Preston Mr. Benson (Klassiker der schwulen SM-Literatur)
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-86787-556-1
Verlag: Bruno Books, Salzgeber Buchverlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-86787-556-1
Verlag: Bruno Books, Salzgeber Buchverlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Ein Meilenstein der SM-Literatur: New York, irgendwann in den Siebzigern. Sexuelle Exzesse prägen schwule Kneipen wie das Mineshaft, wo noch erlaubt ist, was gefällt. Mit seinen 25 Jahren und einer knackigen Figur fällt es Jamie nicht schwer, Nacht für Nacht Männer aufzureißen. Bis er eines Abends Mr. Benson begegnet, einem muskelbepackten Lederkerl, der auf Jamies eitles Gehabe nicht hereinfällt. Denn was Mr. Benson sucht, ist ein Sklave - ein Mann, der bereit ist, für seinen Meister alles aufzugeben, der sich ihm unterwirft und erfährt, was es heißt, die Grenzen zwischen Schmerz, Lust und Liebe zu sprengen.
John Preston (1945-1994) zählt zu den bekanntesten schwulen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er engagierte sich früh in der amerikanischen Schwulenbewegung und arbeitete als Redakteur beim einflussreichen Magazin 'The Advocate'. Neben Mr. Benson, der schnell zum Klassiker der SM-Literatur avancierte, veröffentlichte er zahlreiche weitere erotische Romane und Kurzgeschichten.
Autoren/Hrsg.
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Heute lache ich beim Gedanken an die Typen in der Szene, die sich immer über ihren Freund beschwerten. Sie jammerten über ihren Stress, wenn der andere am Wochenende schlecht drauf war, oder über die hinterlassenen Spuren, wenn sie einmal im Monat so hart rangenommen wurden, wie sie es sich seit vier Wochen wünschten. Sie hatten keine Ahnung, was ein richtiger »Meister« war. Sie hatten nie Aristoteles Benson kennengelernt. Er ist mein Meister, und ich bin sein Sklave; da könnt ihr Gift drauf nehmen. Früher war ich genauso wie die anderen. Ich hatte dieselben Illusionen, dieselbe Oberflächlichkeit. Leder- und Jeanskerle, so dachte ich, seien nur am Wochenende heiße Typen; dass es im wirklichen Leben um Arbeit und Erfolg gehe. Heute weiß ich, dass Erfolg bedeutet, Mr. Bensons Schwanz zu spüren, so oft und so intensiv, wie es nur geht. Und nach dem Wochenende sehnte ich mich nicht nur der Entspannung halber, sondern auch wegen des Sex. Früher war es noch zum Einkaufen, zum Putzen und zum Brunch mit Bekannten gut. Heute ist das Wochenende die Hölle, die ich für Mr. Benson durchschreiten muss. Ich erinnere mich noch an unsere erste Begegnung. Ich war damals fünfundzwanzig und hielt mich für ein echt heißes Teil. Ihr kennt schon diesen Typ: frisch geklont, mit Schnäuzer, einem niedlichen Arsch, einem Lächeln im Gesicht und einem Schlüsselbund auf der rechten Seite; mehr brauchte ich nicht, um einen Daddy für die Nacht aufzureißen. Ich gehörte zu denen, die immer davon ausgehen, dass sich das Rollenverhalten aufs Schlafzimmer beschränkt und dass man mir morgens ein Frühstück servieren würde. Ich bin eins achtundsiebzig und hatte von jeher einen ganz gut entwickelten Körper; vielleicht nicht gar so muskulös wie jetzt, da Mr. Benson mir ein festes Trainingsprogramm auferlegt, aber ich hielt mich in Form, sorgte dafür, dass niemand das übersah. Meine Jeans waren so eng wie nur möglich; meine weißen T-Shirts sogar noch enger. Selbst im Winter hatte ich unter meiner Jacke nie mehr als ein T-Shirt an. Also, eines frühen Samstagabends stehe ich gerade in irgendeiner Pseudo-Lederbar Nähe Christopher Street, trinke ein Bier und bin auf einen netten Kerl