Prammer | Wiener Totenlieder | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 416 Seiten

Reihe: Carlotta Fiore

Prammer Wiener Totenlieder

Kriminalroman
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7099-8455-0
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 1, 416 Seiten

Reihe: Carlotta Fiore

ISBN: 978-3-7099-8455-0
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Gefährlich ist, wo Carlotta Fiore ist: Mordfälle in der Wiener Oper und eine Undercover-Ermittlerin, die eigentlich gerne Opernsängerin geworden wäre.   Von der Sängerin zur Kaufhausdetektivin Lotta, gescheiterte Sängerin, ist mit ihrer Arbeit als Kaufhausdetektivin zufrieden, doch so ganz glücklich macht sie der Job nicht. Natürlich ist auch die Tatsache, dass sie die Tochter der berühmten Sopranistin Maria Fiore ist, ein weiterer Schatten über ihrer erfolglosen musikalischen Karriere. Carlotta ist chaotisch, ironisch, und sie ist dem Alkohol stärker zugetan, als es für sie gut ist. Und sie ahnt noch nicht, wie sehr sich ihr Leben verändern wird ...   The show must go on Als die Polizei Lotta um Hilfe bei Ermittlungen in der Wiener Oper bittet, sagt sie sofort zu, denn auch als Polizistin hätte sie sich einmal gesehen. In dem imposanten Haus ab der Ringstraße verstummt eine Nachtigall nach der anderen auf mysteriöse Weise. Und zwar während der Vorstellung. Vor Publikum! Lotta stürzt sich undercover in die Wiener Künstlerszene. Zusammen mit dem Ex-Kriminalkommissar Konrad Fürst, der sich seit der Entführung seiner kleinen Tochter als Clown durchschlägt, ist sie dem Täter auf den Fersen - dennoch können sie nicht verhindern, dass für manche Opernstars der Vorhang für immer fällt.   Die lebendigsten Figuren, seit es Kriminalromane gibt Lottas Leben ist ein Auf und Ab: gescheiterte Träume und neue Chancen, Familienzusammenführung, Liebe - oder doch nicht? Die gescheiterte Sängerin ist die erste Figur, der Theresa Prammer in Romanform Leben einhauchte, nachdem sie schon als Mädchen begann, Kurzgeschichten in ein buntes Heft zu schreiben. Als Schauspielerin und Regisseurin ist Prammer Profi darin, sich einzufühlen in andere Leben - und so treten uns die Menschen aus ihren Büchern entgegen wie gute Bekannte, die man viel zu lange nicht gesehen hat und die man auf der Stelle auf eine Melange einladen will.

Theresa Prammer versteht es, Leben in ihre Figuren zu bringen - egal, ob als Schauspielerin, Regisseurin oder Autorin - und hat dafür bereits den Leo-Perutz-Preis eingeheimst. In ihren Kriminalromanen schickt sie den Privatdetektiv Edgar Brehm und die Schauspielschülerin Toni Lorenz auf Verbrecherjagd in den Straßen Wiens, auf Theaterbühnen und wuselnden Filmsets. Im letzten Band 'Schattenriss' (2023) schickte Theresa Prammer ihr Ermittlerduo in einen Fall, der es unheimlich schwer macht, zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden. Der neueste Fall 'Falsche Masken' führt die beiden auf Fernsehsets und hinter die Theaterbühne.
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PROLOG


Vorstellung:
MONOSTATOS


„Monostatos auf die Bühne! Zum Beginn der dritten Szene, Monostatos auf die Bühne! Bitte!“

Bereits zum dritten Mal hallte die Stimme des Inspizienten aus dem Lautsprecher in der Wiener Oper. Und zum sicher zehnten Mal innerhalb der letzten Minute betätigte der Tenor Wilhelm Neumann mit zitternden Fingern die Klingel, um seinen Garderobier Fritz zu rufen.

Der Sänger hielt inne und horchte – nichts rührte sich. Auf dem Gang waren noch immer keine Schritte zu hören. Hatte Fritz ihn vergessen und war mit den anderen Garderobiers auf der Hinterbühne, um die Premiere zu verfolgen? Oder war vielleicht die Klingel kaputt?

Wilhelm Neumann riss die Tür auf, streckte den Kopf hinaus und rief, so laut er konnte: „FRIIIT…!“ Voller Panik stoppte er vor dem „Z“.

Was war das gewesen? Hatte seine Stimme etwa gerade gekiekst?

So Gott wollte, käme in ein paar Minuten sein großer Auftritt als Monostatos in Mozarts Zauberflöte mit dem Lied „Alles fühlt der Liebe Freuden“. Und wenn Fritz nicht bald auftauchte, dann würde er es eben in der Unterhose singen, die er jetzt trug. Aber wenn bei seinem einzigen Solo seine Stimme nicht saß …!

Er räusperte sich, hüstelte ein paarmal. Ein Glück, die Stimme fühlte sich gut an. Ein paar „Mmmm“ und eine Tonleiter aus „A-a-a-a-a-a-a-a-a“ gaben ihm Gewissheit.

