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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 456 Seiten

Reihe: Erinnerungen

Papke Erinnerungen

Ein Neuanfang
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7693-3497-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Neuanfang

E-Book, Deutsch, Band 3, 456 Seiten

Reihe: Erinnerungen

ISBN: 978-3-7693-3497-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Neuanfang ist nicht immer leicht. Besonders, wenn man sich unvermittelt in einer ganz neuen Welt wieder findet. Aber nur an Aufgaben kann man wachsen. Und mir ist das gelungen!

1934 bin ich als Bauernsohn in Hinterpommern geboren. Mit 11 Jahren wurden wir vertrieben und landeten bei Verwandtschaft in Anklam, Mecklenburg. Hier machte ich den Grundschulabschluss und lernte Bau- und Möbelschreiner. In Weimar holte ich an der ABF mein Abi nach und studierte Architektur und Bauwesen. 1963 gelang mir die Flucht von Ostdeutschland auf Umwegen nach Wetsdeutschland. Hier arbeitete ich in verschiedenen Architekturbüros. 1997 ging ich in Rente, zog um und fand eine liebevolle Partnerin.

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8.00 Erster Urlaub auf Sylt
8.01 Campingplatz Sylt
Im Nu war der erste Sommer wieder da, der Sommer 64. Nach der vielen Arbeit hatten wir alle einen Urlaub verdient. So auch ich, obwohl ich erst ein knappes halbes Jahr bei dieser Truppe war. Aber Herr Schaber hatte ja vollmundig für die vielen Überstunden zusätzlichen Urlaub versprochen. Doch als ich den Urlaub beantragen wollte, war mein Chef gar nicht erreichbar. Also wandte ich mich an Herrn Schirm, den zweiten Chef. Der genehmigte mir natürlich sofort eine Woche zusätzlichen Urlaub. Er versprach mir, dies mit meinem Chef Schaber zu klären. Ich beschloss mit dem Zelt nach Sylt auf die „Insel“zu fahren. Also fuhr ich unbeschwert und gut gelaunt für zwei Wochen, um mal so richtig wieder auszuspannen. Ich lud meine Dauphine voll und fuhr gen Norden. Es war eine wunderbare Fahrt, denn damals waren die Straßen noch nicht so voll. Ich schaffte es an einem Tag, erwischte gegen Abend auch noch einen Autozug von Nibüll nach Westerland und stand rechtzeitig vor Sonnenuntergang zum Zeltaufbau in Westerland auf dem Campingplatz von Sylt. Ich hatte Glück, denn das Wetter war fast die ganze Zeit recht schön. Für schlechtes Wetter hatte ich einen dicken Strickpullover und eine Lederjacke dabei, die ich mir auf der Anreise in Stuttgart gekauft hatte. Der Campingplatz war recht einfach, lag dafür aber direkt hinter der Düne. Und davor war ein FKK-Strand. Nicht schlecht, denn ich kannte das ja schon von Prerow. Meine Ausrüstung war bescheiden, was ich ja von der DDR gewohnt war. Zelten muss einfach urig sein, sonst kann man ja zu Hause bleiben. Natürlich gab es einen Waschraum und sogar Duschen mit warmem Wasser, jedoch die nur gegen bare Münze. Als ich eines morgens in den Waschraum kam stand da schon ein Mann. Auf meinen Morgengruß kam aber keine Antwort. Nachdem mir das mehrmals passiert war fragte ich einen anderen Mann, ob der taubstumm sei. „Nein“, sagte der, „Das ist ein Schwabe.