Popoff Wind Of Change
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-85445-608-7
Verlag: Hannibal Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Scorpions Story
E-Book, Deutsch, 376 Seiten, Paperback
ISBN: 978-3-85445-608-7
Verlag: Hannibal Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Rocken wie ein Hurrikan: Fünfzig Jahre Erfolgsgeschichte
Die Scorpions sind der wohl erfolgreichste Rockexport aus Deutschland. Seit fünf Jahrzehnten touren die Hannoveraner unermüdlich um die Welt, haben von Rock in Rio bis Wacken Open Air jedes große Rockfestival schon einmal gespielt, der Heavy-Gemeinde harte Powerchords und den Pophörern unvergessliche Ohrwürmer geschenkt - aber eine umfassende Würdigung ihrer langen Karriere stand bisher noch aus. Vielleicht ist es kein Zufall, dass es jetzt kein deutscher Autor, sondern ein Kanadier ist, der sich darangemacht hat, das Phänomen Scorpions gründlich zu erforschen: Schließlich galten die Schwermetaller stets als Band, die im Ausland fast beliebter ist als zuhause.
Ihre erste Goldene Schallplatte bekamen die Scorpions tatsächlich in Japan - 1976, für Virgin Killer. Und auch in Großbritannien und in den USA räumten Rudolf Schenker, Klaus Meine und Co. schon bald ordentlich ab. Spätestens in den Achtzigern waren sie allerdings auch in den deutschen Albumcharts Dauergast in den Top 10 und galten bei Metalfans ebenso viel wie Rainbow, Judas Priest oder Dio. Aber nicht nur das: Mit ihren großartigen Power-Balladen »Still Loving You« und »Holiday« erreichte die Band schließlich auch ein breiteres Publikum.
Ab 1989 dann, als sie mit »Wind Of Change« den Soundtrack für die deutsche Wiedervereinigung schufen, kam an ihnen niemand mehr vorbei. Ab jetzt kannte die Scorpions-Geschichte nur noch Superlative. Und diese Geschichte fängt Martin Popoff hervorragend ein: Er sprach ausführlich mit den Bandmitgliedern, heutigen wie früheren, und lässt sie über weite Strecken selbst erzählen, sodass der Leser vom unglaublichen Aufstieg der Scorpions aus erster Hand erfährt. Ergänzt um die Ansichten von Weggefährten wie Rob Halford, von Produzenten, Managern und sonstigen Kollegen, entstand ein packender Bericht über eine faszinierende Band - über ihre Erfolge, ihre Krisen, ihre Besetzungswechsel, ihre Persönlichkeiten, ihre Schwächen und Leidenschaften.
Die erste umfassende Biografie der Scorpions!
Weitere Infos & Material
Einleitung (7)
Die Anfänge
"Ich bin in der alten Zeit groß geworden" (10)
Lonesome Crow
"Dann hörten wir's im Radio, wo es so einen besonderen Sound hatte." (17)
Fly To The Rainbow
"Das ist der beste Gitarren-Sound Deutschlands." (24)
In Trance
"Deshalb hatte er auch einige Herzanfälle." (36)
Virgin Killer
"Jeder wusste, wohin der Zug fahren würde." (53)
Taken By Force
"Gedanklich hatte ich die Band bereits hinter mir gelassen." (65)
Tokyo Tapes
"Sie erzählten uns, dass sie ihre Kühe massierten." (81)
Lovedrive
"Komm, mach uns ein echt abgefahrenes Cover!" (91)
Animal Magnetism
"Es ist so roh wie ungekochtes Fleisch." (116)
Blackout
"Der Fernseher machte einfach 'puff'!" (128)
Love At First Sting
"In Frankreich gab es danach einen Baby-Boom." (157)
World Wide Live
"Wir gingen raus und wussten, wir würden gewinnen." (178)
Savage Amusement
"Wir verschwendeten so viel Zeit." (192)
Crazy World
"Hast du etwa Fiberglas im Studio?" (207)
Face The Heat/Live Bite
"Welcher Radiosender hätte das denn spielen sollen?" (229)
