E-Book, Deutsch, 416 Seiten
Perry Für immer nur du
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-492-99677-8
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 416 Seiten
ISBN: 978-3-492-99677-8
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Devney Perry hat viele Jahre in der Technologiebranche gearbeitet, bevor sie sich dazu entschloss, Telefonkonferenzen und Projektmanagement hinter sich zu lassen und sich lieber der Familie und dem Schreiben zuzuwenden. Nachdem sie Hunderte von Büchern gelesen hatte, wollte sie endlich ihre eigenen Geschichten mit den Lesern teilen. Devney Perry lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Montana.
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Prolog
Finn
»Miss?« Es gelang mir, die Bedienung auf mich aufmerksam zu machen, als sie an unserer Tischnische vorbeikam. »Noch ein Bier, bitte.«
»Kommt sofort.« Sie lächelte und eilte davon, während ich mein erstes Bud Light leerte.
Ich brauchte dringend etwas zu trinken, denn mir gegenüber kuschelte meine Schwester mit ihrem neuen Freund. Jamie. Sie küssten sich innig. Es gibt nichts Unangenehmeres, als seiner kleinen Schwester bei einem Zungenkuss zuzuschauen.
Ich warf einen Blick über meine Schulter und versuchte, im Gedränge der vielen Gäste unsere Bedienung zu entdecken. Wenn der Abend weiter so verlief, bestellte ich besser gleich zwei Bier. Die Bedienung war verschwunden. Verdammt.
»Also, Jamie.« Ich zwang mich zu einem freundlichen Tonfall, als ich mich wieder unserem Tisch zuwandte. »Poppy sagt, du lebst auf einer Farm hier in der Nähe.«
Er und Poppy ließen voneinander ab – danke, verdammt –, und er nickte. »Das stimmt. Ungefähr 45 Minuten von hier. Ich muss euch demnächst mal dorthin mitnehmen.«
Jamie legte seinen Arm hinter Poppy auf die Rückenlehne. Und da war es wieder, dieses dämliche Grinsen. Ganz offensichtlich war Jamie genauso in Poppy verschossen wie sie in ihn.
Ich hob die Bierflasche wieder an die Lippen, dann fiel mir ein, dass sie leer war. Während ich sie zurück auf den Tisch stellte, musterte ich Jamie verstohlen.
Er war zwei Jahre jünger als ich, aber genauso kräftig gebaut, wahrscheinlich weil er auf einer Farm aufgewachsen war. Seine Haare waren zu lang und zu fransig. Sein grün-weißes, perlenbesetztes Westernhemd war einen Knopf zu weit aufgeknöpft. Und der Typ trug Flip-Flops. Im September.
Er war eine merkwürdige Mischung aus Surfer und Cowboy, aber Poppy war hin und weg. Dreimal war sie schon mit ihm ausgegangen. Viel zu oft für meinen Geschmack.
Als sie mich eingeladen hatte, sie heute Abend in ein Burger-Restaurant zu begleiten und dabei Jamie und ihre neue Mitbewohnerin kennenzulernen, hatte ich nicht ablehnen können. Poppy war diesem Typen bereits verfallen, und ich musste einfach wissen, mit wem wir es hier zu tun hatten.
»Du bist im letzten Studienjahr?«, fragte Jamie. Offensichtlich hatte er doch noch nicht ganz vergessen, dass ich auch mit am Tisch saß.
»Ja«, nickte ich. »Landschaftsarchitektur. Was studierst du?«
»Erziehungswissenschaften. Wenn ich schon bis 65 arbeiten muss, dann will ich was mit Kindern machen.« Er bedachte Poppy mit einem breiten Lächeln und griff nach dem unbenutzten Strohhalm, der auf dem Tisch lag, zog die Papierhülle ab und formte daraus mit den Fingern einen kleinen Ball. Noch ehe er damit fertig war, wusste ich, dass er ihn in das eine Ende des Strohhalms stopfen würde.
Tatsächlich lud er die Papierkanone, grinste mich an und hob den Strohhalm an die Lippen. Dann zielte er und blies Poppy den Papierball ins Gesicht.
