Poustka / Goor-Lambo Fallbuch Kinder- und Jugendpsychiatrie
2., aktualisierte und ergänzte Auflage 2012
ISBN: 978-3-456-94481-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Erfassung und Bewertung belastender Lebensumstände von Kindern nach Kapitel V (F) der ICD-10. Ein Lese- und Lernbuch
E-Book, Deutsch, 267 Seiten
ISBN: 978-3-456-94481-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die hier vorgestellten, zum großen Teil dramatischen Fallgeschichten sind Lerngeschichten: Anhand konkreter Fälle lernt der Leser das Klassifikationssystem der ICD-10 in seiner multiaxialen Ausprägung kennen und anwenden. Zerrüttete Kinder in brüchigem Umfeld: Die Probleme von Kindern und Jugendlichen, die 'psychiatrisch auffällig' werden, hängen nicht selten mit einer abnormen psychosozialen Situation zusammen. Deren Analyse muss in den Behandlungsplan einbezogen werden. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie muss sich mit den Besonderheiten der Entwicklung jedes Kindes und seiner enormen Verletzlichkeit und Gefährdung auseinandersetzen. Erleichtert wird dies dadurch, dass die gesamte multiaxiale Klassifikation leicht fasslich und unter besonderer Beachtung der psychosozialen Aspekte auf der Achse 5 des insgesamt sechsachsigen multiaxialen Systems erfasst werden kann. Die hier vorgestellten zum großen Teil dramatischen Fallgeschichten sind Lerngeschichten: Anhand konkreter Fälle, die zwar anonymisiert wurden, die aber alle auf realen therapeutischen Protokollen beruhen, also 'aus dem Leben gegriffen' sind, lernt der Leser das Klassifikationssystem der ICD-10 in seiner multiaxialen Ausprägung kennen und anwenden. Zugleich gibt das Buch einen ungewöhnlich kompakten und oft überraschenden Einblick in den Alltag als Voraussetzung therapeutischen Handelns. Fritz Poustka ist Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Freien Universität Frankfurt und war Mitglied des WHO-Ausschusses zur Klassifikation des ICD-10, der die letzte Revision der Psychosozialen Achse des MAS entwickelte; Gera van Goor-Lambo lehrte Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Freien Universität Amsterdam.
Zielgruppe
Kinder- und Jugendpsychiater, Kinderärzte, Klinische Psychologen und Psychotherapeuten, Erzieher, Lehrer, Sozialarbeiter, alle in der Jugend- und Familienarbeit Tätigen, Jugend- und Familienpolitiker,
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Zielsetzung;8
2.1;Aufbau des Buches;11
2.2;Zu den Darstellungen;12
2.3;Exkurs;13
2.4;Zeitrahmen;16
2.5;Literatur;17
3;1. Der Junge,der kein Junge sein durfte;20
3.1;Aufnahmegrund;20
3.2;Anamnestische Daten;20
3.3;Untersuchung von Alex;24
3.4;Zusammenhangsanalyse;27
3.5;Therapeutische Überlegungen;27
4;2. «Papa, du kannst gut Ohrenschlecken»;28
4.1;Aufnahmegrund;28
4.2;Anamnese;28
4.3;Untersuchung von Anja;31
4.4;Zusammenhangsanalyse;36
4.5;Therapeutische Überlegungen;36
4.6;Therapie und Verlauf;37
5;3. Was fu?r ein hässliches Kind!;40
5.1;Aufnahmegrund;40
5.2;Anamnestische Daten;41
5.3;Untersuchung von Florian;44
5.4;Zusammenhangsanalyse;47
5.5;Therapeutische Überlegungen;48
5.6;Therapie und Verlauf;48
6;4. Das vertauschte Kind;50
6.1;Aufnahmegrund;50
6.2;Anamnestische Daten;51
6.3;Zusammenhangsanalyse;57
6.4;Therapeutische Überlegungen;57
6.5;Therapie und Verlauf;58
7;5. Ein verhängnisvoller Sprung;60
7.1;Aufnahmegrund;60
7.2;Anamnestische Daten;60
7.3;Untersuchung von Andreas;62
7.4;Zusammenhangsanalyse;64
7.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;64
8;6. «Mensch, ärgere dich nicht»;66
8.1;Aufnahmegrund;66
8.2;Anamnestische Daten;66
8.3;Untersuchung von Ulli;68
8.4;Zusammenhangsanalyse;69
8.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;70
9;7. Hin- und Hergerissen;72
9.1;Aufnahmegrund;72
9.2;Anamnestische Daten;73
9.3;Untersuchung von Andrea;74
9.4;Zusammenhangsanalyse;76
9.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;76
10;8. Ein deutsch-deutsches Migrantenschicksal;78
10.1;Aufnahmegrund;78
10.2;Untersuchung von Charlotte;79
10.3;Anamnestische Daten;80
10.4;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;83
11;9. Von der Schwierigkeit, immer der Beste zu sein;84
11.1;Aufnahmegrund;84
11.2;Anamnestische Daten;85
11.3;Untersuchung von Max;86
11.4;Zusammenhangsanalyse;88
11.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;88
12;10. Alles klemmt;90
12.1;Aufnahmegrund;90
12.2;Anamnestische Daten;90
12.3;Untersuchung von Matthias;92
12.4;Zusammenhangsanalyse;94
12.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;94
13;11. Gameboy statt Klavier;96
13.1;Aufnahmegrund;96
13.2;Anamnestische Daten;96
13.3;Untersuchung von Alexander;97
