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E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Servus Krimi

Prokopetz Teufelskreuz

Ein Joesi-Prokopetz-Krimi
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7104-5073-0
Verlag: Servus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Joesi-Prokopetz-Krimi

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Servus Krimi

ISBN: 978-3-7104-5073-0
Verlag: Servus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Brennende Stadl, heulende Wölfe: Krimi-Spannung im Dunkelsteiner Wald

Nach dem Ableben des Dorfpfarrers hält ein neuer Pater Einzug in der Gemeinde Ursprung. Doch Mano Urian ist nicht das, was die 69 Dorfbewohner als Nachfolger des alten Seelsorgers erwartet hätten. Auch sonst geht es neuerdings mehr als seltsam in der kleinen Ortschaft zu: Es häufen sich unglückliche Unfälle. Die Totengräber haben viel zu tun. Ob das alles mit rechten Dingen zugeht? Oder hat etwa gar der Teufel seine Finger im Spiel?

Joesi Prokopetz prägte den Austro-Pop wie kaum ein anderer, jetzt macht er sich als österreichischer Krimiautor einen Namen!

- Der erste Roman von Liedermacher, Autor und Kabarettist Joesi Prokopetz

- Tatort Dunkelsteiner Wald: Österreich-Krimi mit viel Lokalkolorit

- Menschliche Abgründe in der Provinz: Ein Kriminalroman voll schwarzem Humor

- Alte Werte auf dem Prüfstand: Ein schräger Heimatkrimi für Prokopetz-Fans

Zweifelhafte Dorfidylle: Was hat es mit dem neuen Pfarrer auf sich?

Pflicht, Moral und Tradition - in Ursprung ist es damit nicht mehr weit her. Seit der Ankunft von Pater Mano Urian kommen ständig weitere Intrigen ans Tageslicht. Von untreuen Eheleuten bis zu unerwünschten Kindern: Sie alle scheint der Teufel zu holen. Doch was steckt hinter dieser Zunahme grausiger Ereignisse? Ist der Dorfpfarrer am Ende kein Gesandter Gottes, sondern des Beelzebubs?

Joesi Prokopetz beweist in seinem schaurigen Debüt ein Gespür für die Nuancen menschlicher Abgründe – ein Lesevergnügen für alle Krimi-Fans, die an der Idylle des Dorflebens zweifeln!

Prokopetz Teufelskreuz jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Manfred Schwenk war weder Bürgermeister noch Gewerke gewesen, als er die erheblich jüngere Ilse kennenlernte. Als Abteilungsleiter in einem Unternehmen für Elektronik, Automatisation, Industrie, Produktion, Maschinen- und Anlagenbau verdiente er sehr schön, wie man damals sagte. Als Fachkraft – heute würde es Key Account Manager oder ähnlich heißen – war er auf der einen Seite überaus geschätzt. Als Mensch jedoch war er unter anderem wegen seiner beruflichen Unerbittlichkeit zwar nicht gehasst, aber in hohem Maße unbeliebt. Er nutzte damals seine Position als Mitglied der Geschäftsleitung weidlich aus. So fing er mit vielen der jungen Büro-Menscher, wie er die Damen im Betrieb nannte, etwas an, um es nach einiger Zeit eiskalt wieder zu beenden. Manfred Schwenk war nicht das, was Frauen ohne Einschränkungen als feschen Mann bezeichnen würden, dafür war er zu klein und gedrungen, und auch sein früh einsetzender Haarausfall tat das Seine, aber seine Position im Betrieb gab ihm das Flair von interessant und die Aura von Macht. Bei romantischem Verführungsgeflüster pflegte er häufig heiser ins jeweilige Frauenohr zu flüstern: »Weißt, ich kann dir vielleicht nicht viel nützen, aber ich könnt dir ziemlich schaden.«

Das Lächeln in der Stimme nahm dem Satz aber kaum etwas von seinem Imponiergehabe, ja seiner Drohgebärde, und beschleunigte meist den diesbezüglichen Erfolg. Die Schreib- und Bürokräfte im Unternehmen, aber auch die Frauen außerhalb der Firma fühlten sich geschmeichelt ob seiner Aufmerksamkeit. Pausbäckig und blauäugig, glaubten sie, er wäre in sie verliebt, rechneten sich Vorteile für ihre Karriere aus und ließen sich für die Dauer der Liaison von ihm aushalten. Die einen waren gekränkt, traurig, bestürzt, wenn Schwenk sie satthatte, die anderen zuckten zwar mit den Schultern, als machte es ihnen nichts aus, sprachen aber dann doch von ihm als glatzertes Orschloch.

