E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Souverän handeln in Akutsituationen
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
ISBN: 978-3-456-76372-9
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein kompaktes Kursbuch für den ITLS Duty-to-Respond-Kurs „Trauma-Versorgung für Ersthelfer*innen“ und zum raschen Nachschlagen für alle, die als Beauftragte oder Freiwillige (zusätzlich zur Erste-Hilfe-Zertifizierung) bei traumatologischen Notfällen souverän und sicher reagieren wollen.
Das Buch fokussiert dabei auf eine erste Einschätzung der Einsatzstelle und von Verletzten sowie zeitkritischen Interventionen, bis die professionellen Rettungskräfte eingetroffen sind. Die wichtigsten Maßnahmen und Entscheidungspfade auf einen Blick:
Beurteilung der Einsatzstelle
Patienteneinschätzung
Maßnahmen bei lebensbedrohlichen Blutungen und Schock
Sicherung von Atemweg und Belüftung und Hypothermie
Maßnahmen zur Bewegungseinschränkung der
Wirbelsäule
Versorgung während des Transports und Umgang mit einer Vielzahl von Patient*innen.
Welche Beobachtungen müssen bei Eintreffen der Rettungskräfte direkt und strukturiert kommuniziert werden?Wie gelingt eine schnelle Beurteilung der Traumapatient*innen hinsichtlich Verletzungsschwere bei eingeschränktem Bewusstseinszustand oder Verletzungen der Halswirbelsäule? Wie ist das Vorgehen bei der Notwendigkeit einer Sichtung? Wie funktioniert die Kommunikation mit Verletzten und anderen Personen vor Ort?
Was ist in besonderen Situationen zu beachten: Trauma bei Kindern, in der Schwangerschaft oder bei älteren Menschen.
Zielgruppe
Notfallsanitäter*innen,Notärzte*innen und Rettungsassistenten*
innen; Rettungssanitäter*innen und freiwillige Feuerwehren,
Ausgebildete Ersthelfer*innen,die vor Ort zuerst verantwortlich handeln müssen (Sicherheitspersonal bei
Großveranstaltungen, Erst-Helfer*innen in
Großbetrieben, Katastrophenschützer).
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete AINS Notfallmedizin & Unfallmedizin (inkl. Notdienste)
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizin, Gesundheitswesen Medizinische Berufe, Gesundheitsfachberufe
Weitere Infos & Material
|39|3 Deeper Dive – Vertiefendes Wissen (Modul 1–8)
|40|Modul 1: Beurteilung der Einsatzstelle
Überblick über die Einsatzstelle Erste Aufgabe ist es, die Sicherheit für alle Einsatzkräfte, alle Verletzten und all jene, die zwar nicht verletzt aber von der Situation betroffen sind, herzustellen. Diese Aufgabe beginnt bereits mit der Alarmierung Die alarmierten Kräfte können sich schon durch die Alarmierung ein erstes Bild machen ?Beachte:? Die ersten Informationen können sich deutlich von den Bedingungen unterscheiden, die du an der Einsatzstelle vorgefindest. Die Beurteilung der Einsatzstelle besteht aus vielen Schritten: Einsatzkräfte müssen immer die gesamte Einsatzstelle im Blick behalten. Sobald die Einsatzkräfte Schritte unternehmen, um Zugang zu den Verletzten zu erhalten, verändert sich auch die Einsatzstelle. ?Beachte:? Aus vermeintlich sicheren Einsatzstellen können auch schnell unsichere Einsatzstellen werden. Andere Faktoren (wechselnde Wetterlagen, wechselnde Tageszeiten, Schaulustige) können ebenfalls die Sicherheit und/oder Stabilität der Einsatzstelle beeinflussen. Die Einsatzkräfte müssen sich also bewusst sein, dass sich Einsatzstellen über den Einsatzverlauf hin verändern (werden). Den Überblick an der Einsatzstelle zu verlieren kann bedeuten, dass alle Einsatzkräfte in Gefahr geraten. Eine verletzte