Ponn / Hutterer / Braun Methoden der integrierten Produktentwicklung
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-446-48073-5
Verlag: Hanser, Carl
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Leitfaden für die Praxis
E-Book, Deutsch, 350 Seiten
ISBN: 978-3-446-48073-5
Verlag: Hanser, Carl
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Dr.-Ing. Josef Ponn studierte Maschinenbau an der Technischen Universität München und promovierte dort 2007 im Bereich der methodischen Produktentwicklung. Seitdem ist er bei der HILTI Entwicklungsgesellschaft mbH tätig. Als Methodeningenieur trug er durch den situativen und praxisorientierten Einsatz von Entwicklungsmethoden zum Erfolg zahlreicher Projekte bei. Als Projektleiter verantwortete er die Implementierung von modularen Antriebsplattformen in die Serienproduktion. Seine aktuelle Aufgabe liegt im Bereich Portfolio Cost Controlling für die Elektroantriebe bei HILTI. Zudem ist er seit mehreren Jahren als Dozent am Lehrstuhl für Produktentwicklung und Leichtbau der Technischen Universität München tätig.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;7
2;Vorwort;15
3;Über die Autoren;19
4;1 Einführung;23
4.1;1.1 Worum geht es in diesem Buch?;23
4.1.1;1.1.1 Kerninhalt des Buches: Praktische Methoden für die erfolgreiche Produktentwicklung;24
4.1.2;1.1.2 Warum haben wir uns für die ausgewählten Methoden entschieden?;26
4.2;1.2 Wie vermitteln wir Methoden?;28
4.2.1;1.2.1 Was bringt Methodik? Erfolgreiche Produkte!;28
4.2.2;1.2.2 Aufbau der Kapitel dieses Buches;31
4.2.3;1.2.3 Der Methodensteckbrief;32
4.3;1.3 Wie können Sie mit diesem Buch arbeiten?;33
4.3.1;1.3.1 Reflektieren Sie Ihre eigene Methodik!;34
4.3.2;1.3.2 Probieren Sie es einfach einmal aus!;34
4.4;1.4 Fazit;35
5;2 Leitgedanken für erfolgreiches Entwickeln und Konstruieren;37
5.1;2.1 Ein kurzer Ausflug in das Denken von Entwicklern und Konstrukteuren;38
5.1.1;2.1.1 Das unbewusste, intuitive Denken;38
5.1.2;2.1.2 Das bewusste Denken nach einem planmäßigen Vorgehen;40
5.1.3;2.1.3 Denken vs. Methodik;41
5.1.4;2.1.4 Der Trick: Externe Methoden als eigene Vorgehensmuster verinnerlichen;42
5.2;2.2 Methoden basieren auf Modellen;43
5.3;2.3 Die drei Produktmodelle der Entwicklungs- und Konstruktionsmethodik;44
5.3.1;2.3.1 Das Produktmodell „Gestalt“: Wie sieht das Produkt aus und woraus besteht es?;45
5.3.2;2.3.2 Das Produktmodell „Prinzip“: Wie arbeitet das Produkt? Wie funktioniert es?;46
5.3.3;2.3.3 Das Produktmodell „Funktion“: Was tut das Produkt?;48
5.4;2.4 Das Kegelmodell zur Darstellung des Lösungsraumes;49
5.4.1;2.4.1 Die Entwicklungsebenen im Kegelmodell;49
5.4.2;2.4.2 Die Elemente innerhalb der Entwicklungsebenen;50
5.4.3;2.4.3 Das ganze Kegelmodell;51
5.5;2.5 Vorgehen identifizieren und darstellen im Kegelmodell;52
5.5.1;2.5.1 Elementare Vorgehensweisen;52
5.5.2;2.5.2 Der Entwicklungszyklus;55
5.6;2.6 Das Vorgehen übersichtlich und nachvollziehbar darstellen;59
5.6.1;2.6.1 Vorgehen darstellen im Kegelmodell und der Methodenkarte;59
5.6.2;2.6.2 Methodenablauf darstellen im Methodennavigator;60
5.7;2.7 Die Entwicklungs- und Konstruktionsstrategien;61
6;3 Ideen für neue Produkte finden;63
