E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: marixwissen
Peters Die Maya
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8438-0705-0
Verlag: marix Verlag ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Vergangenheit und Gegenwart einer geheimnisvollen Kultur | Überblicksdarstellung einer 3000-jährigen Geschichte
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: marixwissen
ISBN: 978-3-8438-0705-0
Verlag: marix Verlag ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Zivilisation der Maya ist eine der faszinierendsten Hochkulturen der Welt, die den Vergleich mit der Alten Welt nicht scheuen muss. Mit dem am weitesten entwickelten Schrift-, Zahl- und Kalendersystem waren sie die Genies unter den präkolumbianischen Kulturen. Sie kannten bereits die Null, eine Errungenschaft, die im Abendland erst mit dem arabischen Zahlsystem bekannt wurde. Mitten im lebensfeindlichen tropischen Regenwald ermöglichte ihnen ein ausgeklügeltes Landwirtschaftssystem, zahlreiche Städte und prachtvolle Tempel zu erbauen. Trotz der neuesten Forschung sind noch längst nicht alle Geheimnisse der Maya, wie z. B. ihr plötzlicher Untergang, entschlüsselt, und von den archäologischen Fundstätten wurde bislang nur ein Bruchteil ausgegraben. So gibt es immer wieder sensationelle Funde, die eine Revidierung des bisherigen Wissens notwendig machen. Der vorliegende Band stellt nicht nur die »alten« Maya dar, sondern z. B. auch ihren Kampf um gesellschaftlich-politische Anerkennung in der Gegenwart. Eine über 3000-jährige Geschichte.
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INHALT; VORWORT: EINE HOCHKULTUR IM DSCHUNGEL; DIE MAISMENSCHEN UND IHRE UMWELT: LEBENSRAUM UND EINORDNUNG DER MAYA-KULTUR; ANFANG UND AUFSTIEG: DIE PRÄKLASSIK; DIE KLASSIK IM TIEFLAND: STÄDTE UND IHRE HERRSCHER (250–950 n. Chr.); EINE ZWEITE BLÜTEZEIT: DIE POSTKLASSIK IM HOCHLAND UND IN YUKATAN (950–1697 n. Chr.); GESELLSCHAFT, WIRTSCHAFT, KUNST UND HANDWERK; SCHRIFT, KALENDER, ZAHLEN UND BÜCHER DER MAYA; WELTBILD UND RELIGION; "UNERHÖRTE GRAUSAMKEITEN": DIE SPANISCHE EROBERUNG UND KOLONIALZEIT; MAYA HEUTE: VOM KASTENKRIEG ZUM MOVIMIENTO MAYA; FASZINATION MAYA: DIE MAYA IN FORSCHUNG UND ESOTERIK; DIE WELT DER MAYA AUF NEUEN WEGEN – NEUE ENTDECKUNGEN, NEUE ENTWICKLUNGEN; ANHANG
Das Zentralgebiet, auch »südliches Tiefland« genannt, umfasst die guatemaltekischen Departamentos Petén und Izabal. Es reicht in die Nachbarländer Mexiko (Tabasco sowie die südlichen Teile von Campeche und Quintana Roo) einerseits und Belize sowie Honduras andererseits hinein. Das Gebiet besteht größtenteils aus Regenwald. Klimatisch ist dieser Regenwald der sogenannten Tierra Caliente (heißen Zone) zuzuordnen – einer Zone, die bis zu 800 m über dem Meeresspiegel reicht. Kennzeichnend sind Tagestemperaturen bis zu 40°C und Nachttemperaturen um die 20°C. Diese tropische Regenwaldzone hat einen durchschnittlichen Jahresniederschlag von 2000 bis 4000 mm und eine Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 %. Im Vergleich hat Köln einen Jahresniederschlag von 804 mm. Zur Zentralregion gehören als einziges Gebirge die bis zu 1000 m hohen Maya Mountains in Belize. Ansonsten ist das Grenzgebiet zwischen Guatemala und Belize durch Sumpf und eine Seenlandschaft (Dep. de Petén, Guatemala) geprägt. Der Westen des Tieflandes bzw. der mexikanische Bundesstaat Tabasco ist sumpfig bzw. ein Schwemmgebiet des Usumacinta und seiner Nebenflüsse. Die Nordregion entspricht dem nördlichen Teil der Halbinsel Yukatan und umfasst die mexikanischen Bundesstaaten Yukatan, den Norden von Campeche und von Quintana Roo sowie einen kleinen Teil von Belize. Diese in die Karibik hineinreichende Halbinsel mit savannenartiger Landschaft