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Peters | Stag Dance | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Peters Stag Dance

Ein Roman in vier Bildern | Von der Autorin von DETRANSITION, BABY -- »Heiß, herzzerreißend und ein echter Triumph.« Miranda July
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8437-3583-4
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Roman in vier Bildern | Von der Autorin von DETRANSITION, BABY -- »Heiß, herzzerreißend und ein echter Triumph.« Miranda July

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-8437-3583-4
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Absolut faszinierend. Mit Witz und Pathos erkundet Peters ihre Figuren am Rande des Erwachsenwerdens.« BRIT BENNETT »Heiß, herzzerreißend und ein echter Triumph.« MIRANDA JULY Radikal, spielerisch und mitreißend - das Porträt einer Identitätsfindung  »Dieses innovative, grenzen-verschiebende Buch feiert Gender, Transsein und das Leben an den Rändern in großartigem kompliziertem Glanz.« People Vier gleichermaßen visionäre Texte verschmelzen zu einer Coming-of-Age-Geschichte, einer Geschichte des Ausprobierens: Jungs in einem Internat erleben, wie sich ihr geheimes Begehren in Grausamkeit und Verrat verkehrt, trans* Menschen planen nichts weniger als die Übernahme der Weltherrschaft, Holzfäller feiern vergnügt ein ausgelassenes Fest im Wald, bis ein Teil der Männer als Frauen auftritt, und ein Crossdresser steht an einem Partywochenende in Las Vegas verzweifelt zwischen zwei Versuchungen. Scham, Selbstüberschätzung, Verwirrung und Verlorenheit - Torrey Peters erzählt von den verstörenden wie befreienden Aspekten des Erwachsenwerdens. Davon, wie herausfordernd es sein kann, den eigenen Weg zu finden. 

Torrey Peters, aufgewachsen in Chicago, hat die Erzählungen 'Infect Your Friends and Loved Ones' und 'The Masker' veröffentlicht. Sie studierte kreatives Schreiben und Literaturwissenschaften. Detransition, Baby, ihr Debütroman, wurde 2021 für den Women?s Prize for Fiction nominiert - als das erste Buch einer trans Autorin in der Geschichte des Preises. Torrey Peters fährt ein pinkfarbenes Motorrad und lebt wechselweise in Brooklyn und einer Hütte in Vermont. www.torreypeters.com
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Infiziert euch


Tipton, Iowa, sieben Jahre nach dem Ausbruch


Ich schleppe einen Kübel Getreide für die Säue, den ich mit beiden Händen halte, damit das Gewicht, das an dem dünnen Draht hängt, nicht in meine schwielenlosenFinger schneidet, als Keith hinter mir auftaucht und ihn mir mit einer Hand entreißt. Er hält ihn in die Höhe, auch das mit einer Hand, und macht . »Brauchst wohl ein bisschen Hilfe, kleine Lady.«

Er legt das Machogehabe wie alle T-Slabs an den Tag, Aggression und Wutanfälle inklusive, noch dazu ist er locker 1,95 Meter. Unserem Größenverhältnis nach liegt mein Blickfeld auf seiner Brusthöhe, was bedeutet, dass ich aus nächster Nähe seinen alten Carhartt-Overall begutachten kann, den er weit aufgeknöpft hat, um seine behaarten übergroßen Titten zur Schau zu stellen. Er ist so stolz auf sie, dass er sie sogar hier draußen auf dem Land zeigen muss, eine Machtdemonstration, die selbst der hinterwäldlerischste Bauer versteht: Ich bin dankbar, dass er wenigstens keins von diesen Hemden mit Brustausschnitt trägt, die gerade unter den Slabs in Mode sind.

Es heißt ja, der Kunde hat immer recht, aber Keith sieht es als seine Pflicht an, das Sagen zu haben, und ich darf ihm hinterhertraben. Er hat keine Ahnung, dass ich schon vor der Seuche trans* war und Östrogen gespritzt habe. Er denkt, ich bin so ein Auntie-Boy wie die ganzen anderen Männer, die sich seit der Horterei während der Spaltkriege kein Testosteron mehr leisten konnten und sich deshalb minderwertiges Östrogen gespritzt haben. Daher das ganze Gelaber von wegen »kleine Lady«, was die meisten Leute wohl als Stichelei verstehen, wie die Auntie-Boys angeblich den Krieg überstanden haben. Ich lasse ihn in der Annahme. Ich brauche das Östrogen vom Schwarzmarkt, das er diesen hässlichen Schweinemutanten abzapft.

