E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Ramakrishna Worte Ramakrishnas
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-7216-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
eine umfassende Sammlung
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
ISBN: 978-3-7562-7216-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sri Ramakrishna (1836-1886) gilt als einer der bekanntesten indischen Heiligen. Er lebte im 19. Jh. in der Tempelanlage von Dakshineswar in der Nähe von Kalkutta. Nachdem er dort jahrelang spirituelle Übungen aus verschiedenen Traditionen ausgeführt hatte und mit ihnen zu Ende gekommen war, stellten sich Schüler ein, Verheiratete und unverheiratete junge Männer, von denen letztere nach seinem Tod den Mönchsorden gründeten. Angezogen von seiner starken Persönlichkeit und inneren Reinheit kamen auch viele Besucher aus allen Bevölkerungsschichten, um in seiner Gegenwart zu sein, ihre Fragen zu stellen und seiner Lehre zuzuhören. In seiner spontanen, einfachen Art belehrte er sie auf sehr anschauliche Weise, indem er Beispiele aus dem Alltagsleben und Gleichnisse verwandte, wovon diese Sammlung von 1120 Aussprüchen und Gleichnissen zeugt.
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Kapitel I: Der Mensch
Das Schicksal des Menschen – Das wahre Wesen des Menschen – Der gebundene Mensch – Tod und Wiedergeburt Das Schicksal des Menschen 1. Du siehst nachts viele Sterne am Himmel, aber nicht, wenn die Sonne aufgeht. Kannst du also sagen, dass es am Tag keine Sterne am Himmel gibt? Oh Mensch, weil du Gott in den Tagen deiner Unwissenheit nicht finden kannst, sage nicht, dass es keinen Gott gibt. 2. Vergeblich ist derjenige geboren, der die menschliche Geburt erlangt hat, die so schwer erhältlich ist, und nicht versucht, Gott in diesem Leben zu erkennen. 3. Ein Mensch wird nach seinen Gedanken und Motiven belohnt. Der Herr ist wie der Kalpataru, der wunscherfüllende Baum im Himmel. Jeder bekommt von Ihm, was immer er sich wünscht. Der Sohn eines armen Mannes, der eine Ausbildung erhalten hat und durch harte Arbeit Richter am Obersten Gerichtshof geworden ist, ist geneigt zu denken: „Jetzt bin ich glücklich. Ich habe die höchste Sprosse auf der Leiter erreicht. Es ist jetzt alles in Ordnung.“ Zu ihm sagt der Herr: „Bleib so.“ Aber wenn der Richter des Obersten Gerichtshofs in den Ruhestand geht und seine Vergangenheit Revue passieren lässt, erkennt er, dass er sein Leben verschwendet hat, und ruft aus: „Ach, was habe ich in diesem Leben wirklich geleistet!“ Auch zu ihm sagt der Herr: „Ach, was hast du getan!“ 4. Der Mensch wird in dieser Welt mit zwei Tendenzen geboren – Vidya, die Tendenz, den Weg der Befreiung zu verfolgen, und Avidya, die Neigung zu Weltlichkeit und Knechtschaft. Bei seiner Geburt befinden sich diese beiden Tendenzen sozusagen im Gleichgewicht wie die beiden Waagschalen einer Waage. Die Welt legt bald ihre Genüsse und Vergnügungen auf die eine Waagschale und der Geist (Spirit) seine Anziehungskraft auf die andere. Wenn der Verstand (mind) die Welt wählt, wird die Waagschale von Avidya schwer, und der Mensch wird von der Erde angezogen. Wenn er aber den Geist (Spirit) wählt, wird die Waagschale von Vidya schwerer und zieht ihn zu Gott. 5. Erkenne das Eine, und du wirst das Ganze erkennen. Nullen, die hinter der Zahl Eins stehen, erhalten den Wert von Hunderten und Tausenden, aber sie werden wertlos, wenn man diese Zahl auslöscht. Die vielen Nullen haben nur wegen der Eins einen Wert. Erst das Eine und dann die Vielen. Zuerst Gott und dann die Jivas und Jagat (Geschöpfe und die Welt). 