Piasecki | Eines Lehrers Zeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 280 Seiten

Piasecki Eines Lehrers Zeit


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-347-99277-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

ISBN: 978-3-347-99277-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
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Eines Lehrers Zeit. Drei Wörter für ein Berufsleben. Dargestellt wird eine Aufzeichnung pädagogischen Tuns und Erlebens in der Schule, eine Sammlung von Erfahrungen mit dem deutschen Berufsschulsystem, eine Erinnerung an Erlebnisse und Unterrichtssituationen und die Teilhabe an wissenschaftlichen Diskussionen über gemeinsame, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekte mit der TU Dortmund. Es ist der subjektive Blick eines Lehrers und Studiendirektors über ein aktives Berufsleben.

Dr. Peter Piasecki studierte Ingenieurwissenschaften an der Hochschule Bochum, Geschichte, Kunstgeschichte, Erziehungswissenschaften der Ruhr Universität Bochum und Rehabilitationswissenschaften an der Technischen Universität Dortmund. Von 1977 bis 1979 Studienreferendar am Studienseminar Münster und anschließend im höheren Schuldienst. Ab 2002 bis zur Pensionierung 2014 Studiendirektor in der Schulleitung des CJD-Berufskollegs und im Leitungsteam des CJD NRW Nord. Als Mitglied im Präsidium der 'Commission Internationale d'Histoire du Sel' hat Piasecki für das 'Journal fo Salt-History - Jahrbuch für Salzgeschichte' als Mitherausgeber fungiert. In Kooperation mit der TU Dortmund (Lehrstuhl Prof. Dr. Horst Biermann) hat er drei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in den Jahren 2009 bis 2016 geförderte Forschungs- und Entwicklungsprojekte als Leiter für den Bereich Entwicklung umgesetzt. Gastvorlesungen an der Universität Innsbruck und der Technischen Hochschule Dortmund. Zahlreiche Veröffentlichungen und Kongressvorträge.

