Medienkombination, Englisch, Deutsch, Swedish, 464 Seiten, Format (B × H): 100 mm x 150 mm, Gewicht: 245 g
Der Einzige und sein Eigentum, The Ego and It Own
Medienkombination, Englisch, Deutsch, Swedish, 464 Seiten, Format (B × H): 100 mm x 150 mm, Gewicht: 245 g
ISBN: 978-3-86874-014-1
Verlag: "greatest hits"
die zu ehrenwerten Wahrheiten erstarrt sind, d.h. in
Lügen verwandelt wurden, wieder der Subversion zu'15,
schreibt Guy Debord in Die Gesellschaft des Spektakels.
Ganz in diesem Sinne legt Pichler bei seinem ›writing-through‹
latente Bedeutungsnuancen in Stirners Text offen. Er hält sich
dabei an die Überzeugung der Situationisten, 'that interventions
must always be made within preexisting structures'16. Nur
noch die Wörter 'Ich' und 'Mein' stehen lassend, gelingt es
ihm, aus Stirners Text, der ursprünglich wohl den Titel 'Ich'
tragen sollte17, das herauszuholen, was tief und doch ganz
offen in ihm steckt – so klar hat man den Grundimpetus, den
Kern der Stirnerschen Philosophie bisher kaum vor Augen geführt
bekommen.
Dabei tritt Pichler nicht wie Helms als Herausgeber eines gekürzten
und bearbeiteten und somit verfälschten Stirner-Textes
auf, sondern als Autor eines eigenständigen Textes, dem
Stirners Text als Material diente.18 Bei Pichler sind die Prinzipien
der Textzensur und -auswahl klar ersichtlich und darüber
hinaus markiert – zwar nicht mit Hilfe von Visualisierungen
wie Durchstreichungen, Ausstreichungen, schwarzen Balken
o.ä., wie es gewöhnlich in aus politischen Gründen zensierten
Texten, aber auch häufig in Texten experimenteller Literatur
mit ihrer ausgeprägten erasure poetry der Fall ist, etwa in Gerhard
Rühms Neue Tageszeitung und Übermaltes Buch, Arno Schmidts
Zettel’s Traum, Man Rays Lautgedicht, Marcel Broodthaers Un
Coup de Dés (image), Bob Browns Gems: A Censored Anthology.
Der Eingriff in den Originaltext und insbesondere das Ausmaß
der umfangreichen Streichungen werden aber durch Bei-
behaltung des Reclam-Layouts und der originalen Seitenzahl
deutlich signalisiert. Vom Ursprungstext wird in großen Teilen
das Schriftbild, die Druckfarbe, eliminiert, nicht aber der
von ihm einst eingenommene Raum – sowohl im Haupttext
insgesamt, der weiter 412 Seiten enthält, als auch auf jeder einzelnen
Seite, deren Kolumnentitel und Stege nun weiße, größtenteils
leere Flächen rahmen.
Ein Nebeneffekt dieser Löschungen ist, dass sowohl das Weiß
der Seiten als auch das diskursorganisierende Prinzip einer
Buchseite mit Blattrand, Steg, Kolumne und Titel, Pagina, Satzspiegel
etc. in ihrer Bedeutung für die Konstitution eines Textes
bewusst wahrgenommen werden. Ganz im Sinne
Mallarmés, der in Un Coup de Dés als einer der ersten die Bedeutung
des Weiß der Buchseite erkannte19, sind daher auch in
Pichlers Der Einzige und sein Eigentum das Buchvolumen, das
Weiß der Seiten und die Paratexte genauso Bedeutungsträger
wie die Schriftzeichen selbst.
-- Annette Gilbert
Weitere Infos & Material
Inhalt
Ich hab’ Mein Sach’ auf Nichts gestellt. 3
Erste Abteilung: Der Mensch
I. Ein Menschenleben. 9
II. Menschen der alten und neuen Zeit. 15
1. Die Alten. 16
2. Die Neuen. 26
§1. Der Geist. 29
§2. Die Besessenen. 36
§3. Die Hierarchie. 71
3. Die Freien. 106
§1. Der politische Liberalismus. 107
§2. Der soziale Liberalismus. 127
§3. Der humane Liberalismus. 136
Zweite Abteilung: Ich
I. Die Eigenheit. 171
II. Der Eigner. 189
1. Meine Macht. 204
2. Mein Verkehr. 231
3. Mein Selbstgenuß. 358
III. Der Einzige. 407
Anhang
Ich hab’ Mein Sach’ auf Nichts gestellt. 415
All Things Are Nothing To Me. 419
Nachwort. 423
Afterword. 441
Wie so bettelhaft wenig ist Uns verblieben. 457
How beggarly little is left us. 459
Table of Contents. 463
"How beggarly little is left us, yes, how really nothing! Everything has been removed," writes Max Stirner in Der Einzige und sein Eigentum. Everything, that is, in the case of Michalis Pichler's edition of the book, save the first person pronouns. By the grace of Pichler's conjuring, those words haunt Stirner's otherwise repressed text, floating against the white sheets of the page. Remaindered, the rendered I remains (remains to be seen).
Haunting, in fact (as Jacques Derrida notes in Spectres de Marx), is at the heart of Stirner's work. But what murder has left us with this specter avenging the desecration of the partially buried body of the text? Stirner argues that when the force of the master is removed it becomes a ghost, manifesting itself in some version of the Law. Accordingly, while both the author and God (Einziger) may be dead, we still — as Nietzsche warned — have grammar. And grammar, in turn, haunts the declensions of the reventant nouns here — a phantom limb, felt but unseen, surrounding the dismembered residium of autistic printed matter.
The possession is thus complete: demonic, obsessive, anarchic (impropre): "through a lucky chance or by stealth," "by force or ruse," as Stirner phrases it, Pichler's creative plagiarism has taken the permission of impression, of the right to print, from both Stirner and from himself. At the same time, his textual choices, his paradoxical repetition of the ostensibly unique, insists on a "corporeal ego" that cannot be removed from the defining idea of this ideal project. The most abstract, conceptual gestures must always be embodied. Here then is conceptual art as confessional lyric, the spirit and the letter, the flesh made word. It is only through the flesh, Stirner counsels, that we can break the tyranny of the mind.
—Craig Dworkin