Polleit | Vom intelligenten Investieren | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Polleit Vom intelligenten Investieren

Zeitlose Prinzipien für erfolgreiche Investments
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96092-242-1
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Zeitlose Prinzipien für erfolgreiche Investments

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-96092-242-1
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Gibt es zeitlose Prinzipien für erfolgreiches Investieren? Thorsten Polleit - international erfahrener Ökonom und Universitätslehrer - sagt: Ja, es gibt sie! Wer sie verinnerlicht und konsequent anwendet, vermeidet unnötige Fehler und hat eine gute Ausgangsposition, um erfolgreich investieren zu können. Thorsten Polleit empfiehlt, von den besten Investoren zu lernen - von den Investoren, die über lange Zeit hohe Renditen auf das eingesetzte Kapital erzielt haben und dabei umsichtig mit den Risiken des Investierens umgegangen sind. Zu ihnen zählen Namen wie zum Beispiel Benjamin Graham, Warren E. Buffett, Charles T. Munger und Philip A. Fisher. In Vom intelligenten Investieren findet der Leser die wichtigsten Prinzipien für intelligentes Investieren - zusammengestellt in einer komprimierten, verständlichen und gut lesbaren Form. Zudem zeigt er, warum das, was die Finanzindustrie ihm üblicherweise empfiehlt,nicht den erhofften Investmenterfolg bringen kann.

Thorsten Polleit ist seit April 2012 Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH. Zuvor war er 12 Jahre als Ökonom im internationalen Investment-Banking in London, Amsterdam und Frankfurt tätig. Seit 2003 ist Thorsten Polleit Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance, Frankfurt. Er ist zudem Adjunct Scholar am Ludwig von Mises Institute, Auburn, Alabama, USA. Seit Oktober 2012 ist Thorsten Polleit Präsident des Ludwig von Mises Institut Deutschland. Die private Website von Thorsten Polleit ist: www.thorsten-polleit.com
Polleit Vom intelligenten Investieren jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


11. KAPITEL


Liquidität ist kein Muss


»Of the maxims of orthodox finance none, surely, is more anti-social than the fetish of liquidity, the doctrine ofthat it is a positive virtue on the part of investment institutions to concentrate their resources upon the holding of ›liquid‹ securities. It forgets that there is no such thing as liquidity of investment for the community as a whole.«

JOHN MAYNARD KEYNES

In der griechischen Mythologie ist eine Sirene ein weibliches Fabelwesen, das durch seinen betörenden Gesang - den Sirenengesang -, aber auch durch seine Fähigkeit, alles auf Erden Geschehende offenbaren zu können, vorbeifahrende Schiffsleute anlockt, um sie dann zu töten. Auch Odysseus begegnete auf seiner Irrfahrt den Sirenen. Auch in der Finanzmarktbranche gibt es einen sirenenähnlichen Lockgesang, der so manchen Investor betört und ihm - wenn auch glücklicherweise nicht das Leben kostet - eine unbefriedigende Investitionsrendite beschert. Dieser Lockgesang heißt: Liquidität.

Wir alle möchten »liquide« sein, wollen uns jederzeit das kaufen können, was wir zu kaufen wünschen, und jederzeit unsere Rechnungen vollumfänglich bezahlen können. So gesehen ist hohe Liquidität »gut«, geringe Liquidität »schlecht«. Aber auch viele private und professionelle Investoren bevorzugen es, liquide zu sein. Beispielsweise in angespannten Marktphasen: Wer dann liquide ist, kann meist sehr günstig an gute Unternehmensaktien kommen und dadurch seine Investitionsrendite erhöhen.

Aber auch in normalen Marktphasen ist vielen Investoren die Liquidität ihrer Investments sehr wichtig. Wenn beispielsweise eine Aktie wider Erwarten nicht gut läuft, will man sie rasch und problemlos zum Marktpreis verkaufen können. Ist eine Aktie liquide, kann man auch eine Investment-Position in ihr rasch und ohne großen Preisauftrieb aufbauen. So gesehen lässt sich die von vielen Investoren gewünschte, nicht selten sogar als unverzichtbar angesehene Liquidität so beschreiben:

Eine Aktie ist liquide, wenn der Investor sie jederzeit kaufen und verkaufen kann - und zwar auch in großen Stückzahlen - ohne, dass dadurch der Marktpreis der Aktie nennenswert beeinflusst wird.