6.1;3.1 Ziel des Kapitels;63
6.2;3.2 Motivationsbeispiel: Neue Produkte für die Bahn;64
6.3;3.3 Methoden: Ideen für neue Produkte finden;66
6.3.1;3.3.1 Ideenraum öffnen mit einer Suchfeldanalyse;66
6.3.2;3.3.2 Situation oder Problem analysieren mit einem Ursache-Wirkungs-Diagramm;69
6.3.3;3.3.3 Neue Ideen finden und mit dem Ideenblatt dokumentieren;72
6.3.4;3.3.4 Ideen bewerten und auswählen mit einem Portfolio;76
6.4;3.4 Methodensteckbrief: Ideen für neue Produkte finden;80
6.5;3.5 Fazit;81
7;4 Anforderungen klären;83
7.1;4.1 Ziel des Kapitels;83
7.2;4.2 Motivationsbeispiel: Anforderungen an einen Werkzeugkoffer;84
7.3;4.3 Bedeutung der Anforderungsklärung;87
7.4;4.4 Methoden: Anforderungen klären;90
7.4.1;4.4.1 Schritt 1: Anforderungen erheben;91
7.4.2;4.4.2 Schritt 2: Anforderungen dokumentieren;93
7.4.3;4.4.3 Schritt 3: Anforderungen analysieren;96
7.5;4.5 Anwendungsbeispiel: Anforderungsklärung für einen Akkuschrauber;99
7.5.1;4.5.1 Schritt 1: Anforderungen erheben;100
7.5.2;4.5.2 Schritt 2: Anforderungen dokumentieren;103
7.5.3;4.5.3 Schritt 3: Anforderungen analysieren;103
7.5.4;4.5.4 Fazit aus dem Beispiel;105
7.6;4.6 Methodensteckbrief: Anforderungen klären;106
7.7;4.7 Fazit und Ausblick;107
8;5 Lösungen entwickeln durch Funktionssynthese;109
8.1;5.1 Ziel des Kapitels;109
8.2;5.2 Motivationsbeispiel: Tischkreissäge;109
8.3;5.3 Was muss ich bei einer Funktionsbetrachtung beachten?;112
8.3.1;5.3.1 Welche Idee steckt hinter der Funktionsbeschreibung?;112
8.3.2;5.3.2 Wie beschreibe ich Funktionen?;113
8.4;5.4 Methode: Funktionssynthese;115
8.5;5.5 Anwendungsbeispiel: Ansetzmaschine;120
8.5.1;5.5.1 Worum geht es bei diesem Beispiel?;120
8.5.2;5.5.2 Was waren die Herausforderungen bei der Entwicklung des Ansetzmaschinenantriebs?;121
8.5.3;5.5.3 Systematische Entwicklung des Antriebs der neuen Universalmaschine mittels Funktionsbetrachtungen;123
8.5.4;5.5.4 Fazit;134
8.6;5.6 Methodensteckbrief: Funktionssynthese;135
9;6 Vorhandene Lösungen verbessern durch Variation des Prinzips;137
9.1;6.1 Ziel des Kapitels;137
9.2;6.2 Motivationsbeispiel: Sitze im Cockpit einer Segeljolle;137
9.3;6.3 Was müssen Sie beachten, wenn Sie die Methode „Variation des Prinzips“ anwenden wollen?;139
9.3.1;6.3.1 Wann können Sie die Methode anwenden?;140
9.3.2;6.3.2 Warum lohnt es sich, mit „Prinzipen“ zu arbeiten?;140
9.3.3;6.3.3 Warum sollten Sie die Prinzipe „variieren“?;141
9.4;6.4 Merkmale von Prinzipen – das Herz der Variationsmethode;142
9.5;6.5 Methode: Variation des Prinzips;148
9.5.1;6.5.1 Was brauchen Sie zu Beginn, bevor Sie mit dem Variieren beginnen?;148
9.5.2;6.5.2 Wie gehen Sie beim Variieren vor?;148
9.5.3;6.5.3 Was kommt beim Variieren eines Prinzips heraus?;153
9.5.4;6.5.4 Erkenntnisse für das Variieren des Prinzips;153
9.6;6.6 Anwendungsbeispiel: Der XYZ-Versteller;153
9.6.1;6.6.1 Die Entwicklungsaufgabe;153
9.6.2;6.6.2 Die Bezugslösung;154
9.6.3;6.6.3 Die Anforderungsliste;155
9.6.4;6.6.4 Das Vorgehen beim Entwickeln der neuen Lösung;156
9.6.5;6.6.5 Die endgültige Lösung;159
9.6.6;6.6.6 Fazit;161
9.7;6.7 Methodensteckbrief: Variation des Prinzips;162
10;7 Vorhandene Lösungen verbessern durch Variation der Gestalt;165
