E-Book, Deutsch, 155 Seiten
Pilz Revolution am Arbeitsplatz
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7398-0568-9
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie wir in Zukunft arbeiten werden
E-Book, Deutsch, 155 Seiten
ISBN: 978-3-7398-0568-9
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Buch informiert anschaulich über die Entwicklungen und Studien im Bereich neuer Arbeitsformen.
Der Autor spannt dabei den Bogen von New Work und Arbeiten 4.0 sowie Home Office und Remote Work über die Zunahme der Digitalen Nomaden bis hin zur Gig Economy in der Weltwirtschaft.
Konkrete Fallbeispiele und innovative Ansätze aus aller Welt geben einen Einblick in diese spannenden Themen.
Das Buch richtet sich in erster Linie an Fachkräfte im Personalbereich und Führungskräfte in Unternehmen und anderen Organisationen.
Dr. Dr. Gerald Pilz ist Dozent an deutschen Hochschulen und Autor zahlreicher Bücher über Finanz- und Managementthemen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Es zeichnet sich eine Revolution in der Arbeitswelt ab, die viele herkömmliche Arbeitsmodelle, die die vergangenen Jahrzehnte prägten, grundlegend verändern wird und deren Ausmaße jetzt noch gar nicht richtig erkannt worden sind. Es wird bereits jetzt offensichtlich, dass in Zukunft Arbeit zu einem beachtlichen Teil im mobilen Bereich stattfinden wird und dass sich die Art des Zusammenarbeitens völlig neugestaltet und die Arbeitsplätze anderen Anforderungen unterliegen werden. Die Pandemie, die im Frühjahr 2020 plötzlich über die Welt hereinbrach und ganze Volkswirtschaften erschütterte, hat in kürzester Zeit deutlich gemacht, dass neue Arbeitsformen auch gegen den Widerstand von veralteten und verkrusteten Hierarchien möglich sind, die bislang als unantastbar galten. Immer noch sind in etlichen Unternehmen schwerfällige Strukturen, unzählige, überdimensionierte Führungsebenen und ein engmaschiges Kontrollsystem an der Tagesordnung. Zahlreiche Managementaufgaben erschöpfen sich darin, die Belegschaft ständig zu kontrollieren und jeden einzelnen Arbeitsschritt zu überwachen. Monotone und triste Großraumbüros, die bereits in den 1920er Jahren die Architektur kennzeichneten, veraltete Kommandostrukturen und ein pessimistisches Menschenbild sind Symbole und Insignien einer Arbeitsorganisation, die ihre Hochblüte in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hatte und noch heute in vielen Firmen auf Resonanz stößt. Diese sperrige Arbeitsorganisation mit ihren straffen und verschachtelten Hierarchien und ihrer kleinteiligen Administration ist der Ausfluss eines Industriezeitalters, das von der Automobilbranche und dem Taylorismus geprägt wurde. Doch diese Ära ist längst vorbei, und es ist für die Unternehmen eine Frage des Überlebens und der Wettbewerbsfähigkeit, ob sie mobile und flexible Arbeit zulassen oder nicht. Das Homeoffice avanciert zum neuen markanten Statussymbol der überdurchschnittlich verdienenden Experten und gilt als Voraussetzung dafür, dass hochqualifizierte Fachkräfte sich für einen Arbeitsplatz bewerben und das Unternehmen in die engere Wahl ziehen. Firmen, die sich beharrlich und unbeirrbar weigern, mobiles Arbeiten zuzulassen, die ihrer Belegschaft notorisch misstrauen und eine permanente Kontrolle befürworten, laufen Gefahr, weniger engagierte und schlechter qualifizierte Mitarbeiter anzulocken und hinsichtlich der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit immer mehr zurückzufallen. Eine von der Dekra in Auftrag gegebene Befragung zeigte, dass auch seit dem Beginn der Pandemie 78 Prozent der Befragten weiterhin im Büro ihre Arbeit verrichten. 32 Prozent nutzen das Homeoffice und 10 Prozent arbeiten auf Baustellen oder im Außendienst.26 Insbesondere Bürojobs profitieren von der Einführung des Homeoffice, während andere Tätigkeiten wie beispielsweise im Gesundheitswesen selten von zuhause aus erledigt werden können. Viele Unternehmen zögern noch, Remote Work in großem Stil einzuführen und halten eher an den traditionellen Formen der Arbeitsorganisation fest, was sich jedoch zunehmend als ein Nachteil herausstellen könnte. In der Befragung betonten 84 Prozent, dass sie sich zu Hause wesentlich besser vor einer Infektion geschützt fühlen, und 82 Prozent hoben hervor, dass es sehr gut sei, nicht jeden Tag ins Büro pendeln zu müssen und es eine erhebliche Entlastung darstelle.27 Die Digitalisierung führt zu sehr vielen Chancen und außergewöhnlichen Möglichkeiten, die sich in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ergeben. Diese neue Konzeption des Arbeitens hat folgende Merkmale: Digitalisierung Änderung des Mindsets Partizipative Führungsmodelle Innovation und Flexibilität Coopetition (Kooperation und Competition)28 Sharing Economy Plattformökonomie Virtualisierung der Arbeitswelt Einige