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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 15, 544 Seiten

Reihe: Ein Fall für Gamache

Penny Wildes Wasser

Der 15. Fall für Armand Gamache
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-311-70390-7
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der 15. Fall für Armand Gamache

E-Book, Deutsch, Band 15, 544 Seiten

Reihe: Ein Fall für Gamache

ISBN: 978-3-311-70390-7
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach einer Suspendierung wegen diverser Fehlentscheidungen ist Armand Gamache zurück bei der Sûreté du Québec, allerdings nicht als Chief Superintendent, sondern nur als Chief Inspector der Mordkommission - womit er und Schwiegersohn Jean-Guy Beauvoir jetzt gleichgestellt sind. Die Luft ist zum Zerreißen gespannt an Gamaches erstem Arbeitstag, in den sozialen Medien fällt man über ihn her, und sein neuer Fall hat es in sich: Eine junge schwangere Frau ist verschwunden, womöglich gar ermordet worden. Verdächtigt wird ihr Ehemann, der ihr gegenüber schon mehrmals handgreiflich geworden ist. Als wäre das nicht genug, spielt die Natur in diesem April verrückt: Der Sankt-Lorenz-Strom droht über die Ufer zu treten, und auch der Pegel des Flüsschens Bella Bella in Three Pines steigt und steigt. Schließlich wird der Notstand ausgerufen. Und dann wird am Bella Bella die Leiche einer Frau gefunden ...

Louise Penny, 1958 in Toronto geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Angewandten Kunst achtzehn Jahre lang als Rundfunkjournalistin und Moderatorin in ganz Kanada. Mit dem Schreiben begann sie erst spät. Ihr erster Roman Das Dorf in den roten Wäldern wurde 2005 weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert, und auch die folgenden Gamache-Krimis wurden vielfach ausgezeichnet und eroberten die Bestsellerlisten in zahlreichen Ländern. Louise Penny lebt in Sutton bei Que?bec, einem kleinen Städtchen, das Three Pines zum Verwechseln ähnelt.
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1


Was ist bloß mit Clara Morrow los? Die war mal ne tolle Malerin. #FuckMorrow

Soll das ein Witz sein? Die lassen ihn zurück in die Sûreté? #SûretéFck

Myrna Landers blickte ihre Freundin über den Rand ihrer Schale Café au Lait hinweg an.

»Entschuldigung«, sagte Clara Morrow. »Ich habe Fuck gemeint. Fuckity fuck.«

»So ist es brav. Aber warum?«

»Kannst du dir das nicht denken?«

»Ist Ruth im Anmarsch?« In gespielter Panik sah Myrna sich im Bistro um. Oder vielleicht auch gar nicht so sehr gespielt.

»Schlimmer.«

»Kann nicht sein.«

Clara gab Myrna ihr Handy, obwohl die Besitzerin des Buchladens bereits wusste, was dort zu sehen war.

Bevor sie sich mit Clara zum Frühstück getroffen hatte, hatte sie ihren Twitter-Feed gecheckt. Auf dem Display war für alle Welt der rasch erkaltende Leichnam von Claras künstlerischer Karriere zu sehen gewesen.

Während Myrna las, legte Clara ihre großen farbverschmierten Hände um den Becher heiße Schokolade, eine , und ließ den Blick von ihrer Freundin zum Fenster wandern, hinter dem das winzige Québecer Dorf lag.

Wenn das Handy Körperverletzung war, dann war das Fenster Balsam auf die Wunden. Es konnte sie vielleicht nicht vollständig heilen, aber in seiner Vertrautheit war es zumindest ein Trost.

Der Himmel war grau und drohte mit Regen. Oder Schneeregen. Oder Graupel. Die unbefestigte Straße verschwand unter Matsch und Schlamm. Auf dem aufgeweichten Rasen lagen hier und da Reste von Schnee. Die Dorfbewohner, die ihre Hunde spazieren führten, stapften in Gummistiefeln herum und hatten sich in mehrere Kleiderschichten eingemummelt, in der Hoffnung, der April würde ihnen dann nicht so durch Mark und Bein dringen.