“ Erst viel später konnte ich mir erklären, warum der Mann so stumm war. Er hatte einerseits das Problem, die Norddeutschen zu verstehen und andererseits hatte er Angst man würde über ihn lästern, schon wegen des Morgengrußes „Grüß Gott“, was ja in Norddeutschland gar nicht üblich ist. Also schwieg er lieber. Ich hatte nette Nachbarn, es waren meist junge Studenten, zu denen ich mich ja ohnehin noch recht hingezogen fühlte. Meistens waren wir am Strand, bauten eine Strandburg gegen den leichten Wind, spielten Volleyball oder klönten miteinander. Mit Dieter hatte ich mich besonders angefreundet und weil er kein Auto hatte unternahmen wir auch manchen gemeinsamen Ausflug mit meinem Auto. Einen Tag fuhren Dieter und ich ganz an die Nordspitze der Insel, vorbei an ellenlangen einsamen Sandstränden, bis nach List. List war damals ein kleines idyllisches Nest mit einem Fischerhafen. Jeden Morgen kamen die Fischkutter zurück vom Fang und verluden die Fische und Krabben sofort in Kühlfahrzeuge. Natürlich konnte man auch fangfrische, gekochte Krabben sofort an einem Stand kaufen. Neugierig wie wir waren, kaufte jeder eine Tüte Krabben und wir machten uns an die „Arbeit.“ Denn für einen ungeübten Krabbenesser ist das wahrlich eine Arbeit. Entweder isst man den halben Panzer mit oder es bleibt die Hälfte Fleisch darin noch stecken. Dazu kommt noch, dass einem die Einheimischen gerne auf die Finger schauen und das macht dann noch unsicherer. Also wir schafften unsere Tüten leer zu essen und wurden nun neugierig, wie die wohl gefangen werden. Ich schlug vor doch mal zu probieren mit einem Krabbenfischer mitzufahren. Dieter war begeistert. Darauf ging ich an der Mole entlang und suchte mir den größten Kutter aus. Auf meine Frage, ob wir wohl mal mitfahren könnten, musterte uns der Kapitän recht genau und sagte dann zu. Dann müsst ihr aber pünktlich um 20.00 Uhr hier, dann geht es nämlich los.“ Freudig fuhren wir nach Hause und genehmigten uns noch eine Nase Schlaf, denn der Nachtschlaf würde ja wohl ausfallen. Als es Abend wurde zog aber ein kräftiges Gewitter auf. Es goss in Strömen, alle Straßen standen unter Wasser. Wir warteten ab. Als der Regen etwas nachließ fuhren wir los. Eigentlich kamen wir schon etwas zu spät an. Aber der Kapitän beruhigte uns, denn bei Gewitter fahre man ohnehin nicht hinaus. 8.02 Krabben fischen
So gegen 20.30 hatte sich das Gewitter verzogen und der Motor wurde angeworfen. Der ganze Kutter begann sich zu schütteln. Dass das Material so eine Erschütterung auf die Dauer überhaupt aushält, war da unser Gedanke. Meistens geht es gut, aber manchmal gibt es auch Pannen und Probleme. Wir hatten nicht nur den größten Fischkutter rausgesucht, sondern auch den cleversten Kapitän erwischt! Der wusste genau, wo die meisten Krabben zu finden waren. Dazu getraute er sich sogar in dänische Hoheitsgewässer, machte die Bordbeleuchtung aus und „fischte sozusagen im Dunkeln“. Wir waren dem Land so nahe, dass wir bereits die beleuchteten Fenster einzeln erkennen konnten. Dann wurde auf jeder Seite des Kutters ein riesiges Schleppnetz ausgeworfen, das so alle Stunde einmal eingeholt wurde. Die Ausfahrt und das erste Schleppen des Netzes dauerte eine ganze Weile. Der Kapitän meinte, wenn es uns langweilig werden würde könnten wir ruhig in die Kombüse gehen. Im Kühlschrank wäre genügend zu essen und wenn wir müde wären, könnten wir uns auch in die Kojen hauen. Wir zogen uns tatsächlich zurück, aßen etwas und legten uns hin, denn oben war es jetzt nach dem Regen empfindlich kalt