E-Book, Deutsch, Band 2703, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Perry Rhodan-Zyklus "Das Atopische Tribunal"
E-Book, Deutsch, Band 2703, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-2702-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Weltenwanderer Bernd Perplies wurde 1977 am letzten Tag des Monats Februar in Wiesbaden geboren und verbrachte dort seine Schulzeit. Nach einem gut zehnjährigen Aufenthalt in Mainz - unter anderem für ein Studium der Filmwissenschaft, Germanistik, Buchwissenschaft und Psychologie - kehrte er 2011 in seine Geburtsstadt zurück. Er findet, 'dass es sich in beiden Städten prima leben lässt'. Und ergänzt: 'Weswegen es mich auch nie wirklich in die Fremde gezogen hätte. Diesen Mangel an tatsächlicher Reiselust machte ich bereits von Kindesbeinen an durch einen unbezwingbaren Drang zum Weltenwandern im Geiste wett.' Sein Talent zum Phantasieren wurde früh geweckt und gefördert. 'Ein Dank gebührt hier zweifellos meinen Eltern, die sich nicht darauf beschränkten, uns Kindern Gute-Nacht-Geschichten zu erzählen, sondern die uns stets zur aktiven Mitgestaltung der Handlung ermunterten.' Die Lektüre von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen - darunter auch die ersten PERRY-RHODAN-Silberbände - bestärkte seinen Wunsch, schriftstellerisch tätig zu werden. Seine professionelle Karriere begann mit einem Praktikum beim Heel Verlag, wo er ab 2001 zahlreiche Artikel für das Genre-Magazin 'Space View' schrieb. Daneben betreute er als Chefredakteur das Rollenspiel-Portal 'Ringbote.de'. Für die Verlage Heel, Pegasus Spiele und Cross Cult übersetzte er seit 2004 mehr als 30 Spiele und Bücher, darunter viele Titel der 'Star Trek'-Serie. Neben diesen freiberuflichen Aktivitäten arbeitet Bernd Perplies nebenberuflich im Deutschen Filminstitut - DIF in Frankfurt am Main, für das er in den Jahren 2004 bis 2009 außerdem als Redakteur die Website 'filmportal.de' mitbetreute. In seiner Freizeit schaut er gern Filme, liest Bücher und spielt mit Freunden Brettspiele oder Pen-&-Paper-Rollenspiele. Im August 2008 erschien beim Verlag Lyx sein erster Roman 'Tarean - Sohn des Fluchbringers'. Er brachte ihm den dritten Platz in der Endausscheidung für den Deutschen Phantastik Preis 2009 in der Sparte 'Bestes Debüt' ein. Nach dem dritten Band der 'Tarean'-Reihe veröffentlichte er in den Jahren 2010 bis 2011 die erfolgreiche Trilogie 'Magierdämmerung'. Zusammen mit Christian Humberg schrieb er die Bände der humorvollen Jugend-Fantasy-Serie 'Drachengasse 13' sowie 'Das schleichende Grauen', ein in Wolfgang Hohlbeins 'Hexer'-Universum angesiedeltes Abenteuerspielbuch. Für 2012 ist im Verlag Lyx sein Urban-Fantasy-Roman 'Flammen über Arcadion' angekündigt. Zwischen all diesen Aktivitäten fand Bernd Perplies immer wieder die Zeit, die Heft- und Taschenbuchreihen der PERRY RHODAN-Serie zu verfolgen. Als dann auf dem PERRY RHODAN-WeltCon 2011 der Start von PERRY RHODAN NEO verkündet wurde, erkannte der Autor eine ganz neue Möglichkeit: 'Ich sah, dass sich mir hier eine Chance bot, die sich vielleicht so schnell nicht wieder bieten würde: meine Liebe für die Science Fiction, meine Hochachtung vor diesem gewaltigen Genre-Projekt PERRY RHODAN und meine Begeisterung fürs Fabulieren zu verbinden.' Er nahm Kontakt mit der Redaktion auf, und erhielt wenig später den Auftrag, den 15. Band der NEO-Serie mit dem Titel 'Schritt in die Zukunft' zu schreiben. Dieser Roman erscheint im April 2012.
