Raab | Der Metzger holt den Teufel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 336 Seiten

Reihe: Der Metzger

Raab Der Metzger holt den Teufel

Kriminalroman
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7099-3974-1
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 4, 336 Seiten

Reihe: Der Metzger

ISBN: 978-3-7099-3974-1
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Konzertbesuch mit tödlichem Ausgang: Musik in den Ohren von Willibald Adrian Metzger?

Wenn aus Reichen Leichen werden – der Metzger ermittelt in besten Kreisen
Der Himmel hängt für den Metzger voller Geigen – leider bald im wahrsten Sinn des Wortes: Nach einem gemeinsamen Konzertbesuch mit Kommissar Pospischill werden mehrere Orchestermitgliede ermordet – ein Requiem des Grauens. Treibt da ein Strawinsky hassender Serienkiller sein Unwesen?
Als wäre das nicht schon genug Aufregung für den Ruhe und Ordnung liebenden Willibald Adrian Metzger, muss er sich auch noch mit Pospischills Beziehungsproblemen und einer schönen Unbekannten in seiner Werkstatt auseinandersetzen. Letztere bringt zudem das Duett zwischen dem Metzger und seiner großen Liebe Danjela Djurkovic ganz schön aus dem Takt.
Ein lukrativer Restaurierungsauftrag führt den Metzger dann zwar in die bessere Gesellschaft – aber seines Lebens ist man auch dort keineswegs sicher. Kann Maestro Metzger den Violinschlüssel zur Lösung des Falls finden und diese Misstöne in Ordnung bringen, ehe der mörderische Schlussakkord verklungen ist?

Der Metzger – ein Original
Der Metzger, das ist einer, der alte Dinge liebt. Als Restaurator kennt er die Schönheit eines Gegenstands, wenn dessen abgenutzte Oberfläche eine Geschichte erzählt. Er ist einer, der gerne allein ist, manchmal allerdings war er auch einsam, bevor Danjela in sein Leben trat und es heller und schöner machte. Er ist einer, der in der Schule gemobbt wurde, weil er zu klug und zu weich war für die wilden Bubenspiele am Pausenhof. Einer, der gerne Rotwein trinkt, mitunter viel zu viel. Doch auch, wenn mit dem Wein manchmal die Melancholie kommt, weiß er um die schönen Seiten des Lebens. Und um die lustigen.
Vor allem aber ist der Metzger einer, dem das Verbrechen immer wieder vor die Füße fällt, manchmal stolpert er sogar mitten hinein. Und dann muss er, sehr zu seinem Leidwesen, aber zur Freude einer großen Leserschaft, die gemütliche Werkstatt verlassen und Nachforschungen anstellen …

Der Raab – ein Kultautor
Der Raab, das ist einer, der einen unverwechselbaren Stil hat. Schräger Humor, authentische Charaktere, Wortwitz, feine Gesellschaftskritik; vor allem eine extrem gute Beobachtungsgabe und zugleich die Fähigkeit, die Beobachtungen treffend-komisch aufs Papier zu bannen, das ist die Mischung, die ihn so erfolgreich gemacht hat. Beim Lesen ist es zuweilen schwer zu entscheiden, ob man gespannt der Auflösung entgegenfiebern oder sich lieber doch möglichst viel Zeit lassen möchte, um das Lesevergnügen voll auszukosten. Und vielseitig ist er, der Raab – er schreibt nicht nur verschiedene Kriminalromane, sondern auch Drehbücher.
Mit "Der Metzger holt den Teufel" beschert er seinem kultivierten Helden Willibald Adrian Metzger unerwarteten Besuch – und beweist einmal mehr, dass es an Wortwitz, Überraschungsmomenten und Kompositionstechnik so schnell niemand mit ihm aufnehmen kann!

