E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten
Payne Secrets of the Campbell Sisters, Band 1: April & May. Der Skandal (Sinnliche Regency Romance von der Erfolgsautorin der Golden-Campus-Trilogie)
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-473-51184-6
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten
Reihe: Secrets of the Campbell Sisters
ISBN: 978-3-473-51184-6
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
LYLA PAYNE ist ein großer Fan von Jane Austen, den Brontë-Schwestern und 'Bridgerton' und hat sich mit der Campbell-Sisters-Reihe einen Traum erfüllt. Es gibt für sie nichts Schöneres als in die Atmosphäre der Regency-Epoche einzutauchen und ihre Heldinnen und Helden während der Londoner Ballsaison auf die Suche nach der großen Liebe zu schicken. Bei Ravensburger hat sie neben 'Secrets of the Campbell Sisters' bereit die erfolgreiche Golden-Campus-Trilogie veröffentlicht. Lyla Payne lebt mit ihrer Familie und ihren Hunden im US-Bundesstaat Missouri.
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April konnte seit Wochen kaum still sitzen, so aufgeregt war sie wegen ihrer ersten Londoner Ballsaison. Ihre Mutter und sie waren bereits einen Monat vor dem offiziellen Beginn angereist, um Violet, die Freundin ihrer Mutter und Aprils Patentante, und deren Tochter Emma wiederzusehen.
Zu Aprils großer Freude hatte sie entscheiden dürfen, welche Anwesen sie in diesen Wochen besuchen wollten, und sie hatte ausschließlich die Herrenhäuser mit den schönsten Gärten ausgesucht. Ihr Vater hatte ihr ein neues Notizbuch und einen Kohlestift für ihre Zeichnungen geschenkt, und als sie nach Rose Hall fuhren, das mehr als eine Stunde außerhalb von London lag, warteten die leeren Seiten bereits darauf, mit Skizzen gefüllt zu werden.
Während Tante Violets Kutsche über den Weg ruckelte, sah April aus dem Fenster. Sie genoss die kühle Frühlingsbrise und den Anblick der Sonnenstrahlen, die sich in den vereinzelten kleinen Seen spiegelten.
Ihre Vorfreude galt vor allem der versprochenen Wiese voller Purpur-Knabenkraut. Diese Wildorchideenart war in England recht selten, und obwohl April Abbildungen davon aus Pflanzenkundebüchern kannte, hatte sie diese Blume noch nie in echt gesehen. Rose Hall war zwar nach seinen weitläufigen Rosengärten benannt worden, doch ihre Mutter hatte selbst wunderschöne Rosen zu Hause. April hatte das Pembroke-Anwesen daher nur wegen der seltenen Orchideen ganz oben auf ihre Liste gesetzt.
Schließlich erreichten sie Rose Hall. Tante Violet hatte die gesamte Fahrt kerzengerade auf ihrem Platz gesessen, und Aprils Mutter hatte in einer Ecke der Kutsche ein wenig vor sich hin gedöst. Es sah ihrer Mutter überhaupt nicht ähnlich, tagsüber zu schlafen, dachte April. Doch als ein Angestellter von Rose Hall die Kutschentür öffnete und sie begrüßte, war dieser Gedanke wie fortgewischt.
Das Herrenhaus erhob sich gewaltig und eindrucksvoll vor April, doch die Blumen und Büsche, die den langen Kiesweg zur Eingangstür säumten, verliehen ihm etwas Freundliches. April kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ein Blick zu ihrer Mutter bestätigte, dass auch sie ähnlich überwältigt war, nur Tante Violet wirkte, wie immer, gänzlich unbeeindruckt von dieser Pracht.
»Wer sind die Pembrokes?«, wollte ihre Mutter leise wissen, und April wurde bewusst, dass sie sich keine Sekunde lang gefragt hatte, wem die wunderschönen Gärten überhaupt gehörten, die sie besuchen wollte.
