E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Perkins Lebe ein reiches Leben, statt reich zu sterben
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96092-514-9
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
So machst du das Beste aus deinem Geld und deinem Leben
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
ISBN: 978-3-96092-514-9
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
William Perkins ist CEO von BrisaMax Holdings, einem Beratungsunternehmen mit Sitz auf den US Virgin Islands. Nach einer Ausbildung an der Wall Street machte Perkins sein Glück als Energiehändler. Heutzutage ist Perkins für seinen glamourösen Lebensstil, Pokerspiele mit exorbitanten Einsätzen und unverschämte Wetten bekannt. Er lebt jeden Tag in vollen Zügen.
Autoren/Hrsg.
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KAPITEL 6
HALTEN SIE IHR LEBEN IN DER BALANCE
REGEL NUMMER 6:
VERBRINGEN SIE IHR LEBEN NICHT IM AUTOPILOTMODUS.
Am Anfang dieses Buches habe ich Ihnen davon erzählt, wie mein Chef mich für, sagen wir, nicht ganz gescheit erklärte. Wie Sie sich vielleicht erinnern, war ich mit Mitte 20 ein ganz schöner Pfennigfuchser und stolz darauf, dass es mir gelungen war, trotz meines mageren Gehalts Geld zu sparen. Mein Chef, Joe Farrell, brachte mich zur Vernunft, indem er mich daran erinnerte, dass ich auf dem Weg sei, in den kommenden Jahren viel mehr Geld zu verdienen. Er wies darauf hin, dass es deshalb dumm von mir sei, das Geld, das ich gerade verdiente, nicht auszugeben.
Joe Farrell hat sich diesen Rat nicht einfach nur ausgedacht. Die Auffassung, dass es vernünftig ist, wenn junge Menschen freier mit ihrem Geld umgehen, wird von vielen Wirtschaftswissenschaftlern geteilt, auch wenn sie dem Ratschlag zuwiderläuft, den die meisten von uns zu hören bekommen. Wenn wir etwa acht oder neun Jahre alt sind, sagen uns unsere Eltern, dass wir einen Teil unseres Geburtstagsgeldes sparen sollen, anstatt alles auszugeben. Wenn wir erwachsen sind, erklären uns die Finanzberater, dass es nie zu früh ist, einen Teil unseres Gehalts zu sparen.
Viele Ökonomen sind dagegen der Meinung, dass Sparsamkeit bei jungen Menschen generell eine schlechte Idee ist. Als der Wirtschaftswissenschaftler Steven Levitt, der durch das Buch Freakonomics bekannt wurde, seine Karriere als Juniorprofessor an der University of Chicago begann, empfahl ihm ein höhergestellter Kollege namens José Scheinkman, er solle mehr ausgeben und weniger sparen – ein Ratschlag, den Scheinkman selbst von Milton Friedman bekommen hatte, jenem noch berühmteren Wirtschaftswissenschaftler der University of Chicago. Levitt erinnert sich, dass sein älterer Kollege ihm geraten habe: »Ihr Gehalt wird ebenso steigen wie Ihre Verdienstmöglichkeiten.« Das ist nahezu der gleiche Wortlaut wie das, was Joe Farrell mir gesagt hatte. »Und deshalb sollten Sie jetzt kein Geld sparen, sondern sich welches leihen«, erinnert sich Levitt weiter an die Worte von Scheinkman. »Sie sollten heute so leben, wie Sie in 10 oder 15 Jahren leben werden. Es ist doch verrückt, praktisch zu knausern und zu sparen – aber so wurde das mir, der in einer Mittelschichtfamilie aufgewachsen ist, beigebracht.«40 Levitt bezeichnet dies als einen der besten Ratschläge finanzieller Natur, die er je erhalten hat.
