E-Book, Deutsch, Band 124, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
Orloff Lore-Roman 124
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-2747-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Liebe, die mich leben lässt
E-Book, Deutsch, Band 124, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
ISBN: 978-3-7517-2747-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Heide Sabel wacht nach einem Autounfall aus dem Koma auf. Sie hat eine schwere Schädelverletzung erlitten und kann sich an nichts erinnern. Ihr Kind konnte man durch einen Notkaiserschnitt auf die Welt holen. Von Tag zu Tag geht es Heide besser. Sie liebt ihren kleinen Jungen geradezu abgöttisch. Doch für ihren Ehemann, der sie fast täglich besucht, empfindet sie nichts. Heide fürchtete sich regelrecht vor dem Mann, der der ihre sein soll. Sie ist nur still und glücklich, wenn sie allein mit ihrem Kind sein kann. Sobald ihr Mann das Krankenzimmer betritt, zieht sie sich förmlich in sich selbst zurück. Auch ihr behandelnder Arzt bemerkt, dass sich Heide unwohlfühlt und in ihrem Gedächtnis verzweifelt nach etwas sucht, ohne es finden zu können. Wenn die junge Frau allein ist, weint sie um ein Leben, das sie gelebt und schon wieder vergessen hat. Sie weint, weil sie nicht mehr weiß, was sie tun soll, um den Anschluss an ihr ehemaliges Leben zurückzugewinnen. Heide graut vor dem Tag, an dem sie die Klinik verlassen muss ...
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Liebe, die mich leben lässt Dramatischer Roman um das Geheimnis einer Ehe Von Wera Orloff Heide Sabel wacht nach einem Autounfall aus dem Koma auf. Sie hat eine schwere Schädelverletzung erlitten und kann sich an nichts erinnern. Ihr Kind konnte man durch einen Notkaiserschnitt auf die Welt holen. Von Tag zu Tag geht es Heide besser. Sie liebt ihren kleinen Jungen geradezu abgöttisch. Doch für ihren Ehemann, der sie fast täglich besucht, empfindet sie nichts. Heide fürchtete sich regelrecht vor dem Mann, der der ihre sein soll. Sie ist nur still und glücklich, wenn sie allein mit ihrem Kind sein kann. Sobald ihr Mann das Krankenzimmer betritt, zieht sie sich förmlich in sich selbst zurück. Auch ihr behandelnder Arzt bemerkt, dass sich Heide unwohlfühlt und in ihrem Gedächtnis verzweifelt nach etwas sucht, ohne es finden zu können. Wenn die junge Frau allein ist, weint sie um ein Leben, das sie gelebt und schon wieder vergessen hat. Sie weint, weil sie nicht mehr weiß, was sie tun soll, um den Anschluss an ihr ehemaliges Leben zurückzugewinnen. Heide graut vor dem Tag, an dem sie die Klinik verlassen muss ... »Ich kann es kaum noch erwarten, bis das Kind da ist«, gestand Hartmut Sabel und nahm seine schöne junge Frau noch fester in den Arm. Heide legte den Kopf an seine Schulter und schwieg. Sie fand es herrlich, wenn Hartmut ihr seine Liebe so offenkundig zeigte. »Ich habe nur schreckliche Angst um dich, Heide«, sagte er leise und hob ihr Gesicht zu sich empor, küsste sie sanft auf beide Augen und sah sie besorgt an. »Du bist so schrecklich zart und ...« »Und ich werde das schaffen, was vor mir viele Frauen geschafft haben. Du weißt doch selbst, was der Arzt gesagt hat! Es ist alles in Ordnung. Ich bin eine gesunde Frau. Das Kind wird auch gesund sein. Es liegt überhaupt kein Grund vor, dass du dir Sorgen machen musst. Und ich will auch nichts mehr davon hören.