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Kleine Geschichten aus dem Schuldienst Geschichten aus dem Schuldienst? Während meines Besuchs der Berufsaufbauschule in Abendform haben wir damals im Deutschunterricht auch immer wieder Heinrich Böll gelesen, der heute mit seiner einfühlsamen Literatur nicht mehr gegenwärtig ist. Gerne habe ich mir damals zusätzlich die kleinen Bände dieses bedeutenden Autors besorgt. Immer im Kopf blieb mir das Zitat Heinrich Bölls: "Ich bin ein Clown […] und sammle Augenblicke" aus "Ansichten eines Clowns" (1963). Gerne sehe ich einen eher kleinen Pfad von dem Zitat zu den Geschichten, die nachfolgend erzählt werden. Zitat: „Alle sagten: „Das geht nicht!“ Da kam einer, der wusste das nicht, und hat es gemacht.“ Zit. Nach Engelhardt/Keller (Menschen machen Teilhabe,.S. 207) Lehrer erklärt Schülern in Wirtschaftskunde wie viel er verdient Während meiner Referendarzeit habe ich einmal eine Hospitationsstunde in Wirtschaftslehre erlebt. Es war nicht mein Unterrichtsfach und an der Nachbarschule hatte ich bei Floristen ja bereits viele Stunden in diesem Fach selber und alleine gehalten. Der Lehrer begann seinen Unterricht mit der Frage: „Ihr möchtet doch bestimmt wissen, wieviel ich als Lehrer verdiene?“. Die Schüler nickten eher freundlich, waren aber – wie mir schien – trotzdem nicht übermäßig interessiert. Ich selber war ein wenig überrascht und wäre nicht auf die Idee gekommen, zu diesem Thema einen Unterricht zu halten. Es waren – und dass muss man bedenken – die 70er Jahre und Informationen zum Verdienst der Angestellten und Beamten wurden nicht offen auf den Markt getragen. Der Lehrer – ich denke es war ein Oberstudienrat – schrieb also alles zu seinem monatlichen Einkommen auf: Grundgehalt, den damals noch vorhandenen Ortszuschlag, Verheirateten- und Kinderzulagen, Kindergeld, Weihnachtsgeld. So kam eine erkleckliche Summe zustande, die die Auszubildenden im zweiten Lehrjahr eines Metallberufes zum Staunen brachte. Gleichwohl waren die Kommentare dann aber nicht, dass das, was der Lehrer verdiente, zu wenig sei, sondern das Gegenteil, weil aus der Sicht eines Beziehers von einem kleinen Lehrlingslohn der Lehrer dann doch wohl zu viel verdiente. Mir schien der Versuch, sich offenbar bei den Schülern ein wenig anzubiedern, nicht gelungen. Klassenfahrt in der Referendarzeit: Lehrerin kauft Eis für alle „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und Arbeit zu verteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer“ (Antoine de Saint-Exupèry). Eine kleine Geschichte aus meiner Referendarzeit, die ich bis heute so positiv in Erinnerung habe, dass ich gerne darüber berichten möchte. Während meiner Referendarausbildung war ich ja an zwei Berufsschulen eingesetzt. In der Berufsschule für Nahrung und Bekleidung sollte ich auch einmal alles Praktische rund um eine Klassenfahrt kennen lernen. Die Klasse, die ich auf Klassenfahrt nach Xanten begleiten konnte, war eine Oberstufe für Floristinnen (es waren nur Mädchen in der Klasse), und die Klassenlehrerin stand kurz vor ihrer Pensionierung. Es war eine angenehme und stressfreie Fahrt zu den römischen Ausgrabungen der Colonia Ulpia Traiana, dem heutigen LVR- Park, und zum Xantener Dom mit anschließendem Gang durch die schöne Altstadt. Am Nachmittag setzten wir uns dann bei angenehmem Sonnenschein alle in eine Eisdiele und die Lehrerin gab ganz selbstverständlich für alle Mädchen und für mich jeweils einen großen Eisbecher aus. Dafür musste sie nicht wenig bezahlen, aber sie erklärte mir lächelnd, dass sie das immer so halte. Diese Großzügigkeit gegenüber unseren Schülerinnen und Schülern, verbunden mit einem wirklich guten Verhältnis zu den anvertrauten Auszubildenden habe ich im späteren Berufsleben immer wieder gesehen und mich auch ein wenig an dem Vorbild der älteren Lehrerin orientiert. So etwas war im Schuldienst sonst nicht immer selbstverständlich. Mitte der 80er Jahre wurden etwa die Mittel für die Erstattung von Reisekosten der Leitenden Regierungsschuldirektoren bei der Bezirksregierung immer wieder knapp. Wichtige Termine, zum Beispiel Unterrichtsbesuche von Lehrern, die sich intensiv aus Anlass einer Beförderung auf die Besichtigung durch die Schulaufsicht vorbereitet hatten, wurden dann kurzfristig von den anreisenden