Dasselbe würde ich über den fast identischen Ratschlag von Joe Farrell sagen, auch wenn ich eine Zeit lang zu weit gegangen bin. Joes Worte öffneten mir die Augen für eine ganz neue Art des Denkens darüber, wie man seine Einnahmen mit seinen Ausgaben in Einklang bringen kann. Ich war allerdings ein etwas übereifriger Bekehrter – vor diesem Gespräch mit Joe war ich ein völlig anderer Mensch als danach. Zuvor hatte ich weitestgehend so gelebt wie die Menschen in der heutigen FIRE-Bewegung:41 Ich entschied mich immer für die billigere Lösung, achtete auf jeden Cent und sparte so viel wie möglich für die Zukunft. Dann legten Joes Worte einen Schalter in mir um. Ganz schnell avancierte ich von einem Typen, der sein Geld möglichst zusammenhält, zu einem, der sein Geld aus dem Fenster wirft. In den darauffolgenden Jahren stieg mein Einkommen immer weiter an, wie Joe es vorhergesagt hatte – und meine Ausgaben stiegen ebenfalls.
Ich hatte viel Spaß, aber leider kann ich nicht auf eine besondere Erfahrung aus diesen Jahren zurückblicken, die mir eine große Erinnerungsdividende beschert hätte. Das liegt daran, dass ich wie von Sinnen war – ich gab einfach Geld aus, aus schierer Lust statt mit Sinn und Verstand. Ich kaufte zum Beispiel eine Stereoanlage mit einer höheren Klangqualität, als meine Ohren überhaupt wahrnehmen konnten, oder ich ging in Restaurants, die zwar teurer waren, sich aber nicht allzu sehr von den Restaurants unterschieden, in denen ich vorher gegessen hatte. Wenn es eine teurere Version von etwas gab, entschied ich mich für diese, ohne über den maximalen Nutzen nachzudenken. Tatsächlich war ich vom »Autopilot Sparen« einfach bloß zum »Autopilot Ausgeben« gewechselt.
Mit meinen Ausgaben setzte ich auch meine Zukunft aufs Spiel. Ich gab nicht nur mein gesamtes verfügbares Einkommen aus, sondern griff auch noch tief auf meine Rücklagen für Notfälle zu. Was wäre passiert, wenn ich meinen Job verloren hätte? Dann hätte ich außer der Arbeitslosenversicherung kein Polster mehr gehabt, auf das ich mich hätte stützen können, nicht einmal ein Monatsgehalt.
Ich bin immer noch überzeugt davon, dass man Risiken eingehen sollte, wenn man jung genug ist, um sich von den möglichen Nachteilen zu erholen – aber nur, wenn es eine positive Seite gibt, eine Belohnung, die das Risiko ausgleicht. Für jedes Risiko, das man eingeht, sollte es immer eine Belohnung geben. Wenn ich also zum Beispiel eine Reise nach Nepal unternähme, die ich nie wieder machen könnte, weil ich später Kinder und andere Verpflichtungen hätte, dann ist das ein Risiko, das sich lohnt. Es wäre in Ordnung, alles auszugeben, was ich habe, und mich sogar zu verschulden (wie mein Freund Jason für seine Rucksacktour durch Europa), um diese einmalige Erfahrung im Leben zu machen. Das würde ich jedenfalls nicht als aus dem Fenster geworfenes Geld bezeichnen. Aber meine Ausgaben zu jener Zeit entsprachen dem keineswegs: Das Risiko, das ich einging, war es für das, was ich bekam, nicht wert.
Aber Sie können vielleicht nachvollziehen, warum ich zu weit ging: Indem ich versuchte, meine frühere Dummheit zu vermeiden, mich selbst zu berauben, wurde ich einfach zu einer anderen Art von Dummkopf. Indem ich Joes Weisheit aufgriff und blind umsetzte, ersetzte ich einen Fehler durch einen anderen: Früher war ich zu sparsam, und später war ich zu verschwenderisch. Die eigentliche Weisheit von Joes Rat ist, nicht immer alles auszugeben, was man verdient, und weiterhin auf eine immer bessere Zukunft zu setzen. Nein, ich weiß jetzt, dass der entscheidende Punkt ist, die richtige Balance zu finden zwischen den Ausgaben für die Gegenwart (und nur für das, was einem wichtig ist) und dem klugen Sparen für die Zukunft.