Pure Instinct
"Ich gab ihnen eine Liste mit fünfzig bis sechzig Änderungen, die notwendig waren." (252)
Eye II Eye
"Ich tanzte nie zu Scorpion-Songs." (264)
Moment Of Glory/Acoustica
"Das Resultat war sensationell." (276)
Unbreakable
"Der Fels stand immer noch." (291)
Humanity Hour 1
"Die Leute wollen euch ernst nehmen." (299)
Sting In The Tail
"In letzter Zeit gab es keinen starken Wellengang." (312)
Comeblack
"Ein lautstarker Gruß an die Bands, die uns beeinflusst haben." (321)
MTV Unplugged
"Wenn so mein Ruhestand aussieht, dann ist das echt cool." (329)
Return To Forever
"Auch wenn man nicht mehr aktiv ist, muss man im Training bleiben." (337)
Diskografie (350)
Ein halbes Jahrhundert Scorpions. Von Daniel Böhm (357)
Die Scorpions-Alben (360)
Nachweise (370)
Über den Autor (372)
Nicht viele Bands können von sich behaupten, ein Dutzend Jahre lang hart für ihren Erfolg gearbeitet zu haben, bevor er sich schlussendlich doch noch einstellte. Doch genau dies können sich Rudolf Schenker und Klaus Meine auf die Fahnen schreiben. Es dauerte eigentlich sogar noch länger, wenn man die ersten paar magischen Jahre hinzurechnet, die von ihrer Begeisterung für den ursprünglichen Rock ’n’ Roll und die Beatles geprägt waren, und dann auch noch die Zeit ihres Aufstiegs bis zur absoluten Spitze, die sie mit Blackout erreichten (falls das auch eurer Einschätzung entspricht). Na klar, bei vielen klassischen Karrieren der Siebzigerjahre (Rush und Judas Priest etwa) sieht es so aus, als wären diese Bands, die zwischen 1975 und 1979 so phänomenale Platten abgeliefert haben, bereits etablierte Rockstars gewesen. Hinsichtlich ihrer Kreativität waren sie sicher auch schon ganz oben, zumindest in den Augen eines scharfsinnigen Metalheads ab einem gewissem Alter. Doch wurde im Laufe der Jahre auch offensichtlich, dass Bands wie Scorpions, Rush und Priest sehr zu kämpfen hatten, während sie gleichzeitig ihre besten Platten für Major-Labels einspielten. Ich erwähne das nur, um die Voraussetzungen zu erklären und um klarzustellen, dass die Scorpions sich definitiv abrackern mussten und dafür größten Respekt verdient haben. Der Lohn all ihrer Mühen war hart erkämpft und die Fähigkeiten der Band wurden über all die Jahre hinweg durch ihre enthusiastische Hingabe vom Rohzustand bis zur Perfektion geschliffen. Wo fing nun alles an? Nun, zuerst war da Rudolf Schenker, dem sich schon sehr bald Klaus Meine anschloss. Sie beide bilden bis heute den Kern der Gruppe und sind die Jagger und Richards der Band. So wie auch manche Kids in der Sowjetunion sogen Rudolf und Klaus jeglichen Rock ’n’ Roll auf, an den sie in ihrem Heimatland, das damals schon offiziell Bundesrepublik Deutschland hieß und im Ausland West Germany genannt wurde, herankamen. Eine wichtige Rolle spielten dabei amerikanische GIs, die damals in großer Zahl als Bollwerk gegen den Ostblock in der BRD stationiert waren. „Ich bin in der alten Zeit aufgewachsen“, erklärt Rudolf. „Das heißt, es drehte sich bei mir um Elvis Presley, Little Richard, Buddy Holly, Eddie Cochran und all diese Leute. Aber dann kamen natürlich die Beatles und die Rolling Stones – und mit ihnen dieser Kontrast zwischen Schwarz und Weiß. Die Beatles waren die Guten und die Stones die Bad Boys. Mir gefielen auch die Pretty Things sehr. Und natürlich die Kinks und die Yardbirds. Das waren so meine Einflüsse, die Bands, die mich inspirierten. Schon