Es war jedes Jahr dasselbe. Kaum hatten sie einen weiteren bitterkalten kanadischen Winter überstanden, erwischte sie der Frühling. Die Feuchtigkeit. Die Temperaturschwankungen. Und der Wunsch und die Wahnvorstellung, dass es draußen inzwischen ganz bestimmt milder sei.

Der Wald auf der anderen Seite des Dorfangers stand mit seinen herunterbaumelnden Skelettarmen, die im Wind klappernd aneinanderstießen, da wie eine Armee von Wintergespenstern.

Von den aus Naturstein, Ziegeln und Schindeln erbauten alten Häusern stieg Rauch auf. Ein Signal an eine höhere Macht. Schick uns Hilfe. Schick uns Wärme. Schick uns einen richtigen Frühling statt dieses Mistwetters, das uns mit Matsch und eisig kalten oder verführerisch warmen Tagen verspottet. Tage mit Schnee und Sonne.

Der April in Québec war ein Monat grausamer Gegensätze. Wunderbare Nachmittage, an denen man mit einem Glas Wein draußen im hellen Sonnenschein saß, um am nächsten Tag bei dreißig Zentimetern Neuschnee aufzuwachen. Ein Monat gemurmelter Flüche und schlammverkrusteter Stiefel und dreckiger Autos und sich im Dreck herumwälzender und danach schüttelnder Hunde. Sodass jeder Hauseingang schmutzgesprenkelt war. Die Wände. Die Decken. Die Böden. Und die Menschen.

Der April in Québec war ein klimatologischer Shitstorm. Ein Mindfuck unvorstellbaren Ausmaßes.

Doch im Vergleich zu dem, was sich auf dem kleinen Display von Claras Handy abspielte, war das, was sich draußen vor den großen Fenstern abspielte, beruhigend.

Claras und Myrnas Sessel waren dicht an den Kamin gerückt, in dem die Scheite knisterten und glühende Asche in den Schornstein hochwirbelte. Im Dorfbistro roch es nach Holzfeuer und Ahornsirup und starkem, frisch gebrühtem Kaffee.

, las Myrna.

»Oje«, sagte Myrna. Sie legte das Handy hin und griff nach der Hand ihrer Freundin.

». Jemand aus der Abteilung für Schwerverbrechen hat gerade einen Link geschickt. Hört euch das an.«

Die Blicke der anderen Anwesenden im Besprechungsraum richteten sich auf den Agent, der von seinem Handy ablas:

»Katastrophal? So ein Schwachsinn«, sagte einer.

»Na ja, ein Schwachsinn mit Hunderten von Retweets.«

Einige andere zogen ihre Handys hervor, tippten darauf herum und blickten dabei immer wieder auf die offene Tür. Für alle Fälle …

Es war elf Minuten vor acht, und die Mitarbeiter der Mordkommission hatten sich zu dem regulären Montagmorgen-Meeting versammelt, um sich über die laufenden Ermittlungen auszutauschen.

Obwohl an diesem Meeting kaum etwas regulär war. Oder an diesem Morgen. Die Atmosphäre knisterte vor Spannung, die durch das, was auf den Handydisplays erschien, noch verstärkt wurde.

, murmelte eine Beamtin. , las sie vor.

»Die haben doch keine Ahnung, wovon sie reden. Trotzdem, so schlimm ist es nicht.«

»Es geht noch weiter. «

»Das ist doch irre«, sagte eine der höherrangigen Beamtinnen und griff nach dem Handy, um es selbst zu lesen. »Wer schreibt denn so einen Scheiß? Da wird nicht mal erwähnt, dass er das Zeug zurückgeholt hat.«

»Natürlich nicht.«

»Ich hoffe, er sieht das nicht.«

»Machst du Witze? Klar sieht er das.«

Es wurde still im Raum, abgesehen von den leisen Tönen der Handytasten. Es ähnelte dem Knistern abgestorbener Zweige, durch die der Wind fuhr.

Die Leute murmelten beim Lesen leise vor sich hin. Worte, die ihren Großeltern als heilig gegolten hatten und die sich ins Gegenteil verkehrt hatten.