Als eines Tages die blutjunge Ilse eingestellt wurde, begann in Schwenk eine Saite zu schwingen, die noch nie in ihm erklungen war. Hatte er im Innersten an all seinen Affären irgendetwas auszusetzen gehabt – entweder zu große Füße, zu breite Hüften, zu dicke Waden, unverzeihlich dicke Fesseln oder eine zu hohe Stimme, schlechte Zähne, zu kleine oder zu große Brüste (blöde Trutschn waren sie ohnehin alle) –, so erkannte er, dass nun das Ideal, die Perfektion der mädchenhaften Reize, in sein Leben getreten war. Er griff auch sofort mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln an: Da war die Rede von der Liebe auf den ersten Blick, von den Vorteilen, die eine junge Frau von einem Verhältnis mit einem älteren Mann hätte, und vom Luxusleben, das teure Textilien, wertvollen Schmuck und kostspielige Urlaubsreisen mit einschließen würde. Er begann, sich bei seinen zweiwöchentlichen Friseurbesuchen Einreibungen gegen Haarausfall, ja, schlechterdings für neuen Haarwuchs, verabreichen zu lassen, begann, sich deutlich jugendlicher zu kleiden, sich unbekümmerter und lockerer zu geben und in beruflichen Belangen schon mal fünfe g’rade sein zu lassen. Es fiel ihm nicht auf, dass er dadurch ein wenig lächerlich wirkte.

Nur Ilse schaute vom ersten Tag an durch ihn hindurch. Sie war höflich, zuvorkommend und respektvoll, lächelte ihn aber nie an oder tat sonst etwas Kokettes, das ihn ermutigte.

Nun war es nicht so, dass Schwenk etwa verliebt war oder gar ein unschuldiges, scheues Gefühl für Ilse entwickelt hätte. Es war naturgemäß Geilheit, wie sonst auch. Aber nicht diese gewöhnliche Geilheit, sondern außergewöhnliche Geilheit, nicht größer als sonst, aber spezieller, aufregender und nicht von der üblichen, fast zynischen Siegesgewissheit getragen. Und je gleichgültiger, ja, unnahbarer ihr Verhalten ihm schien, desto obsessiver wurde sein Begehren. Seine Bemühungen, seine Anstrengungen bekamen etwas Trotziges, und er musste sich zusammennehmen, um seine Absichten nicht zu vordergründig darzulegen. Selbstverständlich waren da junge männliche Mitarbeiter, denen Ilse auch angenehm auffiel und die um sie herumscharwenzelten. Ein neuer, noch unbekannter Gedanke brach sich in Schwenk Bahn: zu alt zu sein. Trotz seiner Position, seines Gehaltes und seiner Erfahrung nichts zu gelten. Hinterrücks belächelt und als erotisch wertlos empfunden zu werden.

Nach mindestens drei Abenteuern mit jungen Mitarbeitern, die Schwenk ihr insgeheim unterstellte, musste er seine ganze Routine, seine ganze Niedertracht und perfide Beredsamkeit aufwenden, dass sie schließlich doch mit ihm ausging.

Ilse knüpfte, zwar mit launigen Worten, aber beredten Blicken, die Bedingung daran, sie zu heiraten, wenn er in den Genuss ihrer Gunst kommen wollte. Schwenk offerierte ihr daraufhin eine – heimliche – Verlobung, die er selbstverständlich nicht einzulösen gedachte. Ilse jedoch bestand auf einer Verlobungsfeier im Beisein aller Angestellten des Unternehmens und ihrer Familie, bei der auch gleich der konkrete Hochzeitstermin angekündigt werden sollte.

Getrieben von dem Fieber, Ilse zu besitzen, stimmte Schwenk letztlich allem zu. Erst Monate später, nach öffentlicher Verlobungsfeier – weil Ilse es so haben wollte – und pompöser Hochzeit, in der unvermeidlichen Hochzeitsnacht, kam er endlich zum Schuss. In dieser Hochzeitsnacht zeigte sich Ilse weder besonders leidenschaftlich noch liebevoll. Auch Schwenk empfand nicht den Triumph des Sieges wie sonst, war im Gegenteil tollpatschig und lendenlahm. Und beide waren danach in keiner Weise befriedigt.

