E-Book, Deutsch, Band 0020, 144 Seiten
Reihe: Julia
Rae Zu hoch gepokert, Darling?
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-0101-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0020, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7337-0101-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zu blond, zu laut, zu offenherzig: Edward Winchester findet Olivia völlig unstandesgemäß. Doch die Killerkurven der Brautjungfer bringen das Blut des kühlen Briten zum Kochen. Ob er dieser Femme fatale bis zur Hochzeit seines Bruders widerstehen kann? Edward hegt leise Hoffnung. Bis Olivia vorschlägt, Strippoker zu spielen. Auf dem altehrwürdigen Landsitz seiner Familie! Als sie ihren Spitzen-BH unter dem hautengen Kleid hervorzaubert, ahnt Edward: Diese Frau versucht, ihn um den Verstand zu bringen. Und der Ahnung folgt Gewissheit, denn sie flüstert: 'Folge mir.'
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Es war nicht einfach nur kalt. Es war absolut eisig. Der weiße Plüschmantel, den Olivia sich extra für diese Reise gekauft hatte, sah fantastisch aus, aber er schützte sie nicht im Geringsten vor dem harschen Dezemberwind, der über die Landstraße fegte, die sie gerade entlangtrottete.
„Fünfhundert-Dollar-Stiefel“, murmelte sie, während ihr Koffer mit dem schicken Leoparden-Print schon wieder in einem verschlammten Schlagloch versank. „F…“, begann sie, doch ein Hupen hinter ihr übertönte den Rest des Fluchs, der ihr auf den Lippen lag.
In der vergangenen Stunde war nicht ein einziger Wagen an ihr vorbeigekommen. Ganz allein hatte sie sich durch Schneematsch und Eis gekämpft. Aber jetzt stoppte hinter ihr ein Auto. Olivia sah sich nicht um. Sie trat an den äußersten Straßenrand, damit der Fahrer an ihr vorbeifahren konnte. Doch der Wagen fuhr nicht weiter. Angst breitete sich in ihrem Magen aus.
„Na, wundervoll. Jetzt werde ich auch noch mitten auf der Straße ermordet. Was für ein großartiger Beginn meiner Ferien“, murmelte sie in den Wind.
Olivia wusste nicht, was sie tun sollte. Doch eines hatte sie sich fest vorgenommen: Sobald sie Edward Winchester fand, würde sie ihm einmal kräftig gegen das Schienbein treten. Wenn er sie nämlich vor vier Stunden vom Flughafen abgeholt hätte, dann würde sie jetzt nicht in einem fremden Land eine verlassene Straße entlanglaufen und sich fragen, wie lange die Polizei wohl brauchen würde, um ihren erfrorenen Leichnam zu finden.
Als sie ein zweites Hupen hörte, rutschte sie vor Schreck beinahe aus. Langsam fuhr das Auto wieder an und folgte ihr. Es kam ihr so nahe, dass die Scheinwerfer ihre Beine wärmten. Olivia hörte das Quietschen von Bremsen. Das Blut rauschte in ihren Adern, heftig hob und senkte sich ihre Brust. Olivia drehte sich langsam um und versuchte, ihre Angst in Zorn zu verwandeln. Die Hände zu Fäusten geballt, beschloss sie, sich keinesfalls kampflos zu ergeben.
Der Wagen hielt erneut. Ein paar Sekunden später stieg ein hochgewachsener Mann im grauen Mantel aus. Um den Hals trug er einen roten Wollschal, der zu einem neckischen Knoten geschlungen war. Er wirkte elegant und wohlhabend. Sein Auto war ein teurer Sportwagen. Nicht alle Mörder fahren Pick-up-Trucks, sagte sie sich, während sie ihre Fingernägel in die Handflächen grub.
„Steigen Sie ein.“ Seine Stimme übertönte den lauten Wind und klang barsch, ärgerlich sogar.
Er schien ein Mann zu sein, der es gewohnt war, dass man ihm gehorchte. Nun, nicht dieses Mal. Olivia drehte sich rasch um und lief einfach weiter – so schnell es ihr mit all dem Gepäck und in den hochhackigen Stiefeln eben möglich war.