als ich ein Fan von Elvis Presley war, wollte ich Musik machen, aber irgendwie spielte ich auch Fußball und realisierte, wie schwierig es war, aus einer Gitarre Musik herauszuholen. Also blieb sie vorerst in der Ecke stehen, bis dann schließlich die Beatles und die Rolling Stones kamen. Der Zeitpunkt, an dem ich anfing, mir wirklich Mühe zu geben, ein guter Gitarrist zu werden, war gekommen, als ich mir diese fünf Typen vorstellte, wie sie um die Welt reisten und Musik für ihre Freunde machten. In meiner naiven Denkweise – und da war es gut, naiv zu sein – führte das dazu, dass ich versuchte, die Scorpions zu formieren und die richtigen Leute dafür zu finden, Musiker, mit denen ich mich auch gut anfreunden konnte. Das war mir nämlich ebenfalls sehr wichtig, und diese Philosophie ist auch der Grund dafür, dass wir immer noch zusammen sind. Der Ausgangspunkt ist Freundschaft, dazu kommt die Freude daran, zu einer Gang zu gehören und auf der Suche nach Abenteuern um die Welt zu reisen – und nicht, darauf zu schielen, wie man am meisten Geld verdienen kann. Und weil wir uns nicht aufs Geld konzentrierten, sondern auf das Abenteuer, reisten wir später so viel und besuchten Orte, an denen vor uns noch niemand gespielt hatte. Das ist der Grund, warum es uns nach Russland, Manaus im Dschungel, den Regenwald und an die Pyramiden vor Kairo verschlug. Weil wir es genießen wollten. Weil wir echt auf Tour gehen und uns an der Musik und unseren Fans erfreuen wollten. Ich glaube, das legte den Grundstein für alles: dass ich so naiv war, mir vorzustellen, mit vier oder fünf Freunden die Welt zu bereisen. Diese Denkweise floss von Anfang an in die Scorpions ein, und das ist auch der Grund, warum die Band zusammengeblieben ist.“ „Die Scorpions waren am Anfang“, fährt Rudolf fort, „also schon von 1965 an, sehr auf das Gitarrenspiel fokussiert, vor allem aber auf die Leadgitarre. Der erste Gitarrist, den wir zusätzlich zu mir hatten, war schon ein sehr guter Leadgitarrist, und mein Bruder, der sich der Band anschloss, sollte sehr erfolgreich werden. Uli Jon Roth war ein sehr bekannter Gitarrist – zumindest wurde er sehr bekannt. Deshalb behaupteten wir immer, dass wir die kontinentaleuropäischen Yardbirds wären. Irgendwie hatten wir bei den Scorpions immer Gitarristen, die später ihre eigene Karriere machten, weil sie einfach so gut waren und viele andere junge Bands beeinflussten.“ Es ist schon ziemlich unfassbar, dass Rudolf berichtet, er habe bereits ab 1965 den Namen The Scorpions verwendet. Es ist eine offensichtliche Anspielung auf die Beatles [wird im Englischen wie „the Beetles“ – die Käfer – ausgesprochen; Anm. d. Red.], genauso wie Alice Cooper und Dennis Dunaway ihre Gruppe The Earwigs [„die Ohrwürmer“] und dann The Spiders nannten. So viel Gekrabbel! Jedoch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Rudolf eher an härteren Bands als den Beatles Gefallen fand. Wenn auch alle anderen von den „Fab Four“ angetan waren, so traf das auf Schenker weniger zu. Andere Argumente für den Namen waren, dass seine deutsche Übersetzung der englischen Version sehr ähnlich war sowie dass der Stachel des Skorpions der Nadel auf einem Schallplattenspieler glich. Daneben spielte auch eine Rolle, dass viele Leute das Sternzeichen Skorpion trugen und dass der Name mit einem „S“ anfing – wie in Schenker und im Namen seiner Geburtsstadt Schwetzingen. „‚Hippy Hippy Shake‘, kennst du das? Von den Swinging Blue Jeans?