Entsprechend ist eine Aktie wenig liquide, wenn sie nicht jederzeit in der vom Investor gewünschten Anzahl ge- oder verkauft werden kann, beziehungsweise wenn schon relativ kleine Kauf- und Verkaufsbeträge zu starken Börsenkursausschlägen nach oben und unten führen.

Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Liquidität nicht per se gegeben ist, sondern von den vorherrschenden »Umständen« abhängt. In Bullenmärkten beispielsweise, in denen die Euphorie groß ist, steigt die Liquidität. Nicht nur Börsenumsätze der etablierten Blue-Chips-Aktien steigen, auch Aktien mit einer relativ geringen Marktkapitalisierung (Nebenwerte) werden zusehends liquider. Anders in Bärenmärkten: Die Liquidität nimmt ab, für Blue-Chips-Aktien und meist verstärkt auch für Nebenwerte.

Hört und liest man die Kommentare vieler Börsianer, könnte man den Eindruck gewinnen, eine hohe Liquidität einer Aktie sei ein wichtiger, ja ein entscheidender Faktor für den Investitionserfolg. Doch ist das wirklich so? Der Investor sollte sich in der Tat einmal die Frage stellen: Welche Beziehung besteht zwischen der Liquidität einer Aktie (im oben verstandenen Sinne) und der Fähigkeit des Unternehmens, erfolgreich zu sein, also für lange Zeit eine hohe Rendite auf das Eigenkapital zu erzielen?

Die Liquidität der Aktien von bereits erfolgreichen und etablierten Unternehmen ist in der Regel hoch. Zum Beispiel hatte Anfang Februar 2018 das US-Unternehmen Apple Inc. eine Marktkapitalisierung von gut 800 Mrd. US-Dollar bei mehr als 5,1 Mrd. ausstehenden Anteilsscheinen. Die meisten Investoren können folglich ihre Apple-Positionen jederzeit auf- oder abbauen, ohne dass sie dadurch den Apple-Börsenkurs nennenswert in die eine oder andere Richtung beeinflussen.

Es gab jedoch eine Zeit, in der die Apple-Aktie eine geringe Liquidität hatte: als das Unternehmen noch jung war, bevor es durchgestartet ist. Hätte der Investor zu diesem frühen Zeitpunkt, als die Aktie noch eine geringe Liquidität hatte, investiert, wäre er mit einer hohen Rendite belohnt worden: Wer Ende 2002 eine Apple Aktie gekauft hat, hat eine durchschnittliche Jahresrendite von 39 Prozent (ohne Dividende) erzielt. Zum Vergleich: Mit einer Investition in den S&P 500 hätte er jahresdurchschnittlich 7,5 Prozent eingefahren.

Das Beispiel deutet es an: Die Liquidität einer Aktie, ob hoch oder niedrig, ist kein verlässlicher Indikator, mit dem der Investor den künftigen Erfolg des Unternehmens und der Rendite, die es ihm bescheren wird, abschätzen kann. Eine Aktie, die heute wenig liquide ist, weil das Unternehmen noch klein ist und sich in einer frühen Phase seines Lebenszyklus befindet, kann zum »Star« werden. Möglich ist aber auch, dass die wenig liquide Aktie zum »Flop« mutiert, wenn es dem Unternehmen nicht gelingt, sich am Markt durchzusetzen.

In wettbewerblichen Märkten muss jedes Unternehmen seinen Erfolg tagtäglich neu verdienen. Die Herausforderungen sind vielfältig: Neue Konkurrenten treten in den Markt ein. Technologische Neuerungen können etablierte Geschäftsmodelle obsolet machen. Selbst die Marktposition der erfolgreichsten Unternehmen ist nicht in Stein gemeißelt. Die Liquidität einer Aktie mag etwas über den vergangenen und den erwarteten Erfolg der Firma aussagen, aber nicht notwendigerweise etwas über ihren tatsächlichen Zukunftserfolg.

Es gibt sogar einen Grund, warum der umsichtige Investor die hohe Liquidität einer Aktie skeptisch sehen sollte: Und zwar dann, wenn eine Aktie häufig ge- und verkauft wird. Eine hohe Liquidität besagt nämlich, dass die Eigentümer des Unternehmens ständig wechseln. Das wirft die Frage auf, ob die Eigner ihrer wichtigen Aufgabe nachkommen, das Unternehmensmanagement wirksam zu kontrollieren. Schließlich gibt es Zielkonflikte zwischen den Interessen des Managements und denen der Aktionäre.