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1.
23. Juni 1514 NGZ 21.50 Uhr Universität von Terrania Die holografischen Anzeigen umgaben Sichu Dorksteiger wie eine Schar neugieriger Kinder, die sich eine gute Geschichte von ihr erhofften. Doch es war Sichu, die sich eine Geschichte anschaute und anhörte – immer wieder und aus allen erdenklichen Perspektiven. Und es war keine gute. Genau genommen handelte es sich um eine Tragödie. Vor vier Tagen, am 19. Juni, war eine komplette Hilfsflotte der LFT, 77 Schiffe an der Zahl, aus heiterem Himmel unmittelbar über Terra ausgelöscht worden. Sichu richtete den Blick der bernsteinfarbenen Augen auf die Flottenliste: die GIOVANNI CABOTO, ein 1800-Meter-Raumer der SATURN-Klasse, unter dem Befehl von Oberst Bennelong Eoura, die GEORGES MELIES, auf der Helme Landa, ein Bekannter von ihr, gedient hatte, die beiden LFT-BOXEN-Raumer HILDEGARD VON BINGEN und PANTAM NURHERERE – Lazarett-Schiffe! Von ihnen waren nicht mehr als ein 100.000 Kilometer durchmessendes Trümmerfeld draußen im All geblieben. Die atorische Chefwissenschaftlerin mit dem langen silbernen Haar, das ihr, von einigen verzierten Ringen mit Mühe gebändigt, wie eine Flut über die linke Schulter fiel, brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass die smaragdgrünen Punkte in ihrer Iris in Bewegung waren. Der Anblick der Trümmer war einfach grauenvoll, eine Katastrophe, die sie auch nach der hundertsten Durchsicht der Bilddokumente noch aufwühlte. Vielleicht war der Tod von Helme Landa schuld daran, dass Sichu sich wie eine Besessene in die Aufgabe gestürzt hatte, die Vorgänge an der Grenze des Solsystems zu rekonstruieren und zu begreifen. Einen Teil von ihr faszinierte sicher auch die hyperphysikalische Unerhörtheit der Tat selbst. Wahrscheinlich war der Grund aber vor allem der, dass ihr ein selbstgerechtes Regime, das rücksichtslos Leben opferte, um seine eigene Position zu untermauern, alles andere als fremd war. Vor Jahrzehnten war sie eine Soldatin, eine glühende Dienerin der Frequenz-Monarchie gewesen. Deren Machtanspruch war ein absoluter gewesen. Erst die Auslöschung eines ganzen Planeten – nur zum Zweck eines Experiments – hatte Sichu aufgerüttelt und sie dazu gebracht, ihr Lebensbild gründlich zu überdenken. Ganz so weit waren die Onryonen, die sich wie Parasiten unter dem Technogeflecht auf Luna festgesetzt hatten, nicht gegangen. Aber ihr Vergehen war nur graduell geringer. Er sei ein Bevollmächtigter des Atopischen Tribunals hatte Shekval Genneryc behauptet, der einzige Onryone, der bislang mit ihnen Kontakt aufgenommen hatte. Das Tribunal habe unzweideutige Hinweise darauf, dass der von Oberst Eoura geführte Verband in die Kampfhandlungen im Ghatamyz-Sektor eingreifen werde. Das jedoch sei verboten. Begründungen hierfür hatte er keine geliefert. Stattdessen hatte eine Flotte aus 30 Schiffen, die den Repulsor-Wall um den Mond durchflogen und im Mondorbit Stellung bezogen hatten, einfach das Feuer eröffnet, als Eoura das Verbot missachtete und in den Linearraum wechselte. Sichu presste die Lippen zusammen. An dieser Stelle wurde die Sache wirklich hässlich. Ihr Blick wanderte zu dem Standbild und den Analysedaten zu