Raabe | Heimweh | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Raabe Heimweh

Thriller
15001. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8437-1112-8
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-1112-8
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Thriller-Bestseller von Marc Raabe! Sie gehört Dir nicht. Du musst sie vergessen. Jesse Berg ist ein erfolgreicher Kinderarzt. Frisch geschieden, kümmert er sich liebevoll um seine kleine Tochter Isa. Über seine Vergangenheit spricht er nicht. Bis plötzlich seine Exfrau ermordet und seine Tochter entführt wird. Der Täter hinterlässt für Berg eine Nachricht: Sie gehört dir nicht. Du musst sie vergessen. Berg ist klar, dass er selbst das Ziel des Anschlags ist. Eine langvergessene Schuld drängt ans Licht. Um Isa zu finden, muss er das tun, was er nie wollte: zurück in seine Vergangenheit. Zurück ins Heim. Dort hat er gelernt, sich zu wehren, und dort wäre er beinahe getötet worden. Berg nimmt die Kampfansage an. Denn für Isa würde er alles tun. Auch ein zweites Mal durch die Hölle gehen. »Süchtig machendes Kopfkino.« Kölner-Stadt-Anzeiger *** Für Fans von Freida McFadden und Sebastian Fitzek ein Muss. Bestseller-Autor Marc Raabe garantiert schlaflose Nächte! ***

Marc Raabe hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art-Mayer-Serie. Raabes Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.
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Autoren/Hrsg.


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Prolog


September 1981

Noch war reichlich Luft zum Atmen da.

»Der schwarze Jaguar« lag aufgeschlagen neben seinem Bett, darüber ein abgegriffenes Batman-Heft. Was man mit dreizehn eben so las. Das Licht war längst aus. Im Schlaf hob und senkte sich die Bettdecke wie eine sanfte Dünung.

Die Luft zum Atmen blieb ihm von einer Sekunde auf die andere weg.

Im letzten Augenblick, bevor er wach wurde, träumte er zu ertrinken. Es war ein Traum, den er oft hatte.

Als kleines Kind war er in der Dämmerung am Rand des nahen Sees in das noch dünne Eis eingebrochen. Puderweißer Neuschnee hatte alles bedeckt, unschuldig und trügerisch. Die Berge standen scharf und klar vor einem leergefegten Himmel. Das Eis brach plötzlich. Schwarzes Wasser umschloss ihn wie eine Faust, schlug über seinem Kopf zusammen. Seine dicke Jacke sog sich voll und wurde schwer wie eine Weste aus Blei. Starr vor Schock war er dem nahen finsteren Grund entgegengesunken.

Gerettet hatte ihn damals seine Mutter, buchstäblich in letzter Sekunde, doch in manchen Träumen wurde aus ihrer Hand eine kräftige Männerhand, mit einer sichelförmigen Narbe auf dem Handrücken, die ihn packte wie ein kleines Kätzchen.

Seitdem mied er Wasser, sofern es tiefer war als bis zur Hüfte.

Aber hier in seinem Zimmer war kein Wasser.

Er lag in seinem Bett.

Jemand drückte ihm ein Kissen ins Gesicht.

Verzweifelt rang er um Luft, bekam jedoch nur den Baumwollstoff in den Mund. Der Holm einer Feder bohrte sich durch die Kissenfüllung und stach ihm in die Lippe, seine Nase wurde eingedrückt, und sein Körper schrie nach Sauerstoff. In heller Panik versuchte er, sich unter dem Kissen herauszuwinden, ruderte wild mit den Armen und spürte, wie sich jemand rittlings mit seinem ganzen Gewicht auf ihn setzte. Seine Lungen schienen zu platzen, er ballte die Fäuste und schlug um sich.

Jäh ließ der Druck nach.

Er riss sich das Kissen vom Gesicht. Schnappte nach Luft, dass die Lungen brannten. Im fahlen Mondlicht erkannte er kaum mehr als einen Schattenriss vor der kalt schimmernden Tapete: Eine Gestalt mit einem insektenartigen, unförmigen Kopf, die auf ihm saß und sich krümmte. Vor Schreck vergaß er für einen Moment, sich zu wehren. Die Gestalt richtete sich auf, atmete zischend. Ein Schatten wie aus Batmans Gotham City. Ihr Kopf war seltsam glatt und anstelle von Augen starrten ihn zwei faustgroße runde Glasscheiben an, in denen sich sein eigenes bleiches Gesicht spiegelte. Da wo Mund und Nase hätten sein müssen, ragte ein schwarzes Oval heraus.