Dienstvorgesetzten gecancelt. Wenn Lehrer so gerechnet hätten, wären früher sicher ganz viele Klassenausflüge ausgefallen. Die Mütze von Sch. im Berufsvorbereitungsjahr In den 80er Jahren wurde in NRW das Berufsvorbereitungsjahr und das Berufsgrundschuljahr eingeführt. Es diente zur Erfüllung der Schulpflicht als 11. Vollzeitschuljahr, nach 10 Schuljahren im allgemeinen Schulbereich. Das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) diente dazu, Schülerinnen und Schülern ohne Hauptschulabschluss erste berufliche Grundfertigkeiten zu vermitteln und den Hauptschulabschluss zu ermöglichen. Die Klassen waren sehr schwierig und kein Lehrer ging in der Regel sehr gerne in diese Klassen. Zur Verdeutlichung der Situation hier ein Blitzlicht aus dem „SPIEGEL“ von 1983: „Kannze nur Kanalarbeiter werden“ Die Misere der beruflichen Bildung in der Bundesrepublik (III): Das Berufsvorbereitungsjahr * Andi P., 16, kommt aus Duisburg-Bruckhausen, wo die Arbeitslosenquote hoch, jeder zweite Duisburger ein Ausländer und jeder zweite Ausländer ein Türke ist. Andi ist Berufsschüler, hat aber „keine Lust auf Schule, weil ich morgens schon so lange fahren muß“. Zur Berufsbildenden Schule für Technik im Stadtteil Huckingen sind es, mit Bus und Straßenbahn, fünfundvierzig Minuten. Ist er doch mal da, macht es ihn gleich „ganz sauer, daß mich die Lehrer so angucken, wenn sie mit mir reden“. Auf der Schule ist er sowieso nur, weil ihm zuletzt allein die Wahl zwischen Knast und Schule blieb. Andi, wegen Diebstahls und Körperverletzung mehrfach vorbestraft, war vom Haftrichter nur entlassen worden, weil er fest zusagte, regelmäßig zur Berufsschule zu gehen. Das „schmeckt“ ihm „überhaupt nicht“, er möchte „viel lieber arbeiten“. Im Knast hat er „auch schon praktische Sachen gelernt. Wat soll ich da mit dem Scheiß hier.“ Fachlehrer K. 32, der Andi in Fachpraxis Elektrotechnik unterrichtet, nimmt es „wie selbstverständlich“ hin, wenn von 22 Schülern mittwochs zur dritten Stunde nur vier pünktlich kommen. Drei oder vier trudeln mit halbstündiger Verspätung ein, weil „der Bus ausfällt oder das Fahrrad einen Dauerplatten hat“. Und wenn zur fünften und letzten Stunde in seiner Klasse dann ein knappes Dutzend vor ihm sitzt, „war das ein erfolgreicher Tag für mich“. Auch sein Kollege Sch. 35, hat sich in den Jahren „schon eine Menge abgeschminkt“. Von Mathematik, die er in Aachen zehn Semester studiert hat, spricht er schon lange nicht mehr; Rechnen heißt das jetzt bei ihm, „und auch das ist oft noch übertrieben“. (DER SPIEGEL, 18. 07.1983) In dieser Schulform sollten überwiegend erfahrene Kolleginnen und Kollegen eingesetzt werden – so die Theorie und die damalige Erlasslage. In der Praxis jedoch wurden die neu eingestellten Lehrerinnen und Lehrer jeweils mit einem kleineren Stundenkontingent hier verortet, so dass die „Last“ (auf die jungen Kollegen, Lehrerinnen wurden zu dieser Zeit um 1980 an meiner Schule nicht im BVJ eingesetzt) verteilt wurde. Einmal vertrat der Direktor – ein strenger und durchsetzungsstarker Leiter der Schule – den Unterricht in dieser Klasse, was sehr positiv hervorzuheben ist. Ein allseits bekannter Schüler trug immer Mütze, was damals gegen die Schulordnung verstieß. So auch in der Stunde bei dem Direktor. Dieser, so beschrieben es mir später die Schüler (es waren nur Jungen in der Klasse), wollte dem Schüler klarmachen, dass es so nicht geht. Dabei kam es zu einigem Tumult in der Klasse. Der Schüler rannte dabei durch den Klassenraum, gefolgt vom Direktor. Es nützte aber nichts. Der Schüler behielt sie auf. So wurde versucht mit Eltern – bekannter „Sozialadel“ in der Stadt (habe ich damals von den zuständigen Sozialarbeitern der Stadt gelernt) – und der Bewährungshelferin Kontakt aufzunehmen. Dabei lernte ich früh, was diese Bewährungshelferin mir erzählte: „Diese Jugendlichen wissen in den Gesprächen mit mir genau, was sie mir zu sagen haben, damit ich keine Handhabe finde.“ Eine Klassensprecherwahl, wie sie nicht sein sollte 1980er Jahre, Berufsvorbereitungsjahr, Schüler (nur Jungen) ohne Hauptschulabschluss und ohne Ausbildungsvertrag. Das Unterrichten in diesen Klassen war sehr speziell. Zusätzlich kamen diese Klassen immer in den „edelsten“ Klassenräumen unter. Hierzu gehörte...



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