10.1;7.1 Ziel des Kapitels;165
10.2;7.2 Was heißt eigentlich Gestalten?;166
10.3;7.3 Motivationsbeispiel: Der etwas andere Klemmring – eine Anordnungsvariation;167
10.4;7.4 Methode: Gestalt bewusst variieren mit Gestaltmerkmalen;170
10.4.1;7.4.1 Wichtige Merkmale beim Variieren der Gestalt;170
10.4.2;7.4.2 Beispiele für Merkmale in Bild 7.6 beim Variieren der Gestalt;172
10.4.3;7.4.3 Wichtige Merkmale beim Variieren der Bauweise;176
10.4.4;7.4.4 Beispiele für die Anwendung der Merkmale beim Variieren der Bauweise;178
10.5;7.5 Anwendungsbeispiel: Variation bei einer Wellenkupplung;182
10.6;7.6 Weitere Gestaltvariationen im Bereich Fertigung und Montage;188
10.7;7.7 Methodensteckbrief: Variation der Gestalt;189
10.8;7.8 Fazit;190
10.8.1;7.8.1 Was haben Sie in diesem Kapitel erfahren?;190
10.8.2;7.8.2 Welche Gestaltmerkmale sind gezeigt worden?;190
10.8.3;7.8.3 Wie wählt man aus der Variationsvielfalt aus?;191
11;8 Neue Lösungen finden mit Lösungssammlungen;193
11.1;8.1 Ziel des Kapitels;193
11.2;8.2 Motivationsbeispiel: Korkenzieher mit Impulsantrieb;193
11.2.1;8.2.1 Die Aufgabenstellung: Entwicklung eines innovativen Korkenziehers;193
11.2.2;8.2.2 Die Ausgangssituation: Konventioneller Korkenzieher;194
11.2.3;8.2.3 Die neue Lösung: Korkenzieher mit Impulsantrieb;195
11.2.4;8.2.4 Wie kam der Konstrukteur auf die neue Lösung?;195
11.3;8.3 Nicht verwechseln: Produktkataloge vs. Lösungssammlungen;196
11.4;8.4 Die pfiffige Idee hinter den Lösungssammlungen;197
11.5;8.5 Wozu sind Lösungssammlungen gut?;198
11.6;8.6 Methode: Neue Lösungen finden mit Lösungssammlungen;199
11.6.1;8.6.1 Bei welchen Fragestellungen kann die Methode helfen?;199
11.6.2;8.6.2 Ausgangssituation: Was brauchen Sie, um die Methode anwenden zu können?;200
11.6.3;8.6.3 Wie wende ich die Methode an?;200
11.6.4;8.6.4 Was erhalten Sie aus einer Recherche in Lösungssammlungen?;203
11.7;8.7 Und wenn es keine Lösungssammlungen gibt? Wie helfen Sie sich selbst?;204
11.8;8.8 Die Gretchenfrage: Wo finden Sie Lösungssammlungen?;205
11.9;8.9 Anwendungsbeispiel: Tragarm für OP-Leuchten;208
11.9.1;8.9.1 Ausgangssituation;208
11.9.2;8.9.2 Die Entwicklung des neuen Gelenks;210
11.9.3;8.9.3 Die neue Lösung – das Glockenkurvengelenk;213
11.9.4;8.9.4 Fazit;215
11.10;8.10 Methodensteckbrief: Lösungssammlungen;216
12;9 Konzepte entwickeln mit dem Morphologischen Kasten;219
12.1;9.1 Ziel des Kapitels;219
12.2;9.2 Motivationsbeispiel: Entwicklung eines innovativen Nussknackers;220
12.3;9.3 Herausforderungen bei der Entwicklung von Konzepten;222
12.4;9.4 Methode: Morphologischer Kasten;224
12.4.1;9.4.1 Grundsätzliches zur Methode;224
12.4.2;9.4.2 Vorgehen bei der Anwendung;225
12.4.3;9.4.3 Tipps für die praktische Anwendung;231
12.5;9.5 Anwendungsbeispiel: Konzeptentwicklung für einen elektrischen Trennschleifer;232
12.6;9.6 Methodensteckbrief: Morphologischer Kasten;238
12.7;9.7 Fazit und Ausblick;239
13;10 Eigenschaften von Lösungen ermitteln mit Orientierenden Versuchen;243
13.1;10.1 Ziel des Kapitels;243
13.2;10.2 Motivationsbeispiel: Entwicklung einer Wellenkupplung;243
13.3;10.3 Ziel der methodischen Vorgehensweise;245
13.4;10.4 Methode: Orientierender Versuch;246
