Pucher | Zwei Akkorde | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1, 400 Seiten

Reihe: Wolf

Pucher Zwei Akkorde


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7693-8381-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1, 400 Seiten

Reihe: Wolf

ISBN: 978-3-7693-8381-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wolf hat alle Pfoten voll zu tun. Die Vorbereitungen auf das bislang wichtigste Konzert der Gruppe DRACHENFLUG, vormals Bremer Stadtmusikanten, halten ihn auf Trab. Die mäßig begabten Musikanten, um die er sich seit einiger Zeit kümmert, sollen anlässlich König Dummlings Thronjubiläum aufspielen. Doch scheinen sie dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Unter dem Einfluss berauschender Substanzen kommt es immer häufiger zu Streitigkeiten, die das Gefüge der Gruppe in Gefahr bringen. Da zieht ein Todesfall Wolfs Aufmerksamkeit auf sich. Eine alte Bekannte, die Knusperhäuschen-Hexe, ist ermordet worden. Zudem hat der Täter Wolfs Gute-Laune-Kraut gestohlen. Wolf, der mit dem Verkauf der Drogen seinen Lebensunterhalt bestreitet, sieht plötzlich seine Existenz gefährdet. Während DRACHENFLUG auf ein Fiasko zusteuert, nimmt Wolf die Spur des Mörders auf. Hexenmeister Fitcher erweist sich dabei als wenig hilfreich. Bald wird klar, dass er sein eigenes Süppchen kocht.

Der 1964 geborene Autor lebt und arbeitet in Wien. Nachdem er 20 Jahre lang als grundsolider Angestellter in der Privatwirtschaft sein Brot verdient hatte, beschloss er 2005, sich vornehmlich dem Schreiben zu widmen. Freunde kennen ihn als verlässlich, korrekt und zurückhaltend, was ihn von seinen Protagonisten deutlich unterscheidet. Die zeigen allesamt wenig Hemmungen, ihre dunkelsten Abgründe auszuleben. Neben seiner Autorentätigkeit wirkt Robert Pucher seit 2015 auch als Designer. Dabei entstehen hauptsächlich Muster für Stoffe, Tapeten und alles, was nach einer kreativen Gestaltung schreit. Und vieles schreit. Man muss nur genau hinhören.
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Autoren/Hrsg.


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2
DAS LICHT DES NORDENS


Wir sind DRACHENFLUG
Und wir spielen RockenRoll.

Ein Meer aus Entenfedern


Der Rucksack war so schwer, dass Aschenputtel Wolf helfen musste, ihn umzuschnallen.

»Was ist da drinnen?«, fragte er. »Wackersteine?«

»Essen«, lächelte sie. »Damit du mir auf deiner Reise nicht verhungerst. Für heute habe ich dir einen saftigen Schinken und Lammnieren eingepackt, für die nächsten Tage Trockenfleisch vom Reh und ein eingelegtes Rinderherz. Das wird dir Kraft geben.« Sie kniete sich hin und kraulte Wolf am Kinn.

»Dem Gewicht nach zu urteilen, reicht der Proviant für mindestens eine Woche«, nörgelte er. »Du weißt aber schon, dass ich vorhabe, am Freitag wieder hier zu sein. Ich muss wieder hier sein«, konkretisierte er. »Da findet das DRACHENFLUGProbekonzert in der Waldschenke statt.«

»Du wirst froh sein, ausreichend mit Vorräten versorgt zu sein. Eine warme Decke habe ich dir ebenfalls mitgegeben«, fuhr Aschenputtel fort. »Man sagt, in den Bergen habe es schon geschneit.«

Ja, das hatte Wolf bereits vom Hexenmeister erfahren, außerdem war es nicht ungewöhnlich, dass zu dieser Jahreszeit auf den Gipfeln der erste Schnee lag.