6. Erlange zuerst Gott und dann Reichtum. Aber versuche es nicht andersherum. Wenn du, nachdem du Spiritualität erlangt hast, ein weltliches Leben führst, wirst du niemals deinen Seelenfrieden verlieren. 7. Sprichst du von Sozialreformen? Nun, das kannst du tun, nachdem du Gott erkannt hast. Denk daran, dass die alten Rishis die Welt aufgegeben haben, um Gott zu erlangen. Das ist das einzige, was nötig ist. Alle anderen Dinge werden dir hinzugegeben, wenn du sie wirklich haben willst. Sieh zuerst Gott, und sprich dann über Vorträge und Sozialreformen. 8. Ein Neuankömmling in einer Stadt sollte sich zunächst ein bequemes Zimmer für seine Nachtruhe sichern. Nachdem er sein Gepäck dort untergebracht hat, kann er sich frei in der Stadt bewegen, um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Andernfalls wird er in der Dunkelheit der Nacht große Schwierigkeiten haben, einen Platz zum Schlafen zu finden. Ebenso kann sich ein Neuankömmling in dieser Welt furchtlos bewegen und seiner täglichen Arbeit nachgehen, nachdem er sich seinen ewigen Ruheplatz in Gott gesichert hat. Andernfalls wird er, wenn die dunkle und furchtbare Nacht des Todes über ihn hereinbricht, mit großen Schwierigkeiten und Leiden konfrontiert werden. 9. An den Türen von großen Getreidespeichern sind Fallen mit geröstetem Reis (Moori) aufgestellt, um Mäuse zu fangen. Die Mäuse, die vom Geschmack des gerösteten Reises angezogen werden, vergessen das größere Vergnügen, den Reis im Inneren des Getreidespeichers zu genießen, und tappen in die Falle. Darin werden sie gefangen und getötet. Genauso verhält es sich mit der Seele. Sie steht an der Schwelle zur göttlichen Glückseligkeit, die wie Millionen von höchsten weltlichen Freuden in einer einzigen Freude verdichtet ist. Aber anstatt nach dieser Glückseligkeit zu streben, lässt sie sich von den unbedeutenden Freuden der Welt verführen und tappt in die Falle von Maya, der großen Illusion, und stirbt darin. 10. Ein Gelehrter: „Die Theosophen sagen, dass es Mahatmas gibt. Sie sagen auch, dass es verschiedene Ebenen und Sphären gibt, wie die Astralebene, die Ebene der Götterwelt, die Sonnensphäre, die Mondsphäre usw., und dass der feinstoffliche Körper des Menschen an all diese Orte gehen kann. Sie sagen viele andere solche Dinge. Herr, was ist deine Meinung über die Theosophie?“ Meister: „Bhakti allein ist das Höchste – Bhakti oder Hingabe an Gott. Interessieren sie sich für Bhakti? Wenn ja, dann ist es gut. Es ist gut, wenn sie die Gotteserkenntnis als Ziel und Zweck haben. Aber denk daran, dass die Beschäftigung mit solch trivialen Dingen wie der Sonnen-, Mond- oder Astralsphäre usf. keine echte Suche nach Gott ist. Man muss Sadhana (spirituelle Übungen) machen, um Hingabe zu Seinen Lotusfüßen zu erlangen. Man muss mit der intensiven Sehnsucht des Herzens nach Ihm weinen. Der Geist sollte von den verschiedenen Objekten aufgesammelt und ausschließlich auf Ihn konzentriert werden. Er ist nicht in den Veden oder im Vedanta oder in irgendeiner Schrift zu finden. Nichts wird erreicht, wenn sich das Herz nicht nach Ihm sehnt. Man muss mit intensiver Hingabe zu Ihm beten und Sadhana üben. Gott kann nicht so einfach erkannt werden. Sadhana ist notwendig. 