Quinn | Die Hure des Kaisers | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Quinn Die Hure des Kaisers

Historischer Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-96048-096-9
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

ISBN: 978-3-96048-096-9
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Rom, 82 n. Chr.: Die junge Sklavin Thea muss ihre Herrin zu den Gladiatorenkämpfen begleiten, die sie verabscheut. Doch diesmal zieht ein neuer Kämpfer alle Zuschauer in seinen Bann: Arius, genannt 'der Barbar'. Thea fühlt sofort eine innere Verbundenheit, und tatsächlich sind sie und Arius Seelenverwandte – beide haben so viel Mord und Grausamkeit erlebt, dass sie den Tod verachten. Doch sie können ihre Liebe nicht leben, denn der Kaiser persönlich begehrt Thea für sich.

Quinn Die Hure des Kaisers jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Prolog
THEA
Rom, September, 81 n. Chr. Ich fuhr mir mit der Messerklinge beherzt über das Handgelenk und sah interessiert zu, wie das Blut aus der Vene quoll. Meine Handgelenke waren bereits mit Narben übersät, aber noch immer faszinierte es mich, mein eigenes Blut fließen zu sehen. Allerdings barg die Prozedur immer auch ein Moment der Gefahr: Schließlich war es doch möglich, dass ich nach so vielen Jahren leichtsinnig wurde und auch einmal zu tief schnitt? Würde heute der Tag sein, an dem ich zusah, wie mein junges Leben in die blaue Keramikschale mit dem schönen Nymphenfries floss?Dieser Gedanke war für mich wie ein Lichtblick in einem Leben, das ansonsten nicht viel Anregendes zu bieten hatte. Aber diesmal war es noch nicht so weit. Das Blut floss jetzt langsamer, und ich lehnte mich an die mosaikverzierte Säule im Atrium, die blaue Schale auf dem Schoß. Bald würde mein Blick von einem angenehmen Nebelschleier getrübt sein und die Welt um mich herum in angenehm gedämpfte Farben getaucht. Heute brauchte ich diese Betäubung, denn ich musste meine neue Herrin ins Kolosseum begleiten und mit ihr die Gladiatorenkämpfe aus Anlass der Thronbesteigung des neuen Kaisers anschauen. Und nach all dem, was ich über die Spiele gehört hatte … »Thea!« Die Stimme meiner Herrin. Ich murmelte etwas Abfälliges in einem Gemisch aus Griechisch, Hebräisch und Vulgärlatein, denn keine dieser Sprachen verstand sie. So viel wie ein kleiner Becher meines Bluts war in die blaue Schale geflossen. Ich wickelte mir einen Leinenstreifen um das Handgelenk, machte mit Hilfe der Zähne einen Knoten, dann leerte ich die Schale in den Brunnen im Atrium. Dabei achtete ich sorgfältig darauf, dass kein Tropfen Blut auf meine braune Wolltunika fiel. Die Adleraugen meiner Herrin würden einen Fleck im Nu erspähen, und ich hatte keine Lust ihr Rechenschaft darüber abzulegen, warum ich ein- oder zweimal im Monat diese blaue, mit diesem schönen Nymphenfries verzierte Schale zur Hand nahm und mein eigenes Blut hineinfließen ließ. Genau genommen, gab es kaum etwas, worüber ich mit meiner Herrin gern sprechen wollte. Ich war noch nicht lange ihre Sklavin, aber so viel war mir bereits klar. »Thea!« Ich drehte mich zu schnell um und musste mich an die Atriumsäule lehnen. Vielleicht hatte ich es übertrieben. Hatte zu viel Blut gelassen, und jetzt wurde ich von Schwindelgefühlen überwältigt. Sicher ziemlich unpassend für einen Tag, an dem ich zusehen musste, wie Tausende Tiere und Menschen abgeschlachtet wurden. »Thea, nun mach schon ein bisschen schneller!« Meine Herrin streckte ihren hübschen Kopf aus der Tür des Schlafgemachs, aber ich sah ihre ärgerliche Miene glücklicherweise nur wie durch einen Schleier. »Vater wartet schon, und du musst mich noch ankleiden.