E-Book, Deutsch, Band 6, 160 Seiten
Reihe: Zombie Zone Germany
Ramtke / Marou Zombie Zone Germany: Blutzoll
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95869-275-6
Verlag: Amrun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 6, 160 Seiten
Reihe: Zombie Zone Germany
ISBN: 978-3-95869-275-6
Verlag: Amrun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Eden. Einst eine Stadt, gegründet von zwei Brüdern im gemeinsamen Wunsch auf einen friedlichen Neubeginn.
Heute herrscht eine strikte Teilung in zwei Bezirke, die Brüder sind verfeindet. Eine Seite erblüht, die andere ist dem Untergang geweiht.
Als der Winter kommt und die Nahrung knapp wird, scheitern alle Versuche auf eine friedliche Vereinigung.
Der Kampf ums Überleben beginnt und wandelt Wagemut in Wahnsinn, Hoffnung in Verzweiflung.
Denn nicht nur die Menschen haben Hunger …
Zombie Zone Germany: Unsere Städte wurden Höllen.
Sie kamen über Nacht. Ihr Hunger war unstillbar. Sie fielen wie Heuschreckenschwärme über die Lebenden her. Zerrissen sie, fraßen, machten aus ihnen etwas Entsetzliches. In den Straßen herrscht verwestes Fleisch. Zwischen zerschossenen Häusern und Bombenkratern gibt es kaum noch sichere Verstecke.In Deutschland ist der Tod zu einer seltenen Gnade geworden.
Hohe Stahlbetonwände sichern die Grenzen. Jagdflieger und Kampfhubschrauber dröhnen darüber. Es wird auf alles geschossen, was sich (noch) bewegt.
Deutschland wurde isoliert – steht unter Quarantäne.
Die wenigen Überlebenden haben sich zu Gruppen zusammengeschlossen, oder agieren auf eigene, verzweifelte Faust. Gefangen unter Feinden. Im eigenen Land.
Doch ist der Mensch noch des Menschen Freund, wenn die Nahrung knapp wird und ein Pfad aus kaltem Blut in eine Zukunft ohne Hoffnung führt?
Bisher in der Reihe erschienen:
ZZG: Die Anthologie
ZZG: Trümmer (Simona Turini)
ZZG: Tag 78 (Vincent Voss)
ZZG: Letzter Plan (Jenny Wood)
ZZG: Zirkus (Carolin Gmyrek)
ZZG: Blutzoll (Matthias Ramtke)
ZZG: XOA (Lisanne Surborg)
ZZG Anthologie: Der Beginn
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Zukunft Deutschlands
Der Wachposten nickte und gab seinem Kollegen ein Zeichen, der daraufhin sofort das Gewehr sinken ließ. Gemeinsam betätigten sie einen primitiven Flaschenzug und die zweiflügelige Pforte öffnete sich. Die Grenze befand sich am Fuße des Badbergs auf einem Parkplatz, auf dem zerlegte Autos ihr Dasein fristeten. Die benachbarte breite Straße führte hinauf auf den Berg, zu einer mittlerweile leer gepumpten Tankstelle und den verwilderten Anlagen der Baumschule. Beides lag außerhalb Edens, die Grenze führte auf halber Höhe des Berges mitten über die Straße. Ben trat, gefolgt von Maurice und Vincent, der von allen nur Bär genannt wurde, durch die Pforte und befand sich wieder in seinem Stadtteil, der größtenteils aus ehemaligen Wohnsiedlungen und dem beinahe ländlich geprägten Hüttengrund bestand, wo früher schicke Eigenheime gestanden hatten und jetzt nur zerschossene Ruinen vor sich hin faulten. Das Tor schloss sich hinter ihnen. Die aus Steinen, Holz und Metall erbaute Grenzmauer versperrte die Sicht auf den Bezirk seines Bruders. Ben entkrampfte und öffnete erst jetzt seine Hände. Sein eigener Bruder verwehrte ihm Hilfe, wenn er sie am nötigsten brauchte. Hatte er selbst Niklas jemals etwas abgeschlagen? War es nicht er gewesen, der alles Menschenmögliche versucht hatte, um dessen Familie in Sicherheit zu bringen? Hatte nicht Ben die Idee gehabt, Eden untereinander aufzuteilen, nachdem die Menschen nur ihm allein gefolgt waren, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben? Niklas war nichts weiter als ein arroganter Emporkömmling, ein mieser Verräter an der eigenen Familie. Er spuckte aus und drehte sich von Wut getrieben zu Maurice und Vincent um. »Macht den Jeep bereit. Ich muss Dampf ablassen.