Plemper / Beck / Freter Gemeinsam betreuen
1., Auflage 2007
ISBN: 978-3-456-94393-0
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 47 Seiten
ISBN: 978-3-456-94393-0
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Rund eine Million Menschen in Deutschland leiden an Demenz. Die enorme Herausforderung dieser Krankheit für unser Gesundheitssystem und unsere Gesellschaft ist nur zu bewältigen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Das möchte die Initiative 'Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz' der Robert Bosch Stiftung erreichen. In sieben Werkstätten haben rund 80 Vertreter aus Politik und Verwaltung und von Angehörigenorganisationen gemeinsam mit Wissenschaftlern und Praktikern aus Medizin,Pflege und anderen Disziplinen über die zentralen Probleme des Lebens mit Demenz diskutiert. Die sieben Berichte der Werkstätten fassen das jeweilige Thema zusammen, greifen gute Ansätze in der Praxis auf und geben Handlungsempfehlungen. Sie richten sich an alle, die beruflich direkt oder indirekt mit der Begleitung von Menschen mit Demenz befasst sind, sowie an interessierte Laien und Entscheidungsträger. Der Bericht 'Gemeinsam betreuen' dokumentiert die Suche nach einer neuen Kultur des Helfens. Er zeigt eine Perspektive der Begleitung und Versorgung auf, die die Menschen mit einer demenziellen Erkrankung nicht allein lässt und neue Wege der Unterstützung in gemeinschaftlicher Verantwortung sucht. Die Versorgung von Menschen mit Demenz ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und geht alle an. Sie erfordert, den Kranken als subjektive Person miteinzubeziehen und die Verantwortung für Menschen mit Demenz zu teilen - zwischen Angehörigen und Professionellen, zwischen Fachdiensten und Freiwilligeninitiativen. Die Autoren beschreiben die 'Kultur der Koproduktion', beziehen sie auf die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und reflektieren die dazu notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Klinische und Innere Medizin Geriatrie, Gerontologie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Altenpflege
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Pflegeforschung, Pflegemanagement
Weitere Infos & Material
1;Vorwort der Robert Bosch Stiftung zur Reihe «Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz»;6
2;Inhalt;8
3;1 Präambel;10
4;2 Rahmenbedingungen für eine neue Kultur des Helfens;14
4.1;2.1 Der Demenzkranke ist eine Person;14
4.2;2.2 Betreuen: Ein heikler Begriff?;16
4.3;2.3 Auf der Suche nach neuen sozialen Arrangements;17
4.4;2.4 Grundsätze und Prinzipien für gemeinsames Betreuen;18
5;3 Kultur der Koproduktion;20
5.1;3.1 Koproduktion – Das Konzept für eine schöpferische Antwort?;20
5.2;3.2 Wer sind die Akteure?;21
5.3;3.3 Vorteile und Nachteile des Konzepts;22
5.4;3.4 Umsetzung und Durchsetzung;23
6;4 Demenz und Lebensqualität;24
6.1;4.1 Die Herausforderung;24
6.2;4.2 Wie definiert sich Lebensqualität?;25
6.3;4.3 Lebensqualität und Demenz;26
6.4;4.4 Gemeinsam betreuen: Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe;28
7;5 Koproduktion und rechtliche Rahmenbedingungen;30
7.1;5.1 Konsequenzen eines neuen Modells;30
7.2;5.2 Generelle Anforderungen an künftige Regelungen;31
7.3;5.3 Einzelne Regelungsbereiche;32
8;6 Zusammenfassung;40
9;Literatur;44
4 Demenz und Lebensqualität (S. 23-24)
4.1 Die Herausforderung
In den letzten Jahren haben die medizinische, psychologische und interventionsgerontologische Forschung deutlich gemacht, dass bei frühzeitiger Diagnostik einer Demenz durchaus Möglichkeiten bestehen, den Verlust kognitiver, als auch alltagspraktischer Kompetenz mittels geeigneter psychosozialer Interventionsmaßnahmen zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu stabilisieren. In vielen Veröffentlichungen aus dem Praxisbereich wird zudem betont, dass weniger ein zu forscher und falsche Hoffnungen weckender rehabilitativer Aktivismus die Entwicklung von geeigneten Maßnahmen bestimmen sollte, sondern vielmehr die Entwicklung einer veränderten menschlichen Haltung im Umgang mit der Demenz. Dies könnte für die betroffenen älteren Menschen selbst, als auch für ihr gesamtes soziales Umfeld ein befriedigenderes Leben mit der demenziellen Erkrankung ermöglichen. Demnach ist die Suche nach geeigneten Interventionsmaßnahmen charakterisiert als die Suche nach einem schmalen Grat von Akzeptanz und verständnisvoller und behutsamer Förderung, der sich zwischen einer resignierenden Haltung gegenüber dem «Schicksal» der Demenz einerseits und den hochgesteckten Erwartungen an eine weitgehende Wiederherstellung verloren gegangener Kompetenzen andererseits, bewegt.
In dem Maße, wie sich chronisch-degenerative Krankheiten vor allem durch ihre Irreversibilität auszeichnen, Kuration nicht mehr möglich erscheint, muss zugleich der Blick von diesem klassischen medizinischen Paradigma hin zu einer Aufrechterhaltung und Stabilisierung von Lebensqualität gewendet werden. Die subjektiv wahrgenommene Lebensqualität gilt in Medizin, Gesundheits- und Pflegewissenschaften und Gerontologie zunehmend nicht nur grundsätzlich als relevantes Kriterium für die Überprüfung der Wirksamkeit therapeutischer Interventionen, sondern insbesondere bei chronischer Krankheit als vorrangig zu erreichendes Ziel. Die psychologisch orientierte Wohlbefindens- und Gesundheitsforschung weist dem Begriff der Lebensqualität seit langem eine zentrale Rolle zu. Aufgrund der vielfältigen Einbettung dieses Begriffs in unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen, Forschungskontexte und -traditionen ist es bisher nicht gelungen, eine eigenständige Theorie der Lebensqualität im Alter hervor zu bringen. Insofern sind auch die vielfältigen Facetten dieses Begriffs unterschiedlich gut erforscht, wobei die Forschung im Hinblick auf Demenzerkrankungen noch am Anfang steht.
4.2 Wie definiert sich Lebensqualität?
In Deutschland fand der Begriff seinen Ausgang in der Wohlfahrts- und Sozialindikatorenforschung: Das Konzept der Lebensqualität stellt einen «mehrdimensionalen Wohlfahrtsbegriff dar, der gute «objektive» Lebensbedingungen und hohes «subjektives» Wohlbefinden umfasst und neben der individuellen Bedürfnisbefriedigung auch die kollektive Wohlfahrt mit einbezieht», schreibt W. Glatzer im Jahr 1998. (Glatzer 1998: 428, vgl. Glatzer/Zapf 1984 und Noll 1997). Die Lebensqualität von Individuen und Gruppen zeichnet sich somit durch das Niveau und Zusammenspiel einzelner Lebensbedingungen und der Komponenten des subjektivenWohlbefindens aus.