E-Book, Deutsch, Band 10, 640 Seiten
Reihe: Sophienlust
Parker / Korten / Rohde E-Book 91-100
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7409-4734-7
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sophienlust Staffel 10 - Familienroman
E-Book, Deutsch, Band 10, 640 Seiten
Reihe: Sophienlust
ISBN: 978-3-7409-4734-7
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. E-Book 91: Pflegekind Barbi E-Book 92: Tante Andreas Tierheim E-Book 93: Kerstin verliert ihren Hass E-Book 94: Mit Mutti ist die Welt erst schön E-Book 95: Alles Glück der Erde E-Book 96: Verzauberter Sommer E-Book 97: Ein Nest für Steffi E-Book 98: Ein Nest für Steffi E-Book 99: Wo sind deine Elter, kleiner Tim? E-Book 100: Wo ist mein Elternhaus? E-Book 1: Pflegekind Barbi E-Book 2: Tante Andreas Tierheim E-Book 3: Kerstin verliert ihren Hass E-Book 4: Mit Mutti ist die Welt erst schön E-Book 5: Alles Glück der Erde E-Book 6: Verzauberter Sommer E-Book 7: Ein Nest für Steffi E-Book 8: Einem Fremden überlassen E-Book 9: Wo sind deine Elter, kleiner Tim? E-Book 10: Wo ist mein Elternhaus?
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»Es ist schön, dich wiederzusehen, Astrid«, sagte Denise von Schoenecker herzlich, als die Besucherin ins Biedermeierzimmer geführt wurde. »Wir haben uns unendlich lange nicht mehr gesehen.«
»Jeder lebt sein eigenes Leben, Isi«, antwortete Astrid nachdenklich. »In den letzten Jahren habe ich dich um dein reiches, erfülltes Dasein manchmal beneidet. Seit Eberhards Tod war ich oft schrecklich einsam.«
»Ja, das ist schlimm für dich gewesen. Ich habe deine Tapferkeit immer bewundert, Astrid.«*
Das Gesicht der Besucherin, die sich in Sophienlust angemeldet hatte, ohne mitzuteilen, warum sie kommen wolle, wurde ernst. »Ich habe lange gebraucht, bis ich mich damit abfinden konnte, Isi«, gestand sie. »Die Krankheit kam so plötzlich. Anfangs dachte niemand, dass sie gefährlich sein könnte. Aber es ist ja nun schon mehrere Jahre her …«
»Ja, Astrid. Es ist unsere Aufgabe, mit dem Schicksal fertig zu werden, so schwer es auch sein mag.«
Astrid Lohr lächelte versonnen. »Es ist glücklicherweise nicht immer schwer, Isi. Glaubst du, dass Eberhard mich verstehen würde, wenn ich mich noch einmal für einen anderen Mann entscheiden würde?«
Denise von Schoenecker ergriff spontan die Hand der Freundin. »Selbstverständlich, Astrid. Schau, auch ich habe zum zweiten Mal geheiratet und bin sehr, sehr glücklich geworden.«
»Ich wollte mit dir darüber sprechen«, gestand Astrid. »Bei dir weiß ich, dass du dich in meine Lage hineinversetzen kannst.«
»Du bist viel zu jung, um allein zu bleiben«, versicherte Denise warm. »Erzähle mir. Wer ist es?«
»Ein Arzt. Dr. Matthias Söring.« Astrids Augen leuchteten auf. »Wir haben uns durch Zufall kennengelernt, aber es war, als sei sofort ein Funke übergesprungen. Mat ist verwitwet wie ich. Es sollte so sein, könnte man meinen.«
»Wie kannst du da überhaupt noch zögern?«, wunderte sich die schöne Herrin von Sophienlust. »Ist der Altersunterschied zu groß, oder gibt es sonst ein Problem?«
»Ja, Isi, es gibt etwas, was mir Sorgen macht«, erwiderte Astrid mit einem Seufzer. »Mat hat eine kleine Tochter. Sie ist jetzt elf, aber ihren Jahren weit voraus. Ein süßes Mädchen, das seit dem Tod der Mutter für den Vater zur Kameradin und Vertrauten geworden ist.«
Denise nickte. »So etwas gibt es bei Kindern. Wie heißt sie denn?«
»Nicole. Leider ist das auch der Name des Problems.«
»Ist die kleine Tochter eifersüchtig?«, fragte Denise ahnungsvoll.
