E-Book, Deutsch, 393 Seiten, Format (B × H): 157 mm x 240 mm
Die Rezeption der Montessori-Pädagogik durch Jerome W. Berryman. E-BOOK
E-Book, Deutsch, 393 Seiten, Format (B × H): 157 mm x 240 mm
Reihe: Arbeiten zur Religionspädagogik (ARP).
ISBN: 978-3-86234-054-5
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Vorwort;7
2;Inhalt;9
3;Teil A Hinführung;17
3.1;1 Einleitendes und Ziele der Arbeit;19
3.2;2 Theoretische Fragen und methodische Überlegungen;23
3.2.1;2.1 Schlaglichter zur Hermeneutik;23
3.2.2;2.2 Prinzipielle Probleme der Interpretation von Montessori-Texten;25
3.2.3;2.3 J. W. Berryman: ein Religions- und Montessori-Pädagoge;29
3.2.4;2.4 Zur Aktualität reformpädagogischer Modelle;30
4;Teil B Maria Montessoris pädagogisches und religionspädagogisches Konzept;33
4.1;3 Pädagogische Anthropologie bei Maria Montessori;35
4.1.1;3.1 Kindererziehung im historischen und gesamtgesellschaftlichen Kontext;35
4.1.2;3.2 Das Verhältnis von Kindern und Erwachsenen;41
4.2;4 Entwicklungspsychologie bei Maria Montessori;47
4.2.1;4.1 Anthropologische Grundüberlegungen;47
4.2.2;4.2 Die sensiblen Perioden;53
4.2.3;4.3 Die erste Entwicklungsphase von 0–6 Jahre;59
4.2.4;4.4 Die zweite Entwicklungsphase von 7–12 Jahren;66
4.2.5;4.5 Die dritte Entwicklungsphase von 13–18 Jahren;71
4.2.6;4.6 Lernen zur rechten Zeit;73
4.3;5 Montessori-Pädagogik und Psychoanalyse;75
4.3.1;5.1 Über die Ursprünge der seelischen Leiden;78
4.3.2;5.2 Das Verhältnis von Montessori-Pädagogik und Psychoanalyse;79
4.3.3;5.3 Begegnung in Wien – Psychoanalyse und Montessori-Pädagogik;80
4.3.4;5.4 Zur Differenz von Montessori-Pädagogik und Psychoanalyse;85
4.3.5;5.5 Der »gespaltene Mensch «;88
4.4;6 Religion im Leben und Denken Maria Montessoris;93
4.4.1;6.1 Religiöse Spurensuche;93
4.4.2;6.2 Wissenschaft und Religion: zwei Teile einer Kultur;95
4.4.3;6.3 Religiöse Denkformen und religiöse Sprache;97
4.4.4;6.4 Metaphysik der Natur;100
4.4.5;6.5 Die Montessori-Bewegung und Religion;105
4.4.6;6.6 Gott und das Kind;108
4.4.7;6.7 Religiosität bei Maria Montessori;118
4.5;7 Montessori – nachgedacht;121
4.5.1;7.1 Maria Montessori und die katholische Kirche;124
4.5.2;7.2 Montessori-Pädagogik in Kindergarten und Schule;126
4.5.3;7.3 Montessori-Pädagogik unter theologischer und religionspädagogischer Perspektive;129
4.5.4;7.4 Der Fortschritt der menschlichen Kultur;156
4.5.5;7.5 Theologische Kritik am ontologischen Denken Montessoris;158
4.5.6;7.6 Bemerkungen zur Freiheit des Kindes;159
4.5.7;7.7 Verhältnis von Praxis und Theorie;166
5;Teil C J. W. Berrrymans religionspädagogisches Konzept;169
5.1;8 Godly Play: Grundlegung und Beispiel;171
5.1.1;8.1 Der spieltheoretische Ansatz von J. W. Berryman;171
5.1.2;8.2 Theologische Grundstrukturen des Godly Play;183
5.1.3;8.3 Das Verhältnis der Begriffe Spiel und Arbeit bei Montessori und Berryman;186
5.1.4;8.4 Die Grundelemente des Godly Play in der Praxis;191
5.1.5;8.5 Montessori-Pädagogik und religionspädagogische Reflexionen;199
5.1.6;8.6 Reflexionen zur Lernlandschaft;206
5.1.7;8.7 Beispiel einer Unterrichtseinheit;209
5.1.8;8.8 Kleine Geschichte des Religionsunterrichts in den USA;236
5.2;9 Story Telling im Religionsunterricht;243
5.2.1;9.1 Sechs Faktoren für das »good-enough« teaching;243
5.2.2;9.2 Die Rolle der ReligionslehrerInnen in Godly Play;247
5.2.3;9.3 Die Praxis des Erzählens;249
5.2.4;9.4 Die Frage nach der religiösen Vorstellungswelt der Kinder;252
5.2.5;9.5 Religiöse Erfahrung und Erkenntnis von Kindern;255
5.2.6;9.6 Viele Wege der Kommunikation;258
5.3;10 The Unspoken Lesson oder Religionsdidaktische Reflexionen;267
5.3.1;10.1 Didaktische Reflexionen zum Raum;268
5.3.2;10.2 Didaktische Reflexionen über Lernende;278
5.3.3;10.3 Die Struktur des kreativen Prozesses;279
5.3.4;10.4 Die LehrerInnen und der kreative Prozess;285
5.3.5;10.5 Individuelle Vielfalt;286
5.3.6;10.6 Entwicklungspsychologische Stufen- Theorien;287
5.3.7;10.7 Symbolisches Handeln;289
5.3.8;10.8 Sicherheit in der Veränderung;290
5.3.9;10.9 Kleine Tugendlehre;291
5.3.10;10.10 Die Nachbereitung;292
5.4;11 Imagination und Godly Play;301
5.4.1;11.1 Berrymans Begriff der Imagination;302
5.5;12 Sprache und Wirklichkeit;315
5.5.1;12.1 Auslegung und Bedeutung;318
5.5.2;12.2 Was kann Sprache?;320