»Jamie!« Sie schlug ihm den Strohhalm aus der Hand, und beide lachten.
Der Kerl war albern. Kein Wunder, dass er mit Kindern arbeiten wollte. Da passte er super dazu.
Ich kannte ihn erst seit einem Bier, aber ich hatte in ihm schon den Klassenclown ausgemacht. Der, der immer blöde Witze reißt und irgendwelche Spielchen anfängt. Der Typ, der ein Furzgeräusch von sich gibt, um die trübe Stimmung aufzuheitern. Der Typ, der immerzu lächelt und dafür sorgt, dass die anderen das auch tun.
Das freute mich für Poppy. Wirklich. Aber das bedeutete, dass ich mich mit ihrer Knutscherei abfinden musste.
Poppy konnte einen Gute-Laune-Typen gut vertragen. Sie hatte den Sommer in Alaska bei unseren Eltern verbracht, hatte dort drei Monate lang hart gearbeitet und sich so das Geld für das kommende Collegejahr zusammengespart. Viel Spaß hatte sie sicher nicht gehabt.
Wenn ich eine Schwarzlichtlampe auf Jamies Stirn gerichtet hätte, wäre dort vermutlich das Wort Spaß erschienen.
»Wo ist diese neue Mitbewohnerin?«, fragte ich Poppy in der Hoffnung, dass sie antworten und damit von Jamie ablassen würde.
»Sie hat geschrieben, dass sie etwas später kommt.« Poppy warf einen Blick auf ihr Smartphone. »Das war vor einer Viertelstunde. Sie wird also wahrscheinlich gleich hier sein.«
»Wie hieß sie noch mal?«
»Molly«, antworteten Poppy und Jamie unisono und lächelten sich an.
»Und ich hab sie noch nie getroffen?« Ich hatte schon einige von Poppys Freundinnen kennengelernt, aber an eine Molly konnte ich mich nicht erinnern.
»Nein. Sie hat letztes Jahr in einem anderen Studentenwohnheim gewohnt.«
Unsere Bedienung kam mit einem Tablett voller Wassergläser an unserem Tisch vorbei und hielt abrupt inne, als sie mich sah. »Oh, verflixt, ich hab dein Bier vergessen. Kommt sofort.«
»Lass mal, nicht nötig.« Ich hob abwehrend eine Hand und stand auf. »Ich hol mir eins an der Bar.« Oder zwei. Oder drei.
»Sicher?«, fragte sie.
»Ja, klar, kein Problem. Wollt ihr auch noch was?«, fragte ich Poppy und Jamie, aber es war schon zu spät. Gerade mal zehn Sekunden hatte ich sie aus den Augen gelassen, und sie hatten schon wieder angefangen, sich Zärtlichkeiten ins Ohr zu flüstern, und mich dabei vollkommen vergessen.
Ich verließ unseren Tisch und war froh, der glücklichen Zweisamkeit einen Augenblick zu entkommen. Nicht genug damit, dass ich den beiden heute Abend dabei zusehen musste, wie sie versuchten, sich in aller Öffentlichkeit zu vereinigen, ich musste zudem auch noch freundlich zu dieser Mitbewohnerin sein.
Poppy hatte mir versichert, dass sie mit diesem Abend nicht das Ziel verfolgte, mich zu verkuppeln. Es war einfach nur ein Abendessen und eine Chance, Jamie und Molly kennenzulernen, bevor mich mein letztes Jahr an der Uni zu sehr in Anspruch nehmen würde.
Allerdings hatte ich eine Vorahnung, dass ich Jamie trotz jeder Menge Lernstoff und einem Teilzeitjob ziemlich viel zu Gesicht bekommen würde.
Ich musste zugeben, dass er kein übler Kerl war. Die ewige Grapscherei war nervig, aber ich hatte das Gefühl, dass er nicht nur auf eine schnelle Nummer aus war. Er mochte Poppy wirklich.