Da Östrogen streng rationiert und reguliert ist, teilt die Übergangsregierung das gute Ö nur Frauen mit aussichtsreicher Fruchtbarkeit zu. Eine ältere Frau müsste schon einen Verwandten in der Regierung sitzen haben oder genug Geld haben, um an der richtigen Stelle ein Schmiergeld zu platzieren und damit auf die Zuteilungsliste zu kommen. Aber als trans* Frau? Die Leute glauben ja immer noch, dass wir vorsintflutlichen trans* Frauen die Seuche ausgelöst haben. Selbst wenn wir aus der Versenkung kämen, würde kein Schmiergeld der Welt reichen, um uns Östrogen zu beschaffen.

Keith lässt den Futterkübel kreisen, bis seine Adern wie Ranken aus seinem Arm hervortreten. Ich warte, dass er endlich damit aufhört, aber das Spiel besteht gerade darin zu beweisen, dass seine Kraft meine Geduld übersteigt. Ich zeige auf die Säue. »Willst du die Schweine selber füttern? Von mir aus gerne.«

Da gibt er mir den Kübel zurück. »Nee, nee, ich schaue mir lieber an, wie du da herumtänzelst – und wie du läufst.« Die Schweine füttern heißt, ich muss ins Gehege reingehen und alle Körner aus dem Kübel verstreuen, bevor mich eins dieser irren Monster niedermäht und den ganzen Kübel allein auffrisst.

»Leck mich, Keith.«

»Ach, Süße. Sag mir einfach, wann und wo.«

Ich bezahle Keith extra mehr, damit er mir zeigt, wie man Schweine züchtet, was nur ein Vorwand ist, um ihm in einem günstigen Moment ein paar Ferkel zu klauen. Dann können Lexi und ich uns unsere eigene Schweineherde halten. Nur dass ich das alles hier inzwischen hasse, Keith genauso wie die Schweine. Keith aus offensichtlichen Gründen. Die Schweine, weil sie gentechnisch verändert sind, um mehr Hormone zu produzieren, die wiederum mit den Hormonen bioidentisch sind, die die Menschen vor der Seuche produziert haben. Die Industriehormone in meinem Körper machen aus mir eine üble Bitch, und ich wiege keine dreihundert Kilo und habe keine daumenlangen Rasiermesser als Zähne. Letzten Monat habe ich mir einen Zeh gebrochen, als ich einem dieser schweineähnlichen Panzer vor die Schnauze getreten habe. Die Sau ist keinen Millimeter langsamer geworden. Sie ist einfach über mich hinweggebügelt und hat mir eine fünf Zentimeter breite Scharte in den Schenkel gebissen, weil ich den Futterkübel nicht unverzüglich zu ihrem kulinarischen Wohlgefallen vor ihr ausgekippt habe. Die nächste Narbe.

Diesmal kriege ich es ganz gut hin und kann sogar der Schwarz-Pinken einen kleinen Vergeltungstritt verpassen, bevor ich über den Zaun hüpfe. Das Monster kriegt davon gar nichts mit, dafür Keith, der im Tor zur Scheune lehnt.

»Hast du deine Tage, oder was?«, ruft er mir zu. Von wegen. Er schüttelt den Kopf. »Du bist noch zickiger als meine Schweine. Spar dir was für die echten Mädels auf, okay?« Er glaubt, dass ich deale, wie alle anderen, die das Zeug an Frauen verkaufen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als fruchtbar und schwanger zu sein. Dafür geht jedenfalls der Großteil seines Bestands drauf – die Bevölkerung altert und stirbt allmählich aus.