scharf, da marschiert Mr. Benson zur Tür herein. Ich weiß noch, wie ich ihn zum ersten Mal sah. Ich plauderte gerade mit ein paar Bekannten über deren Gartenhandlung, und er stand in der Ecke und beobachtete mich. Er lächelte nicht, wirkte aber auch nicht unfreundlich oder abweisend. Er sah mich ganz einfach nur an, mit aller Ruhe. Heute weiß ich, dass er abgeschätzt haben muss, ob er meinen Willen beugen und mich brechen könnte – nein, ob er mich überhaupt brechen wollte. Mr. Benson stellte seine Fähigkeiten niemals in Frage. Er sieht bis heute genauso gut aus wie damals. Ich weiß nicht, wie alt er ist, und ich wage ihn auch nie danach zu fragen. Ich weiß nur, er ist gute eins achtzig groß und dazu der bestaussehende Mann, den ich kenne. Nicht »bestaussehend« im Sinne eines Models oder eines Filmstars; einfach nur so, von Natur aus. Damals schätzte ich ihn auf Ende dreißig. Heute erscheint er mir jünger. Aber wer weiß? Mr. Benson fackelt nicht lange. Er kommt lieber gleich zur Sache. Das wusste ich nicht, seinerzeit, als ich mich noch für einen echten Heuler hielt. Ich warf ihm ein Blendax-Lächeln zu, streckte meinen Arsch raus und vergewisserte mich, dass er unter dem T-Shirt meinen wohlgeformten Oberkörper wahrnahm. Mr. Benson zuckte nicht mit der Wimper; aber er sah auch nicht weg, keine Sekunde. Er stand einfach nur da, regungslos und erhaben. Er hatte ein Paar schwere schwarze Stiefel an, Jeans zum Zuknöpfen, ein ausgewaschenes Levi’s-Shirt sowie eine alte schmierige Lederjacke. Die Jeans war zwar nicht sehr eng, aber ich konnte sehen, dass auf der einen Seite ein Wahnsinnsschwanz herunterhing, und der Schlüsselbund links schien nicht nur Show zu sein. Mr. Benson hatte ein Gesicht, dessen Haut rau und sonnengebräunt wirkte, dazu pechschwarzes Haar und einen ebensolchen Schnäuzer. Er machte mich so scharf, dass ich einen Ständer bekam. Ich spürte, wie mein Schwanz zu tropfen anfing, und vergewisserte mich, dass der Kerl es merkte. Ich wusste damals ja nicht, dass Mr. Benson sich mit den Schwänzen von kleinen Sklaven gar nicht erst abgibt. Er kümmert sich um die Ärsche. Und meiner brannte darauf, dass sein Prügel sich hineinschob. Ich wurde nervös. Jetzt beobachtete mich dieser Typ schon eine halbe Stunde und tat keinen Mucks. Ich war damals der Ansicht, der »Kerl« müsse den ersten Schritt tun. Ich wusste nicht, dass sich nach Mr. Bensons Meinung ein Sklave immer selbst anbieten muss. Schließlich und endlich tat ich, was ich sonst von anderen gewöhnt war: Ich ging zum Barkeeper und bestellte meinem Idol etwas zu trinken. Rocco kannte mich; ich hätte seinen Rat ernster nehmen sollen. »Tu’s nicht, Mann! Der ist eine Nummer zu groß für dich; der will mehr, als du zu bieten hast.« Ich antwortete: »Leck mich am Arsch!« Was hieß da »eine Nummer zu groß«! Ich war ein heißer Typ, und überall hieß es, ich würde einmal ein guter Sklave sein. Ich lutschte meinen Partnern den Schwanz, leckte ihnen den Arsch, ließ mich versohlen, trank Pisse, und einmal hatte ich mir sogar von einem Typen die Faust hinten reinschieben lassen. Ich ließ mich auch von mehreren Typen nacheinander durchknallen. War alles schon vorgekommen. Männer hatten mich gefesselt, mich vollgepisst, mir ihre Jocks in die Fresse gestopft. Lieber Himmel, ich dachte, ich hätte alles schon durchgemacht, aber auf die Art wäre ich in fünf Jahren noch nicht für Mr. Benson bereit gewesen! Doch er musste entschieden haben, dass er für mich bereit war. Schließlich überredete ich Rocco, ihm einen Drink zu bestellen. Ich glaube, es war Black Label Scotch – etwas anderes trinkt