Petermann / Nitkowski | Emotionstraining in der Schule | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 355 Seiten

Petermann / Nitkowski Emotionstraining in der Schule

Ein Programm zur Förderung der emotionalen Kompetenz
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8409-2687-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Ein Programm zur Förderung der emotionalen Kompetenz

E-Book, Deutsch, 355 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2687-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Aktuelle Studien belegen, dass Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen einen wesentlichen Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Auffälligkeiten, wie z.B. Depression und Angststörungen, darstellen. Aus diesem Grund ist eine Stärkung der emotionalen Kompetenz und der Emotionsregulationsfertigkeiten im Rahmen einer schulbasierten Präventionsmaßnahme von großer Bedeutung. Das Emotionstraining zur Förderung der emotionalen Kompetenz wurde speziell für Schülerinnen und Schüler der fünften bis siebten Klassenstufe entwickelt und kann von Lehrkräften, Sozialpädagogen oder Schulpsychologen während der regulären Unterrichtszeit durchgeführt werden.

Das Vorgehen dient der gezielten Förderung der Emotionserkennung und -differenzierung, der Förderung der Emotionsregulationsfähigkeiten, besonders in Bezug auf die soziale Interaktion, sowie dem Aufbau von Empathie durch ein verbessertes Emotionsverständnis. Das Trainingsprogramm besteht aus elf Modulen, in denen emotionale Kompetenz auf altersangemessene Weise durch Rollenspiele, Hörbeispiele, Kurzgeschichten und Gruppenarbeiten aufgebaut wird. Ein Transfer auf den Alltag der Jugendlichen wird durch Aufgaben, die zu Hause bearbeitet und im Klassenverband besprochen werden, begünstigt. Das Emotionstraining stellt das bislang einzige in Deutschland verfügbare Präventionsprogramm dar, das gezielt emotionale Kompetenzen im Jugendalter stärkt. Die beiliegende DVD enthält alle Arbeitsmaterialien zur Durchführung des Trainings.

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Zielgruppe


Lehrkräfte in Sekundarschulen, Schulpsychologen, Pädagogen, Sozialpädagogen, Mitarbeiter in pädagogischen Einrichtungen und Erziehungsberatungsstellen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.

Weitere Infos & Material


1;Emotionstraining in der Schule;1
1.1;Vorwort;7
1.2;Inhaltsverzeichnis;9
2;1 Emotionsregulation bei Schülern: Angst- und Depressionsprävention - 1.1 Was ist eine Emotion?;13
3;1.2Emotionale Kompetenzen;22
4;1.3Emotionskompetenzdefizite und Verhaltensauffälligkeiten;34
5;1.4Emotionstraining als Prävention;41
6;2 Trainingskonzept - 2.1 Methoden;43
7;2.2 Aufbau des Emotionstrainings: Ziele, Themen und Vorgehen;47
8;3 Beschreibung der einzelnen Sitzungen - 3.1 Rahmenbedingungen;57
9;3.2Sitzung?1 – Gefühle: Woher sie kommen und was sie bewirken;60
10;3.3Sitzung?2 – Im Gefühlschaos;76
11;3.4Sitzung?3 – Versteckte Gefühle aufspüren;97
12;3.5Sitzung?4 – Welche Gefühlsstrategien gibt es?;110
13;3.6Sitzung?5 – Jede Gefühlsstrategie hat ihren Nutzen;124
14;3.7Sitzung?6 – Unangenehme Gedanken und Gefühle;141
15;3.8Sitzung?7 – Trauer und Enttäuschung annehmen lernen;153
16;3.9Sitzung?8 – Mit Gefühl geht alles besser;166
17;3.10Sitzung?9 – Einen Gute-Laune-Plan erstellen – aber wie?;177
18;3.11Sitzung?10 – Mutig werden – aber wie?;192
19;3.12Sitzung?11 – Gefühlsexperten;206
20;4 Hinweise zur praktischen Umsetzung des Trainings - 4.1 Zur Rolle des Trainers;229
21;4.2Umgang mit kritischen Situationen im Training;230
22;4.3Tipps für die praktische Durchführung des Trainings;235
23;Literatur;237
24;Anhang;243


