Potter | Das Geheimnis der Prinzessin von Schottland | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 224 Seiten

Reihe: Thronraub, Morde & Intrigen

Potter Das Geheimnis der Prinzessin von Schottland

Historischer Kriminalroman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8412-1768-4
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 1, 224 Seiten

Reihe: Thronraub, Morde & Intrigen

ISBN: 978-3-8412-1768-4
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



England im 11. Jahrhundert. Der Normanne Wilhelm der Eroberer hat über die Angelsachsen gesiegt und sich zum König von England krönen lassen. Die schottische Prinzessin Edith hat kaum die sicheren Mauern des Klosters Romsey erreicht, wo sie in den nächsten Jahren, vor allem Bösen der Außenwelt beschützt, eine ihr gemäße Erziehung genießen soll, da stehen schon die vier Söhne des Normannenkönigs vor den Toren, um die junge Schönheit als mögliche Heiratskandidatin in Augenschein zu nehmen. Als eine der letzten Nachfahren des angelsächsischen Königshauses hat Edith begründeten Anspruch auf den englischen Thron. In der darauffolgenden Nacht wird einer der Prinzen ermordet. Und gerade zu ihm, dem jungen Richard, hatte sie sich am meisten hingezogen gefühlt. Edith vermutet Brudermord. Sie ahnt, dass sie sich für einen der Königssöhne entscheiden muss und da sie keinen Mörder heiraten will, muss sie das Verbrechen auf eigene Faust aufklären ...

Ein fesselnder Krimi vor opulenter Kulisse, basierend auf wahren Begebenheiten und realen historischen Persönlichkeiten.



Jeremy Potter (1922-1997) war Autor zahlreicher Bücher zu verschiedenen Themen der englischen Geschichte sowie Kriminalromanen mit historischem Hintergrund. Zudem war er 18 Jahre lang Vorsitzender der Richard III Society. Privat war er mit der Schriftstellerin Anne Melville verheiratet.

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Kapitel 1


Am Tor der Abtei tauschten die Männer ihres Vaters sie gegen eine Empfangsbescheinigung aus. Sei sie eine Prinzessin oder eine Ware, fragte sie schluchzend, als sie sich ohne einen Blick zurück heimwärts wandten. Allein Fergus, ihr Anführer, kümmerte sich um sie. Er bückte sich und küsste respektvoll ihre Stirn, bevor er davoneilte, um die anderen einzuholen. Im Tränenglanz seiner Augen spiegelten sich ihre eigenen Tränen wieder.

Edith stand verlassen da: hochgewachsen, gut entwickelt für ihr Alter, doch kaum mehr als ein Kind. Sie war vor fast fünfzehn Jahren geboren und auf den feuchtkalten Höhen der Festung ihres Vaters bei Stirling mit Strenge erzogen worden. Dies war ihre erste Begegnung mit dem Land der königlichen Vorfahren ihrer Mutter – des großen Alfred und seines Sohnes Edward, Edgar des Friedensstifters und Ethelred der Glücklosen, den stolzen Mitgliedern der vornehmsten Dynastie Europas.

Die Eskorte, die man für ihre lange Reise nach dem Süden abgestellt hatte, war ein schmeichelhafter Ausdruck des Wertes, der ihrer königlichen Jungfräulichkeit beigemessen wurde. Selbst Edith erschrak über die Grausamkeit ihrer Begleiter. Dies waren die treuen und wilden Männer, die König Malcolms Erbschaft Macbeth, dem Usurpatoren, wieder entrissen hatten. Weh und Leid harrten eines jeglichen normannischen Störenfrieds, sollte er versuchen, den Durchzug der Tochter ihres Herren aufzuhalten. Vernünftigerweise hatte keiner den Versuch unternommen.

Schottland wurde als ärmliches und wildes Land verachtet. Doch England, von dem ihre Mutter so aufregende Geschichten zu erzählen wusste, schien kaum anders zu sein. Womit konnte es sich brüsten? Wälder, Marschen und Moore. Moore, Marschen und Wälder. Wo verbargen sich die Reichtümer, von denen sie so viel gehört hatte? Wo war die Tapferkeit im Volk? Die Leute, die sie sah, lebten kaum besser als die wilden Tiere und flohen beim Nahen ihres Trupps in den Schutz des nächsten Dickichts.

