E-Book, Deutsch, Band 1851, 160 Seiten
Reihe: Julia
Porter Werde mein in Luxor
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-86295-134-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1851, 160 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-86295-134-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gerettet! In letzter Sekunde wird Olivia von Scheich Khalid Fehz aus einem finsteren Gefängnis befreit. Er bringt sie zu seinem Boot auf dem Nil, und unter den weißen Segeln vergisst Olivia allmählich diesen Albtraum. Wie in einem Märchen aus 1001 Nacht kommt sie sich plötzlich vor! Während sie und ihr Retter Kurs auf die Tempelstadt Luxor nehmen, besteht er darauf, sie von nun an zu ihrem Schutz als seine Verlobte auszugeben. Zu spät erkennt Olivia, wie weit Khalid gehen will: An Deck ist bereits alles für eine orientalische Traumhochzeit gerichtet ...
Bereits in der Grundschule schrieb Jane ihr erstes Manuskript: Es war 98 Seiten lang und wurde von einem Jungen in ihrer Klasse zerrissen. Jane weinte, der Junge musste die zerrissenen Seiten zusammenkleben und kam mit einer Verwarnung davon, während Jane fürs Schreiben im Unterricht bestraft wurde und so lernte, dass die Schule für einen wahren Künstler nicht der geeignete Ort ist. Trotzdem ließ sie sich davon nicht entmutigen und schrieb weiter, hauptsächlich Gedichte, die in Zeitungen und in Teenagermagazinen veröffentlich wurden. Als ihre Eltern, beide Lehrer, für ein Jahr nach Europa gingen, durfte Jane sie begleiten. Sie liebte England und Italien - und ganz besonders die italienischen Männer! Janes Vater starb, als sie 15 Jahre alt war, und in den darauffolgenden Jahren begleitete sie ihre Mutter in viele verschiedene Länder. Sie interessierte sich für fremde Kulturen und las sehr viel. Später studierte sie in Südafrika, Japan und Irland. Ihre ersten vier Manuskripte, die sie während des Studiums schrieb, wurden von den Verlagen abgelehnt. Aber Jane lernte weiter, veröffentlichte Artikel, lehrte, heiratete, bekam zwei Söhne, und im Jahr 2000 war es dann so weit: Ihr erster Roman wurde angenommen und veröffentlicht. Endlich ging der Traum, den sie schon als kleines Schulmädchen gehabt hatte, in Erfüllung. Jane Porter lebt mit ihrem Mann und den kleinen Söhnen in Seattle im amerikanischen Bundesstaat Washington.
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1. KAPITEL
Es hatte ihn drei Wochen und ein kleines Vermögen gekostet. Außer zwei Privatdetektiven war die Hilfe eines Staatssekretärs ebenso erforderlich gewesen wie viele geheime Abmachungen und Versprechen – ganz zu schweigen von den Drohungen, denen er ausgesetzt worden war. Doch jetzt hatte er es endlich geschafft. Scheich Khalid Fehz wurde zu Olivia Morse geführt.
Das Gefängnistor war so niedrig, dass er den Kopf einziehen musste. Der Weg zum Frauentrakt führte am Männertrakt vorbei, wo es so durchdringend nach menschlichen Körperausdünstungen und Urin stank, dass sich Khalid fast der Magen umdrehte.
Am Eingang zum Frauentrakt wurde er von einer Aufseherin in Empfang genommen, die seine Papiere einer langen und gründlichen Prüfung unterzog.
Die Frau war vom Scheitel bis zur Sohle in ein schwarzes Gewand gehüllt. Sie ließ sich so viel Zeit mit der Betrachtung seines Passes und seines Besucherscheins, dass Khalid es kaum schaffte, seine Ungeduld zu zähmen. Doch er wusste, dass harsche Worte ihn hier nicht weiterbringen würden. Ozr stand in dem Ruf, eines der schlimmsten Gefängnisse der Welt zu sein, ein Ort, an dem die Menschenrechte keine Gültigkeit besaßen. Endlich schaute die Aufseherin auf und nickte. „Kommen Sie mit.“
Enge, niedrige Gänge führten tiefer hinein in den Bauch der alten Festung, die man vor Jahrzehnten zu einem Gefängnis umgebaut hatte. Immer wieder streckten sich Khalid aus den vergitterten Zellen Hände entgegen, und heisere Stimmen flehten auf Arabisch, Ägyptisch, Farsi und einmal sogar auf Englisch um Hilfe, um Gnade, um einen Arzt oder Anwalt. Nach Ozr gebracht zu werden, war eine Reise ohne Wiederkehr. Wer einmal hier landete, war für die Welt verloren. Was musste diese Erkenntnis für eine Frau, noch dazu mit westlichen Anschauungen, bedeuten?