“, antwortet Rudolf auf meine Frage, wie seine frühesten Erfahrungen mit dem Thema Rock, in welcher Form auch immer, ausgesehen haben. „‚Hippy Hippy Shake‘ [Er beginnt zu singen], aber auch ‚House Of The Rising Sun‘ von Eric Burdon. Oder etwas später dann ‚Rainin’ In My Heart‘ von den Pretty Things und ‚Don’t Bring Me Down‘ von den Animals. Vielleicht auch ‚Empty Heart‘ von den Stones. Was war damals noch neu? Also, ich war kein großer Beatles-Fan, die hörte ich mir nicht so oft an. Aber die Stones waren dafür schon stark in unserem Repertoire verankert. Was wir hier in Deutschland hatten, das war für uns junge Typen schrecklich. Die USA hatten da schon mehr zu bieten, etwa Coca-Cola, Elvis Presley und Kaugummi – das war unser Lebensgefühl. Das waren für uns die Dinge, die Lebensfreude repräsentierten. Alles andere, das typisch Deutsche … Pünktlichkeit, Arbeitseifer, du weißt schon, die klassischen deutschen Tugenden eben. Mach dich nicht lustig darüber. Hier muss man pünktlich sein und schwer arbeiten. Du arbeitest, bis du fünfundsechzig bist, und dann sparst du trotzdem weiter. Das war genau das, was wir nicht wollten. Klaus auch nicht. Er spielte in einer anderen Band, die hieß Mushrooms. Ich war bei den Scorpions, und beide sagten wir uns, dass wir nicht diesen Weg beschreiten wollten. Wir wollten Abenteuer erleben und etwas aus unserem Leben machen. Ich nannte dies die dritte Dimension. Das hatten wir irgendwo aufgeschnappt. Es gab eine Möglichkeit, wie wir das Leben genießen und andere Menschen glücklich machen konnten – und das war die treibende Kraft hinter unserer Karriere.“ „Das waren zweifellos zwei Bands, nämlich Black Sabbath und Led Zeppelin“, antwortet Rudolf auf die Frage, wer ihn dazu inspirierte, mit der Band mehr in Richtung Hardrock zu gehen. „Schon die Yardbirds gingen in diese Richtung. Das hatte mit Jimmy Page und Jeff Beck zu tun. Wer war noch bei denen? Genau, Eric Clapton. Also, auch die Yardbirds waren eine sehr wichtige Band für uns. ‚For Your Love‘ etwa, ganz großartig. Einer der Gründe, warum die Scorpions die deutschen Yardbirds waren, war ja auch, dass wir mit Uli Jon Roth, Michael und Rudolf Schenker sehr gitarrenlastig waren.“ Auch Deep Purple gehörten zu den unmittelbaren Vorbildern, die maßgeblich beeinflussten, was Rudolf mit seiner eigenen Gruppe vorhatte. „Sie hatten die richtigen Songs. Ich sah sie zum ersten Mal – es war vielleicht ’68 oder ’69, ich weiß nicht – und mir fiel als Erstes auf, wie laut sie spielten. Ritchie Blackmore, das war ein richtig, richtig guter Gitarrist. Und die Kombination mit den Keyboards … Ich bin der Meinung, dass das eine organische Rockband war. Musik in seiner effektivsten Form – ihre Power, ihr ganzes Auftreten, alles drum und dran. Natürlich, ‚Child In Time‘ – und ‚Smoke On The Water‘ – war für Deutschland der Bringer. Das ist der Grund, warum auch wir schon vom ersten Album an immer zwei Seiten hatten: einerseits Balladen und andererseits unsere Rock-Seite. Das war bei Deep Purple nicht anders, weil Ian Gillan der perfekte Typ war, um einen Song wie ‚Child In Time‘ zu singen. Ich glaube, diese ganze Mischung – die richtigen Songs, die Art, wie sie ihre Songs performten –, das alles war perfekt für den deutschen Markt geeignet.“ Aber zuerst standen bei den Jungs noch die Beat-Bands hoch im Kurs. Rudolf gründete „The Scorpions“ 1965 in...