Unter ihren angelsächsischen Königen waren die Engländer ein großes Volk gewesen. Nun waren sie gedemütigt. Es betrübte Edith, zu spät geboren zu sein, um die letzten glorreichen Tage noch mitzuerleben. Zwanzig Jahre waren seit der Schmach der Eroberung vergangen, seit jenem schwarzen Tag, da König Harold in der Schlacht fiel. Er war der letzte Engländer gewesen, der dieses Namens würdig war, denn mit ihm war der Stolz der Nation untergegangen. So hatte Fergus sie verächtlich eingeladen, sich auf ihrem Ritt nach Süden selbst davon zu überzeugen, dass die Engländer jetzt allesamt nicht mehr als Leibeigene waren und ihre einstige Größe eine heimliche Erinnerung darstellte.

Die Unannehmlichkeiten der Reise hatte sie mit Tagträumen gemildert: Tagträume davon, Königin dieses gebückten Volkes zu werden. Wie stolz sie es anführen würde, das Haupt hoch erhoben, es anführen würde dem Bastard von Eroberer zum Trotz, so wie Königin Boadicea den Römern getrotzt hatte und König Alfred den dänischen Piraten und Plünderern! Beim Anblick der verkohlten und verlassenen Überreste von Dörfern am Wegesrand ballte sie ihre Faust um die Zügel. Sie richtete schneidende Fragen an Fergus, und er erzählte ihr, was er über das Schicksal Englands seit König Harolds Tod wusste: wie Städte dem Eindringling feige und ohne Widerstand ihre Tore geöffnet hatten, wie alte Rechte rücksichtslos beschnitten, Ländereien beschlagnahmt, Gesetze und selbst die Sprache abgeschafft wurden.

Einige hatten den Mut aufgebracht, sich zur Wehr zu setzen. Wenige vielleicht, aber immerhin. Was war mit denen geschehen, fragte sie.

Sie seien tot, wenn sie Glück gehabt hatten, hatte Fergus erwidert. Hatten sie keines gehabt, so waren Gefangenschaft und Verstümmelung ihr Los. Man hatte Augen ausgestochen, Füße abgehackt. So war die normannische Gerechtigkeit. Niemand war verschont geblieben, kein Winkel des Reichs vor Verwüstung bewahrt worden.

Ediths eigener Vater, der sich zunächst außerhalb des eisernen Zugriffs der Normannen gewähnt hatte – selbst er war gezwungen worden, sich der Würdelosigkeit des Vasallentums zu unterwerfen. Wenigstens, so tröstete sie sich, hatte mit ihm einer hier den Kampf noch nicht aufgegeben. Am Tag ihrer Abreise aus Sterling hatte er einen Einfall nach Northumbria geplant, um die neue Burg am Tyne zu zerstören. Allein ihre Reise hatte ihn davon abgehalten. Sobald ihre Begleiter zurückkehrten, würde er losschlagen – und zwar hart.

Wenn die Schotten kämpfen konnten, warum nicht die Engländer? fragte sich Edith. Es musste daran liegen, dass ihnen ein Anführer fehlte. Wenn ihr Onkel, der Athelinger, der rechtmäßige sächsische Erbe, es vorzog, sich in Ungarn herumzudrücken, warum gab er dann nicht seinen Anspruch auf und übertrug ihn auf einen der Seinen? So weit ihre Erinnerung reichte, hatte sich Edith danach gesehnt, ein Junge zu sein. Ihre Brüder mochten sich mit Schottland begnügen, doch was hätte sie nicht alles an deren Stelle getan? England und Schottland vereint wären unbesiegbar, und die eisenbewehrten, steinherzigen Normannen wären ins Meer zurückgeworfen.

Der Traum überdauerte die Reise nicht. Als Mädchen hatte sie nur eine Möglichkeit, ein Mittel, ihren Ehrgeiz zu befriedigen: die Heirat. Bitten an ihre Eltern, sie dieser Möglichkeit nicht zu berauben, indem man sie in ein Kloster steckte, blieben unerhört. Sie sagten, dass sie sie liebten, aber sie beachteten ihre Einwände nicht. Jeder Schritt nach England hinein hatte sich dem Drängen ihres Herzens entgegengestellt. Wäre nicht Fergus’ zügelnde Hand gewesen, sie hätte kehrtgemacht, noch bevor die Grenze überquert war.