« »Keine gute Idee, jetzt noch rauszufahren. Es wird in«, Maurice suchte den Himmel nach der Sonne ab, »einer knappen Stunde dunkel, schätze ich.« »Es ist die ganze Zeit dunkel, verdammte Scheiße!« Ben trat gegen einen von Rost zerfressenen Civic. »Dieser dämliche Feigling sitzt auf seinem kleinen Lederthron, raucht feinsten Tabak und fickt die schönsten Frauen, während wir ums Überleben kämpfen und versuchen, Deutschland wieder aufzubauen. Ich könnte kotzen.« »Er hat es geschafft, so etwas wie ein funktionierendes Wirtschaftssystem in Eden einzuführen«, gab Maurice zu bedenken. »Nein, nicht in Eden. In seinem Bezirk. Das ist etwas anderes. Paragraf zwei unseres Abkommens besagt, dass wichtige Errungenschaften beiden Vertragsparteien zustehen sollen.« Ben kramte ein kleines Blatt Papier aus der Tasche seiner mit Flicken übersäten Jacke, füllte es mit einem Gemisch aus Heu, Brennnesselblättern und getrocknetem Unkraut und drehte es zu einer kleinen Zigarette. Der Bär gab ihm Feuer. Ben inhalierte tief und intensiv. Es schmeckte beschissen, es brachte ihn nicht runter, es war eigentlich komplett sinnlos. Er gab sich trotzdem gern der Illusion hin, eine echte Zigarette zu rauchen. »Wozu haben wir dieses Abkommen geschlossen, wenn er sich nicht daran hält?«, fragte er schließlich. Maurice wusste darauf keine Antwort, er fuhr sich gedankenverloren durch die dunklen Haare. »Vielleicht war es ein Fehler, ihm den besseren Teil Edens zu überlassen«, meinte Vincent. »Er musste ja eigentlich nichts mehr tun, während wir hier in diesem Dreckloch …« »Danke für die erleuchtenden Worte. Was wären wir nur ohne dich?«, gab Ben zurück. Er inhalierte tief. Vincent sah ehrlich betrübt aus. In Anbetracht seiner imposanten Erscheinung verzog er beinahe auf kindliche Art das Gesicht und Ben bekam Mitleid. »Tut mir leid, ich mein es nicht so. Das weißt du.« »Kein Thema.« »Niklas hat mir echt den Tag versaut.« Sie steuerten den zentralen Platz seines Bezirkes an, der in jeder Hinsicht dem seines Bruders nachstand. Keine Verkaufsstände, keine Wimpel, keine spielenden Kinder und keine lachenden Menschen. Wenn man genau hinsah, erkannte man die an manchen Stellen knöchelhohen Mauerreste eines Wohnblocks, in dem sich gut hundert Zombies aufgehalten hatten und der von der NATO kurzerhand vom Antlitz der Erde getilgt worden war. Mittig befand sich ein Rondell aus Steinen, auf dem ein Feuer brannte. Als Ben seine Stadt gegen die Untoten verteidigt hatte, war das Steinrondell eine Art Scheiterhaufen gewesen. Jetzt war es Treffpunkt für die Bewohner seines Bezirks, der letzte Zombieangriff bereits einige Monate her. Neuigkeiten wurden ausgetauscht, Trost gespendet. Neuigkeiten gab es selten, Trost musste umso häufiger gegeben werden. Auch jetzt sammelten sich einige Leute um das Feuer. Eine schlanke Frau mit dunkelblonden, im Nacken zusammengebundenen Haaren kam auf Ben zu, als sie ihn erblickte. Ihr folgte ein Mütterchen in gebückter Haltung, die Hände in einer flehenden Geste erhoben, das Gesicht verzerrt vor Schmerz. »Julia sieht nicht so aus, als hätte sie gute Neuigkeiten«, bemerkte Maurice. »Das hat mir gerade noch gefehlt.« Eine steile Falte entstand zwischen Bens Augenbrauen und er zwang sich zur Ruhe, atmete tief ein und aus. »Benjamin, was ist mit Arne Hausmann? Er sitzt in der Zelle und wartet. Seine Frau folgt mir schon den ganzen Tag.