13.5;10.5 Anwendungsbeispiel: Kite Spreaderbar – ein Gurt für den Wassersport;251
13.6;10.6 Methodensteckbrief: Orientierender Versuch;257
13.7;10.7 Vorteile und Grenzen der Methode;258
14;11 Lösungen bewerten und auswählen mittels Konzeptvergleich;261
14.1;11.1 Ziel des Kapitels;261
14.2;11.2 Motivationsbeispiel: Vergleich von handelsüblichen Saftpressen;261
14.3;11.3 Ziel der methodischen Vorgehensweise;264
14.4;11.4 Methode: Konzeptvergleich;265
14.5;11.5 Anwendungsbeispiel: Hinterradführung eines Motorrades;269
14.6;11.6 Methodensteckbrief: Konzeptvergleich;275
14.7;11.7 Vorteile und Grenzen der Methode;276
15;12 Technische Risiken bewerten mit FMEA light;279
15.1;12.1 Ziel des Kapitels;279
15.2;12.2 Motivationsbeispiel: Neue Saftpresse mit leistungsstärkerem Motor;280
15.3;12.3 Bedeutung der Absicherung der technischen Entwicklungsziele;282
15.3.1;12.3.1 Definition und Arten von Risiken;282
15.3.2;12.3.2 Maßnahmen zur Bewertung technischer Risiken;283
15.4;12.4 Methode: FMEA;285
15.4.1;12.4.1 Arten und Anwendungsbereiche;285
15.4.2;12.4.2 Vorgehen bei der FMEA light;286
15.4.3;12.4.3 Tipps zur Anwendung der FMEA light in der Praxis;294
15.5;12.5 Anwendungsbeispiel: FMEA light für ein Applikationssystem für chemische Dübel;295
15.6;12.6 Methodensteckbrief: FMEA light;301
15.7;12.7 Fazit und Ausblick;302
16;13 Kostengünstig konstruieren;305
16.1;13.1 Zielsetzung: Umdenken;305
16.2;13.2 Motivationsbeispiel: Schweißen statt Gießen;305
16.3;13.3 Wie entstehen Kosten? Wer ist verantwortlich?;306
16.4;13.4 Methode: Regeln und Tricks für das kostengünstige Konstruieren;308
16.4.1;13.4.1 Ein Überblick der Regeln;309
16.4.2;13.4.2 Wie verändern sich die Herstellungskosten mit der Baugröße?;309
16.4.3;13.4.3 Wie verändern sich die Herstellungskosten mit der Losgröße bzw. Stückzahl?;311
16.5;13.5 Lebenslaufkosten;313
16.6;13.6 Wann wird das Konstruieren selbst zu teuer?;314
16.7;13.7 Anwendungsbeispiel: Betonmischer;316
16.8;13.8 Die Kosten des Kunden senken;324
16.9;13.9 Methodensteckbrief: Kostengünstig Konstruieren;326
16.10;13.10 Fazit zum Kostensenken;327
17;14 Einsichten und Aussichten;331
17.1;14.1 Natürliches Denken und Methodik;331
17.2;14.2 Nützliche Strategien für die Entwicklungsarbeit;334
17.2.1;14.2.1 Strategie #1: Kritisches Hinterfragen von Anforderungen;335
17.2.2;14.2.2 Strategie #2: Denken in Alternativen;336
17.2.3;14.2.3 Strategie #3: Frühes und regelmäßiges Prototyping;336
17.2.4;14.2.4 Strategie #4: Abstraktion und konzeptionelles Denken;337
17.2.5;14.2.5 Strategie #5: Zerlegung des Problems;338
17.2.6;14.2.6 Strategie #6: Bildhaftes Denken;339
17.2.7;14.2.7 Strategie #7: Kommunizieren mit Bildern;340
17.2.8;14.2.8 Strategie #8: Bewusster Wechsel der Perspektive;341
17.2.9;14.2.9 Strategie #9: Kombination aus Erfahrung und Methodik;343
17.3;14.3 Das Beste aus beiden Welten – natürliches Denken und Methodik;344
18;15 Index;347
| 1 | Einführung |
Wir freuen uns, Sie als Leser dieses Buches begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Ziel und Zweck dieses Kapitels ist es, Ihnen gleich zu Beginn Antworten auf drei wesentliche Fragen zu geben. Für den eiligen Leser liefern wir die Kurzfassung der Antworten gleich mit.