»Eine Decke brauche ich nicht«, protestierte er. »Wofür habe ich mein Fell?«

»Du wirst sie brauchen. Dir ist heuer noch keine Unterwolle gewachsen. Hör auf mich, sonst holst du dir den Tod! Und versuche, die Schneefelder zu umgehen«, riet Aschenputtel, »damit du nicht ausrutschst und in einen Abgrund stürzt.«

»Jawohl.«

»Und halte dich von den Riesen fern! Die haben gerade Paarungszeit und sind deswegen besonders streitsüchtig.«

»Mach ich, Puttel.«

»Hast du Geld eingesteckt, falls du an einer Gastwirtschaft vorbeikommst und dir etwas zu trinken kaufen möchtest?«

»Ja.«

»Vergiss den Raben nicht! Schick mir eine Nachricht, wenn du angekommen bist, damit ich weiß, wie es um dich steht.«

»In Ordnung.«

Aschenputtel drückte ihn an sich. »Pass auf dich auf!«, hauchte sie. »Du wirst mir fehlen.«

Wolf merkte, dass sie den Tränen nahe war. »Du mir auch, aber übermorgen bin ich wieder da. So lange werden wir nicht voneinander getrennt sein.«

»Soll ich dich begleiten?«, fragte sie nicht zum ersten Mal.

»Nein, besser nicht. Bergwanderungen sind viel zu anstrengend für Frauen. Du würdest mich nur aufhalten.«

»Aber wenn ich mitkomme, wärst du nicht alleine.«

»Keine Sorge. Läuschen und Flöhchen sind bei mir. Mit denen wird mir sicher nicht langweilig.«

»Ach, die! Deine imaginären Freunde können dir nicht helfen, wenn es gefährlich wird.«

Wolf wand sich aus Aschenputtels Umarmung. »Ich brauche dich hier in der Höhle. Kümmere dich um meine Burschen und Katze. Achte darauf, dass sie regelmäßig üben, gut genährt sind und sich nicht allzu oft betrinken. Vor allem Hahn. Er bereitet mir am meisten Kopfzerbrechen.«

Aschenputtel wischte mit dem Handrücken ihre Augen trocken. »Du kannst dich auf mich verlassen. Sei vorsichtig!«

»Bestimmt.« Wolf drehte sich um und ging davon.

»Und vergiss nicht, mir einen Raben zu schicken!«, rief sie ihm nach.

»Ja.«

»Spätestens, wenn du angekommen bist.«

»Versprochen.«

»Frauen, hm?«, meinte Flöhchen. »Die sind immer sobesorgt. Ein Wunder, dass sie dir keine Haube aufgesetzt hat.«

Die Sonne ging gerade auf, als Wolf den Hohlweg hinunterwanderte. Er hatte einen strikten Zeitplan ausgearbeitet, der ihm helfen sollte, rechtzeitig zum Konzert zurück zu sein. Wenn er das Gebirge auf Passstraßen und Schmugglerwegen überquerte, anstatt es entlang des Flusses zu umgehen, würde er spätestens morgen Vormittag sein Ziel erreichen, den Wohnort der sieben Zwerge, von denen er hoffte, dass sie ihm über den Verbleib von Hänsel und Gretel Auskunft geben konnten. Aber vorausgesetzt, er würde die Gesuchten tatsächlich aufstöbern, wie würde er dann mit ihnen verfahren?

Seinen Frieden solle er finden, indem er die Geschwister zur Rechenschaft ziehe, hatte der Hexenmeister gemeint. Bedeutete das, sie in Ketten gelegt nach Hause zu schleppen, um sie der Garde des Königs zu übergeben? Sollte er sie Fitcher persönlich ausliefern oder vor Ort selbst Richter und Henker spielen, um den Tod der Hexe zu sühnen? Wolf hatte den Verdacht, dass ihm der Hexenmeister die Entscheidung ganz bewusst überließ, damit er ihn später zum Sündenbock stempeln konnte, für den Fall, dass die getroffenen Vergeltungsmaßnahmen nicht seinen Vorstellungen entsprachen.

Die erste Teilstrecke seiner Wanderung kannte Wolf wie seine Westentasche. Am Ende des Hohlwegs bog er nach Westen und folgte dem Pfad bis zu dem alten Wehrturm, der verfallen am Waldrand stand. Von dort ging er geradeaus weiter, marschierte quer über Wiesen und Felder bis an den Fuß des ersten Berges. Der war der niedrigste von allen, eine leichte Übung und genau richtig zum Aufwärmen.

»Sind wir schon da?«, erkundigte sich Läuschen. »Mir ist langweilig.«

»Genieße die Landschaft!«, empfahl Wolf. »Hier bist du noch nie gewesen. Da gibt es für dich bestimmt aufregende Dinge zu entdecken.«

»Pff!« Läuschen schnaufte verächtlich. »Was soll an der Gegend aufregend sein? Hier sieht es aus wie überall. Dauert es noch lange bis Hinterbergen?«

»Ich fürchte, ja. Wir könnten etwas spielen, um die Zeit zu verkürzen. Ich sehe was, was du nicht siehst zum Beispiel.«

»Ich sehe was, was du nicht siehst«, begann Flöhchen, »und das ist bräunlichgelb.«

Wolf sah sich um. Da gab es Sträucher und eine Wiese, die waren grün, ein paar graue Felsbrocken, und wenn er nach oben blickte, sah er einen blauen Himmel mit weißen Wolken.

»Ich weiß es nicht«, kapitulierte er. »Was ist bräunlichgelb?«

»Dein Ohrenschmalz«, löste Flöhchen das Rätsel auf.

»Das ist unfair«, protestierte Wolf. »Mein Ohrenschmalz kann ich nicht sehen.«

»Das ist Sinn und Zweck des Spiels. Deswegen heißt es ja Ich sehe was, was du nicht siehst

»Jetzt ich!«, rief Läuschen. »Ich sehe auch etwas, das bräunlichgelb ist.«

»So funktioniert das nicht. Du musst etwas anderes nehmen«, erklärte Wolf. »Noch einmal das Gleiche macht keinen Spaß.«

Läuschen fiel nichts ein. »Spielen wir Stadt, Land, Fluss«, schlug es vor.

»Meinetwegen. Mit dem Buchstaben S.«

»Stadt Siebenbergen, Siebenbergen und der Siebenbergische Fluss«, wusste Flöhchen.

»Jetzt mache ich es schwieriger. Buchstabe H. Läuschen?«

»Hinterbergen die Stadt, Hinterbergen das Königreich und … der Siebenbergische Fluss, der in Hinterbergen Hinterbergischer Fluss heißt«, preschte Flöhchen abermals vor.

»Wolf hat mich gefragt«, maulte Läuschen.

»Richtig, Flöhchen, lass Läuschen antworten. Such dir einen Buchstaben aus und los geht’s!«

»Ich mag nicht mehr. Das ist ein blödes Spiel. Sind wir endlich da?«

»Wir könnten etwas singen«, schlug Flöhchen vor. »Läuschen hat eine gute Stimme.«

Doch da war Wolf mit seinen Gedanken bereits woanders, daheim bei seinen Burschen und Katze.

Am Vorabend hatte es wieder Krach gegeben, wie so oft in letzter Zeit. Ohne die entspannende Wirkung des GuteLauneKrauts kippte die Stimmung schon beim geringsten Anlass. Anfangs war es um Hahns Indisponiertheit gegangen.

Esel hielt ihm vor, nichts zu unternehmen, um seine Genesung voranzutreiben. Statt sich an dem von Aschenputtel zubereiteten KräuterHonigTee zu laben, greife er lieber zu Pilzpulver und Krötenschleim. Das ließ Hahn nicht auf sich sitzen. Er war überzeugt, dass seine Stimme besser klang denn je.

Das ging eine Weile so hin und her, bis Wolf zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt den Fluch des Hexenmeisters ins Spiel brachte und quasi ein Aufführverbot für Haus der Leiden aussprach. Damit brachte er das Fass zum Überlaufen.

Sofort richtete sich Hahns Zorn gegen ihn. »Du nimmst doch nicht ernsthaft an, dass auf dem Lied ein Fluch lastet«, schrie er Wolf an. »Das ist doch nur einer von Fitchers billigen Tricks, weil ihm der Text gegen den Strich geht. Wie blöd muss man sein, um an einen Fluch zu glauben?«

»Wir sollten seine Warnung ernstnehmen«, reagierte Wolf betont gelassen. »Bevor der nächste Morgen graut, packt der Sensenmann beim Kragen den, der sorgenlos, fidel und laut dieses Lied hat vorgetragen«, gab er die Drohung des Hexenmeisters wortgleich wieder.

»Oder die Sensenfrau«, warf Katze...



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