Parker / Voehl | Dorian Hunter 81 - Flucht nach Varennes | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 81, 208 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

Parker / Voehl Dorian Hunter 81 - Flucht nach Varennes


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95572-081-0
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 81, 208 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

ISBN: 978-3-95572-081-0
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Band 81 der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter! Dorian Hunter und seine Freunde stecken zwischen zwei Fronten von Dämonen fest, die ihnen an den Kragen wollen. Wird es ihnen gelingen, sie gegeneinander auszuspielen? Und was haben Dorians Erinnerungen an sein früheres Leben an Hugo Bassarak damit zu tun? Was hofften die Vampire um Jerome de Choiseul während der Französischen Revolution unter der Bastille zu finden? 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 281: 'Nach uns die Hölle' 282: 'Flucht nach Varennes'

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Nach uns die Hölle

von Uwe Voehl

nach einem Exposé von Susanne Wilhelm

1. Kapitel


Paris

Mystys Didgeridoo webte rhythmische Klangteppiche über die Tundra.

Jason dagegen hatte es nach draußen zum Schneemobil getrieben, um sich eine Flasche Whisky aus seinem Gepäck zu holen. Eigentlich hatte er sich geschworen, die letzte Etappe clean zu bleiben. Das, was sie beide erwartete, würde er nur mit klarem Kopf bewältigen können.

Jason McCullough war Schotte. Menschen, die ihn zum ersten Mal sahen, waren versucht, den bärenstarken, wortkargen Mann vorschnell in die Kategorie Rocker einzugruppieren. Äußerlich erfüllte er alle Klischees: Das lange schwarze Haar war zu einem dicken Zopf geflochten, die rechte Wange zierte eine lange Narbe, die er sich bei einer Messerstecherei zugezogen hatte, und seine Arme waren vollständig tätowiert. Zu Hause in Schottland fuhr er am liebsten auf seiner Harley die hügeligen Straßen seiner Heimat ab. Aber seine Leidenschaft für das Rockerleben beschränkte sich tatsächlich auf seine Harley und die damit verbundene Freiheit, die sie ihm schenkte. Er gehörte keiner Bikergang an, und die Sache mit dem Messerkampf lag schon lange zurück. In der Magischen Bruderschaft galt er als Tüftler. Für ihn gab es keine Probleme, nur Herausforderungen, die es zu überwinden galt. Wenn er einmal eine Aufgabe übernommen hatte, führte er sie bis zum Ende aus. Egal, wie lange es dauerte und wie mühsam der Weg war.

Von seiner dänischen Mutter hatte er die Gabe der Runenmagie geerbt. Zugleich beherrschte er eine ganz spezielle Form der Synästhesie: Sein Gehirn setzte alle Gedanken, Wahrnehmungen und Sinnesreize in Runen um. In Ausnahmesituation wurden die von ihm erzeugten Runen auch für Außenstehende sichtbar. Sie schwebten dann wie filigrane Schatten um ihn herum, hüllten ihn ein und beschützten ihn.

McCullough stapfte über die gefrorene Schneedecke. Sie war so hart, dass noch nicht mal ein Knirschen zu hören war. Obwohl es nur wenige Meter bis zu dem Schneemobil waren, drang die erbarmungslose Kälte sofort durch seinen schützenden Anzug. Lautlos fluchte er vor sich hin. Er befand sich an einem der abgelegensten und kältesten Orte, an denen er je gewesen war. Aber gerade das hatte ihn gereizt: Eine Herausforderung anzunehmen, die selbst für ihn völlig neu war. Natürlich hatte er sich mental auf die Mission vorbereitet. Er wusste, was ihn erwartete: eine Eiswüste, in der nur wenige Stunden am Tag die Sonne zu sehen war. Ohne Hilfsmittel und entsprechende Schutzausrüstung würde man zu dieser Jahreszeit innerhalb von Minuten erfrieren. Wer sich verirrte, dem drohte der Hungerstod.