13.4;Zusammenhangsanalyse;100
13.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;100
14;12. Heiße und kalte Gu?sse;102
14.1;Aufnahmegrund;102
14.2;Anamnestische Daten;102
14.3;Untersuchung von Kemal;103
14.4;Zusammenhangsanalyse;106
14.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;106
15;13. Das Mädchen, das immer fortläuft;108
15.1;Aufnahmegrund;108
15.2;Anamnestische Daten;108
15.3;Untersuchung von Jeanette;109
15.4;Zusammenhangsanalyse;111
15.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;111
16;14. Angst als letztes Bollwerk gegen Drogen;114
16.1;Aufnahmegrund;114
16.2;Anamnestische Daten;115
16.3;Untersuchung des Patienten;118
16.4;Zusammenhangsanalyse;121
16.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;122
17;15. Einmal Tu?rkei hin und zuru?ck;124
17.1;Aufnahmegrund;124
17.2;Anamnestische Daten;125
17.3;Untersuchung des Kindes;128
17.4;Zusammenhangsanalyse;132
17.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;132
18;16. «Wenn ich tot bin, kann ich nicht mehr hungern …»;134
18.1;Aufnahmegrund;134
18.2;Anamnestische Daten;135
18.3;Untersuchung des Patienten;136
18.4;Zusammenhangsanalyse;138
18.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;138
19;17. AIDS ist u?berall;140
19.1;Aufnahmegrund;140
19.2;Anamnestische Daten;141
19.3;Untersuchung des Patienten und Beobachtung;142
19.4;Zusammenhangsanalyse;144
19.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;144
20;18. Ich mag dich, ich mag dich nicht;146
20.1;Aufnahmegrund;146
20.2;Anamnestische Daten;147
20.3;Untersuchung und Beobachtung der Patientin;148
20.4;Zusammenhangsanalyse;151
20.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;151
21;19. Hans im Unglu?ck;154
21.1;Aufnahmegrund;154
21.2;Anamnestische Daten;154
21.3;Untersuchung des Patienten;155
21.4;Zusammenhangsanalyse;157
21.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;158
22;20. Der Junge, den keiner mehr riechen konnte;160
22.1;Aufnahmegrund;160
22.2;Anamnestische Daten;160
22.3;Untersuchung des Patienten;162
22.4;Zusammenhangsanalyse;164
22.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;164
23;21. Der Ju?ngste, der beschloss, der Du?nnste zu werden;166
23.1;Aufnahmeanlass;166
23.2;Anamnestische Daten;166
23.3;Untersuchung des Patienten;169
23.4;Zusammenhangsanalyse;171
23.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;171
24;22. Das Schweigen der Anklage;174
24.1;Aufnahmegrund;174
24.2;Anamnestische Daten;174
24.3;Untersuchung der Patientin;177
24.4;Zusammenhangsanalyse;180
24.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;180
25;23. Mit der Straßenbahn in das Land der Abenteuer;182
25.1;Aufnahmegrund;182
25.2;Anamnestische Daten;182
25.3;Untersuchung des Patienten;184
25.4;Zusammenhangsanalyse;187
25.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;187
26;24. Der Baum, der nicht wachsen darf – oder: Der Vater verschimmelt;188
26.1;Aufnahmegrund;188
26.2;Anamnestische Daten;189
26.3;Untersuchung des Patienten;190
26.4;Zusammenhangsanalyse;191
26.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;192
27;25. Lisa, der Rowdy;194
27.1;Aufnahmegrund;194
27.2;Anamnestische Daten;195
27.3;Untersuchung des Patienten;197
27.4;Zusammenhangsanalyse;200
27.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;200
28;26. Kein «Mu?nchhausen by proxy»?;202
28.1;Aufnahmegrund;202
28.2;Anamnestische Daten;202
28.3;Untersuchung von Dieter;205
28.4;Zusammenhangsanalyse;209
28.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;210
29;27. Zu viel ist zu wenig;214
29.1;Aufnahmegrund;214
29.2;Anamnestische Daten;214
29.3;Untersuchung des Patienten;218
29.4;Zusammenhangsanalyse;221
29.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;221
30;28. Ein Königreich fu?r ein Pferd;224
30.1;Aufnahmegrund;224
30.2;Anamnestische Daten;225
30.3;Untersuchung der Patientin;226
30.4;Zusammenhangsanalyse;229
30.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;229
31;29. Scheiden tut weh;230
31.1;Aufnahmegrund;230
31.2;Anamnestische Daten;230
31.3;Untersuchung des Patienten;233
31.4;Zusammenhangsanalyse;235
31.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;235
32;30. Ich kann meine tote Mutter nicht mehr sehen;238
32.1;Aufnahmegrund;238
32.2;Anamnestische Daten;239
32.3;Untersuchung des Patienten;241
32.4;Zusammenhangsanalyse;243
32.5;Therapeutische Überlegungen und Verlauf;243
33;Anhang 1;246
34;Anhang 2;254
1. Der Junge, der kein Junge sein durfte
Aufnahmegrund
Alex ist ein 61/2-jähriger Junge, der vom Hausarzt wegen emotionaler und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule und zu Hause in der Klinikambulanz angemeldet worden ist.