Dies, nicht minder als das plötzliche Verlassensein, war der Grund für ihre Tränen am Tor zur Abtei. Es nutzte nichts, dass die Äbtissin alle Förmlichkeit missachtete in ihrem Bemühen, sie willkommen zu heißen. Edith wurde umarmt und gestreichelt und im selben Atemzug gebeten, zu erzählen, wie es ihrer Mutter, ihrem Vater, den Brüdern ginge, welche Neuigkeiten sie aus Schottland mitbrächte und welche Übel und Abenteuer ihr auf dem Weg widerfahren seien. Die Erkundigungen fielen behutsam aus, denn die Abtei sollte ihre zweite Heimat werden. Die Äbtissin war ihre Tante Christina, die Schwester der Königin von Schottland und Edgar des Athelingers, der König von England hätte sein sollen.

Die Wohnräume der Äbtissin waren reich ausgestattet, wie es ihrem Rang zukam. Ihre Dienerinnen zogen Edith die staubigen, von der Reise schmutzigen Kleider aus. Man brachte ihr Wasser zum Waschen.

»Deine Mutter hat mir oft von deiner Schönheit geschrieben, Kind«, sagte die Äbtissin und hielt ihre Hände bewundernd in die Höhe, »doch nie hätte ich mir solchen Liebreiz vorgestellt. Dein Haar ist so golden wie des Herrgotts Glorie und deine Augen sind so blau wie der Himmel über uns! Es wundert mich, dass sie sich von dir zu trennen vermochte.«

Edith weinte noch immer, leise jetzt, doch es war, als wollte sie nie damit aufhören. Die Komplimente brachten ihr keinen Trost. Als sie gewaschen und abgetrocknet war und sie versuchten, ihr die Nonnentracht anzuziehen, riss sie sich den Schleier vom Kopf, warf ihn auf den Boden und trampelte darauf herum. Eine der Dienerinnen bückte sich, um ihn aufzuheben, doch Edith trat ihn ihr aus der Hand. Entsetzt klatschte die Äbtissin in die Hände und schickte die Dienerinnen hinaus.

»Heb deinen Schleier auf«, befahl sie Edith, sobald sie allein waren. »Dass du nach einer solchen Reise leicht reizbar bist ist normal, aber hier ist Gehorsam geboten. Als du mir die Hand gabst und durch das Tor tratest, bist du ein Kind des Klosters geworden.«

»Dann lasst mich wieder gehen.«

Die Äbtissin widersprach ihr. »Wohin solltest du gehen, Mädchen? Die Männer deines Vaters sind schon auf dem Weg. Falls du sie einholen solltest, sie würden dich nicht mit zurücknehmen.«

»Ich werde keine Nonne. Niemals!«

»Du wirst Novizin sein, bis du dein Gelübde abgelegt hast. Wenn die Zeit dafür gekommen ist, denkst du anders.«

»Ich möchte heiraten.« Edith platzte unter ihren Tränen mit den Worten heraus. Sie klangen wie ein schamhaftes Geständnis.

»Das wirst du auch.« Die Äbtissin sprach besänftigend. »Du bist eine künftige Braut Christi. Stellt dich das nicht zufrieden? Es ist der Wunsch deines Vaters und auch der deiner Mutter. Und die Liebe wie der Respekt, die du ihnen schuldest, verlangen deine Einwilligung. Bedenke doch, welche Freude es für deine Eltern sein wird, ihre liebste Tochter in die Arme unseres Erlösers zu geben. Selbst der normannische König hat das getan.«

»Ich wurde hierhergeschickt, um Bildung zu erwerben und weil Schottland nicht als sicher für mich angesehen wird«, entgegnete Edith bestimmt und trocknete schließlich ihre Tränen. Dass ihr Vater es dem normannischen König gleichtat war kein Trost.

»Das auch«, nickte die Äbtissin. »Aber du musst dir jeden Gedanken an Heirat aus dem Kopf schlagen. Zum einen bist du zu jung. Zum anderen, wen solltest du heiraten? Steht dein Herz etwa nach einem Normannen?«

»Lieber würde ich sterben.«

»Sehr schön. Also entweder lebst du hier unter dem Schutz des Schleiers, oder für dich wird ein Gatte ausgewählt, und du findest dich bald in den Armen eines normannischen Emporkömmlings wieder. Wie begierig sie darauf sind, ihr niederes Heidenblut mit unserem Königtum zu mischen! Glaube nicht, der König hätte dich nach England kommen lassen, um einen Mann aus unserem eigenen Volk zu heiraten. Dafür stehst du dem Thron zu nahe.«

Edith...



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