11. Werden alle Menschen Gott sehen? Keiner muss den ganzen Tag fasten. Manche bekommen ihre Nahrung um 9 Uhr morgens, manche zur Mittagszeit, andere um 14 Uhr und wieder andere am Abend oder bei Sonnenuntergang. Ebenso werden alle Menschen irgendwann, in diesem Leben oder nach vielen weiteren Leben, Gott sehen und müssen dies auch. 12. Kleine Kinder spielen mit ihren Puppen im Vorzimmer, wie es ihnen gefällt, ohne jede Sorge oder Angst oder Zurückhaltung. Aber sobald ihre Mutter hereinkommt, werfen sie die Puppen beiseite, laufen zu ihr und rufen: „Mama, Mama!“ Auch du, oh Mensch, spielst jetzt in dieser materiellen Welt, vernarrt in die Puppen des Reichtums, der Ehre, des Ruhmes usw., und fühlst keine Furcht oder Angst. Wenn du jedoch einmal deine Göttliche Mutter siehst, wirst du an all diesen Dingen keine Freude mehr haben. Du wirfst sie alle beiseite und rennst zu Ihr. 13. Es gibt Perlen im Meer, aber du musst alle Gefahren auf dich nehmen, um sie zu erhalten. Wenn du bei einem einzigen Tauchgang nicht an sie herankommst, darfst du nicht daraus schließen, dass es im Meer keine Perlen gibt. Tauche immer wieder, und du wirst am Ende sicher belohnt werden. So ist es auch bei der Suche nach dem Herrn. Wenn dein erster Versuch, Ihn zu sehen, erfolglos bleibt, verliere nicht den Mut. Versuche es beharrlich weiter, und du wirst Ihn am Ende sicher erkennen. 14. Meditiere über die Erkenntnis und die ewige Glückseligkeit, und du wirst Glückseligkeit haben. Die Glückseligkeit ist in der Tat ewig. Sie ist nur durch Unwissenheit verdeckt und verdunkelt. Je weniger du an den Sinnesobjekten hängst, desto größer wird deine Liebe zu Gott sein. 15. Der bloße Besitz von Reichtum macht einen Menschen nicht reich. Das Anzeichen für das Haus eines reichen Mannes ist, dass in jedem Zimmer ein Licht brennt. Die Armen können sich das Öl nicht leisten, deshalb sorgen sie nicht für viele Lichter. Dieser Tempel des Körpers sollte nicht in Dunkelheit bleiben. Die Lampe der Erkenntnis muss in ihm brennen. „Zünde die Lampe der Erkenntnis in deinem Zimmer an und betrachte das Antlitz der Göttlichen Mutter.“ Jeder kann Erkenntnis erlangen. Es gibt das individuelle Selbst, und es gibt das höhere Selbst. Jedes Individuum ist mit dem höheren Selbst verbunden. In jedem Haus gibt es einen Gasanschluss, und Gas kann von der Gasgesellschaft bezogen werden. Du musst dich nur an die zuständige Behörde wenden, und die Versorgung wird erfolgen. Dann wirst du Gaslicht in deinem Zimmer haben. Das wahre Wesen des Menschen 16. Die Ziffer Eins kann zu einer Zahl von beliebigem Wert erhöht werden, indem man Nullen an sie anhängt. Aber wenn die Eins weggelassen wird, haben die Nullen an sich keinen Wert. Ebenso hat der Jiva (die individuelle Seele) keinen Wert, solange er sich nicht an Gott, der der Eine ist, klammert, denn alle Dinge hier erhalten ihren Wert durch ihre Verbindung mit Gott. Solange der Jiva an Gott festhält, der die wertgebende Gestalt hinter der Welt ist, und all seine Arbeit für Ihn tut, gewinnt er dadurch immer mehr. Wenn er Gott übersieht und seiner Arbeit viele großartige Errungenschaften hinzufügt, die alle seiner eigenen Verherrlichung dienen, wird er nichts dadurch gewinnen. 17. Wie eine Lampe nicht ohne Öl brennt, so kann der Mensch nicht ohne Gott leben. 18. Gott ist für den...