Jabal war eine gefährliche Diktatur. Immer wieder wurden Touristen vor einer Reise in dieses Nachbarland Ägyptens gewarnt. Diese Warnungen hatte Olivia Morse offensichtlich in den Wind geschlagen.
Die Gefängniswärterin blieb vor einer vergitterten Zelle stehen. Dort hockte auf einer schmalen Pritsche eine schwarz gekleidete Frau. Sie hatte die Beine hochgezogen, ihr ganzer Körper drückte Abwehr und Hilflosigkeit aus. Obwohl ihr Haar mit einem schwarzen Kopftuch verhüllt war, wusste Khalid sofort, wen er vor sich hatte.
Olivia Morse.
Khalid bekam plötzlich Schwierigkeiten zu atmen. Auf dem Passfoto war sie hübsch gewesen, mit einem ebenmäßigen wachen Gesicht und einem erwartungsvollen Leuchten in den Augen. Jetzt konnte man mit einem Blick erkennen, dass sie alle Hoffnung aufgegeben hatte.
„Olivia Morse?“, fragte er leise, während er an die Gitterstäbe trat.
Sie hob kurz den Kopf, aber sie schaute ihn nicht an.
„Sie sind doch Miss Olivia Morse, nicht wahr?“
Die Frau auf ihrer Pritsche hatte die Arme ganz fest um ihre Knie geschlungen und wünschte sich verzweifelt, unsichtbar zu sein.
Vielleicht war das alles ja nur ein böser Albtraum, und sie war gar nicht wirklich hier. Und der Mann hier vor ihrer Zelle war nicht wieder einer dieser grausamen Folterknechte, die Informationen aus ihr herauspressen wollten, über die sie nicht verfügte. Jedes Verhör endete unweigerlich mit Schlägen, weil sie nicht sagen konnte, was ihre Peiniger von ihr hören wollten.
Warum glaubte ihr niemand, dass sie nichts wusste? Dass sie eines Verbrechens bezichtigt wurde, das sie nicht begangen hatte? Dass man sie benutzt hatte? Dass sie unschuldig war?
Liv schloss die Augen, senkte den Kopf und presste die Stirn gegen ihre spitzen Knie. Vielleicht wachte sie ja auf, wenn sie die Augen nur lange genug geschlossen hielt. Zu Hause, in ihrem Bett in Alabama.
Oh Gott, wenn sie doch bloß daheim wäre. Sie hatte so schreckliche Sehnsucht nach ihrer Mom und ihrem Bruder Jake.
Hätte sie doch bloß nie von den Pyramiden und dem herrlichen goldenen Wüstensand geträumt, hätte sie sich bloß nie gewünscht, wenigstens ein einziges Mal auf einem Kamel zu reiten und im Tal der Könige die berühmten Grabkammern zu sehen.
Sie hätte zu Hause bleiben und sich damit begnügen sollen, für andere Leute Reisen in ferne Länder zu buchen. Sie hatte einfach zu viel gewollt.
„Olivia.“
Der Mann nannte sie leise und drängend bei ihrem Namen. Das hatte hier noch niemand gemacht. Was für eine Schikane war das jetzt wieder? Sofort bekam sie Angst.
Sie wandte den Kopf ab und sagte erstickt den einzigen Satz, der ihr auf Arabisch geläufig war: „Ich weiß nichts … Sie müssen mir einfach glauben.“ Das war ihr Standardsatz, mit dem sie versuchte, sich vor Gebrüll und Schlägen zu schützen, doch meist vergebens.
„Über die Anklage reden wir später“, unterbrach er sie akzentfrei in fließendem Englisch. „Vorher müssen wir noch ein paar Dinge klären.“
Liv erschauerte. Dass plötzlich jemand Englisch mit ihr sprach, erschreckte sie noch mehr. „Wenn ich etwas wüsste, würde ich es Ihnen sagen, wirklich! Sie müssen mir einfach glauben! Ich will nur nach Hause …“ Sie brach ab, schnappte panisch nach Luft. Sie konnte nicht mehr, sie fühlte sich dem Sterben nah. Nachts ließ man sie nicht schlafen und weckte sie ständig. Mit dieser Folter durch Schlafentzug sollte ihre Kraft völlig gebrochen werden. Oder man ließ sie hungern, um die gewünschten Informationen aus ihr herauszupressen. „Ich versuche wirklich, Ihnen zu helfen“, beteuerte sie. „Sie müssen mir glauben.“
„Ich glaube Ihnen“, gab er fast sanft zurück. Sein Tonfall, der so auffallend anders war, gab ihr den Rest.