Plötzlich stutzte er. Direkt neben dem Schneemobil ragte ein Schatten auf. Blitzschnell jagte McCullough vorwärts. Doch bereits nach dem ersten Meter war der Schatten wieder verschwunden. Wahrscheinlich hatte er sich hinter dem Gefährt zu Boden geworfen und war nun nicht mehr zu sehen.

McCullough überlegte nur kurz, ob er Mysty zu Hilfe holen sollte. Dann entschied er sich, die Sache allein zu regeln. Er selbst war unbewaffnet.

In der Einöde war sich jeder selbst der Nächste. Und wen hier der Tod ereilte, hinter dem krähte kein Hahn. Vielleicht aber handelte es sich auch nur um einen hungernden Nomaden, der Hilfe suchte. Doch warum schlich er dann hier herum, anstatt sich offen zu zeigen?

Eine Windböe erfasste ihn von vorn. Sie hüllte ihn in Schnee und feine Eiskristalle, sodass er von einer Sekunde zur anderen nichts mehr sah.

Wenigstens nicht mit seinen Augen. Reflexartig schaltete sein Gehirn um. Er nahm die Umgebung als Runen wahr. Als solche, die ihm nutzten, und solche, die ihm schadeten. Die Schadensrune war pechschwarz und schwebte links oben in seinem imaginären Blickfeld. Ohne abzubremsen, lief er weiter, verließ sich dabei auf sein sensorisches Navi, wie er es scherzhaft nannte, das anstelle der bewussten Entscheidungen nun seine Bewegungen steuerte.

Die schwarze Rune bewegte sich. Rasend schnell schwirrte sie davon und verschwand. Als McCullough die Stelle erreichte, an der der Fremde einige Sekunden zuvor noch gestanden hatte, war dieser verschwunden.

Und mit ihm das plötzliche Schneetreiben. Er konnte wieder mit seinen Augen sehen. Aber auch das half ihm nicht weiter. Der Unbekannte schien über alle Berge zu sein.

Als hätte er sich in Luft aufgelöst.

Die Schneedecke lag unberührt vor ihm und verlor sich nach einigen Metern in der Dunkelheit.

»Er ist noch da. Irgendwo dort draußen. Ich spüre ihn!«

Zuerst zuckte er zusammen, als er die Stimme hörte. Doch er erkannte augenblicklich, dass keine Gefahr bestand. Sein Partner Volkher Fischer war lautlos hinter ihm aufgetaucht. Innerhalb der Magischen Bruderschaft nannten sie ihn Mysty, eine Mischung aus Nebel und Mysteriös. Lautlos wie der berüchtigte Londoner Nebel stand er unerwartet hinter einem. Und er verstand es wie kein Zweiter, zu schweigen. Was seine Person betraf, so wusste man nur sehr wenig über ihn, was zur allgemeinen Legendenbildung beitrug. Es hieß, er habe nach dem Besuch des Konservatoriums seine Studien auf die Musik der Naturvölker ausgedehnt. Auf privaten Reisen nach Süd- und Nordamerika, Afrika, Asien und Australien habe er dabei den magische Nutzen der Musik erkannt.

Seit sie zusammen durch die Tundra reisten, spielte Mysty vor allem auf seinem Didgeridoo und trieb McCullough damit zur Weißglut.

Du kannst ihn gar nicht bemerkt haben, dachte McCullough. Weil du auf deinem verdammten Holzschwanz rumgeblasen hast! Allerdings wusste er, dass Mysty ebenso wie er über mehr Sinne verfügte als normale Menschen. Sein Ärger verpuffte genauso schnell, wie er gekommen war.

»Ich habe ihn nicht mehr auf dem Radar«, flüsterte er.

»Aber ich«, erwiderte Mysty. »Es sind sogar zwei. Und sie verbergen sich in der Dunkelheit.« Er spähte hinaus in die Nacht, als würde er mit unsichtbaren Fühlern die Fremden, die sich dort versteckten, ertasten.