1 Emotionsregulation bei Schülern: Angst- und Depressionsprävention (S. 11-12)

1.1 Was ist eine Emotion?

Bevor sich mit der Frage beschäftigt werden soll, was unter Emotionsregulation zu verstehen ist, muss geklärt werden, was eine Emotion ausmacht. Eine sehr griffige Definition von Emotionen geben Gerrig und Zimbardo (2008, S. 454): „Eine Emotion ist ein komplexes Muster von körperlichen und mentalen Veränderungen, darunter physiologische Erregung, Gefühle, kognitive Prozesse und Reaktionen im Verhalten, als Antwort auf eine Situation, die als persönlich bedeutsam wahrgenommen wurde.“ Gleich mehrere Bestimmungsstücke werden in der Definition erwähnt, die einer genaueren Erläuterung bedürfen. Obwohl Emotionen ein psychologisch-physiologisches Phänomen darstellen (Levenson, 1999), werden sie meistens wie ein Objekt behandelt (Frijda, 2008). Dieser Sichtweise folgend, wählen wir als Sinnbild ein Puzzle, um die Erscheinungsformen von Emotionen zu erläutern. Ein Puzzle setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die Ausschnitte eines Gesamtbildes darstellen. Jedem Element kommt eine bestimmte Bedeutung und Position zu. Werden alle Komponenten passend zusammengefügt, ergibt sich ein Gesamtbild: die Emotion. Im Falle von Emotionen stellen der Körper, die Gedanken, das Verhalten und das subjektive (psychische) Erleben die Komponenten dar. Nehmen wir als Beispiel die Emotion „Angst“, um zu sehen, wie diese sich aus den einzelnen Komponenten zusammensetzt. Angst kann sich im Körper darin äußern, dass sich automatisch der Herzschlag beschleunigt und eine schnellere Atmung einsetzt. Zur Körperkomponente wird auch der Gesichtsausdruck gezählt, der meistens automatisch erfolgt. Im Gesicht kann sich die Angst unter anderem darin äußern, dass Augen und Mund geöffnet sind. Zugleich wird eine Emotion subjektiv als „Gefühl“ erlebt. Auch können bestimmte Gedanken durch den Kopf gehen, die inhaltlich den körperlichen Empfindungen und dem subjektiven Erleben entsprechen, aber häufig nur eingeschränkt bewusst sind. Angstbehaftete Gedanken wären beispielsweise „Ich werde die Klassenarbeit bestimmt verhauen“, oder „Der Hund wird mich beißen“. Beim letztgenannten Beispiel kann diese Vorstellung auf der Verhaltensebene dazu führen, dass bereits die Befürchtung, man könne einem Hund begegnen, panikartige Fluchtreaktionen auslöst.

Jede Emotion stellt ein anderes Bild oder Muster dar, sodass Emotionen voneinander unterschieden werden können. Traurigkeit besitzt ein anderes Muster als Freude. Anhand der einzelnen Ausdruckskomponenten können die Emotionen jedoch nicht erkannt werden, da einige von ihnen nicht spezifisch sind oder sich sehr ähneln. So nimmt beispielsweise die Frequenz des Herzschlages bei Angst im gleichen Maß wie bei Wut zu (vgl. Larson et al., 2008), weshalb diese Reaktion keine klare Entscheidung darüber zulässt, um welche der beiden Emotionen es sich im konkreten Fall handelt (vgl. auch Kap. 1.2). Auch können einzelne Bestandteile zeitlich versetzt oder gar nicht auftreten, was es erschwert, zu erkennen, um welche Emotion es sich handelt. Zum Beispiel kann es sein, dass einem bei starker Angst erst der Atem stockt, bevor ein Zittern folgt. Erst bei der Gesamtbetrachtung dieser Reaktionsmuster erschließt sich die Emotion und deren Bedeutung. Reaktion. Eine Emotion lässt sich als ein Reaktions- oder Antwortmuster beschreiben (Hamm, 2012), das unwillkürlich ausgelöst wird, wenn Ereignisse auftreten, die persönliche Interessen und Ziele betreffen. Emotionen sind dabei in unserem Lebenskontext eingebettet und übernehmen eine Funktion; so weist uns eine Angstreaktion auf Gefahren hin, wodurch deutlich wird, dass viele emotionale Reaktionen zweckmäßig sind. Werden persönliche Interessen bedroht, eigene Standards verletzt oder Bedürfnisse frustriert, wird ein solcher Zustand durch diese unangenehmen Emotionen signalisiert. Im Gegensatz dazu werden angenehme Gefühle verspürt, wenn persönliche Ziele erreicht werden oder sich diesen angenähert wird. Keine dieser Interessen muss uns immer klar sein, aber die Emotion erinnert uns automatisch daran, falls uns ein Ereignis betrifft. Sehen wir ein verliebtes Paar auf der Straße, wird uns durch dieses Ereignis vielleicht erst das Gefühl der Einsamkeit bewusst und unsere Sehnsucht wird aktiviert, sodass wir uns auch einen Partner oder eine Partnerin suchen möchten.

Eine Emotion muss nicht durch ein konkretes Ereignis aus der Umwelt ausgelöst werden, wie eine gute Note ein Anlass zur Freude sein kann. Allein die Wahrnehmung innerer körperlicher Veränderungen, wie ein beschleunigter Herzschlag, oder die gedankliche Vorstellung sind ausreichend, um eine Emotion hervorzurufen (vgl. Lewis, 2008). Eine Erinnerung an die Hochzeit der besten Freundin reicht aus, um uns zu Tränen zu rühren, wie die Vorstellung an ein bevorstehendes Bewerbungsgespräch uns innerlich erschaudern lassen kann.

Motivation. Die Emotion motiviert weiterhin, das auslösende Ereignis oder die Ausgangssituation möglichst schnell in unserem Sinne zu verändern. Im Falle einer belastenden Situation soll die Empfindung helfen, die Schwierigkeiten, die den eigenen Zielen im Weg stehen, zu überwinden (Fischer & Manstead, 2008). Ein mitfühlender Schüler kann beispielsweise wütend werden, wenn er sieht, wie ein Klassenkamerad von einem älteren Jugendlichen bedrängt wird. Auf der Verhaltensebene motiviert ihn die Emotion, dazwischen zu gehen, weil ihm die Konfrontation unfair erscheint. Kann der Konflikt friedlich gelöst werden, baut sich die Wut ab.


Prof. Dr. Ulrike Petermann, geb. 1954. Seit 2007 Inhaberin des Lehrstuhls für Klinische Kinderpsychologie im Studiengang Psychologie der Universität Bremen und Direktorin der Psychologischen Kinderambulanz der Universität Bremen.



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