ihrer Linken. Das Bild zeigte einen Teil des gewölbten Rumpfs von Gennerycs Schiff, einem 2100-Meter-Riesen, der sich als Raumvater HOOTRI identifiziert hatte. Aus mehreren verborgenen Abschussrampen waren Miniaturflugkörper gerast. Auch die anderen onryonischen Schiffe hatten ohne weitere Warnung gefeuert. Insgesamt 299 hatte die LFT-Wachflotte gezählt. Neben den Analysedaten schwebte eine holografische Projektion der Geschosse. Es handelte sich um 30 Meter lange Torpedos mit einem kugelförmig verdickten Ende, in dem eine Ladung von enormer Sprengkraft stecken musste. Viele Informationen hatte sie nicht zu diesen Waffen. Dafür war alles zu schnell gegangen. Sichu zögerte, unschlüssig, ob sie die Aufzeichnungen ein weiteres Mal ansehen sollte. Dann aktivierte sie den Trivid-Abspieler. Sofort erwachten die Standbilder um sie zum Leben. Energieblitze zuckten lautlos durchs All. Die LFT-Wachflotte unter dem Befehl von Oberst Evrem Valsolda feuerte aus allen Rohren, um die Torpedos abzufangen. Lautlose Explosionen blühten in der Schwärze auf. Eine Aufzeichnung der Ortungsstation des Flaggschiffs ELAS KOROM-KHAN zählte mit: 100 ... 120 ... 150 ... 180 ... 198 ... 203. Dann verschwanden die übrigen 96 Torpedos im Linearraum. Und keine Minute später dann die Hiobsbotschaft: Die entkommenen Torpedos hatten alle 77 Schiffe des Ghatamyz-Verbands erwischt. 77 Schiffe waren zerstört worden, darunter Kolosse wie die GIOVANNI CABOTO und die beiden LFT-BOXEN. Im Linearraum! Bislang hatte der Linearraum als sicherer Rückzugsort gegolten. Natürlich war durchaus bekannt, dass es Möglichkeiten der Beeinflussung gab. Aber ein gezieltes Beschießen von Schiffen, die etwa nach einer Raumschlacht in den Linearflug gingen, hatte es noch nicht gegeben. Wer es in den Linearraum schaffte, hatte es geschafft – so lautete bis vor wenigen Tagen die militärische Devise. Es sei denn, jemand folgte ihm bis zum Wiedereintritt ins Standarduniversum. Aber das war eine ganz andere Geschichte. Sichu fröstelte noch immer, als sie an die wenigen Sekunden vor vier Tagen zurückdachte, binnen deren sich die Katastrophe ereignet hatte. Der Linearraum war nicht mehr sicher, zumindest nicht in der Umgebung von Terra. Sie blickte auf die Hände hinab, und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sie unwillkürlich zu beinahe schmerzhaft festen Fäusten geballt hatte. Mühsam zwang sie ihre schlanken grünen Finger wieder auseinander. Die goldenen Fraktalmuster, die ihren ganzen Körper bedeckten und auf den Handrücken ausliefen, schimmerten im kalten Licht des unterirdischen Labors. Der Raum gehörte zur Universität von Terrania und lag geschützt im 32. Stock unter der Erde. Seit fast vier Tagen hockte sie nun dort – von kurzen Pausen zum Schlafen und Essen unterbrochen – und wühlte sich durch die Unmenge von Daten und Aufzeichnungen, die man ihr als Chefwissenschaftlerin auf Anforderung zur Verfügung gestellt hatte. Natürlich beschäftigte sich auch das Militär der LFT mit der Katastrophe. Aber selbst wenn die Uniformträger sich einen Stab von Wissenschaftlern zusammengetrommelt hatten, schadete es nicht, wenn Sichu sich ebenfalls mit diesen »Linearraumtorpedos«, wie sie sie kurzerhand getauft