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E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Properz Elegien


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-3340-0
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-8496-3340-0
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Properz dichtete Elegien. Die aus Grabepigrammen entstandenen distychischen Lieder, die vorzüglich Themen über Liebe, Schmerz und Zurückweisung behandelten, waren Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. nach dem Dichter Catull eine neue Gattung römischer Dichtung geworden, in der sich viele jüngere Adlige versuchten. Dieser Band beinhaltet seine schönsten Schöpfungen.

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17

 Immer war mir zuwider gemeiner Wandel des Pöbels

  und jetzt trink ich mit ihm aus demselbigen Pfuhl.

 Mag mit Geschenken ein Freier werben die Gunst eines Wächters,

  daß er der Frau insgeheim bringe versprochnen Bericht?

 »Wo weilt die Herrin?« – fragt er gar häufig – »Was macht, was begehrt sie?

  Sucht sie Zerstreuung im Park oder am Felde des Mars?«

 Hast du nun endlich die Mühen erfolgreich bestanden,

  fragt sie im Briefe dich an, ob du Geschenke ihr bringst.

 Kannst du des Wächters verdrießliche Miene ertragen

  und, auf dem Vorsatz ertappt, suchen ein schmutzig Versteck?

 O wie teuer bezahlst du die eine Nacht in dem Jahre!

  Nein! ich mag nicht den Mann, sucht er verschlossene Tür.

 Mit den Dirnen, die frei die Schultern und Brüste enthüllen,

  die kein Hüter bewacht, nehme ich heute fürlieb.

 Auf und ab auf dem Strich flanieren die lockeren Dinger,

  machen viel Aufhebens nicht, willst du sie haben des Nachts.

 Sie bereden dich nicht und fordern der Kosten nicht viele,

  drob dich der Vater verwünscht, kommst du gar häufig um Geld,

 schrecken dich nicht im Genießen: »Unseliger, mach aus dem Staub dich,

  daß der strenge Gemahl uns auf der Tat nicht ertappt.«

 Mich erfreut der Genuß bei den Buhlerinnen des Ostens,

  nicht mehr trag ich Gelüst nach verbotenem Bett.

 Wer aber Liebe erheischt, der muß auf Freiheit verzichten,

  fügen sich willig dem Joch, das er im Liebesdienst sucht.

18

 »Rede, da um dich längst dein Buch viel Märchen gewoben

  und überall man deine ›Cynthia‹ liest!«

 Wem erpreßt es nicht Tränen, hört die Worte er reden?

  sei's, daß Scham ihn erfaßt, sei's, weil sein Herz er erschloß.

 Schlüge mir Cynthias Herz heut noch so heiß wie vor Zeiten,

  sicherlich hieß ich nicht heut König der lüsternen Schar,

 und ich wäre nicht heut der arg Verrufensten Einer;

  täte ihr Name mir weh, Ausflucht fänd ich gar bald.

 Wundere dich nicht so sehr, wenn Straßendirnen ich nachstell:

  weniger zerrt es am Ruf. Ist es nicht billig und recht?

 Bald ist ein Fächer erwünscht ihr vom Schweif des stolzierenden Pfaues,

  bald zu kühlen die Hand, ein krystallener Ball;

 bin ich erzürnt, dann begehrt sie elfenbeinerne Würfel,

  eitel Flitter und Prunk, flirrenden, glitzernden Tand.

 Meiner Seel! nicht im Geringsten dauern die Kosten mich; Eins nur

  ist mir von Herzen verhaßt: dienen der Falschen als Narr.

19

 Das war also die Lust, die süße, die du dereinst mir verheißen?

  Reizendes Mädchen, wie rasch hast du geändert den Sinn!

 Ein und die andere Nacht hat kaum deine Liebe beglückt mich,

  und du heißest schon heute ferne mich sein deinem Bett.

 Waren vor kurzem doch erst dir lieb meine Lieder, mein Wesen:

  heut schon wendet dein Sinn schnell einem Andern sich zu.

 Mag er wetteifern mit mir als Gelehrter, als Künstler,

  lern er vor allem in Lieb treu nur Einer zu sein.

 Dir zulieb laß ihn kämpfen mit hundertköpfigen Schlangen,

  bringen umlauert vom Tod goldene Äpfel herbei,

 trinken willig das Gift und schlürfen die Wellen im Schiffbruch,

  klagen nie, daß zuviel deinetwegen der Qual:

 (– wär es mir, Süße, vergönnt für dich solch Leid zu erdulden! –)

  glaube mir: balde, gar bald macht aus dem Staub sich der Lump,

 der durch leeres Geflunker in deine Gunst sich geschlichen;

  schon die nächste Zeit bringt euch Beid auseinand.

 Meine Liebe zu dir, sie trotzt den spätesten Zeiten,

  trotz aller Mühe und Not, währt bis über das Grab.