und buschartiger Vegetation ist geologisch gesehen eine insgesamt 450 km breite Kalksteinplatte. Durch den Einbruch von unterirdischen Höhlen entstand unter dem Erdboden Yukatans ein ganzes System miteinander verbundener Wasserbecken.10 Diese Cenotes, wie sie in der Mayasprache heißen, waren letztlich die einzige Möglichkeit der Wasserversorgung und galten den Maya daher als heilig. Die Stadt Chichén Itzá (»am Rand des Brunnens der Itzá«) verdankt einem solchen Cenote ihre Entstehung und ihren Namen. Denn Yukatan ist eine sehr regenarme Landschaft ohne größere Flüsse, mit Ausnahme des Usamacinta und des Belize River. Geologische Besonderheiten des Maya-Gebietes sind die immer wiederkehrenden Erdbeben, die Vulkantätigkeiten und die Hurrikans bzw. tropischen Wirbelstürme. Das Maya-Gebiet liegt an dem durch Vulkane und Erdbeben geprägten »Pazifischen Feuerring«. Vor allem in Guatemala besteht daher ein extrem hohes und ständiges Erdbebenrisiko. Ursache dafür sind zwei Faktoren: Zum einen schiebt sich an der Pazifikküste die Cocos-Erdplatte unter die leichtere Karibische Erdplatte, und zum anderen gibt es darüber hinaus eine zweite Verschiebung zwischen der Karibischen und der Nordamerikanischen Erdplatte. Das Hochland besteht aus vielen Vulkanen, von denen die meisten nach wie vor aktiv sind. Durch diese tektonische und vulkanische Aktivität ist der Boden reich an Mineralien und daher für den Ackerbau besonders geeignet. Der Unterschied zwischen Sommer und Winter ist im Maya-Gebiet nicht so entscheidend wie der zwischen der Regenzeit von Juni bis Oktober (in den nördlichen und östlichen Gebieten bis Dezember) und der Trockenzeit von November bis Mai. Kennzeichnend für die Regenzeit sind kurze, starke Schauer, meist zur Nachmittagszeit, nicht Dauerregen. Ein Phänomen der Regenzeit und kennzeichnend für die Küstengebiete sind die allseits gefürchteten Hurrikans. Diese tropischen Wirbelstürme haben eine Windstärke von 12 bzw. eine Windgeschwindigkeit von 118 km/h. Vermutlich verdanken die Worte »Hurrikan« und »Orkan« ihre Herkunft einer für Sturm und Wind zuständigen Maya-Gottheit namens Huracán (Hun-r-akan). Flora und Fauna: Grundlage von Wirtschaft und Religion
Das Maya-Gebiet ist durch eine sehr hohe Biodiversität (d. h. eine Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren) geprägt. Grund dafür sind die gerade beschriebenen sehr unterschiedlichen Lebensräume. Im Folgenden soll ein Überblick über die wichtigsten Pflanzen und Tiere gegeben werden, die nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für das Weltbild und die Religion der Maya von Bedeutung waren. So zeigt sich die bedeutende Rolle des Maises als wichtigstes Nahrungsmittel im Leben der Maya in der Religion, wie zum Beispiel im zentralen Mythos von der Erschaffung der ersten Menschen aus Mais. Die für die Maya-Wirtschaft wichtigen Pflanzen Mais, Bohne, Kürbis, Kakao, Tomate, Vanille, Tabak, Avocado und Papaya sind als indianisches Erbe heute auch bei uns bekannt. Mais, Bohne und Kürbis sind dabei die wichtigste Nahrungsgrundlage der Maya und auch der Nachbarkulturen. »Aus gelbem und weißen Mais machten sie sein Fleisch. Aus Maisbrei machten sie die Arme und Beine des Menschen. Einzig Maismasse trat in das Fleisch unserer Ahnen, der vier Menschen, die geschaffen wurden.