5.5.3;12.3 Sprache bei Berryman;322
6;Teil D Ertrag der Untersuchung;331
6.1;13 Berryman – nachgedacht;333
6.1.1;13.1 Der religionspädagogische Entwurf Maria Montessoris;333
6.1.2;13.2 Der religionspädagogische Entwurf Sofia Cavallettis;335
6.1.3;13.3 Thema Fantasie und Erzählen;342
6.1.4;13.4 Die vierte Generation oder Tradition of religious education;353
6.1.5;13.5 Von der Spieltheorie zur Theologie des Spieles: Godly Play;356
6.1.6;13.6 Didaktische Grundüberlegungen zu Godly Play;358
6.1.7;13.7 Der Raum für Godly Play;369
6.1.8;13.8 Religiöse Bildung in Gemeinde und Schule;371
6.1.9;13.9 Lernort Gemeinde;373
6.2;14 Literaturliste;377
6.3;15 Godly Play im Internet;395
"13 Berryman – nachgedacht (S. 331-332)
13.1 Der religionspädagogische Entwurf Maria Montessoris
Montessoris eigener religionspädagogischer Entwurf bleibt innerhalb konfessionell gebundener Grenzen auf die Vermittlung von liturgischen Strukturen konzentriert. Auch das gesamte methodische Repertoire1534 bleibt auf dieses liturgische Zentrum fokussiert. Im Anschluss an Montessori wurde diese Perspektive des Religionsunterrichts auch weiter verfolgt1535. Berryman hat mit seinem pädagogischen Ansatz, vermittelt durch Sofia Cavallettis religionspädagogisches Konzept, die Grenzen des liturgisch-katechetischen Rahmens in Maria Montessoris eigenen religionspädagogischen Überlegungen verschoben bzw. erweitert, ohne die Vermittlung liturgischen Wissens und Handelns aufzugeben.
Der Fokus auf die Liturgie der katholischen Messe wird durchbrochen und andere religionspädagogische Inhalte kommen hinzu, ebenso wird von Berryman der Methodenbestand und die Theorie der religiösen Bildung erweitert. Interessant ist die Beobachtung, dass in Montessoris religionspädagogischem Ansatz, anders als in ihren allgemeinen pädagogischen Überlegungen, die Selbstentfaltungskraft und die Selbstgestaltungskraft der Kinder eine, so scheint mir, untergeordnete Rolle (wenn überhaupt eine?) spielt. Natürlich sollen in Montessoris »Atrium« die Kinder auch selbst im Rahmen der vorbereiteten Umgebung handeln, aber die eigenen Gedanken der Kinder, »ihre Theologie«, kommt nicht zur Darstellung und sie fließen auch nicht in die theoretischen Überlegungen ein. Montessoris Konzept ist gegenüber den theologischen Gedanken der Kinder abgeschlossen.
Die Kinder sollen lediglich lernen, im Rahmen der Kirche zu leben. Die Freiheit des Kindes, eigene religiöse Vorstellungen zu entwickeln und zum Ausdruck zu bringen, ist in diesem Rahmen nur sehr eingeschränkt möglich. Es werden dazu auch keine pädagogischen »Werkzeuge« angeboten. Sehr auf den Punkt formuliert, sieht Berg1536 die Religionspädagogik Montessoris als stark auf »rituelle Abläufe« konzentriert, das Kind als Träger seiner eigenen (religiösen) Freiheit wird von Montessori im kirchlichen Religionsunterricht eigentlich zum »Verschwinden« gebracht. Das Grundprinzip der Selbstbestimmung in der Montessori-Pädagogik (Hilf mir, es selbst zu tun!) scheint an diesem kirchlichen Ort keine Rolle mehr zu spielen.
Hier stellt sich die Frage: Warum gerade in der religiösen Bildung? In der Tradition des evangelischen Religionsunterrichtes hat die persönliche Freiheit, sich für den Glauben entscheiden zu können, immer eine große Rolle gespielt, egal welches Paradigma der religiösen Bildung gerade aktuell war, denn das ist Grundhaltung aus dem reformatorischen Erbe. Auch wenn man der sehr harschen Kritik1537 Bergs nicht das Wort reden möchte, er hat doch den Finger auf den »wunden Punkt« der Religionspädagogik Maria Montessoris gelegt. »Welche eigene Aktivität des Kindes ist gefragt?«
Somit hat die Aussage Bergs: »Ich denke, hier steht Maria Montessori mit ihrer religiösen Erziehung sich selbst, dem grundlegenden Freiheitsansatz ihres Denkens, im Weg.«1539 – auch eine argumentative Basis. Horst Klaus Berg1540 hat richtiger Weise in seiner Publikation darauf hingewiesen, dass es in der Religionspädagogik, wie überhaupt in der Montessori- Interpretation, nicht darum gehen kann, möglichst detailgetreu Maria Montessoris Gedankenwelt zu erfassen und so bloß »möglichst genau« zu tradieren. Wie jede »große« Pädagogik hat auch die Montessori-Pädagogik das Recht, weiter gedacht zu werden."