Worum geht es in diesem Buch?
Sie erleben die Anwendung praktischer Methoden für die Entwicklung erfolgreicher Produkte, die wir selbst vielfach eingesetzt haben.
Wie vermitteln wir Methoden?
Viele anschauliche Produkt- und Praxisbeispiele machen die Methodenanwendung greifbar. Durch eine klare Kapitelstruktur und eine einheitliche Methodenbeschreibung finden Sie sich schnell im Buch zurecht.
Wie können Sie mit diesem Buch arbeiten?
Sie können gezielt auf die für Sie relevanten Inhalte zugreifen und die hier vorgestellten Methoden nahtlos in Ihre eigene Arbeitsmethodik einbauen.
| 1.1 | Worum geht es in diesem Buch? |
Mit diesem Buch wollen wir Ihnen praktische Methoden an die Hand geben, um Sie bei der systematischen Entwicklung erfolgreicher Produkte zu unterstützen. Dies kann sowohl eine bahnbrechende neue Produktidee sein als auch die Weiterentwicklung einer bestehenden Idee. Erfolgreich ist das Produkt meist dann, wenn es die Kundinnen und Kunden überzeugt und bei dessen Benutzung begeistert.
Dass ein langjährig etabliertes Produkt deutlich besser gestaltet werden kann, zeigen wir Ihnen am Beispiel eines Christbaumständers. Bislang wurden die Bäume über ein Schraubprinzip von mehreren Seiten in einem Ständer fixiert (Bild 1.1 links). Nachteilig daran war allerdings, dass man alle drei Schrauben eindrehen und zugleich den Baum in senkrechter Position halten musste. Ein Christbaumständer mit der sogenannten Rundum-Einseil-Technik ist deutlich leichter zu bedienen, da lediglich mit einem Fußpedal alle fünf Fixierungen gleichzeitig mit gleichem Druck an den Baumstamm angelegt werden, während man beide Hände frei hat, um den Baum in seiner Position zu halten (Bild 1.1 rechts). Heute sind über 90 % aller im Markt angebotenen Christbaumständer mit dieser Seiltechnik ausgestattet.
Bild 1.1 Zwei Konzepte für Christbaumständer – welches davon ist das erfolgreichere? (Bild rechts: © Krinner GmbH)
| 1.1.1 | Kerninhalt des Buches: Praktische Methoden für die erfolgreiche Produktentwicklung |
Wir präsentieren Ihnen keine theoretische Abhandlung über Methoden, keine umfassende Methodensammlung, keinen großen Methodenbaukasten, bei dem Sie die Qual der Wahl haben, welche Methode Sie aus der Vielzahl an Möglichkeiten am besten auswählen. In Kapitel 3 bis Kapitel 13 beschreiben wir zentrale Aufgaben- und Problemstellungen im Entwicklungsprozess und stellen Ihnen praktische Arbeitsmethoden vor, um diese erfolgreich zu lösen.
Wir fokussieren uns bewusst auf ausgewählte Methoden, die wir selbst vielfach angewandt und erfolgreich praktiziert haben.
Bild 1.2 gibt Ihnen einen Überblick über die Kapitel und die zugehörigen Methoden, die entlang des Entwicklungszyklus angeordnet sind, der uns in diesem Buch als Leitmodell dient. Der Zyklus enthält die vier Schritte „Ziele festlegen“, „Lösungen erarbeiten“, „Eigenschaften ermitteln“ sowie „Status beurteilen“. Die Details zum Entwicklungszyklus, der in der Mitte von Bild 1.2 als Kreis mit drei farbigen Sektoren dargestellt ist, erläutern wir in Kapitel 2. Dem Thema „Kostengünstig konstruieren“ (Kapitel 13) kommt dabei ein besonderer Stellenwert zu, weil hier der komplette Durchlauf einer Entwicklung – mit Fokus auf die Optimierung der Produktkosten – beschrieben wird.