« Ich lief ihr gehorsam hinterher, dabei schienen meine Füße eine Handbreit über dem Boden zu schweben – einem äußerst geschmacklosen Mosaikfußboden übrigens, der eine Kampfszene mit Gladiatoren zeigte, die mit Dreizacken aufeinander losgingen, und unzählige rote Mosaiksteinchen bildeten in rauen Mengen verspritztes Blut. Geschmacklos, aber nicht weiter verwunderlich, denn der Vater meiner Herrin, Quintus Pollio, war als einer der magister ludorum – ein Spieleleiter – verantwortlich für die Ausrichtung der kaiserlichen Gladiatorenkämpfe. »Das blaue Gewand, Thea. Das mit den Perlenspangen an den Schultern.« »Ja, Herrin.« Erst vor einigen Monaten hatte man mich für die vornehme junge Lepida Pollia erworben, als diese ihren vierzehnten Geburtstag feierte. Denn dazu bekam sie ihre eigene Sklavin, die ihr jetzt, wo sie beinahe zur Frau herangereift war, das Haar frisierte und den Fächer trug. Als Geschenk rangierte ich zwar nicht ganz so hoch wie die Perlenkette, die silbernen Armreifen und das halbe Dutzend Seidengewänder, die sie ebenfalls von ihrem Vater bekommen hatte, der sie vergötterte, aber es schmeichelte ihr durchaus, nun ihren ganz persönlichen Schatten zu haben. »Hast du dich etwa beim Abendessen wieder geschnitten, Thea?« Mein verbundenes Handgelenk war ihr sofort ins Auge gesprungen. »Du hast wirklich zwei linke Hände. Lass bloß mein Schmuckkästchen nicht fallen, sonst kann ich sehr ungemütlich werden. Und jetzt flechte mir die Goldbänder ins Haar, im griechischen Stil. Ich will heute nämlich als Griechin gehen … genau wie du eine bist, Thea.« Sie wusste genau, dass ich keine Griechin war, trotz meines Namens, den mir ein Athener Kaufmann, mein erster Besitzer, gegeben hatte. »Ja, Herrin«, murmelte ich in meinem besten Griechisch, und sofort erschien zwischen ihren feinen schwarzen Augenbrauen eine Zornesfalte. Ich war gebildeter als meine junge Herrin, und das brachte sie zur Weißglut. Dennoch versuchte ich ihr das mindestens einmal in der Woche unter die Nase zu reiben. »Nun bild dir bloß nichts ein, Thea. Du bist nichts weiter als eine kleine jüdische Sklavin. Vergiss das nicht.« »Ja, Herrin.« In demütiger Haltung steckte ich ihr weiter die Locken hoch, und sie plapperte munter drauflos. »… Vater sagt, heute Nachmittag kämpft Belleraphon. Ich weiß schon, er ist unser bester Gladiator, aber er hat so eine hässliche Plattnase. Auch wenn er sich wie ein Lackaffe kleidet, so macht ihn doch alles Parfüm der Welt nicht zum Apoll. Allerdings sind seine Bewegungen natürlich äußerst graziös, selbst wenn er jemand die Kehle durchschneidet – aua! Du hast mich gepikst!« »Verzeiht, Herrin.« »Aber du bist ja ganz grün im Gesicht. Wegen diesen Spielen muss dir doch nicht gleich übel werden. Das sind schließlich nichts als Gladiatoren und Sklaven und Gefangene – die müssten sowieso alle sterben. Und dadurch haben wir zumindest noch ein bisschen Spaß dabei.« »Vielleicht kommt das ja von dem jüdischen Blut in meinen Adern«, erwiderte ich. »Wir finden den Tod normalerweise nicht so lustig.« »Kann sein.« Lepida betrachtete prüfend ihre Fingernägel. »Aber zumindest versprechen die Spiele heute spannend zu werden. Denn seit der letzte Kaiser krank wurde und mitten in der Kampfsaison gestorben ist, haben wir schließlich im Kolosseum monatelang keine gute Aufführung mehr gehabt.« »Das war nicht sehr rücksichtsvoll von ihm«, stimmte ich ihr zu. »Wenigstens gilt der neue Kaiser als Liebhaber der Spiele. Kaiser Domitian. Titus Flavius Domitianus … Wie mag er wohl sein? Vater hat sich alle Mühe gegeben, die besten Kampfszenen für ihn aufzubieten. Die Perlenohrringe, Thea.« »Ja, Herrin.« »Und das Moschusparfüm. Dort drüben.« Lepida besah sich prüfend im Spiegel aus poliertem Metall. Sie war noch sehr jung – vierzehn, so wie ich – und eigentlich zu jung für solche schweren Seidengewänder, für Perlen und Rouge. Aber sie hatte keine Mutter mehr, und Quintus Pollio, wenn auch ziemlich geschickt im Umgang mit Sklavenhändlern und lanistae – den Ausbildern der Gladiatoren –, war Wachs in den Händen seines einzigen Kindes. Abgesehen davon, war sie zweifellos eine aufsehenerregende Erscheinung. Ihre Schönheit beruhte nicht nur auf den pfauenblauen Augen oder dem langen schwarz schimmernden Haar, das ihr bis weit über den Rücken fiel und ihr ganzer Stolz war, sondern vor allem auf ihrem göttinnengleichen Auftreten. Da sie sich dessen sehr wohl bewusst war, hatte sie sich zum Ziel gesetzt, einen angesehenen Gatten zu ergattern, einen Patrizier, der ihrer Familie endlich Zutritt zu den höchsten Kreisen der römischen Gesellschaft verschaffen würde. Sie winkte mich näher heran, und der Luftzug von ihrem Pfauenfedernfächer fuhr ihr sacht in die kunstvoll aufgetürmten Locken. Im Spiegel war ich nicht mehr als ein dunkler Schatten hinter ihr: ich dürr und schlaksig, sonnenverbrannt und unscheinbar, sie dagegen eine edle Schönheit mit einer makellos weißen Haut. Während sie eine strahlende Erscheinung war, bot ich im Vergleich zu ihr in jeder Hinsicht einen wirkungsvollen Kontrast. »Was für ein Unterschied«, verkündete sie staunend, als hätte sie meine Gedanken erraten. »Also du brauchst wirklich ein neues Kleid, Thea, du siehst ja aus wie eine Vogelscheuche. Aber jetzt los, beeil dich, Vater wartet schon.« Ihr Vater wartete tatsächlich schon ganz ungeduldig. Als Lepida ihm jedoch ihr strahlendstes Grübchenlächeln schenkte und vor ihm eine Pirouette drehte wie ein kleines Mädchen, schmolz er sogleich wieder dahin. »Ja, du siehst wirklich entzückend aus. Vergiss nicht, Aemilius Graccus heute mit einem Lächeln zu begrüßen. Er stammt aus einer sehr einflussreichen Familie und hat etwas übrig für hübsche Mädchen.« Ich hätte ihm zwar sagen können, dass Aemilius Graccus’ Interesse keineswegs hübschen Mädchen galt, aber schließlich fragte er mich ja nicht. Vielleicht wäre es ratsam für ihn, genau das zu tun, denn den Sklaven blieb kaum etwas verborgen. Die meisten Römer mussten immer schon bei Tagesanbruch aufstehen, um einen guten Platz im Kolosseum zu ergattern. Pollio aber hatte feste Plätze, daher konnten wir mit größter Gelassenheit spät genug eintreffen, um allen bedeutenden Familien grüßend zunicken zu können. Lepida bedachte Aemilius Graccus und eine Gruppe von patrizischen Offizieren, die an einer Straßenecke herumstanden, mit ihrem liebreizendsten Lächeln, ja, sie strahlte jeden an, der eine Toga mit purpurfarbenem Rand und einen traditionsreichen Namen trug, und ihr Vater tauschte derweil mit gewichtiger Miene Belanglosigkeiten mit jedem Patrizier aus, der ihm die Gunst eines pflichtschuldigen Lächelns...


Quinn, Kate
Kate Quinn stammt aus Südkalifornien. Ihre Begeisterung für Geschichte zeigte sich schon in ihren bisherigen historischen Romanen. Alle sind in mehrere Sprachen übersetzt worden. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann in Maryland. Zu ihren Interessen zählen Oper, Actionfilme, Kochen und die Boston Red Sox.
http://www.katequinnauthor.com/



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.