Er wollte schreien, doch die Gestalt kam ihm zuvor. Von links hieb ihm eine Faust gegen die Schläfe. Helle Sterne flirrten, dann kam ein zweiter Schlag. Sein Bewusstsein verlosch mit einem Funken, als wäre eine Sicherung herausgesprungen.

Eine Weile war nichts.

Schwarzfilm.

Er wachte auf, weil der Boden bebte. Nein, zitterte. Er lag gekrümmt wie ein Embryo. Sein Kopf dröhnte und seine Rippen schmerzten. Hin und wieder gab es ein, zwei harte Erschütterungen. Er versuchte, Hände und Füße zu bewegen, aber ohne Erfolg, sie waren gefesselt. Über ihm war eine Plane gespannt, und wenn er versuchte, sich zu strecken, stieß er gegen Begrenzungen. Er jetzt merkte er, dass er fror; er war nackt bis auf die Unterhose. Fahrtwind zog durch die Ritzen, und es roch nach Auspuffgasen – dem Motorgeräusch nach von einem Mofa, hoch und sirrend wie eine Kreissäge.

Er kniff die Augen zu, flüchtete sich kurz in die Phantasie, das alles sei nur ein Alptraum.

Eben noch hatte er doch friedlich in seinem Bett geschlafen!

»Wach auf, bitte wach auf«, flehte er leise.

Seine eigene Stimme holte ihn zurück in die Realität.

Es war kein Traum.

Es gab kein Aufwachen.

Seine Kehle wurde eng. Er atmete gegen die Furcht an. Er war dreizehn! Da ergab man sich nicht einfach. Damals, unter dem Eis, da hatte er aufgegeben, ja.

Aber das würde ihm nie wieder passieren.

Obwohl seine Handgelenke vor dem Bauch verschnürt waren, tastete er, so gut es ging, an den Planken um sich entlang. Offenbar lag er in einem niedrigen Anhänger. Die Plane über ihm war straff, vermutlich hatte sie Ösen und war außen mit einem Seil festgezurrt. Aus der Planke vor ihm ragte ein Haken, vielleicht um Ladung anzugurten.

Er sah nach dem Knoten zwischen seinen Handgelenken, konnte aber in der Dunkelheit kaum etwas erkennen. Doch wenn er die Hände gegeneinander verdrehte, spürte er den Knubbel, dick und wulstig, wie mehrere Knoten übereinander. Früher, erinnerte er sich, hatte er seine Schuhe mit einem Doppelknoten geschnürt und, wenn er ihn am Abend nicht mehr aufbekam, den Knoten mit einer Gabel aufgestochen.

Er hob die Hände zum Haken und drückte den Knoten in das spitze Ende. Vorsichtig rüttelte er mit den Händen, löste den Knoten wieder vom Haken und drückte ihn erneut hinein. Er begann zu schwitzen, trotz der Zugluft bedeckte ein feuchter Film seine Haut. Der Knoten lockerte sich mehr und mehr.

Plötzlich begann der Anhänger zu holpern, wie auf einem Feldweg mit Buckeln und Schlaglöchern. Die Ladefläche stieß hart gegen seinen Körper. Aus dem Sirren der Kreissäge wurde ein dunkleres Knattern, das schließlich ganz verstummte.

Ein Ständer klappte herunter.

Es roch nach feuchter Erde, Harz und Tannen.

Das Seil schnurrte aus den Ösen der Plane, dann wurde die Abdeckung beiseitegeworfen. Bäume zeichneten sich vor einem zerrissenen Himmel ab. Der Insektenkopf beugte sich über ihn.

»Raus da.« Die Stimme klang seltsam hohl und blechern. Und sie war jung, ein Teenager wie er. Ein Junge.

»Ich kann nicht«, antwortete er und deutete mit dem Kinn auf seine zusammengebundenen Füße.

