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Buch, Deutsch, 264 Seiten, Format (B × H): 133 mm x 207 mm, Gewicht: 314 g
Reihe: Nautilus Flugschrift
Eine illustrierte Geschichte des Laufbands
Buch, Deutsch, 264 Seiten, Format (B × H): 133 mm x 207 mm, Gewicht: 314 g
Reihe: Nautilus Flugschrift
ISBN: 978-3-96054-473-9
Verlag: Edition Nautilus
»Going nowhere very rapidly« – so bewarb eine US-Firma schon in den 1920er Jahren ein Laufband zur körperlichen Ertüchtigung. Von Fabrikfließbändern, Kassenbändern und Sushirestaurants bis zum Fitnessgerät zwingt uns das Laufband zur ewigen Wiederholung eines Gewaltmarsches aus Produktion, Konsum, (Selbst-)optimierung.
Yves Pagès zeichnet die verschlungene Genealogie dieser Erfindung nach: Vom mit Pferdekraft betriebenen Agrargerät über die Tretmühle in viktorianischen Gefängnissen und den »rollenden Gehweg« der Pariser Weltausstellung bis zu neueren Anwendungen in Medizin und Gaming. Die Geschichte des Laufbands ist eine Geschichte von Kuriositäten, Patenten unbekannter Erfinder und Running Gags des Stummfilms, hin und zurück zum Hamsterrad, dieser Endfigur des Fortschrittsmythos: große Sprünge nach vorn, die uns die meiste Zeit nirgendwohin gebracht haben.
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Am Anfang dieses Buches stand ein Bild, das sich mir einbrannte, als ich die Avenue de la République in Paris zum Friedhof Père-Lachaise hinauflief. Auf der linken Straßenseite befand sich ein Gebäude im Haussmann-Stil, durch dessen große, leicht beschlagene Fenster im ersten Stock man mehrere Gestalten erahnen konnte, die nebeneinander auf nicht zu erkennenden Geräten ihr Lauftraining absolvierten. Im Erdgeschoss ein auf Hightech gestyltes Geschäft, eingerahmt von zwei Schaufenstern mit Blumenkränzen und Urnen. Die Schilder beseitigten jeden Zweifel: In der oberen Etage befand sich ein Fitnessstudio, darunter ein Bestattungsunternehmen. Eine wuchtige Baumkrone ließ es nicht zu, das skurrile Duo auf einem Foto zu verewigen. Aber die Idee war geboren und holte mich immer wieder ein: ein Bestattungsinstitut, darüber ein Fegefeuer der körperlichen Ertüchtigung, in dem verblichene Seelen wie schwerelos auf der Stelle joggen. Nachhaltig fasziniert von der Fata Morgana dieses Jenseits und der Tradition eines magischen Materialismus verpflichtet, begann ich nach und nach, für das Laufband einen Fetisch zu entwickeln, wie ich ihn für viele befremdliche Geräte pflege. Wie sollte man beim Anblick dieser Verstorbenen im Leerlauf-Sprint nicht ins Phantasieren geraten?