»Sie lehnt mich vollständig ab. Bevor sie wusste, was zwischen Mat und mir war, haben wir uns recht gut verstanden. Ich dachte, Nicole würde sich freuen, wenn sie erfahren würde, dass wir heiraten wollen. Aber das Gegenteil war der Fall. Die Reaktion des Kindes war erschreckend. Leidenschaftlich lehnte sich Nicole dagegen auf, dass ihr Vater eine fremde Frau ins Haus bringe. Für mich ist es quälend, dass ich mit einem Schlag zwischen Vater und Kind stehe. Hast du vor deiner zweiten Ehe auch solche Probleme gehabt?«
Denise schüttelte den Kopf. »Nein, glücklicherweise habe ich mich mit Alexanders Kindern sofort gut verstehen können. Sie waren ja schon etwas älter und ziemlich vernünftig. Inzwischen studiert Sascha, und Andrea erwartet ihr erstes Baby. Man sollte es kaum für möglich halten.«
»Und Nick? Wie stellte er sich zu dem neuen Vater?«
»Er hatte seinen leiblichen Vater ja nie gekannt. Für ihn war es ein Segen, dass Alexander kam. Nick brauchte eine männliche Bezugsperson.«
»Es sollte also möglich sein«, flüsterte Astrid seufzend. »Die anderen Kinder waren auch später nicht eifersüchtig, als Henrik geboren wurde?«
»Nein. Ich musste sogar achtgeben, dass unser Jüngster nicht gar zu sehr verwöhnt wurde. Ich bin ganz sicher, dass du nach und nach den Weg zum Herzen der kleinen Nicole finden wirst.«
»Mat nimmt es gar nicht so ernst«, berichtete Astrid. »Aber für mich ist tatsächlich die Frage entstanden, ob ich das Recht habe, das arme Kind so unglücklich zu machen. Nicole hat vor zwei Jahren die Mutter verloren. Das war hart genug. Inzwischen ist es ihr gelungen, sich in die Rolle einer kleinen Freundin und Vertrauten des Vaters hineinzuleben. Darf ich das zerstören?«
»Du und Dr. Söring – auch ihr habt Rechte. Nicht nur das kleine Mädchen«, erklärte Denise mit Überzeugung. »Eines Tages wird Nicole umschwenken und sich mit dir vertragen. Du sagst doch selbst, dass es am Anfang keine Schwierigkeiten gab.«
»Wenn es nicht so ausweglos wäre, hätte ich vielleicht die Reise zu dir gar nicht angetreten, Isi. Ich dachte, dass du mir einen Rat geben könntest. Nicole ist wie eine kleine Erwachsene. Man kommt an ihrem starken Willen einfach nicht vorbei. Aber auch ihr Vater hat seinen eigenen Kopf. Er will sich von Nicole nicht tyrannisieren lassen und so bald wie möglich heiraten. Mir kommt es so vor, als dürfe man das nicht tun – so gern ich natürlich endlich ganz mit Mat vereint sein möchte.«
Denise betrachtete das Ölgemälde von Nicks Urgroßmutter Sophie von Wellentin, das auf sie herabblickte. Wie so oft hielt sie stumme Zwiesprache mit der früheren Besitzerin von Sophienlust, die Dominik zu ihrem Erben eingesetzt hatte. In diesem Raum, den Denise so gelassen hatte, wie er zu Lebzeiten der alten Dame gewesen war, schien immer noch etwas vom Geist der einzigartigen Frau vorhanden zu sein. In ihrem Testament hatte sie auch bestimmt, dass Sophienlust zur Heimstatt für in Not geratene Kinder werden solle. So war das schöne alte Herrenhaus dem neuen Zweck dienstbar gemacht worden und heute von hellen Kinderstimmen erfüllt. –
»Der einzige Vorschlag, den ich machen kann, ist, Nicole für eine Weile zu uns nach Sophienlust zu geben«, erklärte Denise endlich. »Vielleicht löst sich das Kind ein bisschen aus der allzu engen Bindung an den Vater, wenn es in unsere Gemeinschaft aufgenommen wird. Nach und nach würde sich Nicole dann wohl an den Gedanken gewöhnen, dass zu Hause nicht mehr nur der Vater, sondern auch eine liebende Mutter auf sie wartet.«