Ich lehnte mich an den Tresen und gab dem Barkeeper ein Zeichen. »Bud Light.«
Er kam zu mir, um meinen Personalausweis zu prüfen, dann holte er mein Bier aus dem Kühlschrank. Ich ließ ein paar Münzen auf dem Tresen liegen, nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und machte mich gemächlich auf den Weg zurück zu unserer Nische ganz hinten in dem kleinen Restaurant.
Sogar auf die Entfernung konnte ich erkennen, wie Poppy und Jamie sich anhimmelten. So hatte sie sich noch nie einem Kerl gegenüber verhalten. Plötzlich traf mich die Eifersucht des großen Bruders mit aller Wucht. Ich wollte in ihr nicht die erwachsene Frau sehen. Ich wollte nicht, dass sie einen Mann kennenlernte, der dann all die Dinge für sie erledigte, die ich bisher übernommen hatte, wie den Ölwechsel an ihrem Auto oder das Abholen von chinesischem Essen am Sonntagabend. Ich wollte, dass sie meine kleine Schwester blieb.
Aber gleichzeitig wollte ich auch, dass sie einen netten Typen fand. Einen, dem ich an ihrem Hochzeitstag nicht eine reinhauen müsste.
»Oh, Mist«, fluchte plötzlich eine Frau neben mir, und gleichzeitig schwappte mir kaltes Bier über die Hand. »Tut mir furchtbar leid.«
»Kein Problem.« Ich nahm mein Bier in die linke Hand und wischte mir die rechte an der Jeans trocken. Dann sah ich mir die Frau genauer an, die mich angerempelt hatte.
Mein Mund wurde trocken.
Braune Locken umrahmten ein Gesicht so atemberaubend, dass ich gar nicht wusste, wo ich zuerst hinschauen sollte. Ihre braunen Augen funkelten, die goldenen Sprenkel darin passten perfekt zu ihrem glänzenden Lidschatten. Sie hatte eine Haut wie Porzellan, makellos cremefarben, bis auf die zarte Röte auf ihren Wangen.
Ihre Lippen hatten einen leichten Pfirsichschimmer, eine zarte, weiche Farbe, so süß, dass sie einen deutlichen Kontrast zu diesen schokoladigen Locken bildeten, die auf ihren Schultern tanzten. Diese Locken schrien geradezu nach Sex. Sie wollten unbedingt, dass ich sie um meine Finger wickelte und auf einem Kopfkissen ausbreitete.
»Du bist Finn, oder? Poppys Bruder?«
Ich zwang mich, meinen Blick von ihrem Haar zu lösen. »M-hm.« Bleib cool, du Blödmann.
»Ich bin Molly.« Sie streckte ihre Hand aus, ergriff meine und schüttelte für uns beide.
Das war die Mitbewohnerin? Yes! Die Frau meiner Träume wohnte mit meiner Schwester zusammen. Fuck me.
»Du hast auch keine Sommersprossen«, stellte sie fest, als sie mir prüfend ins Gesicht sah.
Das war richtig. Poppy und ich hatten beide rote Haare, meine waren eher rotbraun, Poppys fuchsrot. Die Haare hatten wir von unserer Mutter geerbt, die Sommersprossen nicht. All das konnte ich Molly aber nicht sagen, weil ich meine Fähigkeit zu sprechen verloren hatte.
Ich nahm einen Schluck Bier, während Molly ihren Blick durch das Lokal schweifen ließ. Ich schluckte, und mir fiel ein, dass ich Student im vorletzten Semester war und kein Taubstummer. Ich wusste, wie man Frauen beeindruckte!
»Wir sitzen dahinten«, sagte ich und zeigte in die Richtung, wo Poppy und Jamie saßen – und sich schon wieder küssten.
Als Molly die beiden entdeckte, stöhnte sie auf. »Die zwei sind im Moment wirklich widerlich. Ich habe gestern mit ihnen zu Mittag gegessen und musste Jamie erst ein Hühnchennugget an den Kopf werfen, bevor er mich überhaupt wahrgenommen hat.«
Ich lachte. »Poppy hatte während ihrer Highschoolzeit nicht viele Beziehungen. Diese öffentliche Knutscherei ist neu für mich. Und warum sollte ich lügen – es...