« Sie deutete auf die Alte und schob ihre Brille nach oben, die ihr ständig auf die Nasenspitze rutschte. Julia nahm in Eden die Rolle einer Bürgermeisterin ein. Ben tolerierte ihre Funktion und die Macht, die damit einherging, solange sie ihn über alles, was in der Stadt geschah, in Kenntnis setzte und seine Gesetze nicht aushebelte. Eine Zweckgemeinschaft, die Vorteile für beide Parteien bot: Ben wurde auf dem Laufenden gehalten, hatte ein Ohr in der Stadt und konnte dementsprechend reagieren, während Julia ihre Position ausbauen und eine Führungsrolle in der Welt übernehmen konnte, in der sie jetzt lebten. »Was hat er verbrochen? Ich habe es vergessen.« Er konnte sich nicht mit jedem kleinen Furz beschäftigen, der ihm über den Weg lief. »Du vergisst viel in letzter Zeit«, tadelte sie, wobei ihre Stimme einen traurigen, fast schon resignierten Klang annahm. »Nicht frech werden, Julia. Sag es mir einfach.« Die alte Frau ergriff Julias Arm und weinte bitterlich. »Er ist bei seinen Nachbarn eingebrochen und hat zwei Dosen Hühnersuppe, drei Dosen Erbsen und eine Dose Thunfisch geklaut.« »Wir hatten Hunger«, sagte die Alte kleinlaut. »Wir mussten essen, wir hatten nichts mehr und niemand wollte mit uns teilen!« Sie schluchzte. Ein Zittern lief durch ihren gebrechlichen Körper. Ben legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Hunger haben wir alle, aber Diebstahl ist keine Lösung dafür. Warum seid ihr nicht zu mir gekommen?« Die Frau konnte nicht antworten, ihre Stimme versagte. Sie klammerte sich noch fester an Julias Arm. »Sie waren bei dir. Du hast versprochen, ihnen zu helfen. Nach zwei Tagen ohne Essen, geschweige denn einer Reaktion von dir wussten sie keinen Ausweg mehr«, antwortete sie. »Ach verdammt! Was soll das? Ich gebe jede Woche eine Essensration an alle Haushalte! Wenn sie sich die Nahrung nicht einteilen können, sind sie selbst schuld!« »Ben, beruhige dich«, mischte sich Maurice in das Gespräch ein. »Die Hausmanns können nichts für das Verhalten deines Bruders.« Ben schloss die Augen, atmete tief ein und aus. »Du hast recht«, sagte er. Dann blickte er Frau Hausmann an und nahm ihre Hand. »Was haben Sie mit dem Essen gemacht, das ich Ihnen zugeteilt habe?«, fragte er. Die Alte richtete sich langsam auf, rückte ihre Schürze zurecht und erwiderte den Händedruck. »Wir haben einen Teil eingetauscht gegen eine neue Hose für meinen Mann.« »Warum gegen eine Hose?« »Wir sind nicht mehr die Jüngsten, wissen Sie? Und Arne kann es nicht mehr so halten und die alte Hose hat so stark gestunken, dass wir sie verbrennen mussten.« Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Und die Nachbarn haben so viel!«, rief sie entrüstet. »Sie essen weniger, weil sie im Innenhof einen Apfelbaum haben! Und von dem geben sie nichts ab, da dachte Arne, dass es ihnen nicht wehtun würde, wenn er sie um Hilfe bittet. Aber sie haben einfach abgelehnt!« Jetzt weinte sie wieder. Julia drückte die Frau an sich. »Es ist in Ordnung, Frau Hausmann. Benjamin wird gerecht entscheiden. Machen Sie sich keine Sorgen.« »Wie heißen die Nachbarn?«, fragte Ben. »Das sind Fritz und Hella Ebert. Ein kleiner Junge wohnt ebenfalls mit im Haus. Syrier, wenn mich nicht alles täuscht. Er war obdachlos.« Julia beruhigte die Alte. Gemeinsam gingen sie zurück zur Feuerstelle. Ben wandte sich zu seinen beiden Begleitern um. »Maurice, versammle die Menschen vor dem Podium und sag dem Arzt Bescheid. Vincent und ich werden diesen Arne Hausmann holen. Und sorge dafür, dass die Eberts anwesend sind.« »Geht klar.« Maurice machte sich auf den Weg. »Ich hoffe doch, nach diesem Kleinkram kann...