Sie hörte, wie die Autotür zugeschlagen wurde und der Motor wieder ansprang. Der Wagen schloss zu ihr auf und fuhr langsam neben ihr her. Olivia hielt den Blick stur geradeaus gerichtet. Sie hörte, wie das Autofenster neben ihr ein Stückchen heruntergelassen wurde und hatte Angst, dass ihr gleich das Herz stehenbleiben würde.
„Olivia Matthews, steigen Sie ein.“
Als sie ihren Namen hörte, drehte sie sich um und starrte durch das geöffnete Autofenster ins Wageninnere.
„Es ist kalt, und wir sind spät dran. Steigen Sie ein.“ Die Stimme klang tief und sehr britisch. Sie hatte sie noch nie gehört. Nicht, dass sie hier jemanden gekannt hätte außer Will und Fiona.
„Wer sind Sie?“
„Der Osterhase. Was glauben Sie denn, wer ich bin? Ich bin Edward. Steigen Sie ein.“
Edward. Edward Winchester. Der sie vom Flughafen hätte abholen sollen. Wegen dessen Ausbleiben sie erst die S-Bahn hatte nehmen müssen, dann den Bus. Und wegen dem sie nun schon seit einer Stunde diese Straße entlanglief und nach einem Haus Ausschau hielt, das sie noch nie gesehen hatte.
„Das wurde aber auch Zeit.“ Genervt ließ sie ihr Gepäck los und warf die Arme in die Luft. Als sich der Kofferraum mit einem Plopp öffnete, eilte sie um den Wagen herum. Müde hievte sie ihren Koffer und die beiden Reisetaschen hinein.
Dann ging sie zur Beifahrertür, streckte die Hand nach dem Griff aus, doch genau in diesem Moment gaben ihre Fünfhundert-Dollar-Stiefel zu ihrem Entsetzen unter ihr nach, und sie landete mit einem Plumps mitten auf dem Hintern.
„Das sind die lächerlichsten Schuhe, die ich je gesehen habe.“
Eine kräftige Männerhand griff ihr unter die Arme und zog sie wenig elegant auf die Füße. Olivia fand jedoch das Gleichgewicht nicht so schnell wieder. Sie lehnte sich an die große Gestalt vor ihr und klammerte sich an deren Mantelkragen. „Ich habe mich nicht für eine Wanderung durch die Pampa gekleidet. Ich dachte, dass ich vom Flughafen abgeholt werde.“
„Das hier ist Großbritannien im Dezember. Diese Stiefel sind völlig ungeeignet, egal was Sie vorhaben.“
Seine Hand gab ihr genug Halt, doch sein anderer Arm legte sich plötzlich um ihre Taille, sodass sie hart gegen ihn gepresst wurde. Sein Atem wärmte ihre Stirn.
Als sie aufblickte, starrte sie in ein Paar schokoladenbrauner Augen in einem Gesicht mit einer langen, geraden Nase und hohen Wangenknochen. Er sah aus wie Will, nur … besser. Sie spürte, wie sie errötete und wie Hitze ihren Körper durchflutete – an einigen unpassenden Stellen.
„Vielleicht brauche ich ja eine Lektion in englischer Garderobe?“ Instinktiv lächelte sie ihn an, mit halb geschlossenen Augen. Sie konnte nicht anders, als mit ihm zu flirten.
Seine ärgerliche Miene wurde kein bisschen weicher. Ein Muskel an seinem Kinn begann zu zucken.
„Was Sie brauchen …“, sagte er mit leiser Stimme, „… ist eine Lektion in Sachen Etikette. Wenn Sie Ihren Flug ändern, sollten Sie das jemandem mitteilen.“
Abrupt ließ er sie los, woraufhin sie ins Schlittern geriet. Ihre Wangen brannten vor Zorn. Olivia spannte alle Muskeln ihres Körpers an und versuchte, mit jedem Schritt Halt auf der spiegelglatten Straße zu finden, als sie in Richtung Wagentür ging.