WARUM EINFACHE REGELN FÜR DIE RICHTIGE BALANCE NICHT BEI JEDEM SINN MACHEN
Mir ist auch klar geworden, dass sich diese Balance im Laufe des Lebens immer wieder verschiebt, auch wenn dies in Widerspruch zu den meisten persönlichen Finanzberatungen steht. Einige Finanzexperten drängen einen beispielsweise dazu, »mindestens 10 Prozent« seines monatlichen Einkommens oder eines jeden Honorars zu sparen. Andere Experten empfehlen andere Beträge, beispielsweise 20 Prozent – aber auch hier wird empfohlen, dies jeden Monat oder jede Woche oder mit jedem Honorar zu tun, unabhängig von Alter oder der finanziellen Situation.
Werfen wir einen genauen Blick auf die 20-Prozent-Empfehlung, die von einer beliebten Budgetierungsformel namens 50-30-20-Regel abgeleitet ist.42 Die 50-30-20-Regel stammt von Elizabeth Warren – ja, genau die Elizabeth Warren. Bevor sie in die Politik ging, war Warren Juraprofessorin mit besonderer Fachkenntnis im Bereich der Insolvenz, und sie arbeitete auch als Co-Autorin an Büchern darüber, warum Amerikaner aus der Mittelschicht bankrottgehen und wie man dieses traurige Schicksal vermeiden kann. Sie schlug die 50-30-20-Regel vor, die sie die Formel des ausgeglichenen Geldes nannte, um den Menschen zu helfen, finanziell stabil zu bleiben.
Nach dieser Regel sollten Sie 50 Prozent Ihres Einkommens für »Unverzichtbares« (wie Miete, Lebensmittel und Grundbedürfnisse) einplanen, 30 Prozent für Ihre persönlichen Interessen (wie Reisen, Veranstaltungen und Restaurantbesuche) und die restlichen 20 Prozent für den Aufbau Ihrer Ersparnisse und die Tilgung Ihrer Schulden. Die Regel klingt nach einer großartigen (und einfachen) Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, insbesondere für Menschen, die ihre Ausgaben vielleicht nicht gut im Griff haben. Und sie hat sich erfolgreich durchgesetzt. Aber wenn Sie mehr erreichen wollen als finanzielle Stabilität – das heißt, wenn Sie mein Ziel teilen, Ihre Lebensqualität zu maximieren, ohne pleitezugehen –, dann brauchen Sie eine differenziertere Art des Denkens über das finanzielle Gleichgewicht. Meiner Meinung nach kann das gleiche Verhältnis von Ausgaben und Ersparnissen nicht auf alle Menschen angewendet werden – und, was noch wichtiger ist, der Prozentsatz der Ersparnisse sollte mit 22 Jahren nicht der gleiche sein wie im Alter von 42 oder 52 Jahren. Das optimale Verhältnis variiert fraglos von Mensch zu Mensch und verändert sich mit dem Alter und dem Einkommen. Dieses Kapitel zeigt Ihnen verschiedene Methoden auf, die Ihnen helfen, das optimale Verhältnis für sich selbst zu finden und beizubehalten.
WARUM SICH DAS GLEICHGEWICHT ZWISCHEN AUSGABEN UND EINSPARUNGEN IMMER WIEDER VERÄNDERT
Die 50-30-20-Regel und andere einfache Formeln legen ein konstantes Verhältnis von Ausgaben und Ersparnissen nahe. Bei der 50-30-20-Regel beispielsweise, bei der Sie 20 Prozent Ihres Einkommens sparen, beträgt das Verhältnis 80 zu 20. Wenn Sie die unverzichtbaren Kosten ausnehmen, was bedeutet, dass die einzigen Ausgaben, mit denen Sie rechnen, auf Ihren Wünschen beruhen (mehr oder weniger das, was ich »Erfahrungen« nenne), beträgt das Verhältnis von Ausgaben zu Ersparnissen 30 zu 20. Warum behaupte ich, dass ein solches Verhältnis nicht ein Leben lang Bestand haben kann? Weil es keine optimale Verteilung Ihrer Lebenskraft gibt. Sie verstehen bereits teilweise den Grund, wenn Sie Joe Farrell und Steven Levitt beipflichten: Es ist verrückt, 20 Prozent seines Einkommens zu sparen,...