»Eine Familie mit vielen Ländereien. Nicht adelig, doch ich glaube, sie waren es einmal. Ihnen gehören mehrere Landsitze, und sie haben auch noch anderweitige Geschäfte, die scheinbar florieren.« Tante Violet wandte sich ab, vermutlich um nach jemandem Ausschau zu halten, der ihnen eine Führung durch die Gärten gab. »Sie haben drei Kinder. Ihr ältester Sohn ist vielleicht Anfang oder Mitte zwanzig, und dann gibt es noch die Zwillinge, einen Jungen und ein Mädchen, die ein paar Jahre jünger sind.«
Die Zwillinge waren also in ihrem Alter. April fragte sich, ob sie bereits beide in die Gesellschaft eingeführt worden waren und ob sie sie möglicherweise sogar auf einer der kommenden Veranstaltungen in London kennenlernen würde. Der Gentleman war vermutlich zu jung, um viel Interesse an der Liebe oder an einer Heirat zu haben, aber das Mädchen war sicher ebenso aufgeregt wie April über die Chancen, die sich ihnen nun boten.
»Interessant«, murmelte Aprils Mutter, während eine der Hausangestellten auf sie zukam.
»Guten Tag«, begrüßte sie die Frau. »Ich nehme an, Sie möchten eine Führung durch unsere wunderschönen Gärten?«
»Ja«, sagte April, die ihre Begeisterung nicht länger in Zaum halten konnte. »Ist das Purpur-Knabenkraut in Blüte?«
Die Frau lächelte. »Die äußeren Gärten sind normalerweise nicht Teil unserer Führung, aber wie ich sehe, kennen Sie sich mit Pflanzen aus. Soweit ich gehört habe, steht das Purpur-Knabenkraut in voller Blüte. Ich kann Ihnen gern nach der offiziellen Führung den Weg erklären, dann können Sie sich selbst davon überzeugen.«
April lächelte dankbar und trat von einem Fuß auf den anderen. Sie hoffte, die Führung würde bald losgehen. Je schneller sie sie hinter sich brachten, desto früher konnte sie sich entschuldigen und nach den Orchideen suchen.
Die Frau führte sie durch die Rosengärten und vorbei an unzähligen Lilien, während sie den Besucherinnen allerlei Fakten über die Gärten erzählte: wann sie angelegt worden waren, wie man sie pflegte und welche Auswirkungen bestimmte Wetterbedingungen auf die Blüte haben konnten. April hörte aufmerksam zu und war trotz ihrer Ungeduld fasziniert. Einige Ratschläge konnten ihr zu Hause sicher nützlich sein.
Als die Führung vorbei war, schienen sich ihre Mutter und ihre Patentante nach einer Erfrischung im Haus zu sehnen, bevor sie in die Stadt zurückkehrten.
Die Angestellte wandte sich an April. »Wenn Sie die Orchideen sehen wollen, folgen Sie diesem Weg zwischen den Bäumen hindurch. Wenn Sie den Teich erreichen, sind Sie zu weit gegangen.«
»Vielen Dank«, sagte April und blickte zu den Bäumen.
»Bist du sicher, dass du allein zurechtkommst?«, fragte ihre Mutter besorgt. »Wir können dich begleiten.«
»Nein, das ist nicht nötig. Ich werde die frische Luft und – um ehrlich zu sein – auch die Einsamkeit genießen, und ich weiß, weder du noch Tante Violet werden sich so über die Orchideen freuen wie ich.«
Ihre Mutter liebte Blumen und verbrachte reichlich Zeit im Garten, aber ihre Leidenschaft galt allein den Rosen. Ihr Interesse an anderen Blumen kam mit großem Abstand an zweiter Stelle.
Ihre Wege trennten sich, und April winkte ihrer Mutter noch ein letztes Mal beruhigend zu, ehe sie sich abwandte und den schmalen, schmutzigen Pfad entlangeilte. Der Saum ihres Reisekleides und ihre Schuhe würden zerstört sein, wenn sie heute Abend nach London zurückkehrten, aber sicher hatten Tante Violets Dienstmädchen eine Idee, wie man sie reinigen konnte.