geworden. Aber jedes Mal wenn der Kapitän das Netz hochzog vibrierte das ganze Schiff dermaßen, dass wir beide wach wurden und im nächsten Moment wie die Soldaten an Deck standen. Jetzt gab es viel zu tun, denn es musste schnell der eingeschwenkte Sack am Ende des Schleppnetzes geöffnet, danach wieder zugeknüpft, ausgeschwenkt und wieder ins Wasser gelassen werden. Dann wurde der Fang sortiert. Die großen Fische getrennt nach Arten in die Kisten und die kleinen wieder über Bord. Die größte Arbeit war das Krabben aussortieren. Dazu gab es zwar eine Sortiermaschine, aber es blieb noch viel Handarbeit, denn es befand sich sehr viel anderes Krabbelzeug darunter. Die lebenden, glasigen Krabben wurden dann ans Heck getragen, wo bereits ein Kessel mit kochendem Wasser brodelte. In dem Moment wie man sie hinein schüttet sind sie sofort tot und nehmen eine rosa Farbe an. Dann wurden sie wieder heraus gefischt und in Fischkisten verteilt, die am Heck gestapelt wurden. Die zwei Mann Besatzung waren heil froh, dass wir ihnen so kräftig geholfen hatten. Mit über 50 Kisten voller abgekochter Krabben fuhren wir am nächsten Morgen wieder Richtung Heimat. Doch dann begann der Motor zu stottern! Kurze Inspektion! Ein Kapitän muss auch von der Technik etwas verstehen. Nach einiger Zeit lief der Motor zwar wieder, aber nicht auf allen Zylindern, also konnten wir nur mit halber Kraft fahren. So gegen 10.00 Uhr, anstatt sonst 8.00 Uhr, liefen wir erst wieder in den Hafen von List ein. Die Tiefkühlwagen standen schon da und so wurde schnell umgeladen. Für uns war die Fahrt auch zu Ende. Wir bedankten uns beim Kapitän dafür, dass er uns mitgenommen hatte. Er bedankte sich bei uns für die ausgezeichnete Hilfe und drückte jedem eine dicke Tüte Krabben und ein Paket frischen Fisch in die Hand. „Oh ne, bloß keine Krabben, ich kann die nicht mehr riechen“, sagte ich zu ihm. Er beruhigte mich:“ Schlaft erst mal richtig aus und lasse die Krabben kalt werden, dann schmecken sie euch schon wieder.“ Als wir wieder an Land waren schaute ich Dieter an und musste kräftig lachen. Erlief als hätte er die Hosen voll. Bei jedem Schritt knickte er leicht ein. Dann fing er an über mich zu lachen, denn ich lief offensichtlich ebenso. Kaum zu glauben, dass man nach einer Nacht auf einem Kutter sich schon einen Seemannsgang angewöhnt hat! Das verlief sich aber bald wieder. Auf dem Campingplatz wurden wir schon sehnsüchtig erwartet. Hatten wir gestern durch den Regen doch ganz vergessen uns bei den anderen abzumelden. Wir erzählten unsere Erlebnisse und aßen gemeinsam die beiden Tüten Krabben aus, sie schmeckten sogar uns schon wieder. 8.03 Eine ganze Flasche Köm
Dann kamen auch mal ein paar schlechtere Tage. Es war ein rechter Wind aufgekommen und die Sonne hatte sich versteckt. Ich entschloss mich zu einem ausgedehnten Strandspaziergang. Nach etwa 3 Stunden war ich wieder an unserem Strandabschnitt mit den Strandkörben. Direkt unterhalb des Strandwärters, der ein Häuschen oben auf der Düne hatte, saßen zwei Mädchen im Strandkorb, dick in Bademäntel eingepackt. „Na, ihr müsst wohl bei dem Wetter die Strandkorb-Gebühren hier absitzen?“, konnte ich mir bei einem hämischen Grinsen nicht verkneifen. Prompt kam zur Antwort: “Wenn wir jetzt einen „Köm“ hätten, dann...



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