befürchten, dass die zunehmende Digitalisierung auch zu erheblichen Nachteilen führt. Kritiker erwägen, es könnte durch den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Robotik und Automatisierung zu einer gravierenden und langanhaltenden Massenarbeitslosigkeit kommen, die das gesellschaftliche Gleichgewicht beeinträchtigt und zu erbitterten sozialen Konflikten führt. Diese Befürchtungen werden zunehmend geäußert, und es ist sehr wahrscheinlich, dass in einigen Bereichen Arbeitsplätze in großem Umfang abgebaut werden, insbesondere in jenen Sektoren, in denen die Automatisierung zu einer größeren Effizienzsteigerung führt. Hierzu gehören beispielsweise Verwaltungsprozesse, aber auch die gesamte Banken- und Versicherungsbranche, in deren Bereich sich zahlreiche Tätigkeiten einfach und ohne größeren Aufwand automatisieren lassen. Schon heute gibt es Online-Banken, die mit wenig Personal und einigen IT-Spezialisten die gesamten operativen Vorgänge abwickeln können, während traditionelle Banken auf einen großen Personalstamm zurückgreifen müssen. In der Fachliteratur spricht man metaphorisch von einem digitalen „Athen“.29 Diese Formulierung geht darauf zurück, dass man die jetzige Situation mit der in der Antike vergleicht; während im damaligen Griechenland rechtlose Sklaven für die Reichen tätig waren, könnte in Zukunft die Digitalisierung diese Funktion für die Menschen im 21. Jahrhundert übernehmen. In der sogenannten Delphi-Studie des Internationalen Millenniumprojekts30 gelangten Wissenschaftler zu der Auffassung, dass bis zum Jahre 2025 der Einsatz von Robotik und Artificial Intelligence auf 24 Prozent wachsen könnte. Daraus ergeben sich verschiedene Automatisierungsszenarien, die durch unterschiedliche Geschwindigkeiten gekennzeichnet sind. Bei dem Szenario 1 geht man von einer beschleunigten Automatisierungsgeschwindigkeit aus, während das Szenario 2 auf eine langsamere Automatisierung abhebt. In Szenario 1 wird für Deutschland eine Automatisierung von 24 Prozent bis zum Jahr 2030 angenommen. Dieser Simulation zufolge könnten 9 Millionen Arbeitsplätze wegfallen. Bei dem zweiten Szenario wird mit 47 Prozent Automatisierung bis zum Jahr 2030 gerechnet. Daher könnten 47 Prozent der Arbeitsplätze in den USA zur Disposition stehen. Ein Brüsseler Thinktank gelangt zu der Auffassung, dass innerhalb der Europäischen Union 54 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland durch Automatisierung gefährdet sind und in den kommenden Jahren wegfallen werden. Es ist davon auszugehen, dass die Anforderungsprofile sich beträchtlich verändern werden. Die schwer automatisierbaren Berufe werden als Engineering Bottle Necks31 bezeichnet, da sie sich aufgrund ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit einer umfassenden Automatisierung und Digitalisierung entziehen. Hierzu gehören beispielsweise kreative und soziale Aufgabenbereiche wie Sozialarbeit, Therapie und Beratung, die aufgrund der Nähe zu den Klienten weniger automatisierbar sind; andere Tätigkeiten hingegen, wie beispielsweise gleichförmige administrative Vorgänge, die auf Routinen beruhen, sind ohne großen technologischen Aufwand zu automatisieren und werden sich daher grundlegend wandeln oder vollständig entfallen. Vor Automatisierung sind insbesondere IT-Berufe und Arbeitsplätze im Bildungswesen geschützt und auch Tätigkeiten im industriellen Sektor, bei denen bereits heute ein hohes Maß an Automatisierung stattfindet.32 Es wird davon ausgegangen, dass in den nächsten Jahrzehnten eine Divergenz von Produktivität und Beschäftigung stattfindet. Das bedeutet, dass erhebliche Produktivitätssteigerungen sich durch den Einsatz von Automatisierung realisieren lassen und die Beschäftigung in allen Bereichen und Branchen deutlich abnimmt. Besonders gefährdet sind standardisierte Tätigkeiten, die auf Routine basieren und sich relativ leicht erlernen lassen.33 Daher wird es zu heftigen Kontroversen in der Gesellschaft kommen. Die Frage wird lauten: Wie will die Gesellschaft in Zukunft ihre Arbeitswelt gestalten? Die klassische Arbeit, die die Erwerbsarbeit in den Mittelpunkt der Lebensführung rückt und ein calvinistisches Ethos propagiert, wird zurückgehen, da die Automatisierung große Bereiche verschiedener Branchen erfassen wird und dadurch sehr viele, auch qualifizierte und erfahrene Arbeitskräfte freisetzt; immer mehr Arbeitsplätze werden durch die Automatisierung und den Einsatz von Digitalisierung ersetzt werden und ein höheres Maß an Effizienz und Produktivität erzielen. Die Gesellschaft muss rechtzeitig eine realistische Alternative entwickeln und sich Gedanken machen, wie die Arbeitswelt in der Zukunft aussehen soll. Dieser schwierige und langwierige Prozess hat bereits an Geschwindigkeit zugenommen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Frage immer...