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„Entsetzlich klingt das alles.“ „Die stimmen!“ „Um Gottes willen, Metzger! Wenn das stimmen soll, bist du reif für die erste Therapiesitzung. Die spielen falsch, hundertprozentig.“ „Pospischill, die spielen noch gar nicht. Die stimmen ihre Instrumente!“ Stille. Nicht nur Kommissar Eduard Pospischill hüllt sich in Schweigen, auch die Musiker warten nun auf ihren Einsatz. In manchen Fällen kann das schon ein Weilchen dauern. Da wird dann so ein plötzlicher Einstieg mitten hinein ins musikalische Geschehen, beispielsweise für eine Triangel, einen Gong oder Paukenschlag, eine ganz schön heikle Angelegenheit. Der muss perfekt sitzen. Das sollte ein Anzug auch. Wie eine Zwangsjacke umschließt den Metzger sein einziger Zweiteiler, der Hochzeitsanzug seines Vaters, und kneift in jeder Körperfalte. Stocksteif sitzt der Restaurator neben seinem Freund in der vordersten Reihe einer Balkonloge und beobachtet den zum Bersten gefüllten Konzertsaal. Herausgeputzt und hölzern, als ginge es um die Erhebung in den Adelsstand, thronen die Besucher auf ihren Sitzplätzen. Willibald Adrian Metzger kommt sich trotzdem vor, als säße er im Warteraum zur Kontrolluntersuchung des Medizinischen Dienstes der Krankenkassa, so ein hysterisches Geräusper und Gehuste geht durch den Saal. Heftig wird die letzte Möglichkeit vor der sich anschließenden kulturbedingten Ruhepause genutzt, um diversen Zwängen noch ein wenig Auslauf zu gönnen. Hypochonder darfst du hier keiner sein!, denkt er sich, während auch ihm langsam ein verstärkter Speichelfluss den Mund wässrig macht. Nicht, weil sich ein Gusto auf etwas Paniertes und frisch Herausgebackenes einstellt, sondern weil da gerade eine kleine Übelkeit im Anmarsch ist. So ein enger Anzug oder das vorm Weggehen noch schnell verdrückte Grammelschmalzbrot könnte einem Magen zwar tatsächlich zusetzen, der Metzger kämpft jedoch an einer anderen Front: Reichlich aufgetragene Duftwässerchen, kombiniert mit dem nun eifrig zum Auftritt des Dirigenten applaudierenden Publikum, das kann schon was. Genauso wie das Orchester. Hierzulande soll es kein besseres geben. Der Dirigent holt aus, einsam beginnt ein Fagott, und erst nach und nach schmeicheln sich auch die übrigen Instrumente dem Zuhörer ins Ohr. Wobei natürlich unter schmeicheln jeder etwas anderes versteht. Volltönend setzt abermals die Stimme Eduard Pospischills ein: „Stimmen die schon wieder, oder willst du mir erklären, dass das jetzt nach Noten geht? Da setz ich mich aber heut noch zum Wirten und mal Kugerln auf ein paar Bierdeckeln.“ In der hinteren Reihe knirscht ein Holzsessel, es folgen ein dezentes Klopfen auf die Schulter des Restaurators und ein zischendes: „Meine Herren, Sie wissen aber schon, warum wir Zuhörer heißen?“ Dass dieser Kulturgenuss peinlich ausfallen könnte, hat Willibald Adrian Metzger schon beim Erhalt seiner Einladung befürchtet. „Metzger, stell dir vor“, wurde ihm da von Eduard Pospischill am anderen Ende der Leitung erklärt. „Da hab ich mein Lebtag noch nie etwas gewonnen, dann wird gestern am Polizeifest bei der Tombola meine Nummer gezogen, ich freu mich wie ein Hutschpferd, bekomm zwei Konzertkarten, und der einzige Kommentar meiner Göttergattin ist: ‚Schad ums Geld für die Lose!‘ Was mach ich jetzt? So etwas lässt man doch nicht einfach verfallen, oder? Sag, willst du mich nicht begleiten? Mir fällt sonst keiner ein. Außerdem, bei so etwas war ich noch nie!