« Bevor Hartmut noch etwas erwidern konnte, öffnete sich die Wohnzimmertür. Edda Sabel stand im Rahmen und verzog verächtlich die Mundwinkel, als sie das engumschlungene Paar vor sich sah. »Ich hätte mir denken können, dass ihr hier seid«, kommentierte sie mit einem ironischen Lachen. »Ich möchte gern einmal wissen, wann ihr endlich aus den Flitterwochen heraus seid. Immerhin seid ihr nun schon fast zwei Jahre miteinander verheiratet.« »Du solltest dich freuen, Mutter, dass wir so glücklich miteinander sind!«, erklärte Hartmut mit Nachdruck. »Ich möchte nicht, dass du jede Gelegenheit suchst und ausnutzt, um Heide und mir vorzuhalten, dass wir glücklich miteinander sind.« Edda Sabel zog die Schultern empor, als wolle sie mit dieser Geste andeuten, dass es sich nicht lohne, ein Wort darüber zu verlieren. Sie konnte es ihrem Ältesten nicht verzeihen, dass er die zwar sehr schöne, aber dafür auch desto ärmere Heide geheiratet hatte. Sie hatte es sich so herrlich vorgestellt, wie alles sein würde, wenn Hartmut Cora Blanken heiraten würde. Geld musste zu Geld kommen, so lautete jedenfalls ihre Devise. Sie hatte Hartmuts Vater auch geheiratet, weil er reich war und sie standesgemäß ernähren konnte. Bei ihr war ihrer Ansicht nach alles in Ordnung gewesen, denn sie selbst hatte auch eine erkleckliche Summe mit in die Ehe gebracht. Von diesem Geld hatten sie noch ein großes Waldstück kaufen können, sodass das Gut abgerundet werden konnte. Aber Heide – sie hatte nichts als sich selbst mit in die Ehe gebracht. Und die alte Edda Sabel ließ wirklich keine Gelegenheit aus, um ihr das immer wieder vorzuhalten. Dass sie ihren Ältesten damit immer weiter von sich forttrieb, schien sie weder zu merken noch einzusehen. »Da ist jemand am Telefon für dich, Hartmut. Wenn du dich also für ein paar Minuten von deiner Frau trennen kannst, wäre es vielleicht ganz gut, wenn du das Gespräch annehmen würdest.« Hartmut warf Heide, die stumm stehen geblieben war, einen liebevoll-zärtlichen Blick zu. »Ich bin gleich wieder zurück. Wartest du auf mich?«, sagte er noch schnell, ehe er das Zimmer verließ. Edda Sabel betrachtete ihre verhasste Schwiegertochter mit einem abfälligen Blick. »Findest du nicht auch, mein Kind, dass es den Dienstboten gegenüber lächerlich wirkt, wenn du und Hartmut euch dauernd küsst und in aller Seelenruhe Zärtlichkeiten miteinander austauscht? Ich finde es einfach abstoßend.« »Bitte, Mutter, ich ...« »Du solltest lieber an die frische Luft gehen, Heide. Du solltest dich überhaupt mehr an der frischen Luft aufhalten. In deinem Zustand kann man nicht genug an der Luft sein.« »Aber ich ...« »Lass nur«, winkte die alte Dame gehässig ab. »Ich weiß, dass ihr auf meine wohlgemeinten Ratschläge keinen Wert legt. Weder du noch Hartmut. Mein Sohn hat sich überhaupt erschreckend verändert, seit er mit dir verheiratet ist. Manchmal könnte man annehmen, dass du ihn in ein regelrechtes Abhängigkeitsverhältnis gedrängt hast.« Heides schöne graue Augen sahen die alte Dame ernsthaft an. Dann wandte sie sich stumm ab und verließ das Zimmer. Heide hatte eingesehen, dass es keinen Zweck hatte, sich mit ihr zu unterhalten. Sie würde sie nie verstehen, ganz gleich, was immer Heide auch sagen würde. Edda Sabel sah ihr nach. Sie umfing ihre allmählich durch ihren Zustand unförmig gewordene Gestalt mit hasserfüllten Blicken. Dann zuckte sie wieder mit den Schultern und ging nach nebenan, um zu frühstücken. Sie lächelte freundlich, als Gero, ihr zweiter Sohn, zu ihr trat. Und natürlich folgte ihm Ina Konradi, seine Braut, mit der Edda Sabel sehr einverstanden war. Gero küsste seiner Mutter galant die Hand und schob ihr den Stuhl zurecht. »Unser Paar hat wohl schon vorgezogen, allein zu frühstücken, um wieder miteinander turteln zu können, wie?