Einer der älteren Beamten stützte den Kopf in die Hände und rieb sich die Schläfen. Dann ließ er die Hände sinken und griff nach seinem Handy. »Ich schreib eine Gegendarstellung.«

»Besser nicht. Das sollte von oben kommen. Chief Superintendent Toussaint wird diesen Idioten schon den Kopf zurechtrücken.«

»Bis jetzt hat sie nichts getan.«

»Wart’s ab. Sie hat ihre Ausbildung unter Gamache gemacht. Sie wird ihn verteidigen.«

In der hinteren Ecke des Raums starrte eine Beamtin auf ihr Handy, und zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine tiefe Falte.

Während ihre Kollegen blass geworden waren, rötete sich ihr Gesicht, als sie statt einer SMS oder eines Tweets eine E-Mail las.

Obwohl bereits Ende vierzig, war Lysette Cloutier einer der Neuzugänge bei der Mordkommission, nachdem man sie aus der Buchhaltung der Sûreté hierher versetzt hatte. In aller Stille hatte sie jahrelang über das Budget der Sûreté gewacht, das sich inzwischen auf mehr als eine Milliarde Dollar belief, bis Chief Superintendent Gamache auf ihre Arbeit aufmerksam wurde und zu dem Schluss kam, dass sie bei der Verfolgung von Mördern nützlich sein könnte.

Sie hätte zwar nicht einmal dann einer DNA-Spur oder der eines Verdächtigen folgen können, wenn ihr Leben davon abgehangen hätte, aber dafür konnte sie der Spur des Geldes folgen. Und die führte oft zum selben Ziel.

Alle anderen Agents in diesem Besprechungsraum hatten sich schwer ins Zeug gelegt, um in die prestigeträchtigste Abteilung der Sûreté du Québec reinzukommen.

Agent Lysette Cloutier tat ihr Bestes, um wieder rauszukommen. Und zu ihren angenehmen, ungefährlichen, vorhersehbaren, verständlichen Zahlen zurückzukehren. Weg von den täglichen Gräueln, der körperlichen Gewalt, dem emotionalen Chaos von Morden.

Bei diesen Meetings setzte Cloutier sich immer auf denselben Platz. Darauf bedacht, dass ihr Rücken dem langen Whiteboard mit den daran befestigten Fotos zugekehrt war.

Kurz dachte sie über die E-Mail nach, die sie gerade erhalten hatte, dann tippte sie eine Antwort und schickte sie ab, bevor sie es sich anders überlegen konnte.

»Was wollen wir wetten, dass ein paar dieser Tweets von Beauvoir stammen?«, sagte einer der jüngeren Agents.

»Meinen Sie Chief Inspector Beauvoir?«

Die Köpfe drehten sich zur Tür. Gefolgt von Stühlerücken und dem Scharren von Füßen, als sich alle erhoben.

In der Tür stand Isabelle Lacoste, einen Stock in der Hand, und sah den jungen Agent an. Dann wich ihre strenge Miene einem Lächeln, als sie sich im Kreis der vertrauten Gesichter umblickte.

Beim letzten Montagmorgen-Meeting, an dem sie teilgenommen hatte, hatte sie den Vorsitz geführt, als Leiterin der Mordkommission. Jetzt betrat sie den Raum hinkend.

Ihre Verletzungen waren zwar fast ausgeheilt, aber sie hatten Spuren hinterlassen, die nie mehr verschwinden würden.

Ihre Kollegen scharten sich um sie, beglückwünschten sie zu ihrer Rückkehr, während sie zu erklären versuchte, dass sie genau genommen noch nicht zurück war. Man hatte sie zum Superintendent befördert, und sie war da, um in verschiedenen Besprechungen den Zeitplan und die Bedingungen ihrer Rückkehr in den aktiven Dienst zu klären.

Allerdings war es kein Zufall, wie jeder im Raum wusste, dass sie ausgerechnet an diesem Montag hier...


Penny, Louise
Louise Penny, 1958 in Toronto geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Angewandten Kunst achtzehn Jahre lang als Rundfunkjournalistin und Moderatorin in ganz Kanada. Mit dem Schreiben begann sie erst spät. Ihr erster Roman Das Dorf in den roten Wäldern wurde 2005 weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert, und auch die folgenden Gamache-Krimis wurden vielfach ausgezeichnet und eroberten die Bestsellerlisten in zahlreichen Ländern. Louise Penny lebt in Sutton bei Que´bec, einem kleinen Städtchen, das Three Pines zum Verwechseln ähnelt.



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