Leiser wiederholte er den Namen seines Garderobiers und fügte noch ein paar „Hallo“ und „Hilfe“ hinzu.

Doch der Gang, der die Sologarderoben der Herren miteinander verband, lag weiterhin wie ausgestorben da. Einzig die feuchten braunen Kaffeeflecken auf dem hellgrauen PVC-Boden waren der Beweis, dass hier jemand vor nicht allzu langer Zeit durchgegangen war.

„Monostatos auf die Bühne! Monostatos dringend auf die Bühne!“, drängte die sonst so devote Stimme des Inspizienten aus dem Lautsprecher. Wilhelm Neumanns Herz schien bis zum Hals hinaufzuschlagen. Verzweifelt suchte er mit einem Bein den Eingang in sein Kostüm – ein Ungetüm aus weißem Latex und glänzenden scharfkantigen Metallplatten.

Reichte es denn nicht, dass heute die Premiere der Neuinszenierung der Zauberflöte war? Zum ersten Mal seit seiner abgeschlossenen Ausbildung vor sieben Jahren durfte er in der Wiener Oper, dem bedeutendsten Opernhaus der Welt, auftreten. Die wichtigsten Kritiker saßen im Publikum, sein Debüt war mit seinen zweiunddreißig Jahren ein Drahtseilakt. Und die Gewissheit, dass der heutige Abend über seine weitere berufliche Karriere entscheiden würde, hatte ihm in der letzten Woche mehr als einmal den Schlaf geraubt.

Fast hatte er die Hoffnung schon aufgegeben, nachdem er sich jahrelang durch Kellertheater und Provinzopernhäuser gesungen hatte. Doch dann hatte er es geschafft, sich durch alle drei Runden beim Vorsingen gequält und schließlich das Angebot als Tenorbuffo für die Rolle des Monostatos bekommen.

Sogar die fünf Wochen Probenzeit mit diesem egozentrischen Arschloch von Regisseur hatte er nach außen hin mit geradezu buddhistischer Gelassenheit ertragen. Und wofür das alles? Etwa um an diesem absolut hirnrissigen Kostüm, einer Mischung aus Sadomaso-Outfit und Hollywoodmonster, das er in dieser Szene tragen musste, zu scheitern?

Vor vier Wochen hatte er noch gedacht, es wäre ein Scherz, als man ihm bei der Probe den Entwurf dieses Kostüms gezeigt hatte. Er hatte laut aufgelacht. Leider hatte es der cholerische Regisseur gehört und „Wenn er es nicht versteht, kann er die Rolle auch nicht singen!“ gebrüllt. Sofort hatte sich der Tenor für seinen Ausrutscher entschuldigt. Aber was hatte er auch anderes erwartet von diesem modernen Konzept der Zauberflöte? Ein Konzept, das man noch nicht einmal dann verstand, wenn man sich die zweiundzwanzigseitige Erläuterung im Programmheft durchlas!

Als Wilhelm Neumann endlich sein rechtes Bein mit Gewalt in das Latexbein verfrachtet hatte, war er so außer sich, dass er nicht mehr sagen konnte, ob es Schweißperlen oder Tränen waren, die ihm übers Gesicht liefen. Das Problem war nicht nur der Latexanzug, der so eng war, dass er mit dem Kostümbildner darum hatte kämpfen müssen, darunter seine Unterhose anbehalten zu dürfen. Die viel größere Schwierigkeit waren die unzähligen Bänder, die sich im Innenleben des Anzugs wie ein Labyrinth verflochten. Jedes einzelne musste beim Anziehen in einer exakten Position an seinen Körper gebunden werden, um den Metallplatten die richtige Ausrichtung zu geben, damit sie wie ein sich bewegender zerbrochener Spiegel für das Publikum wirkten.

„Monostatos, sofort auf die Bühne! Monostatos, die zweite Szene ist gleich zu Ende!“, kreischte es nun laut aus dem Lautsprecher über ihm.

Der Tenor fing an, zu wimmern wie ein kleines Mädchen. Oh Gott, das Kostüm schaffte er jetzt wirklich nicht mehr. Er musste also tatsächlich in der Unterhose auftreten. Würde er dann nicht zur Lachnummer der ganzen Aufführung werden? Andererseits, er konnte noch immer die Schuld auf den Kostümbildner schieben. Oder zumindest auf Fritz. Und ganz ehrlich, was sollte an einer weißen Feinrippunterhose schlimmer sein als an diesem hässlichen Ungetüm? Vielleicht würden sie ihn sogar als Helden feiern?

Er zog an dem Latexbein, um sich davon zu befreien, ließ aber sofort wieder davon ab, als er eine der scharfen Metallkanten an seiner Wade spürte und ein dicker Blutstropfen über das weiße Plastik lief.