hatte, beschäftigte. Schließlich war sie nicht bloß irgendeine Hyperphysikerin, sondern eine der besten, die man auf Terra in diesen Tagen finden konnte. Bedauerlicherweise hatte auch eine Koryphäe Schwierigkeiten, aus dem wenigen, brauchbaren Datenmaterial sinnvolle Schlüsse zu ziehen. Sichu ließ den Blick über die Grafiken, Tabellen und Kamerabilder schweifen, die sie umgaben. Sie besaß Unmengen an Aufzeichnungen, Analysen der Onryonenraumer, Flugvektoren, Materialeinschätzungen, Flugsteuerungsberechnungen, Geschwindigkeitsmessungen und Sprengkraftextrapolationen der Linearraumtorpedos. Nur das eine, was zählte, die Frage, wie es den Miniaturflugkörpern gelang, im Linearraum ein Ziel anzuvisieren und zu zerstören, ließ sich mit alldem nicht beantworten. Dazu fehlte ihr ein intakter Torpedo – oder wenigstens die Sensordaten eines der zerstörten Schiffe. Nur woher nehmen?, dachte Sichu frustriert. Die Hilfsflotte war vollständig vernichtet worden. Obwohl nach wie vor Suchtrupps das gewaltige Trümmerfeld durchstreiften, war bislang so gut wie nichts Verwertbares geborgen worden. Der Grad der Zerstörung hatte etwas Beängstigendes. Viel schlimmer war, dass von den Tausenden Leben, die an Bord der 77 Schiffe gewesen waren, bloß eines hatte gerettet werden können. Eines! Diese Zahl klang so absurd, dass man sie nicht glauben mochte. Aber tatsächlich hatte genau ein Mann die Katastrophe überlebt: Waffenleitoffizier Tasso Cormac von der HILDEGARD VON BINGEN. Leider lag der Mann, der trudelnd und ohne Bewusstsein im freien Raum gefunden worden war, im künstlichen Koma, in das die Mediker ihn nach seiner Rettung hatten versetzen müssen. Von ihm bekam Sichu keine neuen Informationen. Sicher war daher bislang nur dies klar: Dank ihrer Linearraumtorpedos stellten die Schiffe der Onryonen eine ganz neue Dimension von Bedrohung dar. Diese Waffe verlieh ihren Besitzern erschreckende Macht! Das schienen diese auch zu wissen. Denn obwohl sich Genneryc und seine Flotte unter dem Vergeltungsfeuer der LFT-Wachflotte wieder hinter den Repulsor-Wall zurückgezogen hatten, ließen die Onryonen sowohl Furcht als auch Reue vermissen. Stattdessen hatte sich der Fremdling mit der Selbstherrlichkeit eines unangefochtenen Herrschers an die Bewohner nicht nur der Erde, sondern der ganzen Galaxis gewandt. Noch immer klangen Sichu seine ungeheuerlichen, seine absurden Worte in den Ohren. »Ich will noch einmal betonen, dass ich zu euch spreche aus meiner von einem der Richter des Atopischen Tribunals verliehenen Vollmacht. Aus derselben Vollmacht heraus verkünde ich hiermit, dass heute der erste Tag sein soll des ersten Jahres des Atopischen Tribunals in der Galaxis Milchstraße. Dies ist ein Grund zu feiern. Die Tage des Unrechts sind vorüber. Die Milchstraße hat unendliche Jahrhunderte des Leids durchlebt und sich damit redlich, sehr redlich, einen Anspruch auf Gerechtigkeit erwirkt. Dies wird nun geschehen, denn es ist höchste Zeit! Als meine erste Amtshandlung untersage ich deswegen ab sofort jegliche Flottenbewegung im Solsystem. Es hat genug Krieg gegeben. Kommen wir ohne Zeitverschwendung zu meiner zweiten Amtshandlung: Ich fordere hiermit die sofortige Überstellung der...