Seine Mutter erläutert die Anmeldung: Die Grundschule, die Alex seit einem halben Jahr besucht, findet ihn schwer zu handhaben. Er ist lustlos, unkonzentriert, manchmal abwesend, seine Leistungen sind enttäuschend schlecht, er weint viel, ist ab und zu unerwartet aggressiv und fordert viel zu viel Aufmerksamkeit von der Lehrerin. Dabei ist man der Meinung, dass er intelligent genug ist, um ein sehr guter Schüler zu sein. Außerhalb der Schulzeit besucht er eine Tagesstätte, wo er so lange verbleibt, wie die Mutter arbeitet. Auch von dort kommen Warnungen, dass er sich in letzter Zeit zu seinem Nachteil verändert habe. Er macht einen unglücklichen Eindruck, zieht sich zurück und ist zuweilen unberechenbar aggressiv. Zu Hause ist er ebenfalls schwieriger geworden, auch hier zieht er sich zurück und nässt wieder ein.
Alex wohnt bei der Mutter und ihrer Freundin Miek, für Alex Tante Miek. Die Eltern sind seit vier Monaten geschieden.
Anamnestische Daten
Vorgeschichte
Die Eltern heirateten wegen der Schwangerschaft der Mutter mit Alex. Laut Mutter war er dennoch ein erwünschtes Kind.
Schwangerschaft und Geburt verliefen ohne Besonderheiten. Die Mutter stillte ihn nur kurz, da sie wieder anfing zu arbeiten und es auch mit der Flasche problemlos funktionierte. Die frühkindliche Entwicklung verlief normal, insoweit die Mutter sich erinnert. Alex hat lediglich sehr viel und lange Daumen gelutscht, wie jetzt wieder. Er war immer ein liebes, etwas schüchternes, anhängliches Kind. Er verehrte seinen Vater, der, wenn er zu Hause war – meist am Wochenende, mit ihm spielte und der ihn auch verwöhnte.
Die Mutter ist Lehrerin für Französisch, der Vater ist ein vielbeschäftigter Geschäftsmann, der häufig auf Reisen ist. Sobald die Mutter ihre Arbeit wieder aufgenommen hatte, wurde Alex in einer Krippe untergebracht. In der Krippe war sein Benehmen abhängig von den Erzieherinnen. Aber er wurde im Allgemeinen als ein normales, aktives, oft aber auch schnell eingeschüchtertes und empfindliches Kind betrachtet.
Als Alex 5 Jahre alt war, lernte die Mutter ihre heutige Freundin kennen. Durch sie entdeckte die Mutter, dass sie eigentlich lesbisch sei, was sie zuvor nie geahnt hatte. Es gab heftige Szenen mit dem Vater, und schließlich ließen sich die Eltern scheiden, als Alex 6 Jahre alt war. Die Freundin, Tante Miek für Alex, zog bei der Mutter ein. Alex weinte oft in dieser Zeit, aber viel mehr weiß die Mutter nicht zu erzählen, so sehr wurde sie von ihren eigenen Problemen beschlagnahmt. Sie sagt, sie sei in Bezug auf die Scheidung sehr ambivalent gewesen, weil sie ihren Mann eigentlich doch liebte.
Die zweiwöchentlichen Kontakte von Alex mit seinem Vater verliefen mühsam, weil Tante Miek fand, dass der Vater einen unguten Einfluss auf seinen Sohn ausübe und ihn übermäßig verwöhne. Es irritierte die Mutter auch, dass Alex immer wieder nach seinem Vater fragte und sich Tante Miek gegenüber stets abweisender benahm.