Das Management hat beispielsweise ein Interesse an großen Dienstwagen, prächtigen Bürogebäuden und hohen Boni. Das verursacht Kosten, die dem Ziel des Aktionärs zuwiderlaufen, der an einer hohen Rendite auf sein eingesetztes Kapital interessiert ist. Eine verantwortungsvolle Aktionärsbasis, die am Langfristerfolg der Firma interessiert ist, muss die Anreize für das Management in einer Weise setzen, die den Zielen aller Stakeholder der Firma dient. Wie soll und kann das funktionieren, wenn die Eigentümer sich dauernd ändern?

Der umsichtige Investor sollte daher stets genau prüfen, ob bei einer liquiden Aktie - also bei ständig wechselnder Eigentümerstruktur - eine effektive Kontrolle des Unternehmensmanagements gegeben ist. Ohne solch eine wirksame Überwachung besteht die Gefahr, dass die Aktionärsinteressen zu kurz kommen und die Rendite, die der Aktionär auf sein eingesetztes Kapital erzielt, hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Eine hohe Liquidität kann also auch nachteilig für den Aktionär sein!

Für den Investitionserfolg ist es letztlich entscheidend, dass das Unternehmen, in das man investiert, über ein »großartiges Geschäftsmodell« verfügt: dass es das Potenzial hat, für lange Zeit eine hohe Rendite (Überrendite) auf das Eigenkapital zu erzielen. Wer in solche Unternehmen investiert, hat gute Gründe, langfristig investiert zu bleiben, durch das Auf und Ab des Börsengeschehens hindurch. Für ihn hat die Liquidität der Aktie im Grunde keine Relevanz.

Wer so denkt und investieren kann, dem eröffnen sich Möglichkeiten, die viele Investoren sich entgehen lassen - viele auch aufgrund regulatorischer Zwänge: Der Trend, in Indexfonds zu investieren (in Form von sogenannten Exchange-Traded-Funds und -Produkten, ETFs und ETPs), ist auf dem Vormarsch. Was hier vor allem zählt, ist Liquidität - denn viele Index-Investoren verfolgen eine kurzfristige Rein-Raus-Strategie. Weniger liquide Titel bleiben tendenziell außen vor.

Was die Käufe und Verkäufe der Indexfonds auslösen, sind vornehmlich die Erwartungen, die die Index-Investoren mit Blick auf den Gesamtmarkt oder die Branchen insgesamt haben. Eine Analyse einzelner Unternehmen und ihrer Erfolgspotenziale erfolgt dabei meist nicht. Man denkt vor allem über den »Gesamtmarkt« nach, nicht über »Einzelunternehmen«. Dass es in einem von Indexfonds getriebenen Markt immer wieder zu Fehlbewertungen kommt und sich attraktive Gelegenheiten auftun, bei der großartige Unternehmen zu günstigen Preisen gekauft werden können, liegt auf der Hand.

Großartige Unternehmen zu einem günstigen Preis zu kaufen und mit unternehmerischer Gesinnung langfristig investiert zu bleiben, ist der Weg, der zu hohen Investitionsrenditen führt. Mit Blick auf den sirenenartigen Lockgesang, der die aktivistische Finanzmarkbranche wie im Sturm vereinnahmt hat, drängt sich beim Wort »Liquidität« ein Gedanke auf, der da lautet: Weniger ist manchmal mehr. Übrigens: Die lockrufenden Sirenen scheiterten an der List des Odysseus, stürzten sich daraufhin ins Meer und starben. Der Sirenengesang verstummte - und vielen Seeleuten blieb ein bitteres Los erspart.

12. KAPITEL


Die Börse ist kein Schönheitswettbewerb


»It is not a case of choosing those [faces] that, to the best of one's judgment, are really the prettiest, nor even those that average opinion genuinely thinks the prettiest. We have reached the third degree where we devote our intelligences to anticipating what average opinion expects the average opinion to be.«

JOHN MAYNARD...


Thorsten Polleit ist seit April 2012 Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH. Zuvor war er 12 Jahre als Ökonom im internationalen Investment-Banking in London, Amsterdam und Frankfurt tätig. Seit 2003 ist Thorsten Polleit Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance, Frankfurt. Er ist zudem Adjunct Scholar am Ludwig von Mises Institute, Auburn, Alabama, USA. Seit Oktober 2012 ist Thorsten Polleit Präsident des Ludwig von Mises Institut Deutschland. Die private Website von Thorsten Polleit ist: www.thorsten-polleit.com



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.