»Sie könnte sich aber auch dem Vater entfremden«, wandte Astrid zweifelnd ein. »Verdränge ich sie auf diese Weise nicht?«
»Was meint denn der Vater?«
»Er nimmt Nicoles Verhalten nicht so wichtig wie ich. Er spricht von unserem Recht auf ein Glück, und er vertraut darauf, dass Nicole sich umstellen wird. Er liebt sein Töchterchen sehr, aber er will mich um Nicoles willen keinesfalls aufgeben.«
»Das ist auch die richtige Einstellung, Astrid. Ich erkenne daraus, dass er dich aufrichtig liebt. Ich bin sicher, dass alles gut werden wird, wenn es auch zu Anfang mit dem Kind ein paar harte Nüsse wird zu knacken geben. Wie gesagt, Nicole soll mir hier herzlich willkommen sein. Fast alle Kinder in Sophienlust haben schon etwas Schweres erlebt. Nicole würde erkennen, dass sie nicht die Einzige ist, die die Mutter verloren hat.«
»Und am Beispiel deiner Familie könnte sie lernen, dass eine Stiefmutter keine böse Frau ist«, fügte Astrid hoffnungsvoll hinzu. »Weißt du, deshalb bin ich eigentlich zu dir gekommen. Ich wollte wissen, wie es damals war, als du wieder heiratetest.«
»Es war einfach Schicksal. Wir konnten uns nicht dagegen wehren«, erzählte Denise lächelnd. »Sophienlust und Schoeneich lagen so nahe beieinander, und es gab gleich zu Anfang ein paar Dinge, die ich mit Alexander zu regeln hatte. Dann lernte ich Sascha und Andrea kennen. Schließlich kam unser Interesse an den Ponys hinzu, die es drüben in Schoeneich gab. Am Ende haben wir eben geheiratet, und ich bin nun in Schoeneich zu Hause, wenn ich auch so gut wie jeden Tag hier in Sophienlust nach dem Rechten sehe, wobei mich Alexander in Bezug auf die Landwirtschaft nach Kräften unterstützt. Es dauert ja noch sehr lange, bis Nick einmal dies alles hier übernehmen kann.«
»Erstaunlich, was du alles leistest. Wird es dir nicht manchmal zu viel?«
»Ich habe gute Mitarbeiter. Hier in Sophienlust vor allem meine treue Frau Rennert, die das Heim leitet und die mir die meiste Arbeit abnimmt.«
»Aber die Verantwortung liegt doch bei dir.«
»Daran gewöhnt man sich. Aber auch die Verantwortung hilft mir mein Mann tragen. Außerdem ist Nick inzwischen bereits in seine späteren Aufgaben hineingewachsen. Wir besprechen manche Probleme mit ihm. Er würde sich gewiss auch ein bisschen um Nicole kümmern. Lass dir das mal in Ruhe durch den Kopf gehen und besprich es mit Nicoles Vater. Wir nehmen das Kind gern auf.«
»So warst du schon immer«, sagte Astrid dankbar. »Nie geht man ohne einen Rat oder einen guten Vorschlag von dir fort.«
»Es liegt nahe, dass wir Nicole zu uns nehmen. Immerhin ist Sophienlust ein Kinderheim, Astrid«, erwiderte Denise lächelnd. »Willst du es dir mal ansehen? Nick ist jetzt da. Er hat Besucher zwar schon unendlich oft herumgeführt, aber er zeigt sein Sophienlust immer wieder gern.«
*
»Mein Vati ist nicht zu Hause«, sagte das blonde Mädchen mit dem Pferdeschwanz. »Er musste zu einem Krankenbesuch fahren.«
»Das tut mir leid, Nicole. Ich würde gern auf ihn warten.«
Feindselig betrachtete das Kind die blonde Frau, von der es annahm, dass sie ihm den Vater fortnehmen wollte.
»Es kann sehr lange dauern, Frau Lohr.«
In diesem Augenblick öffnete sich im Hintergrund eine Tür, und Dr. Matthias Söring kam in die Diele seines Haues.
»Ach, du bist es, Astrid«, rief er erfreut aus. »Ich hatte gar nicht zu hoffen gewagt, dass du heute noch vorbeikommen würdest.«
Nicole trat zur Seite. Sie war dunkelrot geworden, denn nun war sie bei einer Lüge ertappt worden. Störrisch presste sie die Lippen...