Wortlos löste der Junge die Fußfesseln, band jedoch seine Beine so, dass er zwar laufen können würde, aber nur mit kleinen Schritten. Dann trat er zurück und sah ihm dabei zu, wie er sich aus dem Anhänger quälte und dabei stürzt. Keuchend richtete er sich auf.

Der Mond trat für einen Augenblick zwischen den Wolkenfetzen hervor. Unvollständig, aber scharf geschnitten. Der Junge hielt ein Messer in der Faust, die Klinge schimmerte im Mondlicht.

»Da lang«, sagte der Junge.

»Was … was hast du mit mir vor?«

»Sie!«

»Was?«

»Du musst ›Sie‹ sagen.«

Er schluckte. »Was haben Sie mit mir vor?«

»Halt den Mund und geh.«

Er stieß ihn vor sich her. Laub raschelte unter seinen nack-ten Füßen; Steinchen und harte Zweige stachen in seine Sohlen. Der Atem des Jungen zischte leise durch die Maske. Es gab keinen Weg, nur einen kurzen Zickzackkurs zwischen den Bäumen. In der Ferne meinte er, einen Wasserfall rauschen zu hören. Er verdrehte die Hände, kehrte die Fingerspitzen nach innen und zerrte an dem Knoten. Nur noch ein kleines Stück, dann würde sich das Seil lösen. Sein Herz schlug wild. Wenn nur das Messer nicht gewesen wäre!

Dann sah er die Grube. Sie war plötzlich direkt vor ihm, ein gähnendes schwarzes Loch im Waldboden, rechteckig wie ein Grab.

Er blieb wie angewurzelt stehen.

»Rein da«, sagte der Junge.

»Sie wollen mich umbringen.«

»Für mich bist du schon lange tot.«

»Wie meinst … wie meinen Sie das?«

Der Junge hinter ihm schwieg.

Verzweifelt ruckte er mit den Armen. Die Fesseln schnitten ihm ins Fleisch, und der Knoten zog sich wieder zu. Das konnte doch nicht wahr sein! Aber saß das Seil nicht trotzdem lockerer? »Bitte … lassen Sie mich gehen«, flüsterte er.

»Nein«, sagte der Junge schroff.

Für einen letzten Versuch machte er seine rechte Hand ganz dünn, zerrte sie mit Gewalt durch die Schlinge. Es brannte wie Feuer, als ihm das Seil die Haut abrieb. Dann war seine Hand plötzlich frei. Er wirbelte herum, mit geballter Faust, und traf den anderen in den Bauch. Keuchend taumelte der Junge rückwärts, das Messer fiel zu Boden. Hastig bückte er sich, hob es auf. Der Griff war heiß von der Hand des anderen. Oder war das seine eigene Hand, die so brannte?

»Bleib wo du bist«, zischte er.

Der Junge stand gebückt am Stamm des nächsten Baumes, keine drei Schritte entfernt, die Insektenaugen lauernd auf ihn gerichtet.

Er bückte sich, schnitt mit zitternden Fingern das Seil zwischen seinen Füßen durch.

In diesem Moment stürzte sich der Junge auf ihn. Sie gingen beide zu Boden und rangen um das Messer. Der Mond beleuchtete ihre Hände – und plötzlich erstarrte er. Diese Hände, die kannte er! Das waren doch –

Im nächsten Augenblick entwand ihm der Junge das Messer. Instinktiv drehte er sich weg, wollte aufspringen, davonlaufen, da traf ihn ein heißer,...


Raabe, Marc
Marc Raabe, 1968 geboren, arbeitete viele Jahre lang als Geschäftsführer und Gesellschafter einer TV- und Medienproduktion. Heute widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Seine Thriller mit Kommissar Tom Babylon, zuletzt erschien VIOLAS VERSTECK, sind regelmäßig auf der LITERATUR SPIEGEL-Paperback-Bestsellerliste zu finden. Raabes Romane sind in über zehn Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Familie in Köln.

Marc Raabe, 1968 geboren, ist Geschäftsführer und Gesellschafter einer Fernsehproduktion. Seine beiden Thriller Schnitt und Schock waren viele Wochen auf der Bestsellerliste. Marc Raabe lebt mit seiner Familie in Köln.



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