Einsatzkraft ist nicht in der Lage, andere zu unterstützen und schränkt die Möglichkeit der anderen Einsatzkräfte ein, für eine gute Versorgung der Patienten an der Einsatzstelle zu sorgen. Ankunft an der Einsatzstelle Direkt nach dem Eintreffen an der Einsatzstelle muss die Situation nach Gefahren für den Retter selbst und alle weiteren Einsatzkräfte in Augenschein genommen werden (Beurteilung der Einsatzstelle). Die erste Beurteilung der Einsatzstelle findet direkt beim Eintreffen statt. Typischerweise mit dem Blick durch die Windschutzscheibe des Einsatzfahrzeugs. Diese erste Lagebeurteilung hilft dabei die Art des Notfalls und die Anzahl der Patienten an der Einsatzstelle abzuschätzen. Einsatzstellen betreffen oft mehr als nur einen Patienten. |41|Bei diesem Schritt ist es oft möglich, den/die am schwersten betroffenen Patienten zu identifizieren. Die gesamte Einsatzstelle muss in Augenschein genommen werden, nicht nur das, was zuerst ins Auge fällt. Besonders muss auf direkte Gefahren an der Einsatzstelle geachtet werden: Instabile Fahrzeuge, Gerätschaften und Fahrstraßen. Gruppen oder Schaulustige, die eine Gefahr für die Einsatzkräfte darstellen. Die Verfügbarkeit von Licht ? Einsatzstellenbeleuchtung muss sichergestellt sein. Es muss schnell entschieden werden: Sind die an der Einsatzstelle befindlichen Kräfte ausreichend oder benötigt es mehr Ambulanzfahrzeuge, Einsatzkräfte oder spezielles Equipment (Rettungsgerät, Gefahrstoffkräfte oder Spezialeinheiten) an der Einsatzstelle? Sicherheit der Einsatzkräfte Erste Priorität an der Einsatzstelle: Sicherstellung der Sicherheit für alle Einsatzkräfte Die Einsatzkräfte können die Sicherheit durch zwei einfache Maßnahmen erhöhen: Schon während der Anfahrt sollte man sich auf Grundlage der verfügbaren Informationen eine Vorstellung davon machen, was einen an der Einsatzstelle erwartet. Direkt vor Eintreffen an der Einsatzstelle einige Male tief durchatmen. Diese einfache Maßnahme erzeugt eine kurze Pause und ermöglicht es, klare Gedanken zu fassen. Es ermöglicht eine komplette in Augenscheinnahme der gesamten Einsatzstelle, nicht nur Aufmerksamkeit auf das Offensichtliche. Die eigenen Fähigkeiten zur Sicherung der Einsatzstelle dürften nicht überschritten werden (keine Wasserrettung in Fließgewässern, bei Verschüttung, CBRNE-Gefahren, Amokläufen) Auch auf akustische Gefahrensignale achten: ausströmendes Gas, verrutschende Fahrzeuge oder Gebäudestrukturen, Schüsse, aggressive Augenzeugen. „Die Einsatzstelle riechen“ – bestimmte Gerüche weisen auf Gefahren (Gas, brennende Gegenstände) an der Einsatzstelle hin. Es muss eine geeignete persönliche Schutzausrüstung (PSA) getragen werden. |42|Allzu oft haben Einsatzkräfte das Gefühl, dass das Anziehen einer adäquaten persönlichen Schutzausrüstung zu deutlichen Verzögerungen an der Einsatzstelle und damit der Patientenbehandlung führt.?Diese Annahme ist falsch!? Wann immer eine der Einsatzkräfte das Gefühl einer lebensbedrohlichen Gefahr hat, sollte jegliche Tätigkeit eingestellt werden und sich gefragt werden: „Habe ich die richtige Ausbildung, persönliche Schutzausrüstung und Material, um den Gefahren an dieser Einsatzstelle zu begegnen?“ Sollte eine dieser Fragen mit Nein beantwortet werden, dann sollten alle Maßnahmen unterbrochen und dafür Sorge getragen werden, dass auch andere Einsatzkräfte nicht gefährdet werden, bis Spezialkräfte eintreffen. Nur Einsatzkräfte, die sich auch an der Einsatzstelle befinden, können diese – möglicherweise ...