»Sollen wir sie uns schnappen?«, schlug der Schotte vor, aber Mysty schüttelte nur den Kopf. Wie so oft ließ er nur Gesten sprechen, anstatt etwas zu sagen. Eine Angewohnheit, die McCullough zur Verzweiflung brachte.

»Du meinst also, wir sollen hierbleiben?«

Diesmal dauerte es sogar eine geschlagene Minute, ehe Mysty endlich nickte.

»Was heißt das? Sind sie weg?«

»Ja.«

»Aber wer mögen die zwei gewesen sein? Warum schleichen sie hier herum, anstatt sich ordentlich vorzustellen? Es gibt Zeitgenossen, die fackeln nicht lange, wenn sich jemand auf diese Weise ihrem Lager nähert!«

»Sie werden etwas zu verbergen haben.«

»Ach ja, und was? Glaubst du, sie waren wegen uns hier?«

»Weiß ich noch nicht. Und ich schlage vor, es auch nicht herausfinden zu wollen. Nicht heute Nacht. Unsere Mission lautet, das Hügelgrab vorzubereiten. Konzentrieren wir uns darauf.«

Klugscheißer!, dachte McCullough, aber auch das behielt er für sich. Hier in der Wildnis waren er und Mysty aufeinander angewiesen. Sie hatten sich einander nicht ausgesucht. Das Oberhaupt der Magischen Bruderschaft hatte sie beide als erfolgversprechendstes Team für diesen Job ausgewählt.

»Ist dir klar, dass du gerade das erste Mal mehr als zwei Sätze hintereinander gesprochen hast?«, sagte er stattdessen.

»Es waren sogar vier.« Mysty grinste.

»Also schön, ich schlage vor, dass wir für den Rest der Nacht abwechselnd Wache halten.«

»Einverstanden. Ich bleibe hier draußen. Du kannst dich als Erster hinlegen.«

»Okay, aber vorher brauche ich meine Wärmflasche. Jetzt erst recht!«

Mysty sagte nichts dazu. Er trank keinen Alkohol. McCullough spürte aber, dass der andere es ihm zumindest als Schwäche auslegte. Dennoch war aus Mystys Miene, die auch die eines schweigenden Indianers hätte sein können, nichts herauszulesen.

McCullough kletterte auf die Ladefläche, kramte aus seinem Gepäck die Flasche Whisky heraus und verzog sich schließlich zurück in das Thermozelt.

Bereits nach fünf Minuten stürmte Mysty in das Zelt und machte McCulloughs Hoffnung auf Schlaf zunichte.

»Der Motor springt nicht an. Wir sitzen fest.«

»Der Motor? Welcher Motor?« Nicht, dass er wirklich viel getrunken hätte, aber im ersten Moment ließ ihn sein Begriffsvermögen im Stich.

»Ich habe versucht, die Heizung im Schneemobil anzuwerfen. Scheint so, als wären sämtliche Batterien leer.«

Fluchend wälzte sich McCullough aus seinem Schlafsack. »Glaubst du, dass die Kerle von vorhin dahinterstecken?«

»Scheint so, als hätten sie die Energie abgezapft, ja.«

»Energie abgezapft? Wie soll das funktionieren?«

»Keine Ahnung.«

»Was schlägst du vor?« Wenn es nach McCullough ginge, wäre er den Verbrechern hinterhergestürmt. Doch selbst sein Verstand sagte ihm, dass das erst recht ihr Todesurteil bedeuten konnte.

»Hier drinnen ist es warm. Wir warten bis zum Anbruch des Tages und marschieren weiter.«

»Wir marschieren weiter? Einfach so, als wäre nichts passiert?«

»Unsere Mission lautet, das Hügelgrab zu verschließen. Egal wie. Wir werden unsere Aufgabe erfüllen.«

»Und wie? Etwa zu Fuß?«

Mysty antwortete nur mit einem Blick. Aber das, was McCullough darin sah, verriet ihm, dass sein verrückter Partner es tatsächlich ernst meinte.

Zum ersten Mal bereute er, sich auf die Mission eingelassen zu haben. Sie hatten...



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