So, wie es finanziell um ihre Familie stand, sollte April vermutlich achtsamer mit ihrer Kleidung sein. Doch der Schaden war bereits angerichtet, daher konnte sie sich auch ohne schlechtes Gewissen das ansehen, weshalb sie hergekommen war.
Hinter den Bäumen lag eine grüne Lichtung. Das Purpur-Knabenkraut war nicht schwer zu finden, doch April hätte die wilden Orchideen auch dann sofort entdeckt, wenn sie nicht nach ihnen Ausschau gehalten hätte. Die violetten Blüten wirkten im Sonnenlicht beinahe fuchsienfarben, und die weiß gefleckten Stängel leuchteten regelrecht. April stockte einen Moment der Atem, ehe sie hinüberlief, um die Blumen genauer in Augenschein zu nehmen.
Das Purpur-Knabenkraut war wunderschön und einzigartig, wie nichts, was sie je zuvor gesehen hatte. April verbrachte einige Zeit damit, die Orchideen vor ihr genau zu betrachten, ehe sie sich wieder aufrichtete und sich im Kreis drehte, um den ganzen Garten in sich aufzunehmen.
Doch zu ihrer Überraschung stand hinter ihr unerwartet ein junger Mann – er war ziemlich groß, und in seiner dunklen Hose und der hellen Jacke, deren Schöße leicht im Wind flatterten, wirkte er beinahe einschüchternd. April hob den Blick. Er hatte große dunkle Augen, die von dichten Wimpern umrahmt wurden, und volle Lippen, die sich zu einem Hauch von einem Lächeln verzogen.
Er war gut aussehend, dachte April, und ihre Wangen wurden bei dem Gedanken warm.
»Guten Tag«, sagte er und schien ebenso überrascht darüber zu sein, sie hier im Garten zu sehen, wie sie ihn.
April erwiderte den Gruß. Ihr war deutlich bewusst, dass sie allein waren.
»Darf ich erfahren, was Sie in meinem Garten suchen? Ich hatte nicht erwartet, eine Unbekannte so weit vom Anwesen entfernt anzutreffen.«
April spürte, wie ihr Gesicht noch wärmer wurde. Bestimmt waren ihre Wangen inzwischen leuchtend rot. Er hatte »in meinem Garten« gesagt – er war also einer der Pembroke-Söhne.
»Verzeihen Sie mir bitte, dass ich in Ihren Garten eingedrungen bin. Ihre Hausangestellte meinte zwar, das Purpur-Knabenkraut wäre nicht Teil der Führung, aber ich wollte es unbedingt sehen.« April senkte den Kopf. »Nun habe ich es gesehen und kann wieder gehen.«
»Bitte«, sagte er und hielt sie auf, bevor sie die Flucht ergreifen konnte. Die Sanftheit in diesem einen Wort ließ April an Ort und Stelle verharren. »Betrachten Sie die Orchideen, so lange Sie möchten. Sie zählen auch zu meinen Lieblingsblumen, und sie blühen nicht sehr lange.«
April sah erneut zu den Blumen. Ihr Herz schlug schneller, als der junge Mann an ihre Seite trat und sich nach den violetten Knospen bückte.
»Ich bin übrigens Nathaniel Pembroke«, sagte er und deutete eine leichte Verbeugung an.
Aprils Erziehung ließ sie in einen einstudierten Knicks gehen. »April Campbell. Ich besuche meine Patentante für diese Saison in London.«
»Wie interessant. Ich werde auch zu einigen der Veranstaltungen gehen.«
April hatte diesen Mann gerade erst kennengelernt, aber sie wusste augenblicklich, dass sie ihn gern wiedersehen würde. Das Wissen, dass er an der Saison teilnehmen würde, löste ein Kribbeln in ihrem Innern aus.
Er lächelte, als sie zu ihm aufsah, und ihr blieb regelrecht die Luft weg.
»Müssen Sie sofort zurückkehren?«, fragte er. »In der Nähe leben Füchse, vielleicht würden sie sie gern sehen – mindestens zwei haben im Moment Welpen, und man kommt nahe genug an sie heran, um sie zu...