“ Das hat er ihm sofort geglaubt, der Metzger, auch dass dem Pospischill da kein anderer mehr eingefallen ist, denn erstens sind die Freunde des Kommissars so spärlich gesät wie die Frauenrechte in Dubai, und zweitens ist Igor Strawinskys „Le Sacre du printemps“ alles andere als leichte Kost. Die Instrumentalisten leisten Schwerstarbeit. Ein Donnern dröhnt durch den Konzertsaal, ein Stürmen und Beben, dann kommen die Pauken. Kraftvoll, eins, zwei, als ginge es darum, eine Galeere vorwärtszutreiben, hinein in die Phalanx der gegnerischen Flotte. Die kleinste Unsicherheit wäre fatal. Fasziniert beobachtet Willibald Adrian Metzger die Präzisionsarbeit eines der beiden betreffenden Orchestermitglieder. Deutlich unterscheidet es sich von seinen Kollegen: Es trägt keinen Anzug. Ein körperbetont geschnittenes schwarzes Kostüm schmiegt sich um die zierliche Figur der Schwarzhaarigen. Unweigerlich sieht sich der Metzger in den Reihen der Instrumentalisten nach weiteren Damen um und erkennt relativ rasch: Da gibt es leichtere Übungen. Erst inmitten der Celli stört eine Perlenhalskette samt dazugehörigem zierlichen Nacken das ansonsten so harmonische Bild zugeknöpfter weißer Hemden unter silbergrauen Krawatten und schwarzen Anzügen. Das war’s dann aber schon. Zwei Frauen sind es also, die sich auf diesen fremden Planeten verirrt haben, als wären sie ungeladene Gäste einer Sitzung der FIFA, UEFA oder FIS – was den Metzger nicht weiter wundert. Nur weil es an diversen Musikuniversitäten seit Jahrzehnten von Studentinnen nur so wimmelt, heißt das ja noch lange nicht, dass sich das beste Orchester des Landes gleich von seiner mittelalterlichen Tradition verabschieden muss. So blickdicht die Vorhänge beim Bewerbungsvorspielen für frei gewordene Streicherposten auch sein mögen, die alteingesessene, durchwegs männliche Jury registriert schon rechtzeitig, wenn ihrer Herrenrunde da ein Weibchen mit dem Bogen in der Hand einen Strich durch die Quote machen will. Völlig synchron schießen also eine Horde maskuliner Bögen energisch auf und ab, kurz wird es ruhig, alles legt sich, wenn er könnte, auch Eduard Pospischill, am liebsten zu Hause in seine großzügige Sitzecke vor den Fernseher. Selbst der Metzger denkt mit Wehmut an seine geräumige Bundfaltenhose, sein Chesterfieldsofa und seine Plattensammlung. Gute Musik zu einem guten Glas Rotwein in einem gut belüfteten Raum zieht er jedem Maskenball inmitten transpirierender Menschen vor. Von Sich-Erheben und Nach-Hause-Gehen kann aber jetzt nicht die Rede sein. Nach Teil eins, genannt „Die Anbetung der Erde“, folgt die für klassische Konzerte übliche beifallslose Pause zwischen den einzelnen Abschnitten des Werks. Wobei die Zuhörer ohnehin gar nicht hätten klatschen können. In diesem sehnsuchtsvoll erwarteten Zeitfenster hat man zwecks abermaliger Bronchialentleerung schließlich alle Hände voll zu tun. Der Dirigent wartet geduldig, denkt beruhigt an seine private Krankenversicherung und gibt den Einsatz zu Teil zwei, lautend auf: „Das Opfer“. Welch düstere Vorahnung den Herrn Strawinsky da auch immer gequält haben mag, das Wissen um die grausame Ereigniskette, für die seine musikalisch ausformulierte rituelle Tötung einer Jungfrau zum Zwecke der Versöhnung mit dem Frühlingsgott nun fast ein Jahrhundert später den Startschuss liefert, wird es nicht gewesen sein. Ganz abgesehen davon: Von Frühling kann im Konzertsaal keine Rede sein, hier herrscht