Osondu / Wussow | Dieses Haus ist nicht zu verkaufen | Buch | 978-3-88423-550-8 | sack.de

Buch, Deutsch, 166 Seiten, GB, Format (B × H): 135 mm x 208 mm

Reihe: AfrikAWunderhorn

Osondu / Wussow

Dieses Haus ist nicht zu verkaufen


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-88423-550-8
Verlag: Das Wunderhorn

Buch, Deutsch, 166 Seiten, GB, Format (B × H): 135 mm x 208 mm

Reihe: AfrikAWunderhorn

ISBN: 978-3-88423-550-8
Verlag: Das Wunderhorn


Gelächter, Löffelklappern und Geschmatze dringen hinaus auf die Straße, Musik und Schüsse. Stimmen sind zu hören, die von Ndozo und Fanti und all den anderen Waisen, Witwen und Verwandten, die unter dem Dach des Großvaters Zuflucht gesucht und Arbeit gefunden haben. Es ist ein Haus, das in E.C. Osondus Romandebüt zur Hauptfigur avanciert, das zum Schauplatz wird und zum Symbol für das Vergehen der Zeit - aber alles andere als ein gewöhnliches. Begehbar wie separate Zimmer werden die einzelnen Schicksale seiner Bewohner und durch sie das Panorama eines Arbeiterviertels mit seinen Routinen und Bräuchen in einer namenlosen afrikanischen Großstadt aufgerollt. Es wird gehandelt und gefeilscht, gestritten und gekreischt, geheiratet und geliebt. Lebhaft geht es zu, zuweilen überschlagen sich die Ereignisse, doch durch die kindlich wache Erzählstimme bekommen auch Kindstötung, Totschlag und Diebstahl unverstellt ihren Platz, und die sich zahlreich zu Wort meldenden, aber namenlos bleibenden Nachbarn und Anwohner übernehmen die vermittelnde Rolle des Chors in der griechischen Tragödie.
In Dieses Haus ist nicht zu verkaufen erschafft E. C. Osondu einen allegorischen und surrealen Mikrokosmos, ein Schwanken zwischen Apokalypse und Hommage. Er webt seinen Romanstoff aus schlichten Sätzen, die der jungen Erzählstimme Glaubwürdigkeit verleihen, und schöpft aus dem Reichtum des oralen Erzählens. Voller Humor und traditionellem Liedgut, sowie Mythen, Fabelwesen und Magie atmet der Roman bei aller Schwere der Themen eine große Lebendigkeit.

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Currency
Für uns hatte Onkel Currency den besten Job der Welt – er verbrannte Geld. Sein Job bestand darin, Bündel alter, zerrissener Geldscheine oder eingestellter Währung in einen gigantischen Ofen zu schmeißen. Und außerdem schmiss er mit Geld nur so um sich. Wie sollte er auch respektvoll mit Geld umgehen, wo er doch jeden Tag Geld verbrannte? Wir hörten, dass er in Unterwäsche an seinem Arbeitsplatz zu erscheinen hatte, damit er sich auch ja nichts von dem Geld einsteckte, das für den Verbrennungsofen gedacht war. Aber schon bald brachte er bündelweise Geld ins Haus der Familie. Nur wie?
Die Scheine waren nicht neu, einige tatsächlich zerfleddert und zerfetzt, aber Geld war Geld, und man konnte sie mit Klebestreifen reparieren. Manche sahen modrig aus und rochen muffig, aber eben dennoch nach Geld, und man konnte sie waschen. Bei ihm haben wir zum ersten Mal gesehen, dass man Geld waschen kann. Er füllte Wasser in eine große Schüssel. Schüttete Waschpulver hinein, dann die alten Scheine und rührte sie vorsichtig um. Das Wasser wurde weggeschüttet und die Scheine abgespült. Das Geld wurde ins Haus gebracht, auf ein Bügelbrett gelegt, oben drauf weißes Papier, und gebügelt. Es kam frisch wieder zum Vorschein und konnte ausgegeben werden. Currency wurde als Vorzeigearbeiter bezeichnet, zumindest wurde es uns anfangs so gesagt. Auf dem Tisch in seinem Zimmer lag immer ein Stapel glänzender Münzen. Das änderte sich, als er
anfing, mit einem großen Sack von der Arbeit zurückzukommen, so einen, wie ihn Briefträger haben.
(…)
Der Fall verlief letztlich im Sande. Den Männern wurde nahegelegt, von selbst zu kündigen. Sie wurden angewiesen, kein Wort darüber zu verlieren, warum sie ihre Arbeit verloren hatten. Sollten ihre Beute behalten, aber ja nie wieder einen Fuß in die Münzstätte setzen, auch nicht, um ehemalige Kollegen zu besuchen. Einige tuschelten, die Männer hätten dem Sicherheitschef angeboten, die Beute mit ihm zu teilen, deshalb habe er sie laufen lassen. Andere sagten, die Männer hätten mit ihrem vielen Geld die besten Medizinmänner und Aladura-Propheten aufgesucht und seien deshalb ungeschoren davongekommen. Auf jeden Fall war Onkel Currency jetzt arbeitslos. Fragte jemand nach, sagte er, er habe genug Geld, um sich selbst eine Rente auszahlen zu können, selbst wenn er so alt werden sollte wie Methusalem.
Eines Morgens wurden wir wach und überall hingen Poster mit Onkel Currency drauf, an Hauswänden und Strommasten, Baumstämmen und leeren Fässern, an Toren, Eckläden und Straßenständen. Er zog in den Wahlkampf für das Amt des Stadtrats. Der amtierende Stadtrat war schon so lange Stadtrat, dass viele glaubten, sein Name sei Councilor. Noch nie hatte es einen Gegenkandidaten gegeben…


Osondu, E.C.
E.C. Osondu wurde in Nigeria geboren. Er ist nicht nur als Autor und Verleger aktiv, sondern engagiert sich auch im Verband Nigerianischer Autoren. Für seine Erzählung Waiting erhielt er 2009 den Caine-Preis. Seit 2004 lebt Osondu in den USA und lehrt am Providence College als außerordentlicher Professor u.a. Kreatives Schreiben.

Hummitzsch, Maria
Maria Hummitzsch, geboren 1982, studierte in Leipzig, Lissabon und Florianópolis Übersetzung, Psychologie und Afrikanistik. Sie übersetzt aus dem Englischen und Portugiesischen, u. a. David Garnett, David Foster Wallace, Imbolo Mbue und E.C. Osondu.

Wussow, Indra
ndra Wussow studierte Literaturwissenschaft, lebt in Johannesburg/Südafrika und auf Sylt. Sie arbeitet als Autorin, literarische Übersetzerin und Kuratorin für verschiedene internationale Einrichtungen. 2002 gründete sie auf Sylt die von ihr geleitete Stiftung kunst:raum sylt quelle. Mit Stipendien, Ausstellungen, Aufführungen und Veröffentlichungen werden zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen sowie Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus unterschiedlichen Nationen gefördert. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst. 2008 eröffnete die Stiftung eine Dependance in Johannesburg, das Jozi art:lab.



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