„Von hier aus schaffe ich es allein … danke.“ Ihr Ton war genauso eisig wie die Landschaft um sie herum. Tatsächlich schaffte sie es in Trippelschrittchen bis zur Tür. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als seine behandschuhten Hände ihren Po auf den Beifahrersitz schoben.
Dann steckte er seinen Kopf zur Tür herein. „Möchten Sie, dass ich Sie auch noch anschnalle?“
Sie warf ihm ihren hochmütigsten Blick zu – jenen, den sie für die beste Freundin ihrer Schwester aufbewahrte und für jeden der Schleimbeutel, die sie jemals in einer Bar anzugraben versucht hatten.
Er lachte leise und zeigte dabei seine weißen Zähne und ein Paar tiefer Grübchen. Dann schloss er die Tür, umrundete den Wagen und nahm wieder auf dem Fahrersitz Platz.
„Wir kommen zu spät.“
Edward wusste, dass er unverzeihlich unhöflich war, aber es ging ihm gehörig gegen den Strich, Wills Freunde vom Flughafen abholen zu müssen. Nun ja, genau genommen war es Fionas Freundin. Fiona, die ihm absolut egal war. Trotzdem meinten die beiden, es sei völlig in Ordnung, seine ganze Tagesplanung über den Haufen zu werfen, indem sie ihm eine zweistündige Fahrt zum Flughafen und dann weiter zum Haus seiner Eltern zumuteten. Und dann war die Frau nicht mal da gewesen. Seine sonst so unerschütterliche Ruhe war kurz davor, sich zu verabschieden.
„Wenn Sie sich mit Fiona in Verbindung gesetzt hätten, dann hätten Sie gewusst, dass ich zu einer anderen Zeit ankomme.“
Ihre Stimme klang kühl und fest, was ihn aus irgendeinem Grund noch mehr ärgerte. Sie hätte wenigstens so viel Anstand besitzen können, ein schlechtes Gewissen zu zeigen.
„Ich bitte um Entschuldigung. Sie haben recht. Ich hätte mich mit Fiona in Verbindung setzen müssen. Hätte ich es vor oder nach meinem Zwei-Uhr-Termin mit dem Premierminister tun sollen?“
Genau genommen war es der Handelsminister gewesen, aber sie brachte ihn allmählich auf die Palme. Rasch warf er ihr einen Seitenblick zu. Sie wirkte wie der Typ, der sich um niemanden scherte als um sich selbst. Selbstsüchtig, eitel und viel zu sehr von ihrer eigenen Attraktivität überzeugt, wenn er nach ihrem erfolglosen Flirtversuch ging.
Obwohl er widerwillig zugeben musste, dass sie eine sinnliche Ausstrahlung hatte, die ihn verwirrte. Sie war zu stark geschminkt, und ihre langen, sehr glatten, blonden Haare, der obszöne Plüschmantel und die enge Lederhose waren ihm zu trendy. Doch irgendetwas an diesem kurvigen Körper, den er eben an seinem gespürt hatte, sorgte dafür, dass sich seine Hosen mit einem Mal etwas zu eng anfühlten.
Ein Lächeln schlich sich unwillkürlich in sein Gesicht, als er daran dachte, wie ihre perfekten, rosig-schimmernden Lippen ein stummes „Oh“ geformt hatten, als er ihren festen Po ins Auto verfrachtet hatte. Am liebsten hätte er sie an sich gezogen und geküsst. Ihre Lippen waren voll und sinnlich und …
Großartig, Winchester. Es braucht nur einen heißen Körper und ein Paar schimmernde Lippen, und deine Selbstbeherrschung verflüchtigt sich schneller als der Schaum auf einem Milchkaffee. Du bist also auch nur ein Neandertaler.
Gott sei Dank schien sie wenigstens genug Grips zu haben, um den Mund zu halten.
Für genau drei Minuten.
„Ich würde vorschlagen: bevor Sie den Premierminister getroffen haben. Nur für den Fall, dass er sich ein wenig verplaudert. Dann hätten Sie gewusst, dass Sie früher weg müssen und hätten ihn zur Eile antreiben...