Hochsommer mitten im Herbst. Der Dirigent schwitzt dank der Turnübungen im Frack, die Musiker schwitzen dank des durch die Luft sausenden Taktstocks, die Zuhörer schwitzen dank der fehlenden Klimatisierung. Männer fassen sich an die Krägen, Frauen packen ihre Fächer aus, wedeln mit dem Programmheft oder ihren winzigen Handtäschchen, und schließlich durchmischt sich die reichlich parfümierte Luft mit dem aus der Abendgarderobe hervorströmenden Eigengeruch: Synchron wie am Exerzierplatz heben die Menschen ihre Arme und lüften ihre Achselhöhlen. Der Applaus ist heftig, von der Luft ganz zu schweigen, ein jubelndes Publikum feiert frenetisch sein eigenes Durchhaltevermögen. So schlecht war dem Metzger schon lange nicht mehr. Bis zur Pause müht sich Willibald Adrian Metzger noch durch die Notenfolge der zeitgenössischen Partitur, in der Pause dann nicht ohne Folgen durch die Menschenansammlung seiner Zeitgenossen. Genau das hat er befürchtet, hier auch noch einem bekannten Gesicht über den Weg zu laufen. „Herr Metzger, Herr Metzger, so eine Überraschung!“ Der Tabernakelschrank zwängt sich freudig winkend durch die Menge. Dem Metzger fällt ja lange vor dem Namen seiner ehemaligen Auftraggeber das dazugehörige, von ihm auf Vordermann gebrachte Möbelstück ein. Hier muss er jedoch nicht weiter überlegen: „Frau Joachim, heute also ohne Herrn Weinstadler?“ Der Spieltisch. Für den Tabernakelschrank und den Spieltisch nämlich wirkte sich der restauratorische Eingriff auch auf deren Besitzer aus. Seit sich Ingeborg Joachim und Otto Weinstadler vor der Metzger-Werkstatt über den Weg gelaufen sind, durchlaufen die beiden auch ihren zweiten Frühling. Als Vermittlungsprovision wurde dem Willibald der Tabernakelschrank inklusive ewiger Dankbarkeit zugedacht. „Mein Otto macht sich nichts aus klassischen Konzerten. Ich bin mit Herrn Mühlbach und seinem Neffen Albert hier. Darf ich vorstellen!“ Ein aparter älterer Herr in Begleitung eines jungen, eleganten Mannes mit ungewöhnlich naturrotem Haar tritt aus dem Hintergrund hervor. Stolz streicht Ingeborg Joachim heraus, dass Herr Wernher Mühlbach eigentlich ein Wernher von Mühlbach, in Wahrheit sogar ein Wernher Freiherr von Mühlbach ist. Was dem Herrn Mühlbach furchtbar peinlich zu sein scheint, denn prompt erklärt er, durch diesen Freiherrn mittlerweile so wenig frei zu sein, dass er sich freiwillig den Freiherrn spare. Ein „Freiherr“ wolle im 21. Jahrhundert nämlich wirklich kaum noch jemand hören, geschweige denn würdigen. Mit der damit verknüpften Anrede „Hochwohlgeboren“ würde man sich heutzutage, vom Zeitgeist für mögliche vergangene Standesüberheblichkeiten gnadenlos abgestraft, am ehesten eine einfangen. ...


Thomas Raab, geboren 1970 in Wien. Schulzeit eher mühsam, wäre da nicht das Klavier gewesen, sozusagen Gratis-Psychotherapie. 1988 dann doch Matura. Danach erste Versuche als Liedermacher, Studienabschluss Mathematik & Sport. Es folgten 10 Jahre einerseits als Lehrer (weil es so schön war in der Schule), andererseits im Musical- und Musiktheaterbereich und als Singer-Songwriter. Seit 2007 Schriftsteller, sieben Romane um den Restaurator Willibald Adrian Metzger, vielfach ausgezeichnet, und "Still – Chronik eines Mörders". Zuletzt ermittelt in "Helga räumt auf" nicht der Metzger, sondern die betagte Frau Huber. Im Oktober 2020 allerdings feierte der Metzger sein fulminantes Comeback!



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