Bild 1.2 Übersicht über die Kapitel und die zugehörigen Methoden
Um Ihnen ein Gefühl dafür zu geben, mit welcher Art von Methoden Sie es zu tun haben, stellen wir vier konkrete Beispiele vor und gehen auch kurz auf die Wirkungsweise der Methoden ein (Bild 1.3):
Der Produktsteckbrief enthält eine systematische Sammlung von Anforderungskategorien. Er wird bei der Klärung von Produktanforderungen eingesetzt (siehe Kapitel 4), die zum Schritt „Ziele festlegen“ im Entwicklungszyklus gehören. Der Produktsteckbrief unterstützt mit seinem Checklistencharakter dabei, dass keine wichtigen Anforderungen vergessen werden.
Mit der Methode Systematische Variation entwickeln Sie im Schritt „Lösungen erarbeiten“ zielgerichtet alternative Lösungen für Ihr Problem (siehe Kapitel 6 zur Systematischen Variation des Prinzips und Kapitel 7 zur Systematischen Variation der Gestalt). Als Unterstützung dienen Ihnen dabei entsprechende Merkmalskataloge. Die Lösungen werden typischerweise in Form von Skizzen dokumentiert. Das „bildhafte Denken“ spielt hier eine zentrale Rolle.
Lösungssammlungen stellen Übersichten von abstrahierten Lösungen dar, in denen grundsätzliche Lösungsvorschläge wie Effekte, Prinzipe oder Gestaltentwürfe dargestellt sind. Sie dienen als Informations- und Wissensquellen für die Lösungssuche (im Schritt „Lösungen erarbeiten“). Lösungssammlungen regen die Kreativität der Entwickler an und helfen auf diese Weise, den Lösungsraum zu erweitern (siehe Kapitel 8).
Ein Konzeptvergleich (siehe Kapitel 11) ermöglicht schließlich eine transparente Gegenüberstellung von Lösungsalternativen und deren Eigenschaften und unterstützt somit eine faktenbasierte Bewertung und Entscheidung im Team (Schritte „Eigenschaften ermitteln“ und „Status beurteilen“ im Entwicklungszyklus).
Bild 1.3 Konkrete Beispiele für Methoden in diesem Buch (Abbildung im Konzeptvergleich © BMW AG, München, Deutschland)
| 1.1.2 | Warum haben wir uns für die ausgewählten Methoden entschieden? |
Wir wollen Sie zur Methodenanwendung ermutigen, nein, Sie sogar dafür begeistern. Viele der vorgestellten Methoden können sowohl in der individuellen Entwicklungsarbeit als auch im Team angewendet werden. In Bild 1.4 zeigen wir Ihnen, wie wir bei der Auswahl vorgegangen sind. Bei der Bewertung von Methoden spielen unserer Erfahrung nach die Kriterien Komplexität und Wirksamkeit eine große Rolle. Das zeigen wir exemplarisch anhand der Methode FMEA light aus Kapitel 12. Die Überlegungen zur Methodenauswahl gelten aber auch analog für die anderen Kapitel und Methoden.
Bild 1.4 Methodenauswahl – eine ausgewogene Mischung aus Komplexität und Wirksamkeit
Ganz links im Spektrum sind die Vorgehensweisen der Kategorie „geringe Komplexität“ zu finden. Diese sind in der Praxis recht verbreitet, weil sie pragmatisch und intuitiv anwendbar sind. Dabei kann es sich um strukturierte Gruppendiskussionen handeln, unter Umständen auch moderiert, um eine Thematik im Team abzuhandeln und einigermaßen strukturiert zu einem guten Ergebnis zu kommen. Dabei werden nicht zwingend Methoden der Produktentwicklung angewandt, allenfalls Methoden und Hilfsmittel der Moderation (wie das Sammeln von Kärtchen an Pinnwänden und die Priorisierung von Themen mittels Kleben von Punkten). Ein Brainstorming nach Lehrbuch folgt gewissen Regeln, um die Kreativität im Team gezielt anzuregen. Ein Brainstorming in der Praxis ist oftmals lediglich mehr oder weniger eine Diskussion in der Gruppe, ohne dass dabei explizit Methoden zum Einsatz kommen.
Ganz rechts im Spektrum befinden sich die Ansätze der Kategorie „hohe Komplexität“. Diese bedingen oft eine gewisse Formalität (Nomenklaturen oder Regeln für die Modellierung von Systemzusammenhängen) und einen erhöhten Qualifizierungsbedarf der Anwender (Schulungen, Spezialsoftware etc.). Die volle Wirksamkeit entfaltet sich gegebenenfalls erst nach einigen Anläufen. Häufig geschieht die Anwendung der Methoden unter Einbindung von Spezialisten und professionellen Anwendern der Methode (Moderatoren, Beratern...