«, sagte er dabei lachend. Ina warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Bitte, Gero, hör damit auf. Du weißt ganz genau, dass du Mutter damit nur verärgerst. Ich finde es nicht sehr nett von dir, wenn du einfach in allem herumstocherst, von dem du weißt, dass Mutter darunter leidet. Ich persönlich finde es auch skandalös, dass sich weder Hartmut noch Heide irgendeinen Zwang auferlegen. Aber ich finde auch, dass man das übersehen sollte.« Edda Sabel nickte und warf Ina einen anerkennenden Blick zu. »Die Menschen sind eben verschieden«, sagte sie wütend. »Die einen können sich kraft ihrer guten Erziehung ein bisschen disziplinierter benehmen, und die anderen erlegen sich überhaupt keinen Zwang auf. Ich hätte niemals geglaubt, dass Hartmut sich derart verändern könnte.« »Ich wäre an deiner Stelle froh, wenn ich daran denken würde, dass du zwei Söhne hast. Gero würde sich niemals gehenlassen!« Ina warf ihrem Verlobten einen verliebten Blick zu. Das war aber auch das Einzige, was sie sich in Eddas Gegenwart erlaubte. Sie hasste Edda – aber sie war klug genug, sich das nicht anmerken zu lassen. Wäre Gero der Ältere gewesen und sie, Ina, schon mit ihm verheiratet – sie hätte der alten Dame schon unmissverständlich klargemacht, dass sie nun nichts mehr zu sagen hatte. Aber Heide war eben anders, sie war weich und nachgiebig. Ina hasste auch Heide. Sie konnte es ihr nicht verzeihen, dass sie die Frau des älteren Sabel war und zu allem Überfluss auch noch ein Kind erwartete. Nun würde Gero nichts weiter als seinen Pflichtteil bekommen. Wenn sie und Gero einen Sohn gehabt hätten und Heide und Hartmut nur eine Tochter, wäre alles klar. Aber sie traute es Heide auch durchaus zu, dass sie einen Sohn zur Welt bringen würde. Dann war es sowieso aus mit Geros Erbe. Manchmal hasste Ina auch Hartmut, weil er eben der Ältere war. Aber sie wusste auch, dass sie gegen die strengen Familiengesetze der Sabels machtlos war. Sie konnte nur hoffen, dass Heide eine Tochter zur Welt brachte und Gero sich nun allmählich endlich zu einer Heirat entschließen konnte, damit sie selbst den ersehnten Sohn zur Welt bringen konnte. »Ich möchte nach dem Frühstück gern in die Stadt«, gestand Ina und sah Gero bittend an. »Ich habe ein wunderschönes Kleid gesehen, das ich unbedingt haben muss.« Edda Sabel nickte ihr anerkennend zu. »Natürlich fährt Gero mit dir. Ich finde es gut, dass man sich dann und wann etwas Neues kauft. Auch, wenn man auf dem Lande lebt, darf man sich nicht gehenlassen.« Ina lächelte ihr zu. Diese alte Hexe, dachte sie. Sie spielt nur den einen gegen den anderen aus. Ich persönlich bin ihr doch gleichgültig. Wenn ich arm wie eine Kirchenmaus wäre, wie Heide, würde sie mich ebenso wie sie behandeln und mich verachten. Edda sah Gero und Ina nach, wie sie über den weiten, blankgefegten Gutshof zur Garage gingen. Ein schönes Paar, dachte sie beifällig und setzte in Gedanken noch hinzu: schade, dass Gero nicht der Ältere ist. *** Heide erwachte durch die Sonne, die durch eine Ritze im Vorhang auf ihr Gesicht fiel. Sie schaute zur Seite, mitten hinein in...