Während ich zu ihm rübergehe, ziehe ich ein Büschel schlammiges Stroh aus meiner Hose. »Nein, noch keine Periode. Hast du noch was von dem guten Stoff, Keith?«

Er zieht einen kleinen Plastikbeutel mit zehn Glasampullen à 5 ml aus seiner Hosentasche. »Hier, ganz reines Zeug. Damit kannst du eine Babyfabrik einen Monat am Laufen halten. Und kriegst vermutlich sogar einen Auntie-Boy wie dich schwanger.«

Ich halte die Hand auf, aber er rührt sich nicht, um mir die Ampullen zu geben, die in seiner fetten Pranke liegen. Er grinst mich nur anzüglich an. »Falls ihr Mädels mal einen Hengst braucht, ihr wisst ja, wo ihr mich finden könnt.«

»Klar, Keith.« Das sagt er jedes Mal, wenn ich mir bei ihm Nachschub hole, aber diesmal denke ich kurz darüber nach und stelle mir vor, wie Keith versucht, Lexi zu verführen und zu besteigen. Ein lustiges, befriedigendes Bild. Er hätte, bevor sie sein stumpfes Dasein beendet, gerade noch genug Zeit, um überrascht über den sich ihm auftuenden Anblick seine weiß blonden Augenbrauen zu lupfen.

Seattle, am Tag des Ausbruchs


Lexi zieht den Saum ihres Rocks hoch und zeigt mir die neuen Tätowierungen auf ihrem Oberschenkel. »Siehst du das?«, fragt sie mich. Ihre Laune nervt mich. Lexi müsste eigentlich wissen, dass ihre Oberschenkel nicht die gewünschte Wirkung auf mich haben.

»Siehst du was?«, frage ich.

»Hier«, sagt Lexi und zeigt auf eine Tätowierung über einem Schiffstattoo. Sie sieht schlichter aus, wie ein Stock mit einem Bündel. Darauf steht .

»T4t?«

»Ja«, sagt Lexi. »Wie wir früher mal waren. Oder du vielleicht nicht.«

»Lexi, können wir bitte damit aufhören?«

Sie schiebt den Rock wieder über die Tätowierung. »Okay. Jedenfalls ist es jetzt anders. Für dich bin ich rein theoretisch t4t. Trans* Frau liebt trans* Frau. Und du bist trans*, also bist du auch gemeint.«

Ich werde wütend: weil Lexi es wagt, mir zu sagen, ich würde irgendwo dazugehören, nur weil es ihr neues Ding ist. Aber halb hat sie recht. Lexi ist inzwischen die selbst ernannte Expertin der Trans*-Frauen-Szene von Seattle, und da will ich natürlich dazugehören. Das Jahr, in dem wir keinen Kontakt hatten, war ein einsames. »Also, wozu genau soll ich jetzt gehören?«

»Zur Zukunft«, antwortet Lexi. »In Zukunft werden alle Menschen trans* sein.«

Ich kann gerade noch an mich halten, um nicht die Augen zu verdrehen. Lexi klingt oft wie eine Studienanfängerin, die sich gerade in einem Kurs für Kritische Theorie eingeschrieben hat. Ich weiß nicht, ob die anderen Mädels trotz oder wegen ihrer unterkomplexen Analysen auf sie hören. Für sie und ihre Clique gibt es jedenfalls nur Gendertheorie, alles andere schreit nach Transphobie, Vergewaltigung, Empörung und

Offenbar hat das mit dem Augen-nicht-Verdrehen nicht so ganz geklappt, weil sie zurückzuckt und sagt: »Also, damit meine ich nicht, dass dann alle auf irgendeine schwammige philosophische Art trans* sind. Ich meine damit, dass wir alle auf Hormonen sein werden. Selbst die Cis.« Sie überprüft ihre Wortwahl und ändert dann noch mal die Formulierung: »Selbst die Cissys.« Neben ihr steht ein Plastikkanister, den sie vor ein paar Minuten abgeholt hat. Sie hebt ihn hoch und tätschelt ihn feierlich. »Na, wirst schon sehen. Jedenfalls wenn ich von der Zukunft spreche, dann meine ich kein weit entferntes Zeitalter. Sondern in vielleicht einem halben Jahr.«

»Lexi«, sagt Raleen. »Komm, lass das, stell ihn wieder ab.«

Ihre Stimme klingt nervös. Wie immer habe ich Raleen schon ganz vergessen, weil sie kaum was sagt, und selbst wenn, ergibt es meist keinen Sinn. Obwohl sie fünfzehn Zentimeter größer ist als ich, scheint sie so unauffällig zusammengestaucht weniger Raum einzunehmen als ein Kind. Dann versinkt sie in dem Sofa, das vorübergehend ihr Zuhause ist, und...



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