«11 So berichtet der Schöpfungsmythos im Popol Vuh über die Erschaffung des Menschen aus Mais. Dieser Mythos über die »Maismenschen« belegt die Bedeutung der Maispflanze als Hauptnahrungsmittel bis heute nicht nur der Maya, sondern in ganz Mesoamerika. Besondere Bedeutung kommt dem Beginn der Domestikation des Maises in Mexiko um 5000 v. Chr. zu, weil diese den Übergang von der nomadischen Großwildjägerkultur zur sesshaften Ackerbauerkultur und somit den ersten Schritt zur Hochkultur markiert. Der Beginn der Kultivierung des Maises war daher eine kulturelle Revolution ähnlich wie der Beginn des Getreideanbaus in der Alten Welt. Die Anfänge des Maisanbaus lassen sich archäologisch im Gebiet des heutigen mexikanischen Bundesstaates Tamaulipas nachweisen, im Tal von Tehuacán (Puebla) bis hin nach Oaxaca. Mais (Zea mays) gehört zur Familie der Süßgräser. Der Name stammt aus der Sprache der Arawak–Indianer der Karibik und Südamerikas, auf die Christoph Kolumbus auf einer seiner Entdeckungsfahrten traf. Kolumbus war es, der den ersten Mais nach Europa brachte. Schon 1525 gab es in Spanien die ersten Maisfelder. Ursprünglich auf wärmeres Klima angewiesen, wird der Mais heute in entsprechend klimatisch resistenten Sorten weltweit angebaut – in den meistens Ländern als Tierfutter. Der kultivierte Mais stammt von dem Wildgras Teosinte ab. Die Ähre der Teosinte mit zwei Reihen von Körnern ist dem Aussehen nach eher den Ähren von Weizen oder Gerste vergleichbar als den großen Kolben mit mehreren Körnerreihen heutiger Maispflanzen, die ohne menschliche Hilfe nicht mehr fortpflanzungsfähig sind. Trotz dieser Unterschiede haben aber Teosinte und der heutige Mais dieselbe Chromosomenzahl, ihre Blüten gleichen sich und sie können sich miteinander vermischen. Daher ist man sich heute sicher: Teosinte ist die Urform des Maises. Die bei uns hauptsächlich verzehrte Gartenbohne (Phaseolus vulgaris L.) mit ihren verschiedenen Sorten (grüne Bohne, rote Kidney-Bohne, weiße Bohne oder gelbe Wachsbohne) stammt aus Zentralamerika und ist bis heute neben dem Mais das Grundnahrungsmittel der Maya. Als drittes wichtiges Nahrungsmittel sind die verschiedenen Sorten der Kürbisse (Cucurbita) zu nennen. Der Kürbis ist ebenfalls eine Pflanze amerikanischen Ursprungs, die vermutlich schon 10 000 v. Chr. domestiziert wurde. Und schließlich verdanken wir den Maya noch Kakao und Schokolade. Schon 1502 lernten Kolumbus und seine Mannschaft die Kakaobohnen kennen, als sie auf ein Handelskanu der Maya trafen.12 Sie waren darüber verwundert, wie eifrig sich gleich mehrere Maya bückten, um heruntergefallene Kakaobohnen aufzuheben. Kakao war bei den Maya ein Luxusgut, sowohl als Zahlungsmittel als auch als Getränk der High Society. Die Wörter Schokolade und Kakao stammen von den Maya-Wörtern cacau haa und chocol haa (»heißes Wasser«). Die Spanier machten aus chocol haa das Nahuatl-Wort chocolatl und so wurde es in die anderen europäischen Sprachen übernommen.13 Die Kakao-Pflanze (Theobroma cacao) gehört zur Familie der Malvengewächse. Die Pflanze ähnelt einem Obstbaum: Die Früchte wachsen direkt am Baumstamm und sehen wie Honigmelonen oder übergroße Zitronen aus. Eine Frucht enthält 20 bis 60 Bohnen. Heute werden – je nach Schokoladenart – aus 15 bis 100 Kakaobohnen eine halbe bis drei Tafeln Schokolade hergestellt. Bei der Ernte löst man die Kakaobohnen aus dem Fruchtfleisch und legt sie zum Trocknen in der Sonne aus. Die Herkunft der Kakaopflanze ist nicht eindeutig geklärt, wahrscheinlich stammt sie aus Südamerika. Der Anbau des Kakaos aber begann im Maya-Gebiet. Einen Hinweis für den Beginn des Anbaus liefern uns auf die Zeit um 1150 v. Chr. datierte Keramikreste in Honduras (Ulúa-Tal), in denen der in Mittelamerika nur in Kakao vorkommende Stoff Theobromin nachgewiesen wurde. Das Hauptanbaugebiet der Kakao-Pflanze ist heute nicht mehr Mittelamerika, sondern Afrika. Der Siegeszug des Kakaos bzw. der Schokolade in Europa begann erst, nachdem die Spanier diese ihrem Geschmack angepasst hatten: Während die Maya den Kakao heiß und mit Chili-Pfeffer gewürzt tranken, genossen die Spanier diesen kalt oder lauwarm mit...