Paul | Der Tote im Whiskey-Fass | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Britcrime

Paul Der Tote im Whiskey-Fass

Ein Irland-Krimi
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-940258-70-0
Verlag: Dryas Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Irland-Krimi

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Britcrime

ISBN: 978-3-940258-70-0
Verlag: Dryas Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als junger Mann verließ John Fallon Irland und kehrte nie wieder dorthin zurück. Nach seinem Tod reist seine Tochter Loreena auf die grüne Insel, um nach ihren Verwandten zu suchen. Kurz nachdem sie in dem Örtchen Badger´s Burrow angekommen ist, wird bei einer Veranstaltung eine Leiche in einem Whiskey-Fass entdeckt. Wie sich herausstellt, trug der Tote eine Visitenkarte ihres Vaters bei sich. Loreena ist alarmiert. Wie sollte ihr verstorbener Vater etwas mit dem Tod dieses Mannes zu tun haben können? Sie forscht nach und stößt dabei auf ein Netz aus Intrigen und Geheimnissen.

Beheimatet im schönen Augsburg und von großer Liebe für Irland und alles Irische geprägt, kam Ivy A. Paul die Idee zum Toten im Whiskey-Fass beim Genuss eines Glases Tullamore Dew. Um Inspiration für ihre anderen Genres zu finden, siedet sie Seifen oder beobachtet ihre Hühnerschar.
Paul Der Tote im Whiskey-Fass jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Kapitel

»Jedes Land hat das Getränk, das seinem Wesen entspricht.«
Sir Robert H. Bruce Lockhart (1887 – 1970), britischer Diplomat, Geheimagent

Loreena Fallon lenkte den Mietwagen über eine Anhöhe und sah auf das malerische Örtchen Badger’s Burrow hinunter, das in der Senke lag. Sie atmete hörbar aus und versuchte, ihr Herzklopfen zu ignorieren. Hinter dem Dorf erkannte sie die lang gestreckten Gebäude und den hohen Kamin der Destillerie O’Mulligan’s.

Auf ihrer Rundreise durch Irland hatte sie bisher in beinahe jedem Ort ein Bed & Breakfast gefunden. Da sie dieses Mal jedoch vorhatte, mehr als eine Nacht zu bleiben, wollte sie im Pub gezielt nach Unterkünften fragen, die ihre Gäste gerne länger als die üblichen zwei oder drei Übernachtungen beherbergen würden.

Als sie durch den Ort fuhr, entdeckte sie kein einziges B&B-Schild. Das war ungewöhnlich. Sie parkte in unmittelbarer Nähe des Pubs und stellte den Motor ab. Erst als sie den Schlüssel abgezogen hatte, bemerkte sie ihre Anspannung. Sie lehnte sich zurück und seufzte. Müde rieb sie sich über das Gesicht, doch dann rief sie sich zur Ordnung, nahm ihre Tasche und stieg aus.

Das Haus, in dem sich der Pub befand, wirkte mit seiner Fassade aus weißem Kalkputz und den schwarzen Balken sehr ansprechend. Vor der Tür lagen allerdings Zigarettenkippen herum, obwohl ein Aschenbecher an der Hauswand stand. Loreena grinste. Das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden galt auch in Irland. Doch als sie das Lokal betrat, verriet ihr der Geruch, dass es hier offenbar nicht allzu streng gehandhabt wurde.

Hinter dem Tresen stand ein Mann mit rotem Haar und Sommersprossen, der so aussah, als wäre er einem irischen Reiseprospekt entsprungen. Loreena nickte ihm grüßend zu und wollte sich gerade an einen der Tische setzen, als der Mann sie zu sich an den Tresen winkte.

»Touristin, was? Lass mich raten: irgendwas Nordeuropäisches. Grüne Augen wie die irische See und Haut wie frisch geschlagene Sahne.«

Loreena stand eindeutig einem Iren mit dem typischen Hang zur Poesie gegenüber. »Deutschland«, erwiderte sie amüsiert. Ihre Müdigkeit war für den Moment verflogen. Sie ließ sich auf einem Barhocker nieder.

»Oh, good old Germany!«, schwärmte der Wirt. Er warf das Geschirrtuch, mit dem er eben noch Gläser poliert hatte, auf den Tresen und beugte sich vor. »Was darf ich denn bringen?«

Loreena zögerte. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es kurz vor der landesüblichen Nachmittagsruhe war. Doch ihr Magen knurrte vernehmlich.