Die Tränen schossen ihr in die Augen und rannen ihr heiß über die Wangen. Schnell hob sie die Hand und wischte sie weg. „Ich will nach Hause“, flüsterte sie mit bebender Stimme.
„Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um Sie hier herauszuholen.“
So etwas hatte noch keiner zu ihr gesagt. Niemand hatte ihr auch nur die leiseste Hoffnung gemacht, dass sie diesen schrecklichen Ort je wieder verlassen könnte.
Liv wandte langsam den Kopf. Der Flur war dunkel und voller Schatten, aber sie konnte erkennen, dass der Mann hochgewachsen war – nicht klein und untersetzt wie die Männer, die sie seit Wochen quälten. Und er schien auch beträchtlich jünger zu sein.
Er trug ebenfalls einen Umhang, aber seiner war schwarz und mit Gold bestickt. Seinen Kopf zierte eine blütenweiße Kopfbedeckung, die sein Haar verdeckte und seine scharf geschnittenen Gesichtszüge betonte.
„Ich bin gekommen, um Sie hier herauszuholen“, fuhr er fort. „Aber wir haben nicht viel Zeit.“
Hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Bangen, umklammerte Liv ihre Knie noch fester und presste sie gegen ihre Brust. Ihr fadenscheiniger Burnus, die Kleidung aller Gefangenen, fühlte sich rau an auf ihrer Haut. Bei ihrer Festnahme hatte man ihr alles abgenommen, sogar die Kleider, die sie auf dem Leib getragen hatte. Dafür hatte man ihr diesen Umhang und eine Art Unterkleid gegeben, sonst nichts. „Wer schickt Sie?“ Das Gesicht des Mannes gab nichts preis. „Ihr Bruder.“
„Jake?“
Erregt sprang sie auf, aber ihr wurde sofort so schwindlig, dass sie sich an der Wand abstützen musste. „Jake weiß, dass ich hier bin?“
„Er weiß, dass ich nach Ihnen suche.“
Liv atmete tief ein und aus. „Man hat mir gesagt, dass ich nie freikomme. Außer wenn ich gestehe und Namen nenne.“
„Da wusste man noch nicht, dass Sie Verbindungen haben“, gab er zurück.
Liv blinzelte. In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander. „Was denn für Verbindungen? Davon weiß ich nichts.“
„Jetzt wissen Sie es.“
Sie ging nach vorn und umklammerte die Gitterstäbe. „Wie? Warum? Ich verstehe nicht …“
„Ich bin Scheich Khalid Fehz aus Sarq.“
„Sarq grenzt an Jabal“, dachte sie laut.
„Und an Ägypten“, ergänzte er. „Es war nicht ganz leicht, bis hierher zu gelangen, und jetzt sitzt uns die Zeit im Nacken. Ich muss noch ein paar Dinge klären, aber ich bin bald zurück …“
„Nein!“ Liv wollte nicht schreien, aber seine Worte hatten sofort Panik in ihr ausgelöst. „Nein“, wiederholte sie leiser. „Bitte … gehen Sie nicht weg!“
„Es dauert nicht lange, höchstens eine halbe Stunde …“
„Nein“, flehte sie mit brechender Stimme, während sie eine Hand durch die Gitterstäbe schob und verzweifelt seinen Ärmel umklammerte. „Bitte! Lassen Sie mich nicht allein.“
Einen Moment lang schaute er nur schweigend auf ihre Hand, die gegen seine golden gebräunte Haut besonders zart und blass schien. „Ohne die erforderlichen Formalitäten wird man Sie nicht freilassen.“
Ihre Finger krallten sich noch fester in seinen Ärmel. „Bitte … bitte … gehen Sie nicht.“
„Ich bin gleich wieder da, versprochen.“
„Ich habe Angst“, flüsterte sie. „Ich fürchte mich vor den Aufseherinnen. Ich fürchte mich vor der Dunkelheit. Ich fürchte mich vor allem. Hier verschwinden Gefangene, hören Sie?“ Ihr flehender Blick weigerte sich, ihn loszulassen. „Man hört Schreie, schreckliche Schreie, und manchmal kommen die Gefangenen nach einem Verhör nicht zurück.“
„Es ist gleich hier, am Ende des Flurs“, erklärte er geduldig. „Ich bin bald zurück.“
„Aber man wird Sie nicht mehr zurücklassen. Bestimmt nicht. Ich weiß, wie das hier läuft. Irgendwann war der amerikanische Botschafter da, dann ging er weg...