Schon mit der Hilfe von Fritz war es ein Kunststück, heil in und vor allem aus diesem Kostüm zu kommen. Er brauchte beim Ausziehen Hilfe. Sofort und egal von wem. Sonst würde er gleich die Bühne vollbluten.

Als er auf den Gang humpelte, die klirrenden Metallplatten hinter sich herschleifend, hörte er noch die blecherne Stimme des Inspizienten: „MONOSTATOS! BÜHNE! JETZT!“

„Hilfe, ich brauche Hilfe“, heulte Wilhelm Neumann. „Bitte Hilfe.“ Wie konnte das möglich sein, wo waren denn alle?

Poch, poch, poch.

War das sein Herz, oder hatte da gerade jemand geklopft? Da wieder: poch, poch, poch. Es kam von weit her, aus der Richtung, wo der Gang eine Linkskurve machte und zu den Herrentoiletten führte. Indisches Häusl wurden sie von den Angestellten genannt, denn sie lagen jenseits des Ganges.

Wilhelm Neumann folgte dem Hämmern, es wurde immer lauter, je näher er den Toiletten kam.

„Fritz, Fritz, sind Sie das?“, kreischte der Sänger über das Geklirre und Geklopfe.

„Ja, oh Gott, Herr Neumann, ich bin’s! Ich kann nicht raus! Die Tür klemmt! Ihr Auftritt …“

Dem Tenorbuffo blieb nur ein kurzer Moment, um die Eisenstange zu bemerken, die von außen so unter die Türschnalle der Toilettentür geklemmt worden war, dass man sie von innen unmöglich öffnen konnte.

Ein Arm griff nach ihm, riss ihn an der Schulter herum, und noch ehe Wilhelm Neumann begriff, was passierte, war der Mann, dem der Arm gehörte, auch schon über sein Bein gebeugt und befreite ihn aus dem Latex-Gefängnis. Dann packte er ihn fest am Oberarm und schrie: „BÜHNE!“

Erst jetzt erkannte er in dem Retter den Inspizienten, der ihn bis vorhin noch über den Lautsprecher eingerufen hatte. Sie rannten den Gang entlang, der Inspizient krachte so fest gegen die Tür, die ins Stiegenhaus führte, dass das dicke Glas schepperte. Auf den Stufen stolperte Wilhelm Neumann ein paarmal, aber der Inspizient riss ihn sofort wieder hoch, noch ehe er gestürzt war.

„Kostüm?“, fragte der Tenor, als sie im Erdgeschoss angekommen waren, und krallte seine Finger in den Unterarm des Inspizienten.

„DAS DA“, brüllte der als Antwort, machte eine Kopfbewegung Richtung Unterhose und riss die Bühnentür auf.

Auf der Hinterbühne herrschte ein einziges Gedränge. Eine Unmenge an Statisten, Bühnenarbeitern, Technikern und Menschen, die Wilhelm Neumann noch nie gesehen hatte, versperrte ihm den Weg. Durch einen Seitengang, der direkt auf die Bühne führte, konnte er bereits seine Kollegin, die die Pamina sang, in dem großen schwarzen Bett mitten auf der Bühne sehen. Wie eine Zuschauerin bei einem Tennismatch wand sie auf der Suche nach ihm den Kopf, als würde sie einem imaginären Ball folgen.

„Wie lange schon?“, keuchte Wilhelm Neumann und meinte damit, wie lange seine Kollegin schon auf seinen Auftritt wartete. Doch statt einer Antwort bugsierte ihn der Inspizient gekonnt durch die Menge. Seinen Text „Wo finde ich nun die schöne Pamina?“ konnte er sich bei seinem Auftritt auf jeden Fall schenken.

Jemand hinter ihm, den er im Gegenlicht des Scheinwerfers nicht erkennen konnte, warf ihm etwas über die Schultern. Es war einer der weißen Schutzmäntel aus dünnem Frottee, die normalerweise über dem Kostüm getragen wurden, um es vor Flecken während des Kantinenbesuchs zu schützen. Das war zwar nicht chic, aber immerhin besser als das Unterhosen-outfit. Bevor er endgültig aus dem Seitengang auf den für das Publikum sichtbaren Teil der Bühne geschubst wurde, spürte der Tenorbuffo einen unglaublich...


Theresa Prammer versteht es, Leben in ihre Figuren zu bringen – egal, ob als Schauspielerin, Regisseurin oder Autorin – und hat dafür bereits den Leo-Perutz-Preis eingeheimst. In ihren Kriminalromanen schickt sie den Privatdetektiv Edgar Brehm und die Schauspielschülerin Toni Lorenz auf Verbrecherjagd in den Straßen Wiens, auf Theaterbühnen und wuselnden Filmsets. Im letzten Band "Schattenriss" (2023) schickte Theresa Prammer ihr Ermittlerduo in einen Fall, der es unheimlich schwer macht, zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden. Der neueste Fall "Falsche Masken" führt die beiden auf Fernsehsets und hinter die Theaterbühne.



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