»Ist es möglich, noch etwas zu essen zu bestellen?«

Der Wirt drehte sich um und versetzte der Tür, die wohl in die Küche führte, einen Tritt, sodass sie aufschwang. »Aileen, wir haben eine hungrige Touristin, mach Sandwiches!« Dann wandte er sich wieder Loreena zu und zuckte bedauernd mit den Schultern. »Mehr ist nicht drin, offiziell schließen wir in zehn Minuten. Abends bieten wir wieder was Warmes an. Eigentlich würden wir so kurz vor der Nachmittagspause gar nichts mehr zu essen servieren, aber wir haben eine Abmachung mit ein paar Arbeitern aus der Destillerie. Die kommen jeden Werktag um diese Zeit und wollen was zu beißen.«

Loreena war froh, überhaupt noch etwas zu bekommen. In Badger’s Burrow gab es vermutlich nur einen kleinen Corner Shop, der über den Nachmittag genauso schließen würde wie der Pub. Und da sie im Moment keine Lust hatte, in den nächsten größeren Ort mit Supermarkt zu fahren, wäre die Alternative nur eine Handvoll weich gewordener Cracker und Schokoladenfudge aus ihrem Handschuhfach.

»Sandwich klingt super«, sagte sie deshalb. »Und wenn ich dann noch ein Glas Guinness kriegen könnte, wäre ich wunschlos glücklich.«

»Ein Guinness, kommt sofort«, echote der Wirt jetzt einsilbig. Er zapfte die schwarze Köstlichkeit und stellte das Glas vor Loreena ab.

Durstig von der langen Autofahrt trank sie einen großen Schluck. Der Wirt beobachtete sie schweigend. Als sie das Glas zurück auf den Tresen stellte, nickte er anerkennend.

Loreena erinnerte sich an den eigentlichen Grund ihres Pubbesuchs. »Ich möchte eine Weile hier in der Gegend bleiben«, erklärte sie. »Gibt es irgendwo ein gutes Bed & Breakfast, in dem ich für ein paar Nächte unterkommen könnte?«

Der Wirt wollte gerade antworten, als drei Männer in identischer Arbeitskleidung zur Tür hereinkamen.

»Dia dhuit, Eoghan!«, begrüßten sie ihn.

Er hob die Hand und wandte sich dann in Richtung Küchentür. »Aileen! Preston, Tyler und Russell sind da. Lass mal die Sandwiches aus der Küche wandern!«

Keine dreißig Sekunden später wurde die Tür aufgeschoben und eine Hand reichte einen Teller heraus.

»Erst die Lady!«, sagte eine quengelnde Frauenstimme.

Der Wirt nahm den Teller gleichmütig entgegen und stellte ihn vor Loreena hin. »Guten Appetit, cailín!«, wünschte er und nickte ihr freundlich zu.

Ein warmes Gefühl erfüllte Loreenas Innerstes. Cailín, Mädchen, so hatte ihr Dad sie genannt. Sehnsucht nach der Geborgenheit ihrer Kindheit und allem, was sie verloren hatte, wallte in ihr auf. Sie schluckte, dann widmete sie sich hungrig ihrem Sandwich. Als sie aufgegessen hatte, fühlte sie sich etwas besser. Sie griff nach ihrem Glas und dachte über ihre Reise nach: Die letzten Tage hatten sie über den wiederbelebten Whiskey-Trail der Grünen Insel geführt. Am Ende ihres Irlandbesuchs wollte sie hier in Badger’s Burrow ein wenig Stammbaumsuche betreiben und auch die örtliche Destillerie aufsuchen. Das sollte der Höhepunkt ihres Urlaubs werden. Als sie nun hörte, dass die Männer über eine Präsentation bei O’Mulligan’s sprachen, spitzte sie die Ohren. Bald musste sie aber enttäuscht erkennen, dass die Männer das Thema wechselten und sie nicht die Details erfuhr, die sie interessiert hätten.

