauses.« Zu Johannes sagte er freundlich, aber entschieden distanzierter: »Wir haben einen Ruheraum, dort können Sie sich von der Fahrt erholen, Bertram wird Sie hinführen.« Dann deutete er Walcher gegenüber eine leichte Verbeugung an und ging voraus.

Walcher und Johannes, der die Verbeugung nachäffte, folgten ihm durch ein wehrhaftes Tor in einen weiteren, allerdings kleineren Vorhof. Hatten in der burgähnlichen Anlage früher die Menschen Zuflucht gefunden, beherbergte sie heute kostbare Weine, jedenfalls was die Preise betraf. Walcher registrierte sie mit einem kurzen Blick, als er an dem weißgedeckten Schautisch vorbeiging, auf dem Flaschen und Geschenkkartons, Gläser und Keramikwaren präsentiert wurden, alle fein säuberlich mit Preisschildchen versehen. Was diese Mauern darüber hinaus noch anzubieten hatten, würden sie bald erfahren.

Der zweite Vorhof glich nämlich eher einem Museum. Entlang der Mauern standen Gerätschaften für Weinbau und Keltertechnik aus früheren Zeiten. Erst nach dem nächsten Tor standen sie im eigentlichen Innenhof. Das rechteckige, schmucklose Herrenhaus mit seinen drei Stockwerken – es als Schloss zu bezeichnen, nur weil an einer Giebelseite ein massiv wirkender Rundturm stand, wäre übertrieben gewesen – war direkt an die südliche Mauer gebaut, ebenso wie die kleinen Häuser, die rundherum an der Burgmauer klebten. Sie reichten allerdings nur bis zu dem noch erhaltenen Wehrgang, während Turm und Herrenhaus über die Burgmauer hinausragten. Das gesamte Parterre war fensterlos, erst die beiden Stockwerke darüber hatten Fenster. Wenn ein feindlicher Angreifer früher bis hierher vorgedrungen war, so stand er zwar vor dem Kernstück der Burg, aber um dort hineinzukommen, musste er noch die Eingangstür in dem Rundturm überwinden.

Voller Bewunderung betrachtete Walcher die Tür und die fast einen halben Meter dicken Eichenbohlen, die zusätzlich noch mit dicken Eisenplatten beschlagen waren. Der ideale Ort für dunkle Geschäfte. Ein junger Mann in blauem Arbeitsmantel kam über den Hof geeilt. Es war der besagte Bertram, dem Johannes folgen durfte. Maurice Delwar machte nur eine lässige Handbewegung und führte dabei Walcher durch das Portal. Sie gingen durch das Treppenhaus im Turm und durch eine weitere wehrhafte Tür. Dann standen sie unvermittelt in dem beeindruckenden Festsaal. Fünfzehn auf dreißig Meter schätzte Walcher die Fläche.

Der Fußboden war aus Stein, die Wände waren weiß getüncht, und die Decke bestand aus schweren Holzbalken. Auf der Talseite gaben hohe Rundbogenfenster den Blick hinaus ins Land frei. Zwischen den Fenstern hingen die typischen Gemälde mit den lebensgroßen Abbildungen stolzer Männer, vermutlich den Vorfahren der Grafenfamilie. Mitten im Saal stand ein langer und wuchtiger Holztisch, außer ein paar Stühlen an den Wänden das einzige Mobiliar im Raum. Eine entlang der Tischkante ausgerichtete Flaschenreihe und die vielen Gläser hätten jeden zufälligen Besucher vermuten lassen, dass hier wirklich eine Weinverkostung stattfinden würde. Die Kerzen in den drei mehrarmigen Leuchtern brannten, obwohl die Sonne den Saal noch hell erleuchtete. Auf dem Tisch standen auch drei mit Folie abgedeckte Essensplatten, die allerdings ein mehr als bescheidenes Buffet abgaben. Nun gut, relativierte Walcher seine Kritik, die Gäste heute waren ja wohl auch nicht gekommen, um ausgiebig zu speisen. Er zählte 22 Männer, sie standen grüppchenweise zusammen. Einer löste sich aus einer Dreiergruppe und kam auf Walcher zu. Er war klein, vielleicht eins fünfzig, dick, und sein Gesicht ließ ihn eher nach einem Gourmand aussehen als nach einem Gourmet.

Er strahlte Walcher mit einem herzlichen Lächeln an, umarmte ihn und hieß ihn auf Französisch willkommen. Walchers Französisch war miserabel, deshalb beschränkte er sich auf Floskeln und bat den Comte und dessen Majordomus Maurice, wenn es wichtig würde, zu übersetzen.

Im Schlepptau des Grafen wurde Walcher der Reihe nach den übrigen Gästen vorgestellt, ganz so, als befänden sie sich in einem Freundeskreis, dessen höchstes Interesse es wäre, sich bei einem Gläschen Wein kennenzulernen.

Walcher war angestrengt bemüht, sich möglichst alle Namen und die dazugehörenden Gesichter einzuprägen. Er wunderte sich über die Unbekümmertheit, mit der ihm alle Gäste vorgestellt wurden. Was machte diese Leute so sicher, dass sie sich nicht untereinander anzeigten oder ein Maulwurf darunter war, wie er?

»Mit Gästen aus Frankreich und Monsieur Hoffmann aus Italien sind wir ja beinahe ein internationaler Verein«, begrüßte der Comte nochmals die Runde, erklärte die Regeln und wünschte allen einen erfolgreichen Abend. Maurice zog die schweren Vorhänge vor die Fenster und veränderte dadurch abrupt die Atmosphäre im Saal. Der Kerzenschein verlieh dem Raum etwas Festliches und auch Mystisches, denn die Welt an den Grenzen des Lichts löste sich in der Dunkelheit auf. Wein wurde gereicht, jemand entfernte die Folie von den Essensplatten, und der Comte eröffnete die Verkostung. Leise erklang klassische Musik, etwas Ernstes in Moll, und es hätte ein entspannter Abend werden können, aber Walcher konzentrierte sich auf die Gesichter und wiederholte die Namen dazu, während er ihnen freundlich lächelnd zuprostete. Die meisten der Männer kannten sich...


Rangnick, Joachim
Joachim Rangnick, geboren 1947, ist studierter Grafiker und lebt in Weingarten. Heute widmet er sich ganz dem Schreiben. In seinen Kriminalromanen bringt sich Journalist Robert Walcher im beschaulichen Allgäu immer wieder in höchste Gefahr.

Joachim Rangnick, geboren 1947, ist studierter Grafiker und lebt in Weingarten. Heute widmet er sich ganz dem Schreiben. In seinen Kriminalromanen bringt sich Journalist Robert Walcher im beschaulichen Allgäu immer wieder in höchste Gefahr.



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