Mutter
Die Mutter (32) ist eine schöne junge Frau, die aber bleich und müde aussieht, einen sehr nervösen Eindruck vermittelt und zuweilen ihre Tränen nicht zurückhalten kann. Sie ist als Nesthäkchen in einer harmonischen Familie aufgewachsen, stark dominiert von ihren drei älteren Brüdern. Das störte sie nicht, denn die Brüder waren mitunter sehr beschützend. «Ich war keine Heldin und fühlte mich sicher dabei.»
Sie konnte gut lernen, war ein folgsames Mädchen und eine gute Schülerin ohne Probleme. Ihre Freizeit war, wie üblich in ihrem Milieu, mit Klavierspielen, Tennis, Hockey, Tanzstunden und Freundinnen ausgefüllt. Alles verlief ohne Auffälligkeiten. Ein «Au pair»-Aufenthalt in Frankreich fiel ihr schwer, sie hatte Heimweh, aber sie hielt durch mit Hilfe ihrer Mutter, zu der sie regelmäßig ausführlich telefonisch Kontakt hatte und die sie einige Male besuchte. Zurück in der Heimat ha
tte sie viel Freude an ihrem Französischstudium an der Universität und sie vollendete es mit großem Erfolg. Sie trat eine Stelle als Lehrerin an einer Oberschule an, konnte sich aber gegenüber den Schülern nicht durchsetzen. Sie fand dann eine Anstellung in einem Privatinstitut, in dem Erwachsene Intensivkurse in verschiedenen Sprachen absolvieren konnten. Sie unterrichtete dort sehr gerne und empfand darin viel Befriedigung. Ihre Mutter ermutigte und unterstützte sie sehr. «Meine Mutter hatte Recht, es machte mich selbstständiger und ich bekam mehr Selbstgefühl.»
In diesem Institut lernte sie ihren Mann kennen, der im Hinblick auf seine französischen Geschäftsverbindungen diese Sprache verbessern wollte. Zwischen beiden war es Liebe auf den ersten Blick. Als sie ein wenig übereilt heiraten mussten, weil die junge Frau schwanger war, fanden es beide nicht schlimm. Auch ihre noch lebenden Mütter sahen darin keine Probleme, und die gegenseitigen Beziehungen waren bald herzlich, obwohl man weit auseinander wohnte.
Ihr Mann hatte Verständnis dafür, dass seine Frau ihre Arbeit, in der sie so viel Befriedigung fand, nicht aufgeben wollte, und zusammen wählten sie eine gute Kinderkrippe aus. Er war ein liebevoller Ehemann und Vater. Aber er war sehr häufig auf Geschäftsreisen und er fehlte der Mutter dann ungeheuer, nicht nur weil sie seine Anwesenheit angenehm und erfreulich fand, sondern weil sie sich im Alltag sehr auf ihn verließ. Dann starb ihre Mutter, wodurch ihr dieser Halt verloren ging. «Ich fühlte mich hilflos und wie verloren.»
Schließlich lernte sie über den Tennisklub Tante Miek kennen, und die beiden Frauen wurden schnell Freundinnen. Tante Miek ist einige Jahre älter als die Mutter, arbeitete in einer Bank und war eine sehr selbstständige Frau. Sie war ein enormer Rückhalt für die Mutter und die Freundschaft wurde immer enger. Schließlich entdeckten sie, dass sie eigentlich wie für einander geschaffen waren. Für die Mutter war das eine schreckliche Konfliktsituation – sie liebte ihren Mann, aber er war zu oft abwesend. Tante Miek war immer da, wenn die Mutter sie brauchte. Die Mutter ist nun verzweifelt über die ganze Situation und fragt sich, was sie falsch gemacht hat. Sie braucht ihre Freundin Miek, gleichzeitig muss sie sich aber eingestehen, dass sie nicht mit ihrer Meinung übereinstimmte, Alex’ Vater sei alleine schuld. Sie fühlt sich in der entstandenen Situation selbst schuldig und sehr unglücklich und weiß keinen Ausweg.
Vater
Der Vater (36) ist ein gut aussehender, typischer Geschäftsmann, der einerseits versucht sachlich zu reden, andererseits einen verzweifelten Eindruck macht.
Er erzählt, er habe eine angenehme, sorglose Jugend erlebt und eine fröhliche Studentenzeit, die mit dem plötzlichen Tod seines Vaters jäh endete. Er übernahm das Geschäft, da davon die Familie (seine Mutter, seine jüngeren Geschwister und er selbst) leben musste. Er war darauf völlig unvorbereitet gewesen, und es kostete ihn viel Mühe, sich schnell einzuarbeiten. Im ersten Jahr gingen ihm viele Kunden…