Plötzlich wurde die Küchentür aufgestoßen und eine Frau kam herausgestapft. Das musste Aileen sein. Ihr Gesicht wirkte wie eine geballte Faust, die Miene einer Frau, die schlechte Laune zu ihrem Lebensmotto gemacht hatte. Obendrein war sie so schwarzhaarig wie die Hölle selbst. Vermutlich hätte sogar der Teufel vor ihr Angst gehabt. In der einen Hand trug sie drei Speiseteller und in der anderen einen größeren Teller mit einem Berg unterschiedlich belegter Sandwiches. Ihrem Aussehen nach hätte Loreena vermutet, dass Aileen die Teller auf den Tisch knallen würde, doch sie stellte sie ganz vorsichtig ab und wünschte den Männern herzlich einen guten Appetit. Dann stapfte sie in die Küche zurück, streckte aber noch einmal den Kopf zur Tür heraus.

»Wann ist die Präsentation für den O’Mulligan’s Gold?«, fragte sie.

»Heute Nachmittag. Kommst du auch, Aileen?«

Die Frau brummte: »Und wer bereitet dann das Essen für heute Abend vor? Erzählt mir, wie’s war!«

Loreena trank ihr Glas leer. Der Wirt kam wieder an den Tresen zurück und griff nach seinem Geschirrtuch.

»Ich habe das von der Whiskey-Präsentation mitbekommen. Ist die Veranstaltung öffentlich?«, erkundigte sich Loreena.

Der Wirt zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, cailín.« Dann wandte er sich den Männern zu: »Russell, beweg deinen schottischen Arsch hierher!«

Alle drei sahen auf und der Größte von ihnen zog fragend die Augenbrauen hoch, bevor er geräuschvoll seinen Stuhl zurückschob und sich erhob. Auf seinem Sandwich kauend kam er näher und stellte sich lässig an den Tresen.

»Willst mir was ausgeben?«

»Träum weiter, Braveheart!« Der Wirt deutete auf Loreena. »Die Dame interessiert sich für die Whiskey-Präsentation.«

Der Arbeiter reichte ihr die Hand. »Russell Nash ist mein Name, bin Brennmeister drüben in der Destillerie.« Sein Akzent wies ihn eindeutig als Schotte aus; niemand sonst rollte das R so weich. Er zog wieder die Augenbrauen hoch. »Sind Sie sicher, dass Sie das interessiert? Die meisten Ladys sind doch schon mit dem Einkauf von Whiskey heillos überfordert.«

Loreenas Laune sank sofort und Russell Nash wurde ihr mit einem Schlag höchst unsympathisch. Sie hatte ein paar scheußliche Monate hinter sich, und das Letzte, was ihr nun fehlte, war ein Chauvi, der sie dumm anredete.

»Keine Sorge, ich verkaufe ihn sogar«, erklärte sie.

»Na, dann will ich Ihnen mal glauben«, meinte er großmütig und deutete mit dem Kopf nach rechts, vermutlich in die Richtung, in der die Destillerie O’Mulligan’s lag. »Die Chose steigt so gegen fünfzehn Uhr. Die sind alle schon mächtig aufgeregt. Ist ’ne offene Veranstaltung. Wenn Sie kommen wollen, kommen Sie. Sie verpassen aber nichts, wenn Sie hinterher nur eine Flasche vom O’Mulligan’s Gold kaufen. Wird auch in kleinen Flaschen verkauft, weil er so teuer ist. Haben Sie noch Fragen? Eoghan kann sie Ihnen bestimmt beantworten. Bye, Lady!« Ohne weiter auf Loreena zu achten, drehte Russel Nash sich um und ging wieder zu seinen Kollegen zurück.

Loreena starrte ihm hinterher. Hatte er gerade tatsächlich angedeutet, dass sie sich den Whiskey nicht leisten konnte? Was für ein unverschämter Kerl! Zögernd wandte sie sich wieder dem Wirt zu.

»Schotte«, meinte der achselzuckend, als erklärte das alles.

»Und weshalb arbeitet ein Schotte in einer irischen Destillerie?«, fragte Loreena verwundert.

Der Wirt kratzte sich am Hals, wo sich die Haut prompt dunkelrot verfärbte. »Keine Ahnung! Er hat vorher bei Highland Spirits drüben in Glasgow gearbeitet, ihm wurde dann aber gekündigt. Hat er zumindest mal erzählt.«

Wenn er dort ebenso charmant war wie hier, wundert mich das...


Beheimatet im schönen Augsburg und von großer Liebe für Irland und alles Irische geprägt, kam Ivy A. Paul die Idee zum Toten im Whiskey-Fass beim Genuss eines Glases Tullamore Dew.

Um Inspiration für ihre anderen Genres zu finden, siedet sie Seifen oder beobachtet ihre Hühnerschar.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.