Auch die Flitterwochen verliefen nicht, wie er es sich vorgestellt hatte: Keine Spur von der verschwörerischen, infantilen Verliebtheit, der sommerlichen Ausgelassenheit und prickelnden Intimität, wie er das aus Filmen und Magazinen oder vom Hörensagen kannte. Auf eigene Erfahrung in dieser Richtung konnte er, wie gesagt, kaum zurückgreifen.

Ilse ließ ihn von Anfang an jedes Mal fühlen, dass es sie Überwindung kostete, mit ihm zu schlafen, und Schwenk hatte niemals den Eindruck, dass sie sich ihm hingab oder wenigstens so tat als ob. Es gab so gut wie keine Momente, wo einer der beiden aus übervollem Herzen »Ich liebe dich« sagte.

Als im Laufe eines knappen Jahres die sexuelle Frequenz kontinuierlich nachzulassen begann, verstärkte sich Schwenks Verdacht, gewissermaßen in eine Falle gegangen zu sein. Und in dem Maße, in dem sich dieser Verdacht verstärkte, verringerten sich seine gönnerhafte Selbstsicherheit und sein herablassendes Siegesbewusstsein. Er hörte mehr und mehr auf, eine Führungskraft zu sein, und je weniger er eine war, desto stärker schlug ihm Ilses Geringschätzung, die sich bald in Verachtung umkehrte, entgegen. Er musste sich in stillen Momenten eingestehen, dass seine Ehe ein Geschäft war, aber nur für seine junge Frau ein gutes.

Er verlor seine Stellung, siedelte sich sehr zum Missfallen Ilses in Ursprung an und brachte es in kurzer Zeit mit den Rudimenten seiner Führungsqualitäten zum Bürgermeister und dem Titel Gewerke, den er sich letztlich selbst verlieh.

Am Sonntag war Adalbert Eibl schon früh in der Kirche, um für den ersten Gottesdienst des neuen Pfarrers alles vorzubereiten. Er ordnete gewissenhaft die Gebetbücher in den Bänken, stellte neue Kerzen auf den Altar und reinigte die Hinterglasmalerei des verklärten Christus. Das große Kreuz mit dem Schmerzensmann reinigte er mit einem Wettex-Tuch. Der Gekreuzigte selbst war nun nicht das, was man ein Kunstwerk nennen konnte. Der zweidimensionale Körper war lieblos auf das marginal an Holz erinnernde Kreuz montiert – oder besser geklebt – worden. Er blickte mit einem misslungenen, verwirrten Ausdruck im Antlitz geradewegs in die Kirche. Bei den kostspieligeren, serienmäßig körperhaft aus Holz gesägten Gekreuzigten war der gelockte Kopf mit der Dornenkrone ja meist nach links oder rechts auf die Schulter gefallen, und das Gesicht drückte ersterbende Demut und vor allem Ohnmacht aus. Aber dieser in keiner Weise göttliche Blick des Ursprunger Christus, der so unpassend nach vorne gerichtet war, legte das Götzenhafte und grundsätzlich Unbeseelte dieser Riesendevotionalie offen.

Adalbert Eibl deutete jedes Mal eine Kniebeuge an, wenn er, seine Pflichten verrichtend, vor dem Alter von links nach rechts oder retour ging. Er sollte mit dem Mano über die Anschaffung eines ordentlichen Jesus am Kreuz sprechen, dachte er bei sich. Vielleicht sollte er eine Sammlung im Dorf organisieren? Er wusste aber, dass die Spendenbereitschaft der Ursprunger nicht recht groß sein würde. Eigentlich eine Schande, dachte er, wo doch, zumindest jeden Sonntag, die Gläubigen selbst irgendetwas von diesem Jesus erbaten. Vielleicht lag es daran, dass die Gebete der Ursprunger prinzipiell nicht erhört wurden.

Draußen auf dem Kiesweg hörte Eibl den...


Joesi Prokopetz, geboren 1952 in Wien, ist Liedermacher, Autor und Kabarettist. Als Liedtexter von Hits wie Da Hofa, Es lebe der Zentralfriedhof und vielen mehr, prägte er den Austro-Pop wie kaum ein anderer. Das Alpendrama Der Watzmann ruft, für das Prokopetz alle Texte schrieb, erreichte Kultstatus. Darüber hinaus ist er als Solo-Kabarettist und Schauspieler erfolgreich. Teufelskreuz ist sein erster Krimi.



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