Mr. Benson nicht in Bars. Ich hoffte, dass es die richtige Sorte war. Wenn der Drink nach irgendetwas anderem geschmeckt hätte, wäre Mr. Benson sicherlich gegangen. Rocco lehnte sich zu ihm über die Theke und zeigte mit dem Finger auf mich. Mr. Benson verzog keine Miene. Er rührte das Glas nicht an. Ich wurde ständig nervöser – und ständig geiler. Ich weiß noch, dass ich aufhörte zu lächeln. Fünf Minuten später hatte er seinen Drink noch nicht angerührt. Ich sah mich nach keinem anderen Typen mehr um; und meine Augen klebten noch immer an seinem Schwanz. Ich weiß, dass ich mich fragte, wie dieser Schwanz wohl riechen würde – ob ich ihn fühlen könnte, wenn ich meine Finger durch den offenen Schlitz von Mr. Bensons Hosenstall steckte. Ich weiß, wie mir Roccos Bemerkung »eine Nummer zu groß« durch den Kopf ging, und ich weiß, dass mir der Schweiß lief. Es waren vermutlich die längsten fünf Minuten meines Lebens: wie ich dastand, wartete und über diesen Schwanz sinnierte (War er beschnitten? War er unbeschnitten?). Die Bar füllte sich langsam, und ich hatte schreckliche Angst, dieser Kerl könne jemand anderen aufreißen. Ich wusste nicht, dass Mr. Benson nie auf die Schnelle was »aufreißt«. Ich hielt es nicht länger aus. Ich musste ihn ansprechen. Schon deshalb, weil meine ganze Show allmählich den Bach runterging. Ich war, wenn ihr’s unbedingt hören wollt, so ein aufgescheuchtes Huhn, dass ich allmählich Angst hatte, es könne ihn abtörnen. Inzwischen weiß ich, dass nichts ihn glücklicher macht, als mich nervös zu sehen. Ich ging zu ihm hin. Seine Augen verfolgten meinen Anmarsch. Es lag nichts Freundliches, nichts Einladendes in ihrem stählernen Blau. Mein Magen überschlug sich während dieser fünfzehn Schritte. Als ich dann schließlich vor ihm stand, vor meinem Traummann, konnte ich mich kaum zu einem Lächeln aufraffen. Ich stand da wie ein Ölgötze und muss gestottert haben, als ich mein »Hallo« sagte. Eine Minute lang – es muss eine volle Minute gewesen sein – sah er schweigend und ungerührt auf mich herab. Dann antwortete er: »Ich erwarte, von dir mit Sir angesprochen zu werden. Wenn du dazu nicht in der Lage bist, können wir uns alles Weitere schenken.« Seine Stimme klingt heute noch wie damals: ein volltönender Bariton, der mich traf wie ein Faustschlag. Ich blickte dem Mann geradewegs ins Gesicht. Jetzt war Schluss mit meiner Verwirrung und all den Spielchen. Ein Teil von mir wollte Rocco zwar immer noch beweisen, dass niemand »eine Nummer zu groß« für mich war, aber was wirklich ablief, war eher wie in diesen Momenten, wenn vollkommene Klarheit besteht, wenn man weiß, dass es das ist, was man hier und jetzt will. Na schön, Mann, dachte ich. Wenn du’s nicht anders willst. Sehen wir mal, was es mit dem Ganzen auf sich hat. Ich war gar nicht auf Spielchen aus. All dies Geschäker, diese Anmache war nur ein Test gewesen, eine Herausforderung. Ich dachte bei mir: Los, mach, wenn du dich traust! Ich wusste nicht, dass Mr. Benson keine Herausforderung nötig hat. Niemals. »Tut mir leid, Sir. Es soll nicht mehr vorkommen.« Ich glaube, meine Stimme war noch nie so klar gewesen. Selbst das »Sir« kam mir ganz natürlich über die Lippen. Alles andere hätte er als Spott aufgefasst. Und Mr. Benson lässt sich nicht verspotten. Er nickte kaum sichtbar. Dann sagte er: »Dreh dich um.« Ich gehorchte, immer noch ein bisschen kokett. »Zieh deine Jacke aus.« Ich ließ sie mir von den Schultern gleiten und lächelte im Stillen. Ein Teil meines Selbstvertrauens kehrte zurück. Bisher hatte mein Körper noch jedem imponiert! Sie sehen alle...