 Einstens häufst mein Gebein du und weinst: »O Geliebter,

  du allein warst mir treu, du nur, teurer Properz,

 treu in Liebe wie keiner, wenn auch nicht adligen Stammes,

  wenn du auch Reichtum und Gold nimmer aus Strömen geschöpft.«

 Alles trüg ich um dich; kein Leid vermag mich zu ändern:

  seiner Liebsten zulieb leidet man nimmer zuviel.

 Reizende Anmut hat Viele der Sinne beraubt schon;

  aber standhaft und treu waren wohl Wenige nur.

 Lange nicht freut Ariadne sich an der Liebe des Theseus,

  auch Demophoon hat Phyllis nicht lange beglückt.

 Welch ein Schmerz der flüchtgen Medea zuteil ward, das weißt du:

  dem sie das Leben erhielt, Jason – er ließ sie allein.

 Freilich! bös ist das Weib, das heuchelnd Vielen liebäugelt,

  mehr als dem Liebenden bloß zu gefallen sich müht.

 Halte dich weit von den Söhnen des Adels, sei kühl zu dem Geldprotz:

  Keiner wird, wenn du schon tot, sammeln dein bleiches Gebein.

 Ich aber tu's dir. Dennoch fleh ich die Götter: mögest

  vorerst du lieber um mich jammernd zerraufen dein Haar.

20

 Mädchen, du meines Herzens süßester, bitterster Kummer,

  da das Geschick mir versagt, stets zu verweilen bei dir!

 Spätere Zeiten bewundern dich noch in meinen Gesängen,

  keine wird so berühmt, die ein Dichter je sang.

 Müde der Fehden legt beiseite die Waffen der alternde Recke;

  altersmüde versagt seine Dienste der Stier;

 auch das lecke Gefährt ruht fern im Sande und modert;

  manches Recken Gerät feiert an heiliger Wand.

 Meine Liebe aber, sie kennt nicht Ruhe noch Stillstand;

  selbst noch den alternden Greis hält deine Schönheit gebannt.

 Wär es nicht besser für mich, zu dienen grausen Tyrannen,

  Foltern zu tragen und Pein, wie der Tyrann sie ersinnt?

 Wäre nicht lieber, erstarren im Kampf mit der eklen Meduse?

  Fräßen mir Geier die Brust, gäbe das größere Qual?

 Dennoch laß ich nicht ab. Wohl rostet die blinkende Klinge

  und der Tropfen, er höhlt mählich fallend den Stein.

 Aber die Liebe, sie währt. Nichts schwächt ihr freudiges Hoffen

  und der Gebieterin Drohn hört geduldig sie an,

 bietet die Hand zur Versöhnung, ist sie beleidigt; gesteht dir

  Sünden, die nie sie beging und kehrt wieder zurück.

 Du Leichtgläubiger, der du in Liebe dich glücklich und   stolz dünkst,

  traue nur nicht allzuviel: Weibeswort gleicht einem Hauch.

 Keiner löst das Gelübde, derweil ihn noch Wogen umbranden,

  da gar häufig im Port Winde das Schifflein zerschelln.

 Fordert doch keiner den Preis, bevor das Rennen geschlossen,

  ehe zum siebenten Mal anlangt der Renner am Ziel.

 Trügerisch sind die Winde, die Liebende buhlend umspielen,

  Unheil erjagt uns oft spät; umso zermalmender ists.

 Du aber, glaubst du dich sicher, ganz sicher im Herzen des Mädchens,

  freu dich im Stillen des Glücks, schließe es ein in die Brust.

 Wahrlich! ich weiß nicht, wie es geschieht, doch glaub: es geschieht oft,

  daß dem liebenden Mann Prahlen zertrümmert das Glück.

 Mag sie häufig dich rufen, du aber komme nur selten:

  grollt und schmollt sie darob, wisse: es dauert nicht lang.

 Wäre die Zeit jetzt so, wie einst den Mädchen sie lieb war,

  wäre ich das jetzt, was du: nun aber weich ich der Zeit.

 Neue Zeiten und Bräuche vermögen mich nicht mehr zu wandeln:

  gehe ein Jeder den Weg, der ihm der beste bedünkt.

 Ihr aber, die ihr zu Vielen in Liebesbegehren entbrennet:

  das begehrliche Sehn foltert euch, schafft euch nur Pein.

 Seht eine herrliche Blonde ihr schreiten lässigen Ganges,

  seht ihr ein braunes Gesicht –: beide üben Gewalt.

 Seht ihr ein griechisches Mädchen sich zierlich wiegen in Hüften,

  seht ihr der Römerin Gang –: beide reißen euch hin.

 Trägt sich ein schlichtes Gewand oder hüllt sie die Reize in Purpur:

  diese wie jene, sie trägt Wunde der süßen Begier.

 Ist ja schon Eine genug um Schlaf dich und Ruhe zu bringen:

  ein Weib trägt dir genug Kummers und bitterster Not.

21

  Du träumtest mir: ich sah dein Schiff zertrümmert,

   und deine matten Hände auf den Fluten kaum sich regen.

   Und noch gestandest du, wie oft dein Mund gelogen,

   indes dein wassertriefend Haar...



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