E-Book, Deutsch, 290 Seiten
Reihe: Narr Studienbücher
Pustka Französische Sprachwissenschaft
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8233-0334-3
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Einführung
E-Book, Deutsch, 290 Seiten
Reihe: Narr Studienbücher
ISBN: 978-3-8233-0334-3
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieses Buch begeistert: für die französische Sprache, für die Wissenschaft und für die französische Sprachwissenschaft. Faszinierende aktuelle Themen wie Comic-Sprache, Bilinguismus und politische Rhetorik regen die Leser:innen an, selbst zu entdecken, wie Sprache funktioniert. Auf einer soliden wissenschaftstheoretischen Basis führt dieses Werk in die Theorien und Modelle der Variations- und Wandelforschung sowie des Sprachkontakts ein und behandelt aus dieser Perspektive Phonetik und Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik und Pragmatik, Sprachgeschichte und Varietäten. Es regt dazu an, Faktenwissen kritisch zu hinterfragen und selbst wissenschaftlich aktiv zu werden. Zahlreiche Abbildungen, Audio-Materialien und Aufgaben innerhalb der Kapitel aktivieren die Leser:innen durchgängig mit allen Sinnen und ermöglichen mit Hilfe von Online-Musterlösungen autonomes Lernen.
Prof. Dr. Elissa Pustka lehrt Romanische Sprach- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1.1 Alltagsfranzösisch . je sais pas [?ep?] lässt sich zu [?p?] verkürzen. Das Personalpronomen je lässt sich schließlich noch durch moi verstärken. Die große Herausforderung der Sprachwissenschaft ist, diese Dynamik in all ihren Dimensionen zu verstehen. So fällt das ne etwa nach Pronomina wie je öfters weg als nach Nominalphrasen wie mon frère (dazu mehr in Kapitel 8.3.1). Zudem findet sich die Aussprache von pas als [p?] besonders häufig im français populaire und im québécois (vgl. Kapitel 10.2.1 und 10.1.2). Um herauszufinden, wer wann wie spricht, reicht Intuition nicht aus, denn vieles davon läuft unbewusst ab und oft macht die Frequenz den Unterschied. Die Sprachwissenschaft sammelt daher große Mengen von Sprachdaten, bereitet diese digital auf und analysiert sie statistisch (vgl. Kapitel 2.1.1). Ein Forschungsgegenstand unter vielen kann natürlich auch das korrekte Französisch sein. So untersucht man etwa sprachsoziologisch und -politisch, warum sogar viele Franzosen und Französinnen in Bezug auf die Norm verunsichert sind und wie die Kanadier*innen ihr eigenes Standardfranzösisch entwickeln (vgl. Kapitel 10.3.2). 1.1.1 Gesprochene Sprache
[?p?mwa],
Seitdem die Sprachwissenschaft im 19. Jahrhundert eine eigene Universitätsdisziplin geworden ist, gibt sie – zumindest theoretisch – der Mündlichkeit den Vorrang (zur Geschichte der Sprachwissenschaft vgl. Kapitel 2.2). Das Primat der gesprochenen Sprache Ein deutliches Bekenntnis zum sogenannten Primat der gesprochenen Sprache (d. h. Vorrang gegenüber der geschriebenen Sprache) findet sich im Cours de Linguistique Générale des Schweizers Ferdinand de Saussure (1857–1913): Langue et e´criture sont deux syste`mes de signes distincts ; l’unique raison d’e^tre du second est de repre´senter le premier ; l’objet linguistique n’est pas de´fini par la combinaison du mot e´crit et du mot parle´ ; ce dernier constitue a` lui seul cet objet. (CLG: 30) Für dieses Primat der gesprochenen Sprache gibt es zwei Gründe. Erstens ist die gesprochene Sprache phylogenetisch älter als die geschriebene Sprache: Während Menschen bereits seit mindestens 40000 Jahren sprechen, schreiben sie erst seit ca. 7300 Jahren. Zweitens ist die gesprochene Sprache auch ontogenetisch primär: Alle Menschen lernen zunächst – schnell, mühelos und perfekt – sprechen (vgl. Kapitel 4.1) und erst in der Schule schreiben: langsam, mühsam, fehlerhaft – wenn überhaupt. Selbst in Deutschland gibt es schätzungsweise 15 bis 20 % funktionale Analphabet*innen (DOHMEN 2019: 40). Von Schrift unberührte Kulturen existieren allerdings heute nicht mehr: Der Coca Cola-Schriftzug ist auf der ganzen Welt bekannt. Wie sieht gesprochenes Französisch aus? Auch wenn wir täglich Sprache(n) sprechen und hören, ist den meisten Menschen nicht bewusst, was gesprochene Sprache ausmacht. Im Alltag achten wir nicht darauf. Daher bringt das Sprachwissenschaftsstudium viele Überraschungen mit sich, die Sie den Alltag mit einer ganz neuen Aufmerksamkeit erleben lassen werden! Ein Beispiel für französische Spontansprache liefert die Audio-Datei ‘Paris-Province’, die Sie unter www.meta.narr.de/9783823384625/Zusatzmaterial.zip herunterladen und anhören können. Die orthographische Transkription des Interviewausschnitts ist im folgenden Kasten abgedruckt. Interview mit einer Brasserie-Besitzerin in Paris (*1961) E : Et pour vous, quelles sont les différences de mentalité les plus importantes entre les Aveyronnais et les Parisiens ? L : (…) C’est surtout euh, ben, moi je vais dans ma, dans la, dans ma belle-famille euh, les enfants, c’est comme les lapins et les poulets. On les nourrit, on leur change la cage régulièrement, donc euh la couche, mais pour le reste, pour ce qui est de jouer avec eux, de, de, de leur faire faire les devoirs, de leur euh, de les inscrire à la danse, au judo euh, de les emmener à Pétaouchnock pour faire ou